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Ultraleichter High Performer

Der Edelrid Prisma Klettergurt im Test

6 Minuten Lesezeit
Ein Klettergurt, der nichts wiegt, aber trotzdem volle Performance beim Klettern ermöglicht? Dieser Herausforderung haben sich die Entwickler von Edelrid gestellt und den Prisma entwickelt. Bergzeit Magazin Redakteur Martin hängt viel am Kletterseil und testet für Dich, wie viel so wenig Gurt tatsächlich halten kann.

Schon als unser freundlicher Postbote mir das Päckchen mit dem Prisma Klettergurt von Edelrid in die Hand drückte , war ich zuerst etwas erstaunt: So leicht? Ist da überhaupt was drinnen? Der Blick ins Innere des Pakets sorgt schnell für Klarheit.

Der Klettergurt ist in einem praktischen Transportbeutel verpackt, der nicht größer als ein Baumwoll-Hüttenschlafsack ist. Auf der Verpackung steht: „Ultraleichter Performance Gurt“. Zumindest das „ultraleicht“ kann ich auf Anhieb so unterschreiben. Was die versprochene „Performance“ angeht, da muss sich der Prisma Klettergurt von Edelrid erst im Test beweisen.

💡Die wichtigsten Produktmerkmale

  • Ultraleichter Klettergurt (163 Gramm laut Hersteller) für maximale Perfomance
  • Hoher Tragekomfort, trotz minimalem Materialeinsatz
  • 4 Materialschlaufen mit ausreichend Platz fürs Standard-Equipment
  • 2 Schlaufen für Eisschrauben-Clips

Erster Eindruck: Weniger als nichts?

Kaum ausgepackt, kommt erstmal Skepsis auf: Daran soll mein Leben hängen? Der Gurt vermittelt durch die leichte, dünne und vermeintlich labile Haptik auf Anhieb nicht gerade ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Das mag daran liegen, dass ich derzeit in der Regel mit dem als „Allrounder“ klassifizierten Jay II Klettergurt – ebenfalls von Edelrid – beim Sportklettern in der Halle und auch draußen im alpinen Gelände unterwegs bin. Der wiegt aber auch fast dreimal so viel! Aber es wäre falsch, hier vorschnell ein Urteil zu fällen. Deshalb zuerst der Blick auf die Fakten zum Gurt.

Der Edelrid Prisma Klettergurt kompakt verpackt im praktischen Packsack: (Mini-)Banane for scale.

Martin Bachmeier

Der Edelrid Prisma Klettergurt kompakt verpackt im praktischen Packsack: (Mini-)Banane for scale.


Der Edelrid Prisma Klettergurt kompakt verpackt im praktischen Packsack: (Mini-)Banane for scale.

Martin Bachmeier

In Größe S bringt der Gurt nur 151 Gramm auf die Waage – unfassbar leicht!


Konstruktion und Material des Prisma Klettergurts

Um das geringe Gewicht von 163 Gramm (Ungeeicht nachgewogen sogar nur 151 Gramm) auf die Waage zu bringen, setzt Edelrid auf eine extrem sparsame Light Frame-Konstruktion mit hoch reißfesten Dyneema Bändern. Hüftgurt und Beinschlaufen sind mit 3D-Mesh gepolstert, wobei die Polsterung für eine gleichmäßige Verteilung der Last und den Tragekomfort sorgen soll.

Der Hüftgurt wird durch eine Schnalle, die auch komplett geöffnet werden kann, festgezogen. Dabei sind die Polsterungen nicht separat verschiebbar, um die besonders robuste Anseilschlaufe aus einem Dyneema-Polyamid Materialmix mittig zu positionieren. Die Passform ist also umso wichtiger – dazu gleich mehr.

Beide Beinschlaufen sind anatomisch geschnitten, die Weite kann – im Vergleich zu schwereren Modellen – nicht separat eingestellt werden. Jedoch sorgen Stretch-Einsätze dafür, dass sich die Beinschlaufen dem Umfang des Oberschenkels anpassen. Für das nötige Equipment sind am Gurt vier dünn ummantelte Materialschlaufen vernäht. Außerdem bieten zwei Schlaufen Platz für Eisschrauben-Clips, um den Stauraum für noch mehr Kletterausrüstung zu erweitern.

An den Seiten bieten jeweils zwei Materialschlaufen und eine Schlaufe für Materialclips Platz für Exen, Karabiner und mehr.

Martin Bachmeier

An den Seiten bieten jeweils zwei Materialschlaufen und eine Schlaufe für Materialclips Platz für Exen, Karabiner und mehr.


Ein paar Worte zur Passform des Prisma

Was die Passform betrifft, so zeigt sich schon beim ersten Anziehen des Prisma Klettergurts von Edelrid, dass Größe S für mich die richtige Wahl ist. Diese Größe ist für einen Taillenumfang von 71 bis 86 Zentimetern ausgelegt und die Beinschlaufen bieten Raum für Oberschenkel zwischen 51 und 54 Zentimetern Umfang. Meine Maße liegen mit 84 Zentimeter Hüftumfang und 53 Zentimeter Oberschenkelumfang genau im abgedeckten Bereich. Der Gurt passt wie angegossen, schneidet an keiner Stelle ein und auch die Einbindeschlaufe ist schön mittig platziert. Da steigt die Vorfreude auf’s Klettern!

Praxistests in der Halle und am Fels

Was ist dran an dem ultraleichten High Performer? Beim Klettern und auch beim Sichern darf der Edelrid Prisma Klettergurt sich beweisen. Zuerst drinnen, später auch beim Sportklettern draußen am Fels.

Mit dem Prisma Gurt in der Kletterhalle

Beim Klettern in der Halle ist schnell klar: Obwohl das Polsterungsmaterial an Hüftgurt und Beinschlaufen zur Gewichtseinsparung minimalistisch ausfällt, sind beim Tragekomfort dadurch zu meiner Überraschung keine Nachteile festzustellen.

Der Prisma Klettergurt ist kaum zu spüren und macht seinen Job zuverlässig.

Selbst tiefe Stürze ins Seil nimmt der Gurt weich und bequem auf, egal ob man sich in der Rolle des Sichernden oder des Fliegenden befindet. Die elastischen Elemente an den Beinschlaufen machen jede Bewegung mit und schnüren den Oberschenkel auch bei längerem Abhängen im Seil nicht ein. Beim Hallenklettern hinterlässt der Prisma bei mir einen absolut positiven Eindruck!

Auch wenn es oben mal etwas länger dauert: Beim Sichern trägt sich der Prisma Klettergurt bequem.

Martin Bachmeier

Auch wenn es oben mal etwas länger dauert: Beim Sichern trägt sich der Prisma Klettergurt bequem.


Wer, so wie ich, seinen Chalkbag mit einem Karabiner am Gurt befestigen möchte, der muss erst ein bisschen basteln. Denn laut der Produktseite von Edelrid soll hinten eine Chalkbag-Schlaufe angebracht sein. Die ist aber meiner Erfahrung nach erst verwendbar, wenn sie durch einen Schlüsselanhänger-Ring ergänzt wurde. Oder versteh‘ ich hier was falsch? Wenn Du eine bessere Methode auf Lager hast, dann gern rein in die Kommentare damit!

Oben der Prisma, unten der Jay II: Die Materialschlaufen des Leichtgewichts bieten weniger Platz fürs Material. Bei beiden Gurten habe ich ein kleines Ringerl für den Chalkbag nachgerüstet.

Martin Bachmeier

Oben der Prisma, unten der Jay II: Die Materialschlaufen des Leichtgewichts bieten weniger Platz fürs Material. Bei beiden Gurten habe ich ein kleines Ringerl für den Chalkbag nachgerüstet.


Praxistest am Fels

Am Felsen muss sich der Klettergurt dann weitaus höheren Anforderungen behaupten. Denn wenn mal 16 Expressen am Gurt Platz finden müssen, kommt schon eine enorme Menge Gewicht dazu, dass angenehm auf die Hüften verteilt werden soll. Doch auch hier macht der Prisma eine überraschend gute Figur.

Selbst beim Projektieren und längerem Abhängen in der Felswand, bleibt der Tragekomfort überzeugend hoch.

Beim Abbauen findet das Sicherungsequipment neben der Selbstsicherungsschlinge wieder seinen Platz am Gurt. Also kann der Klettergurt für mich auch bei längeren Sportkletterrouten an der Felswand eine tragende Rolle spielen. Noch dazu lässt er kompakt verpackt genug Platz im Rucksack für ein kühles Wandbier. Darauf Prost!

Nach der gekletterten Tour noch den Ausblick genießen: Mit dem Edelrid Prisma kein Problem!

Martin Bachmeier

Nach der gekletterten Tour noch den Ausblick genießen: Mit dem Edelrid Prisma kein Problem!


Wenn ich mir jedoch vorstelle, neben den Exen auch noch diverse Friends, Keile, Karabiner, Bandschlingen und Sicherungsequipment dabei zu haben, dann stößt der Klettergurt an seine Belastungsgrenze. Denn dafür bieten die vergleichsweise kleinen Materialschlaufen einfach zu wenig Platz. Und auch wenn zusätzliche Eisschrauben-Clips erweiterten Stauraum bieten, irgendwann kann die minimalistische Hüftpolsterung das Gewicht nicht mehr angenehm verteilen und schneidet ein.

Fazit zum Edelrid Prisma Klettergurt: Weniger ist mehr!

Meine anfängliche Skepsis ist bald einer absoluten Begeisterung gewichen. Denn der Prisma Klettergurt von Edelrid ist zwar federleicht, lässt aber in Sachen Komfort keine Federn.

Egal ob Halle oder Fels: Hohes Antreten, flexibles Eindrehen und weites Ausspreizen – der Prisma macht alle Bewegungen mit und bleibt dabei trotzdem auffällig bequem.

In der passenden Größe sitzt der Gurt schön zentral und verteilt sämtliche Belastungen gleichmäßig auf Hüfte und Oberschenkel.

Der Edelrid Prima hat mich im Test so nachhaltig überzeugt, dass ich in der Halle mittlerweile nur noch mit diesem Klettergurt aktiv bin. Im Freien lege ich ihn besonders für anspruchsvolle Sportkletterrouten an, wenn Maximalkraft gefragt ist und jedes Gramm zählt. Nur beim Tragen von besonders viel Equipment für große alpine Touren kommt der Gurt an seine Belastungsgrenzen.

Insgesamt ist der Edelrid Prisma Klettergurt also für alle zu empfehlen, die gerne einen leichten Rucksack tragen, aber in der Halle und am Fels ans Limit gehen möchten.

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