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Berg mit Biss

Die Besteigung der Grandes Jorasses über den Normalweg

4 Minuten Lesezeit
Grandes Jorasses - allein der Name lässt Alpinisten aufhorchen. Schwierige Routen durch die Nordwand wie die berühmte "Colton McIntyre" gibt es reichlich - dabei hat es auch der Normalweg in sich, wie sich in dieser Beschreibung aus dem Bergverlag Rother nachlesen lässt.

Alle Achtung!

Die Grandes Jorasses zählen zu den beeindruckendsten Bergen in den gesamten Alpen, eine kolossale Granitfestung, auf die schwere bis allerschwerste Touren führen. Mittlerweile sind es derer so viele, dass 2013 sogar ein eigener Führer nur über die Nordwand des Berges (Grandes Jorasses: North Face, JmEditions) veröffentlicht wurde. Doch auch die Besteigung der Grandes Jorasses über den Normalweg hat es in sich.

Der Normalweg auf die Grandes Jorasses über die Pointe Whymper

Wenn so viele Bergsteiger auf diesen Berg klettern, müssen diese auch irgendwo wieder runterkommen. Das passiert – wie fast überall – über den Normalweg. Aber wie man sich das in Bezug auf die Grandes Jorasses denken kann, ist dieses kein leichtes Unterfangen, sondern eine durchaus ernstzunehmende Unternehmung und nicht ganz ungefährlich. Oberhalb des letzten zu querenden Eisfeldes hängt ein gewaltiger Sérac, von dem immer wieder riesige Eisbrocken auf die direkt unterhalb liegende Spur fallen. Man kann dies umgehen, indem man über die etwa 600 Meter hohe Whymper-Rippe auf die Pointe Whymper steigt und dann dem W-Grat zum höchsten Punkt (Pointe Walker) folgt.

Bergsteiger auf dem Grat der Rocher du Reposoir, einem zentralen Abschnitt bei der Besteigung der Grandes Jorasses.
Die ersten Meter auf dem Grat der Rocher du Reposoir – einem zetralen Abschnitt auf dem Zustieg zu den Grandes Jorasses – sind normalerweise verfirnt. Halbrechts der Mont Blanc. | Foto: Ralf Gantzhorn

Aber auch dieser Weg ist nicht frei von Eisschlag und brüchigen Felsen, zügiges Gehen ist angesagt. Wer sich über die Verhältnisse am Berg informieren möchte, sollte versuchen, auf dem kleinen Rifugio Boccalatte anzurufen: Geht jemand an das Telefon, ist die Hütte bewirtet und damit sind die Verhältnisse wahrscheinlich gut. Geht niemand ran, ja dann …

Adaptierte Textversion, mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother.

Alle Daten zur Besteigung der Grandes Jorasses über die Pointe Whymper

Foto und Skizze der Südflanke der Grandes Jorasses.
Die Südflanke der Grandes Jorasses. Die Bedrohung durch Eisschlag (Eislawinenspur) beim Abstieg über Route a) ist deutlich zu sehen. | Foto: Hartmut Eberlein

Anforderungen

  • Schwierigkeiten: Eis bis 45° (oberhalb des Rocher de Reposoir Stellen bis 70° möglich), im Fels bis 3b (meist leichter), Abseilstellen
  • Material: Gletscher- und Felsausrüstung, 50-Meter-Doppelseil

Ausrüstung benötigt? Hier geht es zur kompletten Hochtourenausrüstung bei Bergzeit:

Infrastruktur

  • Talort: Courmayeur, 1.226 m
  • Ausgangspunkt: Plampincieux, 1.564 m

Stützpunkt

  • Rifugio Boccalatte, 2.804 m; Telefon +39 0 165 844070 (Hütte); Hüttenwart (Tal) +39 039 878067 oder mobil +39 338 947 8838, ca. 4 Stunden., 1.300 Höhenmeter Aufstieg

Gehzeiten Gipfelbesteigung ab Rifugio Boccalatte

  • Aufstieg:  6 Std., 1.400 Höhenmeter
  • Abstieg: 4½ Stunden

Info

Fazit zur Besteigung der Grandes Jorasses über den Normalweg

Wie nur wenig andere Normalwege auf einen Alpen-Viertausender hat es der auf die Grandes Jorasses in sich. Allein der Zustieg zum Rifugio Boccalatte, das 2016 nach mehr als einem Jahrzehnt erstmals wieder geöffnet hatte, ist eine durchaus ernstzunehmende Bergtour. Daher auch der Hinweis: Man sollte sich unbedingt vor dem Start darüber informieren, ob die hochalpine Unterkunft geöffnet hat! Die Verhältnisse auf dem Weiterweg können sich innerhalb einer Saison stark verändern. Auch hier ist eine sorgfältige Vorbereitung das A und O. Nicht nur die Nordwand der Grandes Jorasses ist eine Herausforderung – auch die Südseite zeigt potentiellen Besteigern gerne die Zähne. Umso größer ist das Glücksgefühl, wenn man ganz oben steht auf der Pointe Walker und hinunter blickt auf die Felsen, Gletscher und Gipfel rund um den Mont Blanc, der mit seinen Nebengipfeln die Aussicht dominiert.

Text von Hartmut Eberlein und Ralf Gantzhorn. Adaptierte Version, mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother.

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