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Geheimtipp für Genießer

#bergzeitsquad erkundet Val di Sole im Trentino

7 Minuten Lesezeit
Romantische Bergseen, einsame Wanderwege, warmherzige Begegnungen. Das sind drei Punkte, die #bergzeitsquad Mitglied Lena sofort in den Sinn kommen, wenn sie an ihre Tage im Val di Sole denkt. Isa und Lena aus dem #bergzeitsquad durften die Region für Dich testen und berichten hier davon.

Was macht für Dich einen perfekten Bergurlaub aus? Das ist eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Es kommt natürlich auf die Aktivitäten an, die Du vor Ort machen möchtest. Für mich sind es in etwa folgende Punkte:

  • Gute Lage: Das bedeutet, gute Erreichbarkeit. Aber ich möchte auch, dass ich einen guten Ausgangspunkt für meine Aktivitäten habe.
  • Gute Infrastruktur: Gibt es schöne Unterkünfte – vor allem Hütten mit gutem Essen? Gibt es Trails, Klettergärten, Wanderwege, etc. Gibt es Möglichkeiten für einen Ruhe- oder Regentag?
  • Landschaft & Menschen: Ich mache in den Bergen Urlaub, weil ich meine Lieblingssportart in einer schönen, einer neuen Umgebung ausüben möchte. Ich habe eine bestimmte Tour im Kopf oder ein Ziel in der Region. Wenn die Menschen vor Ort dann auch noch gastfreundlich sind, ist das quasi das i-Tüpfelchen.

Die Region Val di Sole hat Isa und mich für ein paar Tage zum Wandern eingeladen. Wandern? Über mehrere Tage? Von Hütte zu Hütte? Puh! Isa und ich klettern am liebsten. Der Zustieg zum Fels ist bei uns wandern. Trotzdem haben wir zugesagt und sind ohne große Erwartungen gestartet.

Val di Sole: Die Lage

Von München aus fährst Du circa vier bis fünf Stunden über Innsbruck und Bozen ins Val di Sole im Trentino. Ja, die Anreise ist nicht gerade kurz, aber sie lohnt sich. Warum? Das hat uns unser Bergführer Lorenzo erzählt. Das Tal mit einer Länge von circa 40 Kilometern liegt perfekt eingebettet zwischen den Brenta-Dolomiten auf der einen, und dem Nationalpark Stilfserjoch auf der anderen Seite. Hinzu kommen die zwei Seitentäler Val die Peio und Val di Rabbi. Sie sind umgeben vom größten Naturschutzgebiet Trentinos, dem Naturpark Adamello-Brenta. Durchzogen wird das Val di Sole vom Fluss Noce. Für einen Aktivurlaub genial, weil Du innerhalb von 20 – 30 Minuten Fahrzeit so vieles machen kannst:

  • Klettern, Wandern & Klettersteig in den Dolomiten
  • Wandern und Biken im Nationalpark
  • Kajaken, Rafting, Canyoning auf dem Noce Fluss
Bergführer Lorenzo begleitete Lena und Isa bei ihrer mehrtägigen Wanderung im Val di Sole.

Lena Starkl

Bergführer Lorenzo begleitete Lena und Isa bei ihrer mehrtägigen Wanderung im Val di Sole.


Durch die Lage ist die Landschaft unfassbar abwechslungsreich. Du kennst den beeindruckenden Anblick der Dolomiten. Wir waren auf der anderen Seite unterwegs, im Nationalpark Stilfserjoch sind wir gestartet. Unser Bergführer Lorenzo hat uns drei Tage lang durch seine Heimatberge geführt. Er ist hier unterwegs, seit er ein kleiner Junge ist. Und dennoch blieb er nicht nur einmal am Tag stehen, um uns auf die Schönheit dieser Landschaft aufmerksam zu machen: „Bello!“

Terzolas: Der Ausgangspunkt

Die erste Nacht haben wir im Pippo Hotel in Terzolas verbracht. Es ist ein guter Ausgangspunkt für Aktivitäten. Im Italien-Style gibt es abends unfassbar gute Pasta Pomodoro zur Vorspeise. Mh! Willkommen in Italien! Den Wellness-Bereich haben wir nicht getestet, aber es soll einen geben. So wie dieses Hotel gibt es im ganzen Val di Sole zahlreiche für jeden Geschmack. Wer das Thema Wellness interessant findet: Es gibt in Pejo und Rabbi Thermen die perfekt für einen Ruhetag sind.

Tag 1: Zum Refugio Stella Alpina am Lago Corvo

Aus dem wohlriechenden Harz der Lärchen wird im Val die Sole Kosmetik hergestellt.

Lena Starkl

Aus dem wohlriechenden Harz der Lärchen wird im Val die Sole Kosmetik hergestellt.


Wir starten den ersten Tag auf einem Parkplatz in Piazzola auf circa 1.500 Metern im Val di Rabbi. Unser Ziel ist das Refugio Stella Alpina am Lago Corvo. An einer Übersichtskarte zeigt Lorenzo uns die Region, in der wir sind. Ein Fakt, den ich beeindruckend finde: Im Nationalpark ist das Jagen verboten. Das haben offensichtlich sogar die Wildtiere verstanden, denn sie halten sich während der Jagdsaison relativ strikt innerhalb der Grenzen des Nationalparks auf. Es gibt sogar Bären und Wölfe hier. Doch die halten sich lieber bei den Schafen auf. Die Wege sind super ausgeschildert und markiert. Wir würden uns auch ohne Bergführer leicht zurechtfinden. Allerdings ist es uns eine riesige Freude mit Lorenzo unterwegs zu sein. Er erzählt uns viel über die Region: „Was denkt ihr, was das ist?“, fragt Lorenzo und zeigt auf eine Lärche, aus der unten eine Art abgeschnittener Ast rauskommt. Die Menschen aus dem nahen Dorf zapfen die Lärche an und entnehmen ihr Harz. Damit stellen sie Kosmetika her. Es ist klebrig und riecht so unfassbar gut. Wie ein Sauna-Aufguss. Den ganzen restlichen Tag schnüffle ich immer wieder an meiner Hand.

Wir legen einen kleinen ersten Stopp an einer Hütte ein: Malga Caldesa Bassa. Ob Du es glaubst oder nicht, hier habe ich den besten Apfelstrudel meines Lebens gegessen. Eine kleine Nonna steht in einem kahlen Raum mit Tisch, Kasse und riesiger Siebträgermaschine. Etwas skeptisch bereitet sie uns eine Runde Kaffee Americano zu und serviert ihren selbstgemachten Apfelstrudel. Draußen gibt es noch hausgemachten Käse zum Verkauf. Wir gehen weiter. Weil wir schon früh auf der Hütte sind, spazieren wir noch auf einen nahegelegenen Gipfel und springen zum Tagesabschluss in den Lago Corvo. Keine Menschenseele ist unterwegs außer uns. Der See liegt da. Klar und ruhig. Ich kann mir schon vorstellen, wie kalt er ist. Aber so schlimm ist es gar nicht. Im Gegenteil, es tut gut.

An der Malga Caldesa Bassa kehrte die Gruppe zum ersten Mal ein und war begeistert vom hausgemachten Apfelstrudel.

Lena Starkl

An der Malga Caldesa Bassa kehrte die Gruppe zum ersten Mal ein und war begeistert vom hausgemachten Apfelstrudel.


An der Malga Caldesa Bassa kehrte die Gruppe zum ersten Mal ein und war begeistert vom hausgemachten Apfelstrudel.

Lena Starkl

Der klare Lago Corvo bietet sich zum Abschluss des ersten Tages für ein erfrischendes Bad an.


Zum Aufwärmen gibt es auf der Hütte richtig gutes Essen. Eine Minestrone und Polenta mit Gemüse – wir sind alle drei Vegetarier – daher kein Fleisch. Aber alle Fleischesser sehen mindestens so zufrieden aus wie wir. Heute sind wir knapp 1.200 Höhenmeter gewandert und unser Fazit bisher: Wir sind richtig entspannt. Es tut gut einfach nur zu laufen. In einer wunderbaren Landschaft und in toller Gesellschaft.

Tag 2: Zum Refugio Dorigoni

Am zweiten Tag geht es vom Refugio Stella Alpina zum Refugio Dorigoni.

Lena Starkl

Am zweiten Tag geht es vom Refugio Stella Alpina zum Refugio Dorigoni.


Eine ältere Dame, die Chefin der Hütte verabschiedet uns am Morgen mit einem kurzen Plausch auf Deutsch und einem freundlichen Lächeln. Heute steht eine kurze Tour an, denn Lorenzo möchte uns unseren Wunsch erfüllen: Wir wollen noch ein bisschen klettern. Zum Refugio Dorigoni sind es knapp 600 Höhenmeter. Neuer Tag, neue Landschaft. Wir staunen nicht schlecht über diese Abwechslung. Bären sehen wir leider nicht, aber hier und da warnt ein Murmeltier seine Artgenossen vor uns. Wir gehen einfach dahin. Mal quatschen wir zwei Stunden am Stück, mal schweigen wir. Jeder versunken in die eigenen Gedanken.

Auch wenn die Tour an diesem Tag nicht besonders lange ist: Wir haben Hunger, als wir mittags auf der Hütte ankommen. Für Lorenzo ist die Hütte wie zu Hause ankommen. Seine Freunde Cecilia und ihr Bruder, der ebenfalls Lorenzo heißt und Bergführer ist, begrüßen uns freundlich. Cecilia spricht deutsch und lacht immer. Sie empfiehlt uns die Brennesselknödel mit Parmesan und geschmolzener Butter. Ohja! Dreimal bitte! Wahnsinn, sind die gut. Wenn Du irgendwann mal auf dieser Hütte bist, solltest Du die unbedingt essen. Nach dem Mittagessen und einer kurzen Pause geht es an die Kletterwand direkt bei der Hütte. Hier hat der andere Lorenzo, der von der Hütte, ein paar Routen eingebohrt. Doch irgendwie sind Isa und ich nicht in der Stimmung. Wir haben gerade keine Lust auf Plagerei, Angst vorm Fallen, kleine Griffe. Das Wanderfieber hat uns einfach gepackt und wir genießen es zu gehen. Daher wird diese Kletter-Session kurz.

Zur Stärkung gibt es mittags Brennesselknödel, die Lena und Isa eindeutig weiterempfehlen.

Lena Starkl

Zur Stärkung gibt es mittags Brennesselknödel, die Lena und Isa eindeutig weiterempfehlen.


Wir essen zu Abend. Es gibt Suppe, Nudeln, Salat, Brot. Alles schmeckt super, draußen ist es kühl, hier drinnen schön warm. Wir haben Licht, Internet, Wasser. Und das auf 2.436 Metern. Weder Isa noch ich machen uns Gedanken über irgendwas davon. Es ist einfach da. Wie zu Hause. Da lädt uns der Hüttenwirt Lorenzo auf eine kleine Tour um die Hütte ein. Er stapft mit einer Taschenlampe durch die Dunkelheit. Wir mit Stirnlampen hinterher. Bisher war er ein recht ruhiger Zeitgenosse. Ich dachte nicht mal, dass er Englisch kann. Doch jetzt platzt es aus ihm heraus. Das ist sein Thema, seine Leidenschaft.

Hüttenwirt Lorenzo erklärt die Energieversorgung der Hütte - die ist gar nicht so einfach.

Lena Starkl

Hüttenwirt Lorenzo erklärt die Energieversorgung der Hütte – die ist gar nicht so einfach.


Seit gut 25 Jahren führt Lorenzo zusammen mit seiner Schwester Cecilia die Hütte. Über diese Zeit haben sie sie so hergerichtet, dass sie völlig autark sind. Und das nachhaltig. Viel Geld hat er in all das investiert, aber er will sich zukunftsfähig aufstellen – auch wenn der Vertrag für die Hütte immer nur jährlich verlängert wird. Der Salat, den wir zum Abendessen hatten, kommt aus dem eigenen Beet. Mehrere Jahre hat er herumgetüftelt, bis er den Salat auf einer Höhe von fast 2.500 Metern anpflanzen konnte. Brot machen sie ausschließlich selbst. Nicht das typische weiße – generell sind ihm gesunde Lebensmittel wichtig und er setzt dabei auf regionale Produkte von den Bauern im Tal. Das muss per Hubschrauber erst mal auf die Hütte gebracht werden. Geheizt wird die Stube mit Infrarot. Das spart Holz und der Strom kommt aus Wasserkraft. Isa und ich sind beeindruckt. Und fast fühlen wir uns etwas schlecht. Wir haben auf der Hütte alles als selbstverständlich angesehen: Wärme, Licht, Essen. Für die Hüttenwirte ist das ein enormer Aufwand.

Tag 3: Careser Gletscher nach Val de la Mare

Am letzten Tag starten wir früh, gegen sieben Uhr. Wir sind ganz alleine, so wie die letzten Tage auch. Die Landschaft ist schon wieder anders. Heute sehen wir so viele schöne klare Bergseen. Nach acht Stück habe ich aufgehört zu zählen. Einer ist ganz türkisblau. Es sieht aus, als sei er voll mit dieser blauen Wischwasserflüssigkeit für Autoscheiben.

Rund um den Careser Gletscher gibt es viele kleine, unwirklich türkise Bergseen zu bewundern.

Lena Starkl

Rund um den Careser Gletscher gibt es viele kleine, unwirklich türkise Bergseen zu bewundern.


Wir kommen schnell voran und stehen am Rande des Careser Gletschers. Gletscher zu sehen ist immer schön und traurig zugleich. Lorenzo, unser Bergführer erzählt uns, bis wohin der Gletscher noch ging, als er zum ersten mal hier war. Unfassbar. Er sagt: „Wenn ich mit Familien hier oben bin, sage ich immer zu den Eltern, sie sollen ihre Kinder vor dem Gletscher fotografieren. Wenn sie erwachsen sind, wird es nämlich kaum mehr welche geben. Dann haben sie zumindest ein Erinnerungsfoto.“ Bitter. Für diesen Gletscher brauchen wir weder Seil noch Steigeisen. Er ist schon tot. Dünnes Eis quasi. Wir überqueren ihn. Plötzlich wird die Landschaft wieder ganz anders. Die Felsen werden rot. Von weitem erkennen wir den Stausee. Hoch über seinem Ufer wandern wir schon wieder im Gras an den Klippen entlang. Grad standen wir noch am Gletscher, jetzt sieht es aus als wären wir irgendwo im Süden mit dem blauen See, den Klippen und den bunten Blumen. Wir machen eine letzte Pause am See und stecken unsere Füße in das kühle Wasser. Nach circa 700 Metern Auf- und knapp 1.200 Metern Abstieg erreichen wir unser Ziel Val de la Mare. Hier bringt uns ein Transfer zurück nach Terzolas zum Ausgangspunkt.

Lena und Isa mit Bergführer Lorenzo, der ihnen viel über seine Heimat erzählen konnte, ...

Lena Starkl

Lena und Isa mit Bergführer Lorenzo, der ihnen viel über seine Heimat erzählen konnte, …


Lena und Isa mit Bergführer Lorenzo, der ihnen viel über seine Heimat erzählen konnte, ...

Lena Starkl

… vor allem auch über den Careser Gletscher, den es am dritten Tag zu überqueren galt.


Unser Fazit zu Val di Sole

Lena und Isa waren begeistert von ihrem Wochenende voller schöner Landschaften und netter Begegnungen.

Lena Starkl

Lena und Isa waren begeistert von ihrem Wochenende voller schöner Landschaften und netter Begegnungen.


Also ich glaub, wandern ist jetzt mein Ding“, hat mir Isa am letzten Tag kurz vor dem Gletscher gesagt. Wir sind mit wenigen Erwartungen nach Val di Sole gefahren. Auf der langen Heimfahrt ging es eigentlich nur um die letzten Tage. Wir sind begeistert von der Landschaft und den Menschen, die wir getroffen haben. Lorenzo war der beste Bergführer, den wir uns vorstellen konnten. Klar, für die Tour hätten wir keinen Bergführer gebraucht, aber es ist einfach schön, wenn jemand von seiner Heimat erzählen kann. Für Familien ist diese Tour inklusive leichter Gletscherwanderung zum Beispiel super mit Bergführer. Ein echtes Erlebnis! Im Val die Sole kannst Du definitiv einen abwechslungsreichen Urlaub haben und Du musst Dich nicht auf eine Aktivität festlegen. Das ist ein großer Vorteil gegenüber anderen beliebten Zielen. Was kommt jetzt? Lorenzo hat uns mit seinen Erzählungen so angesteckt, dass wir im Winter wieder kommen wollen. Denn auch das Skitouren soll in der Region traumhaft sein. Das glauben wir sofort. Danke für die Tage in Val di Sole. Grazie Lorenzo!

Weitere Infos zum Val Di Sole und den Bergführern findest Du im offiziellen Tourismusportal des Val di Sole..

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