2018 auf der Outdoormesse in Friedrichshafen stellte Black Diamond ein neues Ultraleichtzelt vor, das Distance. Ich hatte damals nicht viel Zeit, es mir wirklich anzusehen, hatte es aber wegen seinem niedrigen Gewicht und dem interessanten Design auf meiner Watchliste. Glücklicherweise konnte ich es jetzt eine Zeit lang testen und möchte Euch an meinen Erfahrungen mit dem Zelt teilhaben lassen.
Wo wurde das Zelt getestet?
Ich habe das Distance Zelt sowohl bei regelmäßigen Overnightern im Kleinwalsertal, als auch bei einem einwöchigen Trip in Südtirol dabeigehabt und konnte mir einen recht guten Eindruck von dem Zelt verschaffen.
Material und Ausstattung
Das Distance ist ein Einwandzelt aus stabilem 30 Denier Polyestergewebe, das eine PU-Silikonbeschichtung bekommen hat. Diese Silikonbeschichtung macht das Zelt UV-beständig. Durch die Verwendung eines dünneren Nylons hätte man vielleicht noch etwas Gewicht herausholen können, allerdings hat das „schwere“ Poly-Gewebe auch seine Vorteile.
Polyesterzelte nehmen deutlich weniger Feuchtigkeit auf (Kondens, Tau, Regen) und dehnen sich weniger. Habt Ihr auch schon mal ein teures Sil-Nylon-Zelt aufgebaut und Euch gewundert, warum es nach einer ruhigen Nacht aussieht, als wäre ein schwerer Sturm darüber hinweggefegt? Das ist bei Sil-Nylon-Zelten leider normal. Das Black Diamond Distance hingegen sieht morgens wie abends gut aus – vorausgesetzt, man hat es richtig aufgestellt.
Aufbau mit Trekkingstöcken spart Gewicht
Das Zelt wird mit Trekkingstöcken aufgebaut. Dafür bietet Black Diamond das Zelt in zwei Varianten an:
- Variante 1, das Distance Zpoles Zelt: Man baut das Zelt mit den Distance Carbon AR Stöcken aus der Distance-Serie von Black Diamond auf. Diese haben oben im Griff ein Loch, um die Stange reinzustecken, die das Dach des Zeltes spannt. Sie sind im Lieferumfang enthalten.
- Variante 2, das Distance Adapter Zelt: Black Diamond liefert Adapter zum Aufbau mit, so dass jeder Trekkingstock nutzbar ist. Diese Variante ist etwas günstiger als die erste, bei der man die hochwertigen Black Diamond-Stöcke mit einkauft. Ich habe die zweite Variante (UVP 240 EUR) getestet.
Das Gewicht des Zeltes liegt bei 630 Gramm. Mit den Adaptern und den zum Glück leichten Heringen kommt man auf rund 700 Gramm. Für ein Zelt finde ich das ein super Gewicht und auch das geringe Packmaß, das nah an einer Ein-Liter-Nalgeneflasche liegt, überzeugt mich.
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So wird das Zelt aufgebaut
Der Aufbau des Distance Adapter Zeltes ist wirklich einfach. Bei mir waren die Aufbauergebnisse jedes Mal sehr gut und ich musste nur selten nachspannen.
Die mitgelieferten Adapter zur Befestigung an den Trekkingstöcken sind schnell angebracht. In die Löcher des Adapters steckt man die Enden der Spreaderbar, also der Stange, die den Dachbereich des Zeltes ausspannt. Die Spitzen der Trekkingstöcke steckt man anschließend durch die Abspannschlaufen, klickt das Zelt in die Spreaderbar und bringt es auf Spannung, indem man die Stocklänge entsprechend anpasst. Für eine optimale Spannung empfiehlt Black Diamond eine Stocklänge von 120 bis 125 Zentimetern, bei mir waren es oft um die 127 Zentimeter.
Das klingt – wie so oft bei Zeltaufbau-Beschreibungen – viel komplizierter als es ist. Schau Dir am besten die Bilder an: Der Aufbau ist wirklich leicht und selbsterklärend!
Einziges kleines Manko: Bei verstellbaren Stöcken mit Außenklemmung wie zum Beispiel dem Black Diamond Trail (leicht, Alu und in meinen Augen mit einem super Preisleistungsverhältnis) klappt das Aufbauen wunderbar. Allerdings gibt’s gerade im Trailrunningbereich auch einige klappbare Stöcke mit Fixlänge. Wenn diese zu knapp ist (oder zu lang), muss man wohl oder übel improvisieren.
Mit den vier Heringen und den zwei Trekkingstöcken steht das Distance Zelt extrem gut. Ich hatte bei meinen Tests zwar keine starken Winde, allerdings lässt sich das Zelt im gut aufgebauten Zustand kaum rütteln. Stabile Trekkingstöcke, dickes 30D-Material und gute Abspannung führen hier zu einem extrem standfesten Zelt, das sicherlich einiges an Wind aushalten kann. Bei Bedarf kann das Zelt aber zusätzlich noch mit zwei Sturmabspannungen versehen werden, was für noch mehr Stabilität sorgt.
Platzangebot und Innenausstattung
Nein, ein Zweipersonenzelt ist das Black Diamond Distance in meinen Augen nicht. Im Notfall – oder im Trailrunning-Wettkampf, wenn ein Zelt Teil der Sicherheitsausrüstung und zwingend vorgeschrieben ist – geht es vielleicht auch mal zu zweit, aber im Normalfall möchte ich es definitiv nur alleine nutzen. Dann macht auch das Platzangebot wieder richtig Spaß. Ich bin 176 Zentimeter groß und hatte vorne wie hinten noch etwas Platz, in der Mitte des Zeltes noch gut eine Hand breit. Die Zelthöhe liegt bei 104 Zentimetern.
Wer ohnehin nur leichte Ausrüstung dabei hat, wird sich auch nicht daran stören, dass das Zelt keine Apside, also kein Vorzelt hat. Für die wenige Ausrüstung ist im Inneren des Zeltes ausreichend Platz – zumindest, wenn man alleine im Zelt schläft.
Im oberen Zeltdachbereich ist ein kleines Moskito-Netzfach angebracht, in das man seine Stirnlampe legen kann, um eine Beleuchtung im Zelt zu haben. Ein weißer Stoff wäre in diesem Fall vielleicht besser geeignet gewesen, weil er das Licht im Zelt besser verteilt hätte als das Moskitogitter. Die kleine Tasche an der Seitenwand ist leider etwas etwas klein geraten.
Wetterschutz und Klima im Ultraleichtzelt
Das Zelt war bei mir verlässlich wasserdicht. In der Produktbeschreibung wird die Wassersäule mit 1.500 Millimeter für das Außenzelt und 3.000 Millimeter für den Boden angegeben. Meines Erachtens ist das für das Dach absolut ausreichend, nur der Boden könnte etwas mehr haben. Wobei ich zugeben muss, dass ich ohnehin immer eine sehr leichte Bodenplane für meine Ultraleichtzelte dabeihabe.
Die Nähte des Zeltbodens sind wie beim gesamten Zelt getapet und befinden sich nur an der Seite, am Übergang zum Dach. Der stark belastete Bodenbereich ist dadurch nahtfrei – was mir persönlich super gefällt.
Beim Zeltklima muss man – je nach Wetter – Abstriche in Kauf nehmen. Nach meinem Empfinden ist etwa die Belüftung im Zelt oft nicht ausreichend. Zwar sollen die Lüftungsöffnungen an der Fußseite des Zeltes und oben im Kopfbereich für einen guten Airflow sorgen, doch in der Praxis hat sich das bei mir nicht immer bewährt. Auch wenn das bei einem Einwandzelt zu erwarten war, kann man leider kaum verhindern, dass sich Kondenswasser im Zelt bildet. Natürlich könnte man die Tür auflassen oder zumindest das Moskito-Panel in der Tür frei lassen, doch das geht nur, wenn es draußen trocken ist. Bei feuchtem Wetter wird das Zelt schnell zu einer Schwitzhöhle. Da das Distance aber immer gut gespannt ist und sich selbst im feuchten Zustand nicht dehnt, bin ich trotzdem immer trocken ins Zelt rein- und rausgekommen.
Das minimalistische, gewichtsreduzierte Design führt dazu, dass das Distance Zelt extrem sauber mit nur vier Heringen steht und wenig Stellfläche benötigt. Bei starkem Regen wäre ein kleines Vorzelt sicherlich ganz nett gewesen, damit es beim Ein- und Aussteigen nicht ins Zelt regnet.
Mein Testfazit zum Black Diamond Distance Zelt
Gibt es das perfekte Zelt? In meinen Augen gibt es das nicht. Schließlich gibt es kaum eine Lösung, die bei allen Bedingungen gleichermaßen gut funktioniert. Black Diamond hat somit ein Zelt herausgebracht, das sowohl Stärken als auch Schwächen hat und sicherlich Fans wie auch Gegner haben wird.
Pro | Contra |
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