Die Schönheit der Natur am Morgen genießen oder bis Sonnenuntergang über Waldlichtungen brettern. Der Salomon QST 98 verspricht dank seiner neuen modernen Form bei beidem der perfekte Begleiter zu sein. Und wenn dann noch Felshänge übersprungen oder Schneewehen gebuttert werden, soll dieser Ski laut Hersteller allen genannten Herausforderungen gewachsen sein. Aufgrund all dieser Versprechungen von Salomon selbst, gehe ich mehr als gespannt in meinen Test. Ich teste den Freerideski in einer Länge von 189 cm und in Kombination mit dem Salomon Shift Pro Boot und der S/LAB Shift MNC 13 Bindung.
Das sagt Salomon über den QST 98
Salomon verspricht mit dem neuen QST 98 vor allem Vielseitigkeit und Wendigkeit. Das heißt, der Ski soll gleichzeitig verspielt, kraftvoll, stabil und mit viel Kantengrip ausgestattet sein. Skilängen von 169 bis 189 cm und um 2 mm verbreiterte Tip (131 bis 133 mm) und Tail (119 bis 121 mm) resultieren bei einer Skibreite von 98 mm in Radien von 15 bis 18 m. Durch den Taper und Rocker an Tip und Tail erhöht sich zusätzlich die Wendigkeit. Ich bin gespannt, ob da nicht der beworbene Kantengrip und die Stabilität drunter leidet.
Moritz Zimmermann
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Die Double Sidewalls Technologie sorgt für eine direkte Kraftübertragung, welche zusammen mit der Titanal-Einlage in der Mitte des Skis mehr Power und besseren Kantengrip erzielen soll. Materialien wie der Vollholzkern aus Pappel und Kork in den Skispitzen erhöhen unter anderem das Vibrationsabsorptionspotential. Die Kombination aus Carbon und Flachs verringert weiter das Gewicht bei gleichzeitig verbesserter Dämpfung. Das bevorzugte Gelände des QST 98 liegt laut Hersteller beim Freeriden, wobei ich persönlich aufgrund des Sidecuts eher starkes All Mountain-Potenzial wittere (in der Freeski-Szene hat so mancher Parkski bereits mehr Breite unter der Bindung). Das Zielpublikum sind mittelgute und fortgeschrittene Fahrer.
Vorab zum Tester
Um meinen persönlichen Test im Vergleich zu anderen besser einordnen zu können noch kurz mir: Ich bin 1,77 m groß und mit 68 kg nicht der schwerste. Daher brauche ich auch keinen super steifen Ski, um bei höherem Tempo noch leicht die Kontrolle zu behalten. Seitdem ich drei Jahre alt bin, stehe ich jede Saison regelmäßig auf Ski und gehöre nicht zu denen, die ihre zwei Bretter zwischenzeitlich gegen nur ein Brett ausgetauscht haben. Nach ein paar Jahren als Skilehrer in Tirol genieße ich mittlerweile die Zeit am Berg auf Ski nur noch mit meinen Freunden und habe meinem Alter entsprechend den Schwerpunkt weg vom Parkfahren hin zur Freude an allen unterschiedlichen Spielarten am Berg entwickelt. Daher gehört normalerweise ein Ski für Piste und Park, ein reiner Freerider beim Lifteln und ein Tourenski zu meinem Portfolio.
Moritz Zimmermann
Der Salomon QST 98 im Praxistest
Weihnachtlicher Schneemangel versprach auch in den sonst schneereicheren Höhenlagen Tirols keinen perfekten Blue Bird Powder Day. Deshalb habe ich für diesen Test mein ehemaliges Heimatgebiet Garmisch Classic auserkoren. Die Vorhersage war auf den ersten Blick, gelinde gesagt, suboptimal. Gerade recht um den Salomon QST 98 bei alltäglichen Bedingungen zu testen. Im Endeffekt hatten wir trotz gelegentlichem Regen doch griffigen bis harten oder auch nassen Schnee und einen Hauch von Pulver an ausgewählten Flecken ganz oben im Gebiet.
Moritz Zimmermann
Zum Warm-up bin ich mit meinen Armada ARV 96 in 177 cm (mit einer Look Pivot und meinem Dalbello Lupo) einmal vom Berg bis Tal gefahren, um eine ordentliche Referenz zu schaffen. Der Salomon ist natürlich um einiges länger und an Tip, Mitte und Tail um wenige Millimeter breiter, was aber für einen Ski mit theoretisch mehr Potential für das Backcountry und die Tour für mich durchaus Sinn macht.
Jetzt aber ab auf die Ski und los! Schnelle Kantenwechsel bei höherem Tempo, um den Radius des Skis voll auszuloten sind überhaupt kein Problem und kosten sehr wenig Krafteinsatz. Ich muss mich eher noch etwas zügeln, damit ich bei der ersten flotten Fahrt nicht abgeworfen werde, da ich zu Beginn noch nicht sofort die perfekte Stellung aus der Kombination von mehr Skilänge und anderem Montagepunkt der Bindung im Vergleich zur Fahrt davor gefunden habe. Das ist aber nach kurzer Zeit überhaupt kein Problem mehr. Ich finde sogar richtig Spaß daran, nach der ein oder andere Kuppe im verspurten Gemisch aus nassweich und angefroren glatt ins Wedeln überzugehen und so die Breite meiner Fahrspur ganz am Rand der Piste auf ein Minimum zu reduzieren. Ich bin überrascht. Alles kein Problem. Und das bei einer Länge von 189 cm. Da spielt auch das sehr leichte Setup aus der Kombination von Salomon Shift Pro Boot und S/LAB Shift MNC 13 Bindung mit rein. Durch dieses Tourensetup ist bei schneller und etwas härterer Gangart die perfekte Kontrolle natürlich nicht mehr zu 100 Prozent gegeben, was aber auch nicht das Ziel sein kann! Dafür gibt es ja eben extra designte Rennschuhe und rein abfahrtsorientierte Bindungen.
Moritz Zimmermann
Auch bei höherem Tempo verhält sich der Tip-Rocker zusammen mit der vorgezogenen maximalen Breite überraschend ruhig. Von meiner Seite aus etwas überraschend und ein absoluter Pluspunkt. Die leichte Aufbiegung des Tails lädt mich natürlich zum Switch fahren ein, was zumindest auf der Piste hervorragend funktioniert. Am heutigen Tag bleiben mir die Sprünge über Felshänge und das Buttern über Schneewehen ausschließlich (!) aufgrund der Schneebedingungen leider verwehrt, weshalb ich dazu leider wenig sagen kann. Spaß beiseite. Was wirklich noch aussteht sind ein paar Abfahrten im Tiefschnee – aber dieser Winter hat bald hoffentlich noch mehr zu bieten.
Mein Testfazit
Ich muss zugeben, ich bin etwas überrascht. Der hier getestete Salomon QST 98 in 189 cm schafft es tatsächlich, Power und Wendigkeit zu vereinen. Der Kantengrip und die Stabilität bleiben trotz Rocker und Taper an Tip und Tail erhalten und das alles bei einem moderaten Gewicht von 1860 g bei einer Länge von 176 cm.
Ich weiß allerdings nicht wie sich das bei kürzeren Skilängen verhält. Bei der Verwendung als All Mountain Ski würde ich persönlich eher eine Länge von 183 cm verwenden. Mit den hier getesteten 189 cm habe ich aber theoretisch bei viel Schnee auf Tour oder im Backcountry etwas mehr Auftrieb, was bei 98 mm Mittelbreite von Vorteil sein kann.