Bis unsere Tochter das erste Mal Luft holte und quietschte, dauerte es noch drei Tage. Ich kam gerade von einer Vorsorgeuntersuchung nach Hause geradelt und es zog das erste Mal ein wenig deutlicher im Bauch. Mit dem Rad? Na klar! Mich mit 39+5 Schwangerschaftswochen hinters Lenkrad eines Autos zu klemmen, war deutlich schwieriger als den Bauch samt Zwerg beim Radeln gemütlich auf den Oberschenkeln zu schaukeln.
(Berg)-Sport in der Schwangerschaft: Was darf ich noch?
Kann ich dies noch? Darf ich das noch? An die frohe Botschaft „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger!“ schließt sich meist direkt eine ganze Salve von Verboten, Pflichten, Empfehlungen an. Kein Sushi, keine Salami mehr, nur noch weite Schlabberklamotten und um Gottes Willen nicht mehr joggen! Und das nicht (nur) vom Frauenarzt. Viele fühlen sich berufen schlaue Ratschläge zu erteilen. Der Wichtigste: Jede werdende Mami soll sich informieren und darf dann selbst entscheiden, was sie sich und dem Baby in ihrem Bauch zumuten und zutrauen will. Der Körper sagt einem in diesen spannenden neun Monaten recht deutlich, wie viel Anstrengung und welche Bewegungen er verträgt.
- Lesetipp: Möchtest Du mehr darüber erfahren, was es beim Thema Bergsport in der Schwangerschaft zu beachten gibt? Einen Beitrag zum Thema Klettern und Bouldern in der Schwangerschaft – geht das? sowie hilfreiche Tipps und ein Interview mit der schwangeren Markenbotschafterin Gela Allmann findest Du bei uns im Bergzeit Magazin. Gela hat Dir außerdem ein Video mit einem Schwangerschafts-Workout zusammengestellt! Hier geht’s zum Beitrag:
Mein Bauch on tour: Biken in der Schwangerschaft
Radfahren hat mir meine Frauenärztin neben Schwimmen ganz besonders ans Herz gelegt. Beim Radfahren lasse sich der Puls gut kontrollieren, er schnellt nicht so in die Höhe wie etwa beim Joggen, und rumgehüpft wie etwa beim Volleyball werde da auch nicht. An Mountainbiken und Rennradfahren hatte sie vermutlich weniger gedacht.
Wie lange kann man in der Schwangerschaft mit dem Fahrrad fahren?
Ich wollte auch auf mein Rennrad und mein Mountainbike in der Schwangerschaft nicht verzichten und war bis Ende des siebten Monats auf beiden Radtypen unterwegs. Danach war für mich persönlich Schluss mit sportlichen Touren – einerseits vom Körpergefühl her, andererseits wetterbedingt. Frauen, die sich gut und durch die körperlichen Veränderungen nicht gestört fühlen, können aber sicher noch länger biken. Im normalen Alltagsgebrauch war das Fahrrad für mich bis wenige Tage vor der Geburt das Transportmittel der Wahl.
Schwanger radfahren: Wie gewohnt und doch anders
Tempo und Streckenwahl meiner Biketouren veränderten sich während meiner Schwangerschaft mit wachsender Bauchgröße. Die Risikobereitschaft sank bereits mit dem positiven Test und nochmal, als ich die ersten Tritte meines Babys spürte. Für Rennradtouren nahm ich mir Strecken mit großem Radweganteil vor, Hauptstraßen wurden gemieden. Mein Mountainbike sah während der sieben Monate wenig Singletrails und hauptsächlich Forststraßen. Es kam mir nicht darauf an, mich nach der Arbeit oder am Wochenende auszupowern, sondern lediglich den Kreislauf ein wenig in Schwung zu bringen und draußen in der Natur zu entspannen. Das Durchschnittstempo? Keine Ahnung, der Radcomputer wanderte in die Schublade.
Bewusster radfahren
Viele Ärzte empfehlen, den Puls in der Schwangerschaft nicht über 140 Schläge pro Minute steigen zu lassen, also ein Tempo zu fahren, bei dem man sich noch gut unterhalten kann. Wer vorher sportlich war, kann sich konditionell auch in der Schwangerschaft durchaus etwas zutrauen. Darin sind sich die Experten einig. Stürze sollten natürlich vermieden werden.
Studien etwa der amerikanischen Johns Hopkins University haben ergeben, dass sogar intensiveres Treten bei 80 bis 85 Prozent der maximalen Herzfrequenz dem Baby nicht schadet. Der Puls des Kindes steige dann zwar von durchschnittlichen 140 auf 160 an, normalisiere sich aber schnell wieder. Und wenn die Puste mal ausgeht? Keine Sorge! Die Sauerstoffversorgung der Babys von sportlichen „Mamis-to-be“ ist sogar besser, da auch der mütterliche Stoffwechsel mehr Sauerstoff transportiert.
Unsere Tochter ist nun ein halbes Jahr alt und quietschfidel. Ich bin überzeugt davon, dass es sowohl ihr als auch mir gut getan hat, dass ich bis drei Tage vor der Geburt noch Rad gefahren bin. Bei dem sanften Geschaukel hat sie im Bauch immer besonders ruhig geschlafen. Außerdem scheint sie jetzt schon ein Faible fürs Fahrradfahren zu haben, und schläft meist genüsslich bei Bike-Ausflügen im Anhänger.
Tipps für das Fahrradfahren in der Schwangerschaft
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Das richtige Outfit: Während ich beim Wandern in der Schwangerschaft vorab gut testen und überlegen musste, in welche Outfits mein runder werdender Bauch noch passt, stellt das beim Radfahren kein Problem dar – Lycra sei Dank. Ganz besonders bauchschmeichelnd sind Radhosen entweder mit breitem, weichem Bund oder Bibshorts, also Hosen mit Trägern und ohne einschneidenden Hosenbund. Wenn die eigenen Stretch-Trikots tatsächlich nicht mehr passen sollten, hilft eventuell der Griff in den Schrank „nebenan“. Auch Regen- oder Fleecejacken kann oft der Ehemann oder Freund gerade in den letzten Wochen beisteuern.
- Brotzeit einplanen: Viel und regelmäßig trinken ist für schwangere Sportlerinnen besonders wichtig. Der Flüssigkeitsbedarf in der Schwangerschaft ist höher, da der kindliche Kreislauf ein paar Schluck davon abzweigt. Auch an dem Gerücht der berühmt-berüchtigten Heißhungerattacken während der Schwangerschaft ist was dran: Man isst zwar nicht für zwei, dennoch braucht der Körper genügend Nährstoffe, damit auch die werdende Mama beim Sport fit bleibt. Also immer zwei Riegel mehr als sonst einpacken und am besten mit einem Trinkrucksack oder zwei Flaschen fahren.
- Unsicher? Wie viel und welcher Sport in der Schwangerschaft möglich ist, ist ein sehr individuelles Thema. Im Zweifel hilft mitunter ein Gespräch mit der Hebamme, dem Arzt oder der Ärztin des Vertrauens.