Nachwuchs-Tester Jojo darf ab diesem Winter seine Skitouren mit einem Skiset aus K2 Wayback Junior und einer ATK Candy bestreiten. Als Felle hat er Kohla Freeride Mix Air auf dem Belag.
Lohnt sich eine Pin-Bindung für Kinder?
Der Markt für Kinder-Tourenskisets ist überschaubar, aber er wächst nach und nach. Die Umstellung des Nachwuchses auf ein Skitourenset mit Pin-Bindung hat insbesondere einen Grund: das Gewicht.
Mit seinen 27 Kilo ist der Sohnemann ausgesprochen leicht – umso wichtiger ist leichte Ausrüstung. Vergangenen Winter war er beim Tourengehen mit Alpinski und Skitourenadapter unterwegs. Diese Kombi wog knapp 3,4 Kilo – also über 12 Prozent seines Körpergewichts.
Nur um mal eine Relation herzustellen: Meine Ski müssten samt Bindung bei 65 Kilo Körpergewicht etwa acht Kilo wiegen. Uff!
Stefan Rehm
Stefan Rehm
Dank der Pin-Bindung wird JoJos gesamtes Skitouren-Setup deutlich leichter. Die Gewichtsersparnis durch Tourenski und Pin-Bindung beträgt über ein Kilo.
- Die Kombi aus Einlegern und Alpinski wiegt 3.396 Gramm.
- Der K2 Wayback Junior wiegt mit der ATK Candy nur 2.310 Gramm.
- Din Unterschied aufs Paar gerechnet beträgt fast 1.090 Gramm – etwas über vier Prozent vom Körpergewicht des Kindes.
Ergänzt wird JoJos leichte Skitourenausrüstung durch den F1 Junior Tourenskischuh von Scarpa. Auch hier spielen Gewicht und kindgerechtes Handling eine große Rolle. Mehr verrät der Testbericht zum Scarpa F1 Junior.
ATK Candy 5: alternativenlos für leichte Kinder
Das Thema Körpergewicht bringt auch gewisse Herausforderungen in Sachen Bindung und Z-Wert mit sich. Wirft man zur Orientierung einen Blick in eine entsprechende Tabelle, wird schnell klar, dass die Bindung im Bereich um Z-Wert 2 zuverlässig funktionieren muss.
Der Markt bietet für Kinder im Moment drei Möglichkeiten:
- Bindungen für leichte Skitourengeherinnen und Skitourengeher (oft Frauen), die meist mit einem Z-Wert von 3 starten, etwa die Xenic 7 von Fritschi. Derartige Bindungen auch schon für größere Jugendliche infrage. Als Faustregel kann man hier etwa 35 Kilo angeben, wobei es auch auf Faktoren wie Können, Sohlenlänge etc. ankommt. Tipp: Hier vorab den Ski-Service der Wahl kontaktieren …
- Die Dynafit ST Rotation Lite deckt immerhin einen Z-Wert-Bereich von 2,5 bis 7 ab. Damit ist diese Bindung auch für leichtere Kinder und Jugendliche interessant.
- Für Leichtgewichte unter 30 Kilo kommt eigentlich nur die ATK Candy in Frage, deren Z-Wert von 1,5 bis 5 reicht. So ist eine präzise Einstellung der Bindung gewährleistet.
Idealerweise wird eine Bindung gewählt, dass in Sachen Z-Wert sowohl nach oben als auch nach unten etwas Luft ist; nur so ist eine optimale Einstellung durch einen Fachmann sichergestellt.
Deshalb ist die ATK Candy die ideale Bindung für jüngere und/oder leichtere Kinder (es ist im Moment auch die einzige). Aber: ATK hat hier eine super Bindung gezaubert, die eben nicht nur im Z-Wert für kleine Skitourengeher optimiert ist, sondern auch im gesamten Handling.
Stefan Rehm
ATK Candy 5 im Test: das Handling
Im Grunde funktioniert das Handling der ATK Candy 5 wie bei den gängigen Pin-Bindungen:
Hinterbacken: Für den Aufstieg wird der Hinterbacken so gedreht, dass die Pins nach hinten schauen. Der Hinterbacken ist leicht drehbar, so dass er auch die Kraft und Kraftkoordination von Kindern und Jugendlichen nicht überfordert. Großes Lob dafür, das kenne ich von anderen Pin-Bindungen mit drehbaren Hinterbacken auch anders. Schwergängige Hinterbacken sind für Personen die leichter und weniger kräftig sind schon beim Start ein ziemlicher Spaßkiller.
Verstellweg: Kinder wachsen. Damit die Bindung etwas mitwachsen kann oder auch beim nächsten Kind gut passt, hat sie einen Verstellweg von 50 Millimetern, also doppelt so viel wie die meisten gängigen Pin-Bindungen.
Stopper-Arretierung: Die Arretierung der Stopper funktioniert über einen kleinen Hebel. Dieses System ist ausgesprochen leichtgängig: den kleinen Knopf reindrücken, Stopper nach unten drücken, loslassen, fertig. ATK verwendet diese Arretierung auch bei anderen Skitourenbindungen wie der Crest oder der Raider.
Auch hier ist das Handling sehr leichtgängig, auch jüngere Kinder kriegen das locker hin!
Ich bin hier etwas gespannt, wie das System auf Vereisung reagiert, sehe das Thema aber gerade für eine Kinder-Bindung als nachrangig – falls es überhaupt auftreten sollte.
Vorderbacken Das Einsteigen in die Pins vorne gehört beim Skitourengehen zu den schwierigeren Momenten, gerade für unterfahrene Nutzer. Auch hier hat ATK sehr auf Handling geachtet.
Bei der ATK Candy 5 gibt es vorne einen Anschlag, der das Einsteigen erleichtert. Für den Aufstieg muss der Hebel vorne verriegelt werden. Das Kraftmaß, das für die Arretierung aufgewendet werden muss, ist etwas geringer als bei einer vergleichbaren Erwachsenenbindung. Mich erinnert es etwas an den angenehmen Vorderbacken der Marker Kingpin.
Steighilfe: die Steighilfe wird durch Drehen des Hinterbackens eingestellt. Allerdings gibt es nur eine Stufe. Andererseits – würde eine zweite wirklich Sinn machen? Aus meiner Sicht nicht. Wenn ich mit Kindern oder Jugendlichen unterwegs bin, werde ich hoffentlich keine so steile Spur anlegen, dass ich diese ernsthaft bräuchte!
Harscheisenaufnahme: Harscheisen können gerade für Pistenskitouren mit Kindern relevant sein. Die ATK Candy 5 ist mit gängigen Dynafit oder Fritschi Harscheisen kompatibel, die wir zuhause haben. Also Check!
Die ATK Candy 5 im Praxistest
Endlich, nach einer ausführlichen häuslichen Produktschulung auf dem Wohnzimmerteppich geht es nach draußen.
Das Einsteigen klappt dank Anschlag und smoothen Handling sehr gut. Tester Jojo bekommt alle Handgriffe auf Anhieb hin: Drehen des Hinterbackens, Verriegeln der Stopper, und Verriegeln des Vorderbackens. Nur beim Einsteigen braucht es ein paar Versuche – aber hey:
Wer brauchte das bei seiner ersten Pin-Bindung nicht?
Der Aufstieg verläuft maximal unspektakulär, außer dass der Vater seinen Sohn mehrfach bremsen muss. Der ist nämlich sehr motiviert und deshalb sehr flott unterwegs.
Als wir zu Übungszwecken einige Spitzkehren einbauen gibt das deutlich weniger Geschimpfe als im vergangenen Winter mit Einlegern. Klar: Das ganze Setup ist deutlich leichter und lässt sich mit einem mehr oder weniger lässigen Kick um die Kurve manövrieren.
Nach der Gipfelbrotzeit das selbe Bild wie vor dem Aufstieg: Klack, Stopper durch ein einfaches Drücken raus, Klack, Hinterbacken gedreht, Klick, Vorne rein, und dann mit der nötigen Entschlossenheit auch hinten.
Die Abfahrt ist an diesem Tag nicht das Highlight, es ist noch zu wenig Schnee, aber wir rutschen souverän über die Eisplatten.
Test-Fazit zur ATK Candy
Die ATK Candy ist im Moment aus meiner Sicht die einzige relevante Bindung für kleinere oder leichtere Kinder. Nur sie bietet in einem Gewichtsbereich unter 35 Kilo eine guten Funktionsumfang.
Aus meiner Sicht ist die ATK Candy für jüngere oder leichtere Kinder als Pin-Pindung konkurrenzlos – und uneingeschränkt zu empfehlen!
Sie ist in der Verarbeitung solide, wie man das von ATK kennt, und im Handling optimal auf jüngere Kinder abgestimmt. Wer also eine Kinder-Skitourenbindung sucht, dem können wir – Jojo und Stefan – die ATK Candy 5 unbedingt empfehlen.