Die K35-Strecke des Eiger Ultra Trails
Schon auf der Fahrt Richtung Grindelwald sieht man die ersten verschneiten Spitzen, die hinter Lauterbrunnen und Grindelwald bis zu 4.158 Meter (Jungfrau) in den Himmel ragen. Um den Ort ranken Legenden der Alpingeschichte, denn darüber erhebt sich mächtig die Eiger Nordwand, mit einigen der schwierigsten alpinen Routen der Alpen. Und so ist es schon ein besonderes Gefühl inmitten dieser Kulisse an einem Trailrunning Event teilnehmen zu dürfen.
Zudem feiert der Eiger Ultra Trail dieses Jahr sein zehntes Jubiläum. Zwei Teilnehmer dürfen im Rahmen des Bergzeit Frischluftkicks beim K35 mit 2.500 Höhenmetern an den Start gehen – ausgestattet mit einem Laufoutfit von Hoka inklusive der neuen Trailrunning Schuhe Hoka Tecton X.
Auch ich bin mit dabei, um Dir von meinen Erfahrungen zu berichten. So viel schon mal vorweggenommen: Es war wahrscheinlich die größte Herausforderung, die ich bisher im Rahmen eines Bergzeit Frischluftkicks erlebt habe!
Thomas Herdieckerhoff
Unsere Unterkunft ist in Wengen, im autofreien Ort über Lauterbrunnen, nicht ganz im selben Tal wie Grindelwald. Hier blickt man Richtung Nordflanke der Jungfrau und auf den malerischen Schleier-Wasserfall herunter, für den der Ort Lauterbrunnen so bekannt ist. Dafür müssen wir aber auch am Tag des Rennens schon früher los, denn wir müssen mit dem Zug zurück ins Tal, bevor wir mit dem Auto zum Startpunkt in Burglauenen fahren können.
Gänsehautfeeling im Startbereich
Im Startbereich ist es um 7:30 Uhr morgens noch schattig und kühl, doch darüber beschwert sich keiner, denn schon jetzt ist klar: Die Hitze wird heute ein großer Faktor werden. Der Moderator heizt schon mal die Stimmung an, mahnt aber auch, so viel wie möglich während des Laufes zu trinken. Der Startbereich ist inzwischen gut gefüllt: Die aufgeregten Läuferinnen und Läufern wärmen sich auf, trinken noch schnell etwas oder stehen für die Toilette an.
Thomas Herdieckerhoff
Ich bin noch nie 35 Kilometer gelaufen, also verspüre auch ich eine positive Anspannung. Aufgrund der großen Anzahl von Läufern wird in zwei Startblöcken gestartet, mit zehn Minuten Abstand. Während sich das zweite Feld nach dem ersten Start zur Ziellinie bewegt, treffen schon die ersten Sonnenstrahlen auf den Talboden.
Thomas Herdieckerhoff
Die ersten Meter: Steil und knackig bergauf!
Um 8:15 Uhr fällt der Startschuss und wir laufen über Forst- und Waldwege nach oben. Wenn ich zwischen den Abschnitten im Wald über eine offene Fläche laufe, fällt mein Blick immer wieder unweigerlich auf die im Morgenlicht saftig grün leuchtenden Berge auf der gegenüberliegenden Talseite.
Thomas Herdieckerhoff
Schon bald laufe ich gefühlt gegen eine Wand auf – ich habe zu den letzten Läufern des ersten Startblocks aufgeschlossen, von denen vielleicht der ein oder andere seine Geschwindigkeit etwas falsch eingeschätzt hat. So beginnt für mich auf engen, steilen Waldpfaden das schwierige Unterfangen des Überholens. Mit kurzen Sprints versuche ich nach und nach an günstigen Wegstellen an anderen Läufern vorbeizukommen – das kostet Kraft, aber ich möchte auch nicht zu lange in der Schlange gehen.
Thomas Herdieckerhoff
Abwechslung und Traumkulisse entlang der K35-Distanz
Nachdem einige Dutzend Leute überholt sind, beginnt der erste Downhill-Abschnitt. Das Feld entzerrt sich langsam und ich laufe, zum Glück nun auf der Schattenseite, in mäßiger Steigung abwärts nach Wengen. Nach und nach öffnet sich der Blick in das wunderschöne Tal in dem auch Lauterbrunnen und Mürren liegen und die Jungfrau kommt in Sicht – ein Panorama wie gemalt. In Wengen laufen wir zu Applaus in die erste Labesstation ein und ich nehme mir schnell zwei salzige Riegel. Klar kommt mir hier kurz der Gedanke, wie gemütlich es jetzt wäre einfach in mein Hotel am Ende der Straße zu laufen und ins Bett zu fallen, aber selbstverständlich geht es gleich weiter.
Über viele Serpentinen arbeite ich mich steil den Männlichen hinauf, der längste Anstieg des Laufs. Da verliert man brutal Wasser und es wird richtig anstrengend, aber die Aussicht von hier oben hält einen bei Laune. Oben geben dann der Jubel und die lauten Kuhglocken nochmal einen Motivationsschub und ich erreiche zufrieden den nächsten Checkpoint mit Verpflegung an der Bergstation des Männlichen. Nach dieser Anstrengung genehmige ich mir mindestens vier Becher Getränke, sowohl Wasser als auch Elektrolytmix und laufe dann mit einem Wasserbauch weiter. Zum Glück saugt mein Körper das Wasser schnell wieder in sich auf.
Thomas Herdieckerhoff
Die mäßige Downhill Traverse gehe ich etwas gelassener an und versuche, mich etwas zu erholen, nicht zuletzt weil die nun vor mir aufragende Eiger Nordwand zum Staunen einlädt. An der Verpflegungsstation an der kleinen Scheidegg vorbei geht es auf einem wunderbar laufbaren Single Trail auf die Jungfrau zu. Hier sehe ich prompt eine Eislawine die steilen Wände herunterkommen – kein Wunder bei einer Null-Grad-Grenze über 4.000 Metern.
Unter der beeindruckenden Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau beginnt der Anstieg über die Seitenmoräne eines Gletschers zum höchsten Punkt des Laufes hinauf. Bei der Bergstation Eigergletscher ist dieser Abschnitt geschafft und ich treffe erneut auf Glockengeläut und Jubel. Aber nicht wie erwartet auf eine Verpflegungsstation, an der ich mein jetzt leeres Getränk füllen kann! Es lohnt sich also, vorher genau zu studieren wo die Stationen sind und es sich auch genau zu merken!
Es ist zwar schon fast Mittag, aber ich bin gerade noch rechtzeitig, um den letzten Eiger-Schatten auf dem Trail zu erwischen. Die Eiger Nordwand ist so steil und hoch, sie wirft auch noch ein bisschen Schatten, wenn die Sonne fast im Zenit steht. Nun beginnt der längste Downhill Run meines Lebens – machen das die Beine mit? Über Geröll und Schutt geht es mal einfach, mal etwas technischer hinab, immer wieder mit dynamischen Sprüngen über kleine Bäche und Felsbrocken. Einmal halte ich kurz an, um meine Quetschflasche an einem Bachlauf aufzufüllen. In Alpiglen kann ich meine Flasche wieder mit einem mineralhaltigen Getränk füllen und meinen unermüdlichen Durst weiter stillen.
Der Teil danach gehört nicht zu meinen Lieblingsabschnitten, denn es geht auf steilen Forstwegen und teils sogar Asphalt bergab in die erbarmungslose Hitze des Tals. In meinen Oberschenkeln breitet sich ein Gefühl aus, das ich noch gar nicht kenne, nicht unbedingt schmerzhaft aber angestrengt und angespannt. Wenn man schon Grindelwald in Sicht hat, haben sich die Trailplaner nochmal eine kleine Gemeinheit ausgedacht. Wir biegen nach rechts ab und bekommen nochmal einen 300 Höhenmeter Schlussanstieg serviert. Mir ist das aber gerade tatsächlich lieber als weiter bergab zu laufen und zumindest verläuft der Weg wieder im schattigen Wald. Ich kann nochmal einige Läuferinnen und Läufer einholen, die mich im Downhill überholt haben.
Thomas Herdieckerhoff
Auch nach 30 Kilometern fühlt sich der Hoka Tecton X immer noch gut an. Er ist wirklich leicht, man kann präzise und mit gutem Halt auf Wurzeln und Felsen treten und er reibt oder drückt nirgends. Für mich für diese Art von technisch-leichtem Trail eine perfekte Wahl, zumal er mit der neuen Carbonfaserplatten-Technologie wirklich gut Antrieb gibt! Am letzten Checkpoint wartet noch eine besondere Überraschung, eine Helferin bietet an, jeden mit einem Gartenschlauch abzuspritzen, was ich natürlich dankend annehme.
Im Ziel: Freude und Stolz pur!
Erfrischt laufe ich auf die letzten zwei Kilometer, die sich am Ende als drei herausstellen. Fies, wenn es statt 35 fast 36 Kilometer werden, das macht am Ende schon einen Unterschied. Ich gebe nochmal alles und mache mir zum Ziel, einige Läufer in Sicht noch zu überholen. Nun heißt es: Zähne zusammen beißen, bei inzwischen gefühlten 35 Grad! Mit letzter Kraft geht es ins Ortszentrum hoch, der Jubel im Zielbereich dringt mir ans Ohr. Ich raffe mich noch zu einem Sprint auf der Zielgeraden auf und laufe angefeuert von vielen Zuschauern keuchend nach 5 Stunden 37 Minuten durch den Zielbogen.
Große Freude und Erleichterung, dass alles geklappt hat, breiten sich aus während ich versuche meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Stolz nehme ich meine Medaille entgegen und halte dann erstmal meinen überhitzten Kopf unter den Brunnen im Zielbereich. Mit Blick auf den Eiger, unter dessen Nordwand ich nur zwei Stunden zuvor gelaufen bin, esse und trinke ich im Zielbereich nun so viel ich kann – Obst, Käse, Riegel, Brot – alles schmeckt so gut!
Thomas Herdieckerhoff
Thomas Herdieckerhoff
Equipment auf 35 Kilometern
Folgende Dinge hatte ich beim Lauf dabei:
- Einen 8-Trailrunningrucksack
- Zwei 0,5l Flask, einer voll einer leer zum Auffüllen
- Drei verschiedene Energie-Gels
- Mein Handy
- Rettungsdecke, Verband und Tape aus meinem Bergzeit Erste-Hilfe-Set
- Trailrunningjacke
- Lange Hose und langärmliges Oberteil (war hier auch Pflicht)
- Cap
- Personalausweis und Krankenversicherungskarte
- GPS-Uhr mit Track der Route
- Hoka Tecton X Schuhe
- Hoka Shirt
- Hoka Trailrunning Hose
Fazit: Top Trail, top Erlebnis, top Ausstattung!
Der Eiger Ultra Trail ist ein wahnsinnig tolles Erlebnis in einer beeindruckenden Schweizer Bergkulisse. Ich kann es nur jedem empfehlen, hier einmal teilzunehmen. Für Leute, die sich noch nicht an diese Distanz heranwagen, gibt es auch eine variierende kürzere Distanz. Spezieller Dank geht an Hoka für die super Ausrüstung, die mich top über die 35 Kilometer gebracht hat.