Laut der Produktbeschreibung hat der Dynafit Blacklight 88 das Potential mein neuer Lieblings-Tourenski zu werden. Praktisch überprüfen kann ich das jedoch leider nicht. Wir befinden uns in Bayern mitten im zweiten Corona-Lockdown, der Schnee lässt gerade auf sich warten, genau wie die Grenzöffnung ins benachbarte Tirol. Trotzdem möchte ich hier schon einmal die wichtigsten Infos zu meinem Testski zusammentragen und meinen ersten Eindruck schildern. Sobald es wetter- und coronabedingt möglich ist, den Ski auszuführen, werde ich hier im Beitrag natürlich ausgiebig von meinen Erfahrungen berichten.
Elisabeth Forte
Überblick
Der Dynafit Blacklight 88 verspricht ein sehr leichter Tourenski zu sein, der in der Abfahrt bei jeglichen Schneeverhältnissen funktioniert. Der Name setzt sich zusammen aus „Black“, für das Carbon aus dem der Ski hauptsächlich besteht und „light“ für seine leichte Bauweise. Tatsächlich wiegt der Ski bei 172 cm Länge nur 1140 g. Für mich ist das beim Aufstieg eine Wohltat. Vor allem wenn ich auf längeren Touren mit mehr als 1.000 Höhenmetern unterwegs bin. Da macht sich jedes zusätzliche Gewicht bemerkbar. Mit dem Blacklight 88 habe ich also gleich ein bisschen mehr Kondition ohne mehr Kondition zu haben – praktisch.
Elisabeth Forte
Die Blacklight Serie gibt es übrigens in den Mittelbreiten 74, 80 und 88 mm und in der Pro Version in 80 mm. Die Pro Version ist noch etwas leichter und steifer, da mehr Carbon verbaut wurde.
Material & Bauweise
Der Blacklight 88 besteht aus einem Paulowina Holzkern. „Das Holz zeichnet sich durch eine hohe Steifigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht aus“ erfahre ich von Flo Großegger, Ski-Einkäufer bei Bergzeit. Zwischen dem Holzkern und dem sogenannten Skideckel ist ein Carbon Obergurt verbaut, beim dem die Carbonfasern unidirektional angeordnet sind. Das bedeutet, dass die Fasern in eine Richtung gerichtet sind und dadurch mehr Belastung bei geringerem Raumgewicht aushalten. Kurz gesagt: Der Ski ist sehr leicht und büßt trotzdem auch bei steilen Abfahrten nicht an stabiler Fahreigenschaft ein.
Neu auf dem Skitourenmarkt ist, dass der Rocker und der Sidecut an die jeweilige Skilänge angepasst wurden. Bevor ich erkläre, für was das gut ist, vielleicht noch ein kurzer Exkurs zu den Begrifflichkeiten: Der Rocker ist ganz banal gesagt die Aufbiegung des Skis nach oben. Der Sidecut ist kurz gesagt die Kurve des Skis, die sich aus der breitesten Stelle an der Spitze (Tip) und der breitesten Stelle am Ende (Tail) des Skis ergibt. Durch die Anpassung von Rocker und Sidecut an die jeweilige Skilänge ist die Kantenlänge proportional bei allen Längen gleich. Damit sind auch die Fahreigenschaften unabhängig von der gewählten Skilänge gleichbleibend. Meine Eindrücke vom Test im Schnee mit dem Blacklight 88 in 172 cm Länge, können somit auch direkt auf die anderen Längen des Skis übertragen werden.
Die ABS Seitenwangen-Konstruktion sorgt dafür, dass der ausgeübte Druck von der Bindung direkt auf die Kante weitergegeben wird, ohne dass mit Kraftverlust zu rechnen ist.
Elisabeth Forte
Produziert wird die Blacklight Serie in Österreich. Dadurch sind die Lieferwege kurz und der ökologische Fußabdruck deutlich geringer, als bei Produktionen aus Fernost.
Aufstieg
Der Aufstieg ist mit dem Blacklight 88 sowohl auf der Piste, als auch im Gelände eine feine Sache. Wie soll es auch anders sein bei knapp 1.300 g pro Ski inklusive Bindung. Ganz geschmeidig gleite ich Schritt für Schritt nach oben. Mit der 88 mm Mittelbreite und dem passenden Pomoca-Fell habe ich ausreichend Ski-Oberfläche und damit Grip, um auf jeder Unterlage einen sicheren Stand zu haben. Aufgrund des Leichtgewichtes lässt sich der Ski bei Tragepassagen problemlos mit wenigen Handgriffen am Rucksack befestigen.
Bernhard Steiner
Bernhard Steiner
Abfahrt
Interessant wird die Performance bei der Abfahrt. Getestet habe ich den Ski bei verschiedensten Bedingungen: auf der Piste, im Pulverschnee, im Pappschnee, bei Firn, bei windverpresstem Schnee und bei Bruchharsch. Auf der Piste bin ich überrascht, wie laufruhig der Ski im Gegensatz zu anderen, leichten Tourenski-Modellen ist. Er lässt sich gut auf die Kante bringen und flattert kaum. Hier bietet der Blacklight definitiv mehr Fahrspaß als erwartet.
Sein Können zeigt der Blacklight 88 aber vor allem im Gelände. Selbst im tiefen Pulverschnee hat er durch sein geringes Gewicht einen super Auftrieb. Durch den Rocker lässt er sich dabei leicht drehen. Für rein Abfahrtsorientierte Tourengeher ist sicher ein breiteres Freeride-Modell von Vorteil. Wer einen guten Allrounder sucht, kommt mit dem Backlight aber in jedem Fall auf seine Kosten.
Sobald der Untergrund anspruchsvoller wird, also beispielsweise im Pappschnee oder im Bruchharsch, ist generell technisch sauberes Fahren gefragt. Die Einlagen aus unidirektionalem Carbon machen den Ski sehr leicht, aber auch steif und aggressiv beim Kantengriff. Deshalb ist der Blacklight 88 weniger fehlerverzeihend als beispielsweise sein kleiner Bruder, der Tour 88. Skitouren-Anfänger bzw. Tourengeher mit wenig Abfahrtserfahrung im Gelände, würde ich den Ski daher nicht uneingeschränkt empfehlen. Wer einigermaßen sicher auf dem Ski steht, wird damit aber bestimmt seine Freude haben.
Die Bindung – Dynafit Superlight 150
Passend zum Blacklight 88 und wie der Name vermuten lässt ist auch die montierte Superlight Bindung mit 150 Gramm ein absolutes Leichtgewicht unter den Skitourenbindungen. Übersetzt für Süßigkeiten-LiebhaberInnen heißt das: Die Bindung wiegt genau so viel wie 1,5 handelsübliche Tafeln Schokolade. Das ist nicht viel und das merke ich ganz klar beim (schnellen) Aufstieg. Die Superlight 150 besteht komplett aus Aluminium. Sie verfügt über vier Steigmodi und ist von der Bedienung her sehr leicht zu handhaben. Es ist kein großer Kraftakt nötig, um vom Aufstiegs- in den Abfahrtsmodus umzustellen. Stopper lassen sich optional montieren und auch Harscheisen, sind wie bei allen Dynafit-Bindungen, sehr leicht und schnell anzubringen. Seitlich lassen sich die Auslösewerte von DIN 4-13 einstellen.
Was viele nicht wissen: Dynafit Bindungen werden komplett in Deutschland entwickelt und in Caritas Werkstätten in Bayern unter Berücksichtigung hoher Qualitätsstandards hergestellt. Für mich persönlich ist das soziale Engagement und die kurzen Lieferwege ein absoluter Pluspunkt bei der Produktauswahl. Zusätzlich bietet Dynafit auf alle ihre Bindungen eine „Lifetime Guarantee“ an. Wer eine Dynafit Bindung bei Bergzeit erwirbt, kann diese im Anschluss auf der Dynafit Website registrieren und erhält dadurch eine lebenslange Produktgarantie von zehn Jahren auf die Bindung.
Elisabeth Forte
Was ich abschließend nicht vergessen möchte zu erwähnen: die Superlight 150 in blau passt farblich perfekt zum Blacklight 88. Das mag vielleicht nicht für jeden von Relevanz sein. Für mich persönlich darf die Bindung aber optisch ruhig zum Ski passen.
Fazit
Der Dynafit Blacklight 88 ist für all jene geeignet, die einen leichten Allrounder suchen. Geeignet ist er für schnelle Aufstiege ohne bei der Abfahrt große Kompromisse eingehen zu müssen. Er lässt sich also auch in steilem Gelände oder bei schwierigen Schneebedingungen gut fahren. Wobei er ein gewisses skifahrererisches Können voraussetzt und meines Er üachtens kein Ski für Skitourenanfänger ist.
Bernhard Steiner
Aufgrund der Leichtigkeit und der Mittelbreite ist der Ski weniger für rein abfahrtsorientierte Skitourengänger geeignet. Hier gibt es sicher breitere Modelle aus dem Freeride-Bereich mit denen man mehr Spaß hat.
Ob der Blacklight 88 meinen bisherigen „All time Favorite-Ski“ Tour 88 vom Thron verwiesen hat: ja, das hat er mit knappem Vorsprung geschafft.
Im Aufstieg ist der Blacklight 88 aufgrund seiner Leichtigkeit eine reine Freude. In der Abfahrt ist er sehr vielseitig einsetzbar und auch auf der Piste laufruhiger als der Tour 88. Durch seine Steifigkeit verzeiht er Fehler allerdings auch nicht ganz so leicht. Ich muss technisch sauberer fahren – das lohnt sich aber in jedem Fall.
Bernhard Steiner
Vorteile:
- Allrounder
- Sehr leicht für schnelle Aufstiege
- Auch für alpines Gelände und Abfahrten in steilem Gelände geeignet
- Preis- Leistungsverhältnis stimmt
Nachteile:
- Nicht für Skitoureneinsteiger zu empfehlen
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