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Auf den höchsten Berg Österreichs

Großglockner-Besteigung über den Normalweg

7 Minuten Lesezeit
Mit mehr als 5.000 Gipfelbesteigungen pro Jahr ist der Großglockner kein einsames Hochtouren-Ziel. Dabei ist seine Besteigung keine gemütliche Anfänger-Tour, sondern eine echte bergsteigerische Herausforderung - in grandioser Landschaft. Bergzeit Autor Basti stellt hier seine Tourenvariante über den Normalweg vor.

Der Großglockner (3.798 Meter) ist nicht nur der höchste Berg Österreichs, sondern auch ein begehrtes Ziel unter Gipfelsammlern. Seinen guten Ruf rechtfertigt er nicht zuletzt durch einen rassigen und abwechslungsreichen Normalweg, der über entspannte Hänge, weite Gletscher, steile Eisrinnen, ausgesetzte Grate und Kletterstellen im Fels führt. Was will das Bergsteiger-Herz mehr? Der folgende Tourentipp beschreibt die Besteigung des Großglockners in zwei Tagen über den Normalweg von der Kalser Seite aus, Ausgangspunkt ist das Lucknerhaus.

Hintergrund: Geschichte der Großglockner-Besteigungen

Angestachelt von der Erstbegehung des Mont Blanc 1786 wurden ab 1799 erste Gipfelversuche unternommen. Die offizielle Erstbegehung wird heute auf das Jahr 1800 datiert – im Vorjahr war bereits der Kleinglockner erreicht worden. Unter der Leitung von Fürstbischof Salm-Reifferscheidt-Krautheim wurde mit einer groß angelegten Expedition mit über 60 Teilnehmern der Gipfel endgültig bestiegen, erste Schützhütten eingerichtet und Schlüsselstellen versichert.

Damit begann die Geschichte des Alpinismus am Großglockner. Seither wurden neue und schwerere Routen aus allen Richtungen gewählt. Und doch hat der Großglockner bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Das letzte Stück des Normalweges ist seit über 200 Jahren dasselbe und wird heute meist von der Stüdlhütte oder der Erzherzog-Johann-Hütte aus begangen.

Zustieg zur Erzherzog-Johann-Hütte über den Mürztaler Steig.

Basti Fiedler

Zustieg zur Erzherzog-Johann-Hütte über den Mürztaler Steig.


Zustieg zur Erzherzog-Johann-Hütte über den Mürztaler Steig.

Basti Fiedler

Die letzten Meter vor der Erzherzog-Johann-Hütte.


Ausgangspunkte und Zustieg

Als Ausgangspunkt für eine Gr0ßglockner-Besteigung über den Normalweg wird meist die Stüdlhütte oder die Erzherzog-Johann-Hütte (auch Adlersruhe genannt) gewählt. Letztere bringt den Vorteil, dass man ohne viel Zeit zu verlieren, direkt in die letzten anspruchsvollen knapp 400 Höhenmeter einsteigen kann und zusätzlich eine Nacht auf 3.450 Meter in atemberaubender Kulisse verbringen darf. Wir haben ebenfalls auf der Erzherzog-Johann-Hütte übernachtet. Als Zustieg zur Hütte bieten sich vier Varianten an:

  • Variante 1 (unser gewählter Zustieg): Via Kals (Osttirol) zum Lucknerhaus (1.918 Meter). Von dort aus über die Lucknerhütte (2.241 Meter) in Richtung Ködnitzkees. Dann rechts ab auf den sogenannten Mürztaler Steig, der sich entlang der „Langen Wand“ zum Ködnitzkees aufschwingt. Man kann dann entweder am östlichen Rand des Ködnitzkees weiter aufsteigen, bis man auf die Spur von der Stüdlhütte trifft (siehe unten), oder man biegt auf einer Höhe von etwa 3.000 Metern rechts in den Fels ab, wo ein versicherter Steig über die Burgwartscharte zur Hütte führt (Einstieg mit gelber Tafel markiert, nicht ganz einfach zu sehen von unten). Gehzeit: circa vier bis fünf Stunden ab Lucknerhaus.
  • Variante 2: Via Kals zum Lucknerhaus, ebenfalls weiter zur Lucknerhütte und weiter zur Stüdlhütte auf gut markiertem Weg. Nun nordöstlich auf dem Steig in Richtung Ködnitzkees, wo je nach Spaltenlage anseilen empfohlen wird. Über einen Schrofenrücken (teils versichert) auf den letzten ebenfalls versicherten Felsrücken, wo sich der Weg mit dem Mürztaler Steig vereinigt und an der Hütte endet. Gehzeit: circa vier bis fünf Stunden ab Lucknerhaus.
  • Variante 3: Von der Glockner-Hochalpenstraße (Franz-Josefs-Höhe) über den Pasterzen-Gletscher zur westseitigen Moräne und über den Hofmanns-Weg zum Hofmann-Kees. Dort anseilen (Achtung große Spalten) und über die Salmhöhe zur Hütte. Gehzeit: circa fünf Stunden (Achtung: im Sommer bzw. bei wenig Schnee und im Spätsommer wird wegen der vielen Spalten dringend von dieser Route abgeraten, da sie kaum begehbar ist).
  • Variante 4:Von der Glockner-Hochalpenstraße und dem Glocknerhaus aus zum Margaritze-Stausee. Anschließend über die Stockerscharte, den Wiener Höhenweg und am Ende durch das Leitertal bis zur Salm-Hütte auf 3.638 Meter (Gehzeit vier Stunden). Von hier über den Kärntner Grenzweg und die Reste des Hohenwartkees in Richtung der Hohenwartscharte (Drahtseile, Stifte), um schlussendlich unter dem Hohenwartkopf auf den Rücken zu queren, der einen dann zur Adlersruhe bringt (Gehzeit ab Salmhütte drei Stunden).

Die Hütten am Großglockner zu Corona-Zeiten:

Kontakt zu Hütten für die Großglockner-Besteigung:

  • Reservierung Stüdlhütte: Direkt bei den Pächtern Veronika und Matteo Bachmann: Tel. +43 4876 8209 (während der Bewirtschaftungszeit) oder per Reservierungsformular.
  • Reservierung Erzherzog-Johann-Hütte: Per E-Mail an info@erzherzog-johann-huette.at oder per Formular auf der Webseite.
  • Reservierung Salmhütte: Telefonisch unter der +43 4824 2089 oder per E-Mail an salmhuette@aon.at
Erzherzog-Johann-Hütte mit dem Großglockner im Hintergrund (Gipfel in Wolken gehüllt).

Basti Fiedler

Erzherzog-Johann-Hütte mit dem Großglockner im Hintergrund (Gipfel in Wolken gehüllt).


Der Normalweg auf den Großglockner

Egal, ob man nun auf der Stüdlhütte übernachtet hat und morgens erst zur Adlersruhe aufsteigt oder ob man direkt dort genächtigt hat – ab hier ist der Normalweg der gleiche. Und ab hier heißt es Steigeisen und Gletscherausrüstung anlegen.

Beste Bedingungen in der bis 40° steilen Glocknerleitl.

Basti Fiedler

Beste Bedingungen in der bis 40° steilen Glocknerleitl.


Beste Bedingungen in der bis 40° steilen Glocknerleitl.

Basti Fiedler

Steilaufschwung nach dem Glocknerleitl mit ordentlich Verkehr.


Von der Adlersruhe geht es über einen flachen Firnrücken (nördliche Richtung) zur sogenannten Glocknerleitl. Dies ist bereits eine heikle Stelle, da es sich teilweise um bis zu 40° steiles Gelände handelt, das sich im Spätsommer oftmals als Blankeis mit Felsauflage zeigt. Bei guter Schneeauflage ist dagegen eine entspannte Spur eingetreten und man steigt durch das steile Leitl in Serpentinen zum Grat. Das Ende des Leitls ist je nach Schneeauflage mit Firn gefüllt (angenehm zu gehen) oder in brüchigem Fels zu bewältigen (unangenehm, Achtung Steinschlag!).

Am Grat angelangt, führt der Weg nun sehr steil in Richtung Kleinglockner (Schnee oder Fels, I-er Gelände). Hier sorgen einbetonierte Metallstangen und einzelne Haken für entsprechende Absicherung. Man befindet sich nun in sehr ausgesetztem Gelände mit ordentlich Tiefblick in Richtung Ködnitzkees. Der Kleinglockner selbst wird etwas unterhalb der Wechte überschritten. Auch hier schwankt der Anspruch abhängig von den aktuellen Verhältnissen sehr stark. Man befindet sich in sehr ausgesetztem Gelände und muss zwingend schwindelfrei und trittsicher in Schnee und Fels sein. Hier ist absolute no-fall-Zone!

Ab dem Gipfel des Kleinglockners kommt nun eine weitere Stelle, die viele Aspiranten fordert. Über eine versicherte Kette gelangt man einige Höhenmeter hinab in die Glocknerscharte. Weiter geht es über einen sehr schmalen, ausgesetzten Grat zur Schlusswand des Großglockners. Hier besteht häufig Staugefahr, da die Scharte so schmal ist, dass sie eigentlich nur einzeln begangen werden kann und wenig Platz zum Vorbeilassen bietet.

Es folgt eine rund 20 Meter hohe Felswand in gutgriffigem II-er Gelände (Sicherungsmöglichkeiten vorhanden), bevor der Weg über einen flacheren Rücken zum Großglockner-Gipfel hinaufführt. Hier wird man mit einer atemberaubenden Fernsicht in alle Richtungen belohnt.

Der Abstieg folgt der Aufstiegsroute und benötigt in etwa gleich lang bis zur Adlersruhe – je nachdem, wie viele Seilschaften entgegenkommen, auch entsprechend länger. Ab der Adlersruhe teilen sich die Abstiegswege wieder zum jeweiligen Ausgangspunkt der Tour.

Tipps zur Tourenplanung für den Großglockner

Wie man sich vorstellen kann, ist man am Großglockner selten alleine unterwegs. Gerade im Sommer an schönen Wochenenden treffen sich viele Seilschaften mit und ohne Bergführer und wollen den Gipfel über den Normalweg erreichen.

Dies führt häufig zu einem ordentlichen Stau auf dem letzten Teilabschnitt, da dort der Weg sehr eng und ein Ausweichen kaum möglich ist. Eine mögliche Zeitverzögerung sowohl beim Auf- als auch beim Abstieg unbedingt bei der Tourenplanung berücksichtigen!

Um dem Stau zu entgehen, gibt es zwei kleine Chancen – entweder sehr früh aufbrechen, um vor dem Hauptfeld am Gipfel zu sein, oder einen der anderen lohnenden Wege auf den Gipfel wählen (zum Beispiel Stüdlgrat). Ansonsten gilt: aufeinander Rücksicht nehmen und Steinschlag unbedingt vermeiden!

Auf dem Rückweg in der Glocknerscharte, eine der Schlüsselstellen, an denen es oft staut.

Basti Fiedler

Auf dem Rückweg in der Glocknerscharte, eine der Schlüsselstellen, an denen es oft staut.


Auf dem Rückweg in der Glocknerscharte, eine der Schlüsselstellen, an denen es oft staut.

Basti Fiedler

Das Ziel vieler Bergsteiger – das Gipfelkreuz am Großglockner.


🏔️ Tourdaten zur Großglockner-Besteigung
  • Anfahrt (für Zustieg ab Lucknerhaus): aus Deutschland kommend über München – Rosenheim – Kufstein – Kitzbühel – Mittersil – Kals – Lucknerhaus
  • Anforderungen/Charakter der Tour: Bis zur Erzherzog-Johann-Hütte unschwierige Hochtour, die allerdings Trittsicherheit und alpine Erfahrung erfordert, da ein Gletscher und ein versicherter Steig begangen werden. Ab der Hütte je nach Bedingungen deutlich anspruchsvoller in Schnee und Eis (Glocknerleitl bis 40°) sowie am stark ausgesetzten Grat zum Kleinglockner und an Kletterstellen an der Glocknerscharte (bis II). Der prestigeträchtige Gipfel lockt viele Anwärter an, die die Tour etwas unterschätzen. Der Glockner ist keine gemütliche Anfänger-Tour; im Zweifel sollte man sich lieber einem Bergführer anvertrauen.
  • Schwierigkeit: ZS- (AD-), bis 40°, im Fels bis II
  • Dauer: Lucknerhaus – Erzherzog-Johann-Hütte (via Stüdlhütte): ca. 5 Stunden / Lucknerhaus – Erzherzog-Johann-Hütte (via Mürztaler Steig und Burgwartscharte): ca. 4 bis 4,5 Stunden / Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruhe) – Großglockner: ca. 2 Stunden / Großglockner – Lucknerhaus: ca.5 Stunden
  • Höhenmeter: Lucknerhaus – Erzherzog-Johann-Hütte: 1.550 Höhenmeter / Erzherzog-Johann-Hütte – Großglockner: 350 Höhenmeter / Großglockner – Lucknerhaus: 1.900 Höhenmeter
  • Übernachtung: Erzherzog-Johann-Hütte, StüdlhütteSalmhütte
  • Ausrüstung: vollständige Hochtourenausrüstung
  • Karte: Kompass-Karte WK 46 – Matrei in Osttirol – Kals am Großglockner

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Hinweis: Die angegebenen Gehzeiten orientieren sich am Hochtourenführer Ostalpen (Rother Bergverlag) und sind Durchschnittswerte. Bei sehr guten Bedingungen, entsprechender Fitness und Können kann man sicherlich auch schneller unterwegs sein. Bei schlechten Bedingungen und viel Verkehr (leider auf dem Normalweg häufig der Fall) kann man aber auch deutlich mehr Zeit verlieren. Dies ist bei der Tourenplanung zu berücksichtigen. Der GPS-Track bietet einen ungefähren Eindruck des Weges, sollte aber im alpinen Gelände nie als ausschlaggebende Navigationsquelle verwendet werden.

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