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Kletterschuhe für Kinder: Grip für kleine Füße
Wie finde ich eigentlich die richtigen Kletterschuhe für mein Kind? Diese Frage müssen sich Eltern stellen, wenn der eigene Sprössling seine Begeisterung für die Vertikale entdeckt. Die erste Zeit lässt sich oft noch wunderbar mit Leihmaterial überbrücken. Aber über kurz oder lang kommt man nicht umhin, eigene Kletterschuhe oder einen eigenen Kinderklettergurt anzuschaffen.
Vor allem für nicht-kletternde Eltern ist die Auswahl des passenden Materials eine echte Herausforderung. Was unterscheidet Kinderkletterschuhe von Erwachsenenkletterschuhen? Und wie findet man die richtigen Kletterschuhe für sein Kind? Welche Ratschläge gibt eigentlich eine Ärztin?
Was ist der Unterschied zwischen Kletterschuhen für Erwachsene und Kinderkletterschuhen?
Erwachsene und Kinder betreiben den Klettersport auf sehr unterschiedliche Weise. Im Grunde gibt es zwei Szenarien, wie Kinder zum Klettern kommen: Entweder sie sind in einer Kindergruppe oder sie sind mit Erwachsenen unterwegs und ziehen dann recht bald in Richtung "Kinderspielbereich" ab. In beiden Fällen gilt die Faustregel: Je jünger das Kind, desto mehr mehr spielerische Elemente sollte der Klettertag beinhalten. Das heißt: es wird nicht nur geklettert, sondern auch gerannt, gehüpft, herumgetobt. Das ist auch wichtig für die korrekte Wahl der Kinderkletterschuhe.
- Einstellsysteme: Kinder wachsen noch - und auch deren Füße. Deshalb haben die Hersteller verschiedene Einstellsysteme entwickelt, etwa Einlagen an der Ferse bei Edelrid und Millet, eine Einstellfunktion an der Ferse bei Evolv oder ein spezielles Schnürsystem bei La Sportiva. Auf diese Weise können auch Doppelgrößen abgedeckt werden. Und nicht zuletzt passen die Kletterschuhe für Kinder länger und der elterliche Geldbeutel wird geschont.
- Schnürsystem: Kinderkletterschuhe verfügen über eine spezifische Konstruktion, die das An- und Ausziehen so leicht wie möglich gestaltet. La Sportiva verwendet sehr stretchige Materialien mit einem speziellen Verschlussystem. Evolv und Edelrid haben extra breite Einstiege mit einfachen Klettverschlüssen.
- Passform: Kletterschuhe für Kinder haben - im Gegensatz zu Kletterschuhen für Erwachsene - keine Vorspannung und sind nicht asymmetrisch aufgebaut. Denn diese speziellen Formen üben stärkeren Druck auf den Fuß aus.
Warum sollten Kinder keine zu engen Kletterschuhe tragen?
Kinder sollten im Gegensatz zu Erwachsenen keine zu engen Kletterschuhe tragen. Das hat nicht zuletzt medizinische Gründe, erklärt die kletternde Ärztin und Mutter Isabelle Schöffl: "Erstens besteht das Skelett von Kinderfüßen noch aus weichem, formbarem Knorpel und nicht wie bei uns Erwachsenen aus festem Knochen. Je jünger das Kind, desto ausgeprägter ist dieses Phänomen. Später verknöchert dieser Knorpel - und zwar in der Form, die der Körper für am günstigsten hält. Wenn also schlecht passende Kletterschuhe oder zu kleine Schuhe den Knorpel der Füße in eine unphysiologische Form biegen, dann verknöchert er irgendwann in dieser Position und der Fuß nimmt eine ungesunde Form an." Das führt dann wiederum zu Folgeproblemen. Zugleich ist genau das der Grund, warum Kletterschuhe für Kinder eine "normale", also vergleichsweise entspannte Passform aufweisen.
Diese Problematik wird dadurch verstärkt, dass die Kinder ihre Kletterschuhe nicht (wie Erwachsene) nach einer Route oder zwei bis drei Bouldern ausziehen. "Motiviert und begeistert vergessen die Kinder sogar, ihre Schuhe auszuziehen. Sie rennen damit über Matten, merken die Schmerzen nicht und bekommen häßliche Drucksstellen", so Schöffl. In der Tat: Bei Erwachsenen sieht man es eher selten, dass sie durch die Halle toben und vor Begeisterung vergessen, ihre Schuhe auszuziehen …
Welche Bereiche des Fußes sind besonders gefährdet?
Die Passform von Kletterschuhen ist darauf ausgelegt, eng am Fuß anzuliegen. Die Passform sorgt daher auch für die notwendige Sensibilität. Ungesund ist das vor allem für die Stellen des Fußes, auf die besonders viel Druck wirkt, erklärt Isabelle Schöffl: "Zehen und Ferse. Vor allem die große und kleine Zehe sind aufgrund der Kletterschuhform besonders gefährdet." Der Aufbau der Kinderkletterschuhe reduziert daher soweit möglich den Druck auf Zehen und Fersen.
Wie finde ich die richtigen Kinder-Kletterschuhe?
- Größe messen: Die sicherste Methode ist hier, das Kind auf ein Blatt Papier zu stellen und beide Füße abzumalen. Anschließend kann man in Ruhe vermessen. Sind die Füße unterschiedlich lang, sollte man sich nach dem längeren Fuß richten.
- In der Größentabelle nachschauen: Idealerweise schaut man als nächsten Schritt mit diesem Maß in der Größentabelle des Herstellers nach. Im Bergzeit Shop findet man diese - soweit sie uns vorliegt - immer direkt bei den Produkten unter der Größenauswahl. Liegt eine solche Größenauswahl nicht vor, hilft ein Blick auf unsere allgemeine Größentabelle für Outdoor-Schuhe. Sind die Doppelgrößen für die Kinder-Kletterschuhe angegeben, sollte man im Zweifelsfall eher den größeren Schuh wählen.
- Anprobe: Kletterschuhe fallen je nach Hersteller sehr unterschiedlich aus - das gilt für Kinderkletterschuhe ebenso wie für Erwachsenenkletterschuhe. Es schadet also sicher nichts, auch zwei unterschiedliche Schuhgrößen durchzuprobieren. Wichtig: Bei der Anprobe sollten verstellbare Kinderschuhe so klein wie möglich eingestellt sein. Nur so kann man die Passform des Schuhs optimal bewerten. Beim Evolv Venga sollte der Klettverschluss an der Ferse enger gestellt sein. Beim Edelrid Crocy oder dem Millet Easy Up sollten die Einsätze eingelegt sein. Die Zehen des Kinderfußes dürfen nicht aufgestellt sein oder vorne anstehen. Allerdings sollte auch nicht allzuviel Luft sein, sonst fällt den Kindern präzises Treten schwerer.
Die "Man-muss-doch-barfuß-in-die-Kletterschuhe!"-Doktrin kann man sich bei Kindern übrigens getrost sparen. Vielmehr sind Socken eine gute Möglichkeit, die Passform ein wenig zu optimieren. Muss das Kind die Socken weglassen, damit die Kletterschuhe passen, wird es Zeit, sich um ein neues Paar zu kümmern.
Kletterschuhe für Jugendliche
Kletterschuhe für Kinder gibt es ungefähr bis zur Schuhgröße Euro 35. Danach erreichen Kinder in der Regel den Bereich, den bereits kleine Erwachsenenschuhe abdecken. Das heißt allerdings nicht, dass Kinderfüße dann nicht mehr wachsen. Zwar gilt die Faustregel: Je kleiner das Kind, umso problematischer und schädlicher sind zu enge Kletterschuhe. Allerdings sollte auch bis zum Ende der Pubertät darauf geachtet werden, dass Jugendliche keine zu engen Kletterschuhe tragen.
"In der Pubertät" erklärt Isabelle Schöffl, "verschließen sich die letzten Knorpelfugen und verknöchern; damit endet das Wachstum. In dem Moment, in dem diese Fugen auf der einen Seite geschlossen, aber auf der anderen Seite noch offen sind, kommt es bei den Fingern oft zu Brüchen dieser sogenannten Wachstumsfugen. Bei Läufern wurde dies auch bei Füßen und Knien beobachten. Es ist daher vorstellbar, dass ständiges Abspringen von Bouldern in zu kleinen Schuhen ähnliche Pathologien verursachen könnte."
Das größte Problem bei Jugendlichen sieht Schöffl aber an anderer Stelle, nämlich dass Jugendliche "den Erwachsenen nacheifern wollen und genau das Schuhwerk tragen wollen, dass ihr Idol gerade trägt. Oftmals spielt aber genau in diesem Alter das Schuhwerk keine allzu große Rolle. Zum einen wird nahezu alles durch "überdimensionale" Kraft gelöst. Zum anderen behindert schlechtes Schuhwerk den Kletterstil bei Kindern kaum. Im Gegenteil, es hilft wahrscheinlich eher dabei, eine verfeinerte Technik zu entwickeln. Hier ist sicher Aufklärung nötig. Alexander Megos ist lange mit aufgeschnittenen Schuhen geklettert, da ihm die Zehen wehtaten. Das hat seiner Kletterleistung keinen Abbruch getan. Auch bei Erwachsenen sollten die so hochgelobten, viel zu engen Schuhe der Vergangenheit angehören. Nicht nur die Größe des Kletterschuhes ist wichtig, sondern Technik, gute Passform und guter Sitz!"
Kletterschuhe für Kinder und Jugendliche - das ist zu beachten
Will man als Eltern Kinder-Kletterschuhe kaufen, sind folgende Punkte zu beachten:
- Kinderkletterschuhe sollten nicht zu eng sein. Sonst kann es zu irreparablen Schäden der Fußknochen kommen.
- Kletterschuhe für Kinder wachsen eine begrenzte Zeit mit. Werden sie allerdings zu eng, sollte man nicht zögern, sie auszutauschen. Sieht man Druckstellen oder Blasen, sind das eindeutige Zeichen für neue Kletterschuhe.
- Bei der Anprobe sollten man wie folgt vorgehen: Größe messen, in der Größentabelle nachschauen, Schuh mit maximaler Verkleinerung anprobieren.
- Der Fuß braucht zwischen den Belastungen auch Pausen. Das heißt für die Kinder: Kletterschuhe ausziehen! Das kann besser funktionieren, wenn für Spielphasen etwa Hallenturnschuhe in der Kletterhalle mit dabei sind.
- Das Fazit von Isabelle Schöffl zum Thema Kletterschuhe für Kinder ist übrigens ganz einfach: "Für Kinder in jedem Alter muss mit Vorsicht Schuhwerk gekauft werden. Und der Fuß braucht immer Pausen zwischen den Belastungen. Im Zweifelsfall kauft man lieber etwas zu große Schuhe und das Kind wächst dann hinein."