1. Absolviere einen Kurs fürs Indoor-Klettern
Sicherheit ist das A und O beim Klettern – immerhin schwebst Du jedes Mal mehrere Meter über dem Boden und wirst hauptsächlich durch das Gegengewicht Deines Partners gehalten. Welche Knoten Du beherrschen musst, was es beim Sichern und den Zwischensicherungen zu beachten gilt und wie Du am Ende wieder herunter kommst, lernst Du in einem Kletterkurs.
Viele Hallen bieten solche Trainings für das Indoor-Klettern an. Bei Bergschulen oder auch bei Sektionen der Alpenvereine findest Du passende Kurse, die Dir das das notwendige Wissen vermitteln. Wichtig: Nachdem Du den Kurs erfolgreich absolviert hast, solltest Du sofort loslegen – und nicht erst einmal vier Wochen zum Surfen an die Algarve fahren: Nach einem Monat weißt Du wahrscheinlich nicht mehr soviel über den doppelten Boulin-Knoten oder die Handhabung des Grigris und den Unterschied zum Grigrii+.
Also: Mach einen Kurs und starte dann sofort Deine Kletterkarriere!
2. Finde Deinen Partner
Klettern geht in den meisten Fällen nur zu zweit. Wenn Du schon einen Partner hast, der das Sichern beherrscht oder mit Dir einen Kurs gemacht hat – super. Falls nicht, findest Du im Kletterkurs, in Foren oder am (virtuellen) schwarzen Brett Deiner Kletterhalle Gleichgesinnte.
Achte aber bei der Wahl Deines Partners darauf, dass Ihr gewichtstechnisch nicht zu weit auseinanderliegt. Der DAV rät zu weniger als zehn Kilogramm Unterschied. Falls dies nicht möglich ist, kann der leichtere Partner beim Sichern einen Sandsack verwenden, die es in der Regel in den Hallen gibt.
Oder Ihr benutzt ein Edelrid Ohm: Das kleine Gerät wird beim Vorstieg in die erste Zwischensicherung geklippt und erhöht die Seilreibung. So sind Gewichtsunterschiede von bis zu 40 Kilogramm möglich.
- Erfahre mehr im ausführlichen Testbericht des Ohm
Podcast-Tipp: Klettern in der Halle
Ist ein Kurs nötig und was ist eigentlich der Unterschied zwischen Bouldern und Klettern? Das erfährst Du in dieser Beratungsfolge.
3. Wähle die passende Ausrüstung
Die Ausrüstung für’s Hallenklettern ist zum Glück nicht teuer und hält auch eine ganze Weile. Du brauchst:
Sicherungsgerät: Der DAV empfiehlt die Verwendung von Halbautomaten, zum Beispiel das Grigri von Petzl. Es blockiert automatisch und erhöht so die Sicherheit des Kletterers bei einem Sturz oder beim Ablassen. Für das Sicherungsgerät brauchst Du noch einen Karabiner. Am sichersten sind Trilock-Verschlüsse mit Verdrehschutz. Bitte denk auch daran, dass man nicht jeden Karabiner mit jedem Sicherungsgerät kombinieren kann. Infos dazu bekommst du vom Verkäufer deines Vertrauens. Mehr dazu erfährst Du im Beitrag Sicherungsgeräte im Vergleich.
Klettergurt: Hier muss es nicht der Ultra-Performance-Gurt sein. Als Anfänger reicht Dir auch ein günstigeres Modell. Die gibt es oft schon ab 60 Euro. Achte darauf, dass Dir der Gurt passt, also stramm an der Hüfte sitzt und die Beinschlaufen nicht zu weit sind. Mehr dazu im Podcast unten!
Chalk-Bag samt Inhalt: im Chalkbag bewahrst du das Magnesia auf; also das Zeug, das Deine Hände während des Kletterns trocken hält. Am besten sind Chalkbags, die man sich mit einem extra Band um die Hüfte bindet. Man kann das Chalkbag auch hinten am Klettergurt befestigen, aber dann sitzen die Magnesiabeutel oft recht tief.
Kletterschuhe: Auch hier müssen es nicht die teuersten sein. Wichtig ist, dass sie eng anliegen und du keine Schmerzen hast. – Seil; Kletterseile gibt es wie Sand am Meer. Für die Halle benötigst Du ein 50-Meter-Seil mit einem Durchmesser von um die 10 Millimetern. Es gibt auch spezielle Hallenkletterseile, die einen etwas dickeren Mantel haben und sich so langsamer abnutzen.
Dazu kommt noch etwas Ausrüstung fürs Indoor-Klettern, die in manchen Fällen Sinn macht, die aber nicht unbedingt notwendig ist.
Kletterseil: Oft hat vielleicht Dein erfahrender Kletterpartner bereits ein Seil. Wenn Du darüber nachdenkst, auch eines anzuschaffen, helfen Dir die Kletterseil für die Kletterhalle!
Edelrid Ohm (siehe oben): Das Ohm von Edelrid ist ein bis dato einzigartiges Gerät: Es wird in das Seil gehängt und an der ersten Zwischensicherung angebracht. Es erhöht die Seilreibung und ermöglicht es somit, dass zwei unterschiedlich schwere Kletterer gefahrlos miteinander klettern können.
Sicherungsbrille: Bist Du es leid, ständig den Kopf nach oben richten zu müssen, um Deinen Kletterer zu sehen? Bekommst du vielleicht sogar Probleme mit deinem Nacken? Dann ist eine Kletterbrille das Richtige für Dich: Sie besitzt ein Prisma und erlaubt Dir, mit geradem Kopf Deinen Partner zu verfolgen.
Bekleidung: Keine Sorge, Du musst Dich nicht gleich in volle Klettermontur werfen, eine gemütliche Jogginghose und ein T-Shirt reichen für den Anfang vollkommen aus. Wichtig ist, dass Du genug Bewegungsfreiheit hast und nicht schwitzt. Leider kannst Du nicht ewig mit deinem Material klettern: Alle sicherheitsrelevanten Textilmaterialien unterliegen der Alterung und Abnutzung. Wenn Du sehr oft kletterst, kann es sogar sein, dass Du Gurt und Seil jedes Jahr tauschen musst. Wann Du die Ausrüstung auswechseln solltest, erfährst du vom Verkäufer oder vom Hersteller. Tipp: Die Schuhe sind zwar nicht sicherheitsrelevant, gehen aber auch häufig kaputt. Allerdings kann man sie wiederbesohlen lassen.
4. Bleibe konzentriert
Du hast bereits die ersten Meter in der Halle gespult, kennst Dich mittlerweile gut aus und die einzelnen Schritte gehen Dir ohne großes Nachdenken von der Hand? Prima! Bleib bitte trotzdem immer konzentriert: Klettern ist gefährlich und auch in der 200.000 Tour darf man sich keine Fehler erlauben.
Die wichtigsten Punkte für den Sichernden:
- Denk an den Partnercheck
- Achte auf die korrekte Position zur Wand
- Gib nicht zu viel Schlappseil
- Lass nie das Bremsseil los
- Fokussiere Dich auf Deinen Kletterpartner, auch wenn es in der Halle laut ist
- Lass Dich von anderen nicht ablenken
Für den Kletternden:
- Denk an den Partnercheck
- Binde dich richtig ein
- Klippe nicht aus einer überstreckten Position
- Hänge alle Zwischensicherungen ein
- Hänge die Umlenker immer korrekt ein
- Achte auf Kletterer über oder neben Dir
5. Sprich Fehler an
Nicht jeder Kletterer und nicht jede Kletterin sichert so versiert und aufmerksam wie Du. Manche Kletterer begehen große Fehler, lassen zum Beispiel das Sicherungsseil los oder geben viel zu viel Schlappseil.
Sprich Fehler freundlich und klar an, die anderen Kletterer werden es Dir (hoffentlich) danken.
Vermeide es aber, die Leute von oben herab zu behandeln. Die wichtigsten Punkte findest Du bei den 10 Hallenregeln des DAV: Hier geht’s zu den Hallenregeln des DAV
6. Vermeide Verletzungen
Klettern ist bis ins hohe Alter möglich – und wenn Du dran bleibst, wirst Du immer besser. Das gilt aber nur, wenn Du Dich nicht (nachhaltig) verletzt! Hier sind wichtige Tipps, um möglichst lange fit zu bleiben:
- Wärme Dich auf – das betrifft vor allem die Finger, Arme und Schultern! Mach zunächst ein paar leichte Dehnübungen und steig dann erst einmal in Routen ein, die Dir leicht fallen.
Lesetipp: Aufwärmen fürs Klettern - Vorsicht bei Dynamos und Aufstellern, sie belasten Deinen Körper stärker, als andere Klettermoves.
- Klettere nicht, bis Du keine Kraft mehr hast: Dann können Deine Muskeln nicht mehr so gut die Griffe halten, was Deine Knorpel und Gelenke stärker belastet
- Leg Kletterpausen ein – vor allem, wenn Du Schmerzen hast.
- Lass als Anfänger die Finger von Hangboards, Campusboard & Co. (siehe Punkt 9)
- Mach Ausgleichstraining: Wer nicht genug dehnt und die Antagonisten beim Klettern stärkt, kann bald Probleme mit den Schultern, Fingern oder Ellenbogen bekommen.
- Und das Wichtigste: Hab Spaß und hör auf Deinen Körper!
7. Verbessere Deine Technik
Auch wenn Klettern eine natürliche Fortbewegungsart ist, spielt die richtige Technik eine riesige Rolle – viel mehr als die bloße Kraft. Es gibt Top-Kletterer, die kaum einen Klimmzug schaffen. Warum sie dennoch erfolgreich sind? Weil sie die korrekte Technik anwenden und viel Erfahrung haben.
Darum solltest Du Dir gerade am Anfang sehr viel Zeit für die korrekte Körperposition, die Beinstellung und Grifftechnik nehmen. Anhaltspunkte liefern Dir zum Beispiel das Beobachten von guten Kletterern, aber auch Techniktrainings in der Halle, Youtube-Videos – oder Bücher: Dort werden grundsätzliche Bewegungsmuster vorgestellt und Schritt-für-Schritt erläutert. Mein Tipp: Bücher von Boulderpapst Udo „Udini“ Neumann, zum Beispiel „Klettertraining“.
8. Bekämpfe Deine Angst
Sturzangst, Höhenangst, Angst vor Ausgesetztheit: Klettern am Seil bietet viele Möglichkeiten, sich zu fürchten. Manch Kletterer kann das besser ausblenden, andere können sich lange Zeit nur im Toprope nach oben bewegen.
Hier kann Sturztraining helfen: „Fallen ist doch gar nicht so schlimm“ wird das Ergebnis Deines Sturztrainings sein. Tipp: Übe am besten im Überhang, sehr nah am Umlenker (Stichwort Groundergefahr), wenn kein anderer Kletterer in Deiner Nähe ist und mit einem erfahrenen Sicherungspartner. Wie Du vorgehst? Am besten Stück für Stück: erst nur wenige Dezimeter über der Exe und dann entfernst Du Dich immer weiter. Wichtig: Deinem Sturztraining sind auch Grenzen gesetzt! Spätestens, wenn Du die nächste Exe einhängen könntest, solltest Du aufhören. Und: Eine Groundergefahr besteht oft noch bis zur 6. Exe! Regelmäßige Sturztrainings helfen Dir, Deine Angst zu überwinden.
9. Das beste Training für Anfänger? Klettern!
Es ist nur natürlich, dass Du nach den ersten Erfolgen im Klettern schnell besser werden willst. In der Halle werden Dir auch viele Möglichkeiten geboten: Hangboards in allen Farben und Formen, Griffbretter, Ringe, und was es sonst noch alles gibt. Da ist es nur logisch, sich nach der Klettersession noch kurz dran zu hängen und ein paar Klimmzüge zu machen, oder?
Falsch! Anders als bei vielen anderen Trainingsmöglichkeiten, hängst Du bei Hangboards mit Deinem gesamten Gewicht an zehn sehr schwachen Körperteilen: Deinen Fingern. Und die trainiert man nicht so schnell wie die Muskeln in den Waden oder den Bizeps – die Gelenke, Knorpel und Sehnen brauchen eine Weile, um sich an das Klettern zu gewöhnen.
Der wichtigste Trainingstipp lautet daher: Trainiere nicht an Griffboards, bis Du nicht mindestens den 7. Grad klettern kannst. Warum? a) Weil Du Dir als Anfänger Deine Finger nachhaltig schädigst und b) Weil sich Deine Schwachstelle garantiert nicht im Bizeps befindet, sondern in Deinem Kopf (Klettertechnik)! Wenn Du Lust hast zu trainieren, dann gibt es aber trotzdem einige Möglichkeiten:
- Stimuliere gezielt Deine Antagonisten (zum Beispiel die Brustmuskulatur), das beugt Haltungsschäden und Verletzungen vor
- Core-Übungen helfen Dir, im Überhang die nötige Körperspannung aufzubauen und genug Druck auf die Tritte zu bringen.
- Lesetipp: Core-Training für Kletterer und Boulderer
- Yoga verbessert Deine aktive und passive Beweglichkeit und hilft Dir zum Beispiel, höher antreten zu können. Lesetipp & Video-Anleitung: Yoga für Kletterer: 10 Übungen für mehr Flexibilität
Ansonsten heißt die beste Übung: klettern, klettern, klettern …
10. Komm mit raus an den Fels
Klettern wurde nicht etwa in der Halle erfunden, nein, Klettern kommt von draußen, von den Felsen. Und da ist es – glaub es mir gerne – noch schöner als in der Halle. Die Felsen bieten mehr Freiheit in der Bewegung, man ist in der Natur… das Erlebnis ist einfach intensiver. Wie Du den Übergang von der Halle an den Fels meisterst, erfährst Du in unserem Beitrag Sportklettern – von der Halle an den Fels und in unserer Podcast-Folge zum Thema:
11. Podcast-Tipp
Draußen klettern ist anders – so viel ist sicher! In dieser Beratungsfolge des Bergzeit Podcasts verrät Dir Bergführer Mick, was Kletterer und Kletterinnen bei ihrem ersten Mal draußen am Fels beachten sollten und gibt Tipps zu Ausrüstung, Sicherheit und Naturschutz beim Felsklettern.