Inhalt
- Rennausrüstung für Skitouren: Was ist das?
- Was zeichnet einen Renn-Skitourenski aus?
- Welche Bindung eignet sich für Skitourenrennen?
- Welche Skitourenstiefel verwenden Skibergsteiger?
- Ausrüstung: Was braucht man noch?
- Welche Bekleidung benötigen Skibergsteiger?
- Brauche ich fürs Skibergsteigen einen Skitourenhelm?
- Zusammenfassung
Ob Patrouille de Glacier, Jennerstier, Erztrophy am Hochkönig oder Hochstein Tourenlauf: Welche Ausrüstung beim wettkampfmäßigen Skibergsteigen notwendig ist, legt das Reglement des jeweiligen Skitourenrennens fest.
International gibt es dafür das ISMF-Reglement, das die Grundlage für die Regeln des DAV und das SKIMO Austria Basisreglement darstellt. Darin sind die Mindestanforderungen für Wettkämpfe im Skibergsteigen im Deutschen Raum vorgegeben. Die Veranstalter richten sich danach. Sehr häufig sind die Regeln aber auch an die Bedingungen vor Ort und das Rennen selber angepasst.
Rennausrüstung für Skitouren: Was ist das?
Das wichtigste vorweg: Die Ausrüstung für Tourenskirennen muss handelsüblich sein und darf nicht verändert werden. Schraubereien und überambitioniertes Gewichts-Tunning im heimischen Skikeller sind daher beim Skibergsteigen keine sehr gute Idee.
In Kombination mit den Eigenheiten des Skibergsteigens – Geschwindigkeit ist alles, Minimalgewicht Trumpf – legt das Reglement einen recht klaren Rahmen für die nötige Wettkampf-Ausrüstung fest. Normen und Mindestanforderungen müssen erfüllt sein. Wer zudem ambitioniert an einem Skitourenwettkampf heran geht, möchte auch kein Gramm zu viel mit sich herum schleppen oder sich gar mit sperriger Ausrüstung herumschlagen.
Wettkampfausrüstung ist ultra-ultraleicht, höchst funktional – und preislich leider meist im High-End-Bereich angesiedelt.
Einige Hersteller, wie Ski Trab, ATK Race und allen voran Dynafit, haben mittlerweile spezialisierte Ausrüstung oder sogar eine eigene Kollektion für wettkampforientierte Skibergsteiger im Programm. Der „normale“ Genussskitourengeher kann in der Regel wenig damit anfangen.
Was zeichnet einen Renn-Skitourenski aus?
Das Reglement legt für Race-Ski eine Mindestlänge von 150 Zentimeter für Damen und 160 Zentimeter für Herren fest. Auch Metallkanten sind Pflicht. Bei Renn-Tourenski liegt der Fokus wie bei der gesamten Skitourenrennen-Ausrüstung auf einem möglichst geringen Gewicht.
Was beim Skibergsteigen zählt ist der Aufstieg – die Abfahrtsperformance bzw. die Fahreigenschaften der ultraleichten Tourenski sind nachrangig. Ein wettkampftauglicher Tourenski hat in der Regel eine Mittelbreite von wendigen 60 Zentimetern. Die Gewichtsuntergrenze von Ski und Bindung liegt in der Saison 2022/23 bei 730 Gramm für Damen und 780 Gramm für Herren.
Welche Bindung eignet sich für Skitourenrennen?
Vorgeschrieben ist laut Reglement eine Skitourenbindung mit vertikaler und lateraler Auslösung, die im Aufstieg Fersenfreiheit erlaubt. In der Rennpraxis gilt auch für die Bindung: weniger ist mehr.
Durchgesetzt haben sich ultraleichte Tec-Bindungen, die weniger als 130 Gramm auf die Waage bringen. Dass diese trotz ihrer filigranen Optik reibungslos und zuverlässig funktionieren müssen, versteht sich von selbst.
Das Minimalgewicht geht zu Lasten des „Komforts“: Eine echte Race-Bindung verzichtet auf unnötiges Klimbim wie Skistopper oder mehrstufige Steighilfen und verschwendet keine Schraube zu viel für die Montage.
Welche Skitourenstiefel verwenden Skibergsteiger?
Auch beim Skitourenschuh gibt das Minimalgewicht die Richtung vor. Das Wettkampf-Reglement legt zwei Verschlusssysteme und eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern fest. Die Skitourenstiefel müssen zudem über den Knöchel reichen.
Reinrassige Renn-Skitourenschuhe bieten im Aufstieg maximale Bewegungsfreiheit und Gehkomfort.
Gespart wird bei Isolation und Stabilität, wodurch sich die Abfahrtsperformance der Rennschuhe tendenziell auf das Nötigste reduziert. Dies gilt es mit gekonnter Skitechnik auszugleichen. Auch hier gibt’s ein Mindestgewicht: 450 Gramm für Damen und Jugendliche (U18), 500 Gramm für Herren.
Eine Alternative dazu sind renntaugliche Leicht-Skitourenstiefel. Derartige Tourenschuhe verbinden einen sehr hohen Gehkomfort mit geringem Gewicht und einem passablen Abfahrtsverhalten. Leich-Skitourenstiefel sind für Gelegenheits-Rennläufer und sportlich ambitionierte Tourengeher bestens geeignet.
Ausrüstung: Was braucht man noch?
Verpflichtend und auch praktisch zwingend notwendig sind Skifelle, die während des Rennens im Rennanzug oder Rucksack verstaut werden müssen. Das lässt bereits vermuten, dass im Standardreglement Skibergsteigen noch eine Reihe weiterer Ausrüstung vorgesehen ist.
Je nach Wettkampf kann die weitere Ausrüstung variieren, bzw. kann der Veranstalter auf einige Teile verzichten, sofern Strecke und Witterung dies erlauben. So kann es sein, dass zum Beispiel bei Vertikalrennen weder Helm noch Rucksack, Wetterschutzkleidung oder LVS-Ausrüstung notwendig sind.
Andersherum kann der Ausrichter beispielsweise bei Skidurchquerungen auch zusätzliche Ausrüstung wie Klettergurt, Klettersteigset, Steigeisen, Seil, Stirnlampe bzw. Helmlampe und einiges mehr vorschreiben. Auskunft darüber gibt die jeweilige Rennausschreibung bzw. das Reglement des Rennens.
- Hinweis: Ausrüstung, die vom Veranstalter optional vorgegeben werden kann, ist nachfolgend mit einem * gekennzeichnet.
Keine technischen Anforderungen gibt’s im Reglement übrigens für die Skitourenstöcke. In der Praxis bewähren sich auch hier ultraleichte Karbon-Stöcke in Fixlänge, die eine optimale Kraftübertragung bei schnellen Aufstiegen gewährleisten.
Welche Bekleidung benötigen Skibergsteiger?
Für den Oberkörper sieht das Reglement standardmäßig drei Schichten vor, wovon mindestens eine langärmlig am Körper getragen werden muss. Oft ist dies ein spezieller Rennanzug für Skibergsteiger aber auch andere Funktions(unter)wäsche und Skitourenbekleidung kommt zum Einsatz. Eine weitere Schicht kann als Windstopper* am Körper getragen oder im Rucksack* verstaut werden.
Auch am Unterkörper ist die Wetterschutz-Schicht* optional am Körper zu tragen, während eine lange Schicht (Rennanzug oder Skitourenhose) obligat getragen werden muss. Vorgeschrieben ist zudem mindestens ein Paar Handschuhe. Diese müssen die gesamte Hand bedecken und das ganze Rennen über getragen werden. Wenn es sehr kalt ist oder die Abfahrt sehr lang wird, kommen zusätzlich Überhandschuhe in Frage.
Grundsätzlich gilt auch bei der Bekleidung: Kein Gramm zu viel! Dehnbare Funktionsmaterialien erlauben maximale Bewegungsfreiheit, sind atmungsaktiv und sorgen für ein optimales Körperklima bei schweißtreibenden Aufstiegen. Die Ausstattung ist durchdacht und konzentriert sich auf das, was nötig und sinnvoll ist. Egal ob Rennanzug, Skitourenhose oder Windbreaker – im Fokus stehen bestmögliche Funktionalität und Performance bei minimalem Gewicht.
Bekleidungstipps vom Bergzeit Experten
Fabian, Experte für Skitourenbekleidung bei Bergzeit ist selbst viel mit Rennski unterwegs und gibt Dir hier seine ganz persönlichen Tipps für alle Bekleidungsschichten. „Zum Trainieren habe ich meistens noch einen Windbreaker dabei (oder eine ganz leichte Regenjacke) – z. B. wenn die Schneekanonen am Morgen noch an sind. Denn ist der Rennanzug einmal nass, wird es bei der Abfahrt super unangenehm.“
Baselayer Oberteil
Das Material der Wahl ist beim Skibergsteigen Funktionsunterwäsche mit hohem Synthetikanteil, etwa Polyester oder Polyamid. Diese leitet die Feuchtigkeit effizienter nach außen als Wolle. Der Feuchtigkeitstransport klappt noch besser mit Netzunterwäsche (sei es mit oder ohne Ärmel). Durch die grobe Meshstruktur wird Schweiß besonders schnell vom Körper wegtransportiert. Unter dem Rennanzug, wenn er mit einem Puls von 180 unterwegs ist, trägt Fabian oft nur ein Mesh-Tanktop.
Baselayer Beine
Bei der langen Unterhose empfiehlt sich eine Dreiviertellänge oder, wenn Du im Rennanzug unterwegs bist, eine Short. So vermeidest Du Falten und Reibung in den Skischuhen.
Midlayer Oberteil
Für die Abfahrt kommt eine dünne Skitourenjacke für den Rennbereich in Frage, die nur vorn in der Brustregion isoliert ist, an den Armen und am Rücken dagegen nicht. Diese bietet – ggf. kombiniert mit einem Windbreaker – ausreichend Schutz vor Wind, der beim Abfahren von vorne drauf trifft.
Midlayer Beine
ine kurze oder lange Isolationshose über dem Rennanzug oder der Skitourenhose mit durchgehendem Reißverschluss, die man ohne die Schuhe auszuziehen anziehen kann, sind praktische Lösungen für die Abfahrt – gerade wenn es beim Rennen auf jede Sekunde ankommt. Vor einem Skitourenrennen solltest Du das Überziehen am besten ein paar Mal üben.
Fabians Tipps fürs Training
- Trage beim Training auf der Piste immer etwas Langärmeliges. Das kann statt dem Rennanzug auch das Funktions-Longsleeve oder ein dünner Midlayer über dem Funktionsshirt sein. So vermeidest Du bei einem Sturz Hautkontakt mit der harten präparierten Piste.
- Ein Windbreaker ist leichter als eine Hardshell und reicht bei trockenen Bedingungen über dem Rennanzug oder der Funktionswäsche in der Regel als Windschutz aus.
- Immer mit Handschuhen gehen! Auch bei wärmeren Temperaturen. So schützt Du bei einem Sturz auf der Piste Deine Hände vor schlimmeren Verletzungen.
- Ein Stirnband aus dünnem Funktionsmaterial verhindert laufende Schweißtropfen im Gesicht. Nimm ein zweites zum Wechseln für die Abfahrt mit. Bei der Abfahrt kannst Du auch eine dünne Softshellmütze (aus dem Langlaufbereich bekannt) unter den Helm ziehen.
- Skitourensocken sind bei Skibergsteigern in der Regel aus Kunstfasern (es wird naturgemäß sehr warm in den Schuhen) und sitzen super eng, damit garantiert nichts reibt. Ein Tipp sind zum Beispiel Socken mit Kompression.
Brauche ich fürs Skibergsteigen einen Skitourenhelm?
Ein Helm ist im SKIMO-Reglement standardmäßig vorgeschrieben und wird nur dann nicht benötigt, wenn der Veranstalter eines Vertical-Rennens die Helmpflicht aufhebt. Wichtig dabei: Die EN12492 oder UIAA 106 müssen erfüllt sein – das bedeutet die Helme entsprechen den Normen für Bergsteigen und Klettern.
Skitourenhelme sind ausgesprochen leicht und erlauben eine maximale Belüftung. Manche Modelle sind zusätzlich auch als Skihelm zugelassen. Herkömmliche Skihelme oder auch Radhelme sind für Skitourenrennen (eigentlich) nicht geeignet.
Zusammenfassung
Minimalgewicht ist das Schlagwort bei der Ausrüstung für Skitourenrennen. Egal ob Tourenski, -bindung, Skitourenstiefel, Bekleidung, Helm oder Rucksack – ein geringes Gewicht der Ausrüstung kann im knallharten Run an die Spitze den entscheidenden Unterschied machen.
Neben der Einhaltung der Normen und Regeln des Skibergsteigens liegt der praktische Fokus auf maximaler Aufstiegsperformance, optimaler Bewegungsfreiheit und schnellem, zuverlässigem Handling. Komfort und Vielseitigkeit bleiben – speziell bei professioneller Wettkampfausrüstung – auf der Strecke.
Eine Alternative sind gewichtsoptimierte Bindungen und Schuhe, die auch sportlich ambitionierte Breitensportler begeistern können. In jedem Fall zählt Funktionalität: Durchdachtes, zuverlässiges Design und eine hohe Qualität sorgen für einen sorgenfreien Wettkampf.
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