Vom Sinn und Zweck von Fahrradhandschuhen
Du hast Fahrradhandschuhe noch nie gebraucht? Das zeigt, dass Du auf dem Fahrrad hart im Nehmen bist! Trotzdem sprechen viele Faktoren für den Einsatz von Fahrradhandschuhen, dass Du Deine Entscheidung nochmal überdenken solltest. Um nur die wichtigsten zu nennen:
Fahrradhandschuhe
- verringern die Wahrscheinlichkeit, dass sich Blasen und Scheuerstellen an den Handballen bilden
- beugen, speziell beim Mountainbiken und Freeriden, tauben Fingern und Handpartien vor
- sorgen durch Polster und Dämpfungselemente für mehr Fahrkomfort auf dem Fahrrad
- verringern das Verletzungsrisiko und schützen vor UV-Strahlung
- verhindern die Bildung von Hornhaut
- halten an kühlen Tagen und bei Minusgraden im Winter die Hände warm
Welche Fahrradhandschuhe für welchen Einsatzbereich?
Fällt das Stichwort "Fahrradhandschuhe", denken die meisten an klassische, kurze Radhandschuhe, bei denen die Finger kurz vor dem Fingermittelgelenk "abgeschnitten" sind. Dass es weit mehr Handschuhtypen als diesen "Grundtypus" gibt, wie man ihn vielleicht von der Tour de France her kennt, wissen meist nur Ganzjahres-Radfahrer und Branchen-Insider. Im Folgenden geben wir daher einen kurzen Überblick, welcher Handschuhtyp für welche Fahrraddisziplin geeignet ist.
1. Rennrad- oder Tourenrad-Handschuhe mit kurzen Fingern
Die Klassiker unter den Fahrradhandschuhen, von Fachmännern auch "Halbhandschuhe" genannt, gibt es schon seit geraumer Zeit. Schon in den 1950er Jahren nutzten Profis wie Fausto Coppi Rennradhandschuhe, um die Strapazen auf der Tour de France auch für die Hände so gering wie möglich zu halten. An der Konzeption dieser Rennradhandschuhe hat sich im Grunde nichts geändert - bis auf die verwendeten Materialien und Technologien. Stretch-Elemente sorgen für einen ausgezeichneten Sitz, Leder- oder Kunstledereinsätze verhindern ein schnelles Durchscheuern an der Innenhand. Die zum Teil minimalistisch ausfallenden Modelle verfügen je nach Preisklasse und Hersteller über eine unterschiedlich starke Dämpfung, mitunter auch mit Geleinsätzen. Details wie Silikonelemente, die für einen besseren Griff am Fahrradlenker sorgen, und Klettverschlüsse am Bündchen, die den An- und Ausziehvorgang beschleunigen, runden die Ausstattung von Rennrad- oder Tourenrad-Handschuhen ab.
2. MTB-Handschuhe mit kurzen Fingern
Von außen kaum zu unterscheiden, sind es die inneren Werte, die einen MTB-Handschuh mit kurzen Fingern von einem Rennradhandschuh abgrenzen. Der Unterschied liegt im Detail. Meist fällt die Dämpfung etwas stärker aus, um heftigere Erschütterungen, wie sie beim MTB-Fahren auftreten, abzufedern. Zudem sind MTB-Handschuhe in der Regel etwas stärker gegen äußere Einwirkungen geschützt. Dieser Schutz besteht meist aus Verstärkungen an den Fingern, die aus Gummi und einem widerstandsfähigeren Gewebe gemacht sein können, sowie stärkeren Polsterelementen, die die Hand im Falle eines Aufpralls vor Verletzungen schützen. Das geht meist zu Lasten der Belüftung, die bei Rennrad- und Tourenrad-Handschuhen besser ausfällt.
Nachdem sich die Hersteller inzwischen aber eine Menge Tricks (stretchige Materalien, kleine Mesh-Einsätze) einfallen lassen, um die Flexibilität der Handschuhe trotzdem auf einem hohen Niveau zu halten, fällt dieser "Nachteil" kaum ins Gewicht. Wer beim Mountainbiken einmal "mit den Händen gebremst" hat, wie es so schön heißt, wird nie wieder ohne MTB-Handschuhe unterwegs sein!
3. Freeride- und Enduro-Handschuhe mit langen Fingern
Freerider und Endurofahrer bedürfen eines höheren Schutzes als Mountainbiker, die "nur" klassische Tagestouren unter die Reifen nehmen. Wer im Park unterwegs ist, fleißig über Ramps und Obstacles springt und auf diese Weise auf jede Menge "Airtime" kommt, braucht Handschuhe, die die komplette Handfläche vor Abschürfungen und ungewolltem Bodenkontakt schützen.
Speziell der Schutz der Handflächen sollte groß geschrieben werden - im Falle eines unfreiwilligen Abstiegs sind diese am meisten betroffen. Daher verfügen die meisten Freeridehandschuhe über eine besonders robuste Innenhand und Verstärkungen an den am häufigsten betroffenen Stellen. Dass dabei viele Handschuhe durch den Erfindergeist der Hersteller angenehm flexibel bleiben - umso schöner!
4. Allwetter-Fahrradhandschuhe für Ganzjahresfahrer
Wer sein Rad liebt, der fährt es jeden Tag - oder wie ging der Spruch doch gleich? Radler, die das ganze Jahr über unterwegs sind, kennen die Situation: Es ist zu kalt, um mit kurzen Radhandschuhen zu fahren, und noch zu warm, um die ganz dicken Winterhandschuhe zu tragen. Außerdem möchte man gerne mit Handschuhen unterwegs sein, die dünn genug sind, um die Schaltung gefühlvoll bedienen zu können und ein gutes Gespür für die Rückmeldungen des Lenkers zu haben.
Für diese Klientel haben die Hersteller Handschuhe im Sortiment, die zum einen optimalen Wetterschutz und zum anderen noch ausreichend "Gefühl" für die Bedienung von Schaltung und Bremse bieten.
5. Winter-Fahrradhandschuhe für den extremen Einsatz
Wer auch bei Minustemperaturen und Schneetreiben sein Fahrrad aus der Garage holt und bei extremen Wetterverhältnissen innerlich aufblüht, sollte beim Handschuh zu einem Modell greifen, das gut gefüttert ist und den Händen bei winterlichen Verhältnissen den maximal möglichen Komfort bietet. Hier geht es nicht mehr unbedingt um Flexibilität, sondern darum, dass die Finger nicht taub werden und der Wind keine Chance hat, das Futter zu durchdringen.
Zum Glück haben sich einige Hersteller auch zu diesem Zweck Gedanken gemacht und fertigen Handschuhe, die in Sachen Wärmeleistung durchaus mit Skihandschuhen mithalten können. Denn nichts ist unangenehmer, als bei Temperaturen um den Gefrierpunkt oder gar im Minusbereich mit halb abgefrorenen Fingern am Zielort anzukommen.
Worauf sollte man beim Handschuhkauf sonst noch achten?
Am wichtigsten beim Handschuhkauf ist natürlich die Größe. Hierzu gibt es einen eigenen Größenberater bei Bergzeit, der bei der Auswahl der richtigen Handschuhe hilft:
Leider ist es so, dass die Größe von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich ausfällt. Im Zweifel sollte man, wie bei so vielen anderen Bergsport- und Bekleidungsartikeln, die größere Größe in Betracht ziehen. Speziell beim Radhandschuh rächen sich zu klein gewählte Modelle durch Druckstellen, die automatisch zu Kältebrücken führen. Kann man sich zwischen zwei Größen nicht entscheiden, hilft nichts anderes als Ausprobieren!
Wer auf winddichtes Material Wert legt, sollte beim Kauf von Allwetter- und Winterhandschuhen auf Modelle mit Windstopper oder Gore-Tex achten. Einzelne Hersteller haben auch andere Technologien im Einsatz, die meist in der Produktbeschreibung erwähnt werden. Nur solche Handschuhe sorgen dafür, dass die Hände auch unter Extrembedingungen warm und trocken bleiben!