Aus einer alten Lagerhalle entsteht ein Paradies für Boulderer
Alte Halle im neuen Glanz: So gemütlich, sportlich und einladend sah es in der alten Fertigungshalle im Münchener Stadtteil Laim noch nie aus. Früher waren die Leute nicht zum Spaß hier – sondern zum Schuften. Ein altes Firmenschild, das noch immer in der Halle zu sehen ist, erinnert an diese Zeit, ebenso wie die Fensterelemente zwischen dem einstein Shop und dem Bistro.
Mittlerweile hat sich die Boulderhalle fest etabliert und Münchens Kletterszene hat nun auch im westlichen Stadtgebiet viele neue Boulderprobleme zu lösen. Eine echte Bereicherung, da der Sport weiterhin boomt und sich gerade in der bayerischen Landeshauptstadt die Boulderer rasch „vermehren“.
Statt Maschinenlärm dringt nun Musik durch die Halle, statt schwerer Arbeitsstiefel laufen die Leute jetzt barfuß bzw. in Kletterschuhen herum. Kein nackter grauer Betonboden, sondern weiche beerenfarbene Matten und Holzdielen machen das Ambiente nun richtig heimelig. Im Bistrobereich riecht es nach frischem Kaffee, Gebäck und Pizza. Muffige Fabrikluft gehört der Vergangenheit an. Trotzdem spürt man noch den gewissen Charme, den eine alte Halle eben auch hat, auch wenn sie modernisiert und saniert wurde – im positiven Sinne.
Bouldern & mehr
Was bietet das einstein München? Man kann bouldern, na klar. Aber auch noch viel mehr:
Als einzige Halle in München öffnet die Halle werktags schon um 6:00 Uhr, so dass schon vor der Arbeit gebouldert werden kann. In kaum einer anderen Boulderhalle wird öfter umgeschraubt, jede Woche wird ein Wandteil mit neuen Problemen bestückt, sodass es immer wieder neue Boulder gibt. Hier wird es nie langweilig. Auf zwei Areas können sich die Kletterer an 150 Bouldern auspowern.
Natürlich gibt es auch einen voll ausgestatteten Trainingsbereich mit Campusboard, Ringen, Sling Trainer uvm., eine Trainingswand zum selber definieren, sowie einen abgetrennten Kinderboulderraum. Auch Spielsachen und Gesellschaftsspiele stehen allen Kindern und Eltern zur Verfügung.
Nach oder vor dem Bouldern kann im gemütlichen Bistro oder im Gastgarten noch ein Bierchen getrunken werden, mit selbstgemachten Salat oder Kuchen gestärkt werden. Neuerdings verleiht das einstein auch bergzeit Bouldermatten – für alle, die auch mal draußen bouldern wollen aber noch kein eigenes Crashpad haben.
Programm für Jung & Alt
Neben dem festen wöchentlichen Kursangebot für Erwachsene (Anfänger und Fortgeschrittene) und Kindern (ab 3 Jahre) veranstaltet das einstein auch Technik-Workshops sowie Events wie Bouldern, Beats&BBQ, Multimediavorträge von Athleten und Wettbewerbe sowie Partys.
Für Kinder wird viel geboten: An den Wochenenden veranstaltet das einstein individuell gestaltete Kindergeburtstage mit Olympiade oder Schatzsuche. In den Ferien bietet es spezielle Ferienprogramme für Kinder an: 5 Tage lang Action, Spiel und Spaß beim gemeinsamen bouldern. Erfahrt mehr über die Events in der einstein Boulderhalle auf www.boulderhalle-muc.de/kinder/
Interview mit dem Geschäftsführer Christian Benk
Wann hast Du zum ersten Mal mit dem Gedanken gespielt, eine boulderhalle zu eröffnen?
Den Gedanken hat man vermutlich immer im Hinterkopf, wenn man leidenschaftlicher Boulderer ist. 2010 haben wir zum ersten mal ernsthaft eine Halle in Angriff genommen und das Climbmax Stuttgart geplant und gebaut. Meine Frau Conni und ich wollten schon immer unser Konzept Bouldern, Yoga und CrossFit umsetzen. Das haben wir mit der Eröffnung der einstein Boulderhalle Ulm im Jahr 2014 – Bouldern, Yoga & Crossfit – getan. Das Climbmax wurde auf Grund des Alters meines Onkels (86) 2018 verkauft.
Was bedeutet Bouldern für Dich?
Ich habe mit 11 Jahren 1991 mit dem bouldern angefangen. Seitdem ist es meine Leidenschaft und hat mich bis heute nicht verlassen. Ich hatte viele tolle Erlebnisse durch diese Leidenschaft und auch ein paar Sportliche Erfolge, wie z.B. mehrere Siege beim Allgäu Cup, den 6. Platz beim Boulderweltcup, 12. Platz bei der Jugend WM und viele andere Titel.
Am liebsten erinnere ich mich aber an die Tage in Fontainebleau und Sheffield wo ich mit Freunden einfach nur Spaß hatte. Bouldern hat mir einfach alles ermöglicht was mir etwas bedeutet, wie z.B. Reisen die wir uns niemals hätte leisten können. Ich bin durch den Sport fit geworden und hab auf Reisen Englisch gelernt. In den ersten 15 Jahren in dem ich Leistungssportler war habe ich alle Kontakte geknüpft und alles Freunde kennen gelernt mit denen ich heute Geschäftsbeziehungen habe.
Bouldern bedeutet mir sehr viel aber ich habe auch gelernt dass es Grenzen gibt und dass ich nur so viel Spaß daran habe weil ich mit den richtigen Leuten zusammen war. Inzwischen ist es nicht mehr mein Fokus die schwersten Linien zu bouldern. Ich kann alles mehr genießen und habe viel mehr Spaß beim Bouldern wie früher, als sich alles nur um die Leistung drehte. Ich habe mich damals „satt“ gebouldert. Ich bin jetzt viel glücklicher wenn ich meinen Kids diese Erlebnisse nahe bringen kann. Diese Momente sind so viel wert wie ein ganzes Boulderleben.
Warum boomen Boulderhalle deiner Meinung nach gerade so? Was begeistert die Menschen daran?
Bouldern ist ein Sport für jedermann. Egal ob jung, alt, dick, dünn. Man lernt schnell Leute mit ähnlichen Interessen kennen. Es kann anstrengend oder gemütlich sein. Es ist so vielfältig wie kaum ein anderer Sport. Es ist verspielt und spielen ist ein Urtrieb im Menschen. Beim Spielen kann man alles andere los lassen und im Jetzt leben. Es ist Anstrengung und Entspannung zugleich. Es ist wie tanzen und kann ganz einfach sein wenn man in jedem Moment für alles offen sein kann.
Wie schätzt du die Entwicklung von Boulderhallen ein?
Bouldern wird weiterhin wachsen und in den nächsten 5 Jahren entstehen vermutlich weitere 500 Boulderhallen. Bouldern ist nicht nur ein Sport oder eine Lebenseinstellung wie Surfen. Es ist noch mehr. Es ist ein Urtrieb. Klettern, damit fangen Kinder an bevor sie laufen können. Es steckt tief in uns allen und will raus.
Was zeichnet die einstein Boulderhallen München besonders aus?
In München haben wir eine besonders schöne Halle geschaffen. Wir haben versucht alles aus Holz und Stein zu bauen. Natürliche Materialien waren uns sehr wichtig. Kein PVC auf den Böden, kein Plastik in Form vom Geschirr oder Trinkflaschen. Wir haben in allen unseren Hallen das Bistro vom Sportbereich getrennt damit die Luftqualität im Bistro für die Mitarbeiter sehr gut bleibt.
Wir haben eine hohe mit Tageslicht durchflutete Halle. Die Duschen und Umkleiden sind ebenfalls mit Natursteinschiefer und die Schränke aus Holz. Die Theke hat ein Starnberger Bootsbauer speziell für uns angefertigt und ist ein Unikat.
Die Halle in München steckt voller liebevoller Details die man beim ersten Besuch oft nicht alle erkennen kann. Natürlich gibt es immer noch Dinge die verbessert werden müssen aber die Basis von der wir starten ist schön. Vor allem aber ist die Lage einzigartig.
Wird es noch weitere einstein Hallen geben?
Wir haben nach Ulm und München das einstein Duisburg gebaut. Duisburg ist die Heimatstadt meiner Oma und ich bin selber in Mülheim an der Ruhr geboren. Ich habe dort meine Ausbildung zum Baumpfleger bei meiner Familie gemacht. Auch wenn ich im Allgäu aufgewachsen und damit noch etwas mehr verbunden bin gibt es für mich auch viele Wurzeln in Duisburg.
Die Standorte sind uns irgendwie zugeflogen. Wir haben sie nicht gesucht weil wir dort unbedingt hin wollten. Ein Freund hat mir jemanden in Recklinghausen vermittelt der gern eine Halle bauen möchte. Daraus ist auch wieder eine tolle Idee entstanden und schon wurde der Mietvertrag für das einstein Recklinghausen unterschrieben. Wir haben keinerlei Druck und machen so wie es halt kommt. Es macht alles Spaß und warum sollte man nicht noch weitere Hallen eröffnen wenn es sich so sehr anbietet.
Warum heißt einstein einstein?
Das erste und größte einstein ist in Ulm entstanden. Für uns ist „einstein“ die deutsche Übersetzung für „boulder“. Gleichzeitig ist Ulm die Geburtsstadt von Albert Einstein. Einer meiner ältesten Kumpels Peter Zeidelhack aus der Geschäftsleitung von Orgasport hatte diese tolle Idee und darum haben wir ihm diesen Namen zu verdanken.
Was war bislang dein bestes Erlebnis in bzw. mit der Einstein München?
Es gab unglaublich viele schöne Erlebnisse in der Bauphase der Halle. Ich steh auf die Bauzeit und bin gern auf Baustellen. Ein geniales Erlebnis war das Verlegen des Holzbodens sowie die Entstehung der Wände und des Tresens.
Es fühlte sich von Anfang an super an wenn ich meinen Freunden über einen Baufortschritt berichten konnte oder sogar mit meinen Freunden an einzelnen Tagen etwas bauen konnte was uns für immer in Erinnerung bleiben wird.
Am meisten hat es mir bedeutet, dass ich meine zwei ältesten und dicksten Freunde als Gesellschafter dabei haben darf. Damit hat sich für mich ein weitere Traum erfüllt.
Alles auf einen Blick
Was: Boulderhalle mit Shop und Bistro
Wo: Landsberger Str. 185, München Laim
Öffnungszeiten: Mo-Fr 06:00 – 23:00 Uhr, Sa-So, Feiertag 09:00 bis 23:00 Uhr
Kletterbereich: 2 Kletterbereiche (EG und Galerie) sowie ein abgetrennter Kinderboulderraum
Du brauchst noch die passende Boulderausrüstung? Hier findest Du alles!