Rother Bergverlag
Die hier vorgestellte Alpenüberquerung führt Dich in sieben Tagesetappen vom bayrischen Garmisch-Partenkirchen vorbei am Wettersteingebirge und Karwendel über die Stubaier Alpen bis nach Sterzing, in die nördlichste Stadt Italiens. Dabei meisterst Du zu Fuß mehr als 90 Kilometer und 3.800 Höhenmeter.
Die Route meidet hochalpine Regionen und verläuft zivilisationsnah durch einfaches Gelände und mittlere Höhenlagen (bis 2.200 Meter). Während die ersten beiden Etappen eher Mittelgebirgswanderungen ähneln, stehen bei der Querung des Alpenhauptkamms in den östlichen Stubaiern etwas mehr Höhenmeter auf dem Programm.
Was uns besonders gefällt: Bei Etappe 2 und 4 hast Du jeweils eine interessante Variante mit zur Auswahl. Außerdem bietet sich die Möglichkeit, Etappen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu überspringen. Übernachtet wird im Tal und ein Gepäcktransport kann über verschiedene Anbieter gebucht werden.
Somit eignet sich die Route nicht nur für sportive Mittelgebirgswanderer, sondern auch für tourenerfahrene Familien, Genießer und weniger hochalpin erfahrene Bergwanderer – entsprechende Kondition vorausgesetzt.
Thomas Striebig
Der folgende Text stammt aus dem Rother Wanderführer „Alpenüberquerung Garmisch-Sterzing“ von Thomas Striebig.
Unterwegs auf der Alpenüberquerung: Ein Weg mit klarem Konzept
Die Wanderung von Garmisch-Partenkirchen nach Sterzing ist eigentlich gar keine »richtige« Alpenüberquerung, denn Sterzing liegt zwar südlich des Alpenhauptkamms, aber doch noch mitten in den Alpen. Wer von dort zu Fuß bis zum südlichen Rand des Gebirges weitergehen will (bekannte Fernwanderwege führen nach Belluno und Verona), der hat gut und gerne weitere drei Wochen Wanderzeit vor sich – mindestens.
Aber Garmisch – Sterzing ist ohnehin nichts für Puristen. Anders als etwa beim »Traumpfad« München – Venedig muss man hier nicht zwingend jeden Kilometer zu Fuß zurücklegen, ja, man täte sich damit auch keinen großen Gefallen – gerade im Bereich des Inntals. (…)
Unglaublich, wie viel wir innerhalb einer einzigen Wanderwoche zu sehen bekommen!
Thomas Striebig, Autor des Rother-Wanderführers
Höchst eindrucksvoll ist es schon am Startpunkt in Garmisch-Partenkirchen. Wie eine riesige Barriere scheint sich uns das gewaltige Wettersteingebirge gleich zu Beginn in den Weg zu stellen. Was mag uns wohl hinter dieser Riesenmauer erwarten? Jedenfalls ist sie leicht zu umgehen, kinderleicht sogar – schon hier zeigen die Alpen eine Schwachstelle in Gestalt eines ausgedehnten Mittelgebirges mitten im abweisenden Hochgebirge. Die Felsmauern bleiben auf Distanz.
Thomas Striebig
Dann die nächste Überraschung: Spätestens, wenn wir unterwegs ins Inntal sind, erblicken wir nicht nur – womit wir vermutlich gerechnet haben – vergletscherte Dreieinhalbtausender, sondern auch bizarr, ja, pittoresk gezackte Kalkberge, die die Einheimischen nicht ohne Grund als »Nordtiroler Dolomiten« bezeichnen. Keine Frage, dass wir die uns aus der Nähe betrachten wollen! Und wunderbar, auch hier finden wir wieder einen Durchschlupf vor: das knapp 2000 m hohe Halsl, das uns einen problemlosen Übergang ins Stubaital ermöglicht. Sogar ein einfacher Wandergipfel, stolze 2400 m hoch, liegt am Weg!
Thomas Striebig
Am nächsten Tag wandern wir auf den Spuren zahlloser Pilger, die über Jahrhunderte den Wallfahrtsort Maria Waldrast anstrebten. Danach mehren sich die einfach zu erreichenden Aussichtspunkte – während wir die Drei- und Dreieinhalbtausender der Stubaier und Zillertaler Alpen bestaunen, sind wir in erstaunlich sanften Blumenwiesen unterwegs. (…)
Kurz vor dem krönenden Abschluss der Alpenüberquerung lässt sich wohl niemand eine Einkehr im malerischen Almdorf der Vallmingalm entgehen; wenig später schweben wir gemütlich mit der Seilbahn von unserem letzten großen Aussichtspunkt, dem Rosskopf, in das Fuggerstädtchen Sterzing hinab. Auch wenn das dortige Klima, noch nahe am Alpenhauptkamm, den warmen Süden allenfalls erahnen lässt – die Fußgängerzone strahlt schon den Charme von südländischem Dolce Vita aus.
- Etappe 1: Garmisch-Partenkirchen – Leutasch
- Etappe 2: Leutasch-Weidach – Seefeld in Tirol
- oder Etappe 2V: Scharnitz – Solsteinhaus – Hochzirl
- Etappe 3: Axamer Lizum – Fulpmes / Stubaital
- Etappe 4: Mieders – Trins
- oder Etappe 4V: Mieders – Blaserhütte – Trins
- Etappe 5: Trins – Obernberg am Brenner
- Etappe 6: Obernberg am Brenner – Gossensass
- Etappe 7: Gossensass – Sterzing
Etappen-Highlights
Jede Etappe ist in ihrer Art ein Höhepunkt, doch erst in ihrer Summe entfalten sie ihre ganz eigene Dramaturgie. Beim Start überblicken wir noch das Tal der Loisach, die durch voralpin anmutende Berge dem im Hintergrund sichtbaren bayerischen Voralpenland entgegenfließt. Wir bewundern – sei es aus der Distanz oder schon mittendrin – die schroffen Felsabstürze von Karwendel und Wettersteingebirge.
Vielleicht (oder vielmehr hoffentlich) finden wir die Zeit für einen Stadtrundgang in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck.
Thomas Striebig
Dann nähern wir uns, mal auf kristallinem Untergrund, mal im Angesicht fast dolomitenhafter Kalkgipfel der Stubaier Alpen, dem Alpenhauptkamm. Dieser erweist sich in den östlichen Stubaiern als überraschend sanft und zahm, fast wie eine Art Schwarzwald, nur eben 1000 m höher; gleichwohl erfordert seine Überschreitung eine solide Kondition.
Diese Alpenüberquerung ist ein Gesamterlebnis.
Thomas Striebig, Autor des Rother-Wanderführers
Umso größer die Freude, wenn wir das erste Mal nach Süden blicken können, in Richtung Dolomiten etwa, und nach dem langen Abstieg nach Gossensass erstmals die glückliche Synthese aus Tiroler und italienischer Küche erleben dürfen. Nach einem letzten entspannten Bummel endet die Tour am Zwölferturm in Sterzing. Kurz: Diese Alpenüberquerung ist ein Gesamterlebnis.
Übersichtskarte mit Routenverlauf
Freytag & Berndt, Wien
Toureninfos zur Alpenüberquerung Garmisch – Sterzing
- Start & Ziel: Garmisch-Partenkirchen (Oberbayern) – Sterzing (Südtirol)
- Dauer: 7 Tage
- Gehstrecke & Höhenmeter gesamt: 90,5 km, 4.040 Hm
- Wegbeschaffenheit: einfache und mittelschwere Wanderwege und Bergpfade, teils Fahrwege, keine ausgesetzten Stellen
- Kondition: leicht bis mittel
- Längste Tagesetappe: 16 km bzw. 990 Hm (Etappe 5)
- Höchster Punkt: 2.166 m (Sandjöchl, Stubaier Alpen, Etappe 5)
- Markierung: keine routenspezifische Markierung, aber generell gut markierte Wanderwege (rot-weiß-rot)
- Übernachtung: im Tal in Städten und kleineren Ortschaften, optionale Hüttenübernachtungen bei Etappe 5 und den beiden im Wanderführer beschriebenen Varianten
- ÖPNV: Bahn- und Busunterstützung zwischen Etappe 2/3 sowie 3/4 (Stubaital); alle Etappen lassen sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen bzw. abkürzen
- Wanderführer: Rother-Wanderführer Alpenüberquerung Garmisch-Sterzing von Thomas Striebig, 1. Auflage 2022