Möchten outdoorbegeisterte Eltern gemeinsam mit ihrem Nachwuchs die Welt entdecken, stellt sich irgendwann die Frage nach dem geeigneten Transportmittel. In den ersten Monaten ist hier das Tragetuch aus vielen Gründen das Mittel der Wahl. Nachdem unser Sprössling so langsam dem Tragetuch entwachsen war, wurde auch ich mit der Frage konfrontiert, welches Kraxenmodell für uns am besten geeignet wäre.
Der Markt ist diesbezüglich sehr überschaubar. Eigentlich bieten nur die Marken Deuter und Osprey die Möglichkeit zwischen verschiedenen Modellen mit unterschiedlicher Ausstattung zu wählen. Da bei mir zwei Monate Elternzeit mit permanentem Reisen vor der Tür standen, waren für uns wichtige Kriterien ein kleines Packmaß sowie geringes Gewicht, da wir aufgrund der beschränkten Transportkapazitäten unseres Campers Platz sparen wollten. Die aktuellen Modelle waren in dieser Hinsicht alle recht ähnlich und zeichneten sich durch ein recht voluminöses Tragesystem und hohes Gewicht aus. Umso spannender fand ich die neu angekündigte Kindertrage Poco LT von Osprey und nahm sie deshalb direkt mit zum Test.
Sebastian Krejci
Die neue Poco LT – platzsparend und klein verpackbar
Im Frühjahr 2021 stellte Osprey seine neue Kindertrage Poco LT vor, welche sich in einigen Punkten deutlich von den üblichen Modellen unterscheidet.
Eine entscheidende Neuerung betrifft sicher den Klappmechanismus: Standfuß, Bodenfach und Kindersitz lassen sich damit flach zusammenfalten. Der verwendete, dünne Edelstahlrahmen ist deutlich leichter als die herkömmlichen Rahmen aus Rundrohren. Im zusammengeklappten Zustand wird die Trage mittels zweier Schnallen fixiert. Wird die Trage aufgeklappt spannt sich der Edelstahlrahmen und wird ebenfalls durch zwei andersfarbige Schnallen in Form gehalten.
Sebastian Krejci
Hervorzuheben ist auch das leichtere, flexible Tragesystem. Die Hüftflossen und die Brustgurte sind sehr leicht faltbar und lassen sich flach an die Rückenplatte legen. Mittels einer Reißverschlussabdeckung lässt sich das Tragesystem sauber verstauen. Schnallen und Bänder sind so vor Beschädigungen und Hängenbleiben beim Transport gut geschützt.
Zusammengeklappt hat die Trage nur etwa die Größe eines Aktenkoffers mit den Abmessungen (75x35x15cm) und ist damit unschlagbar klein und sicher eine der leichtesten Kraxen auf dem Markt.
Sebastian Krejci
Sebastian Krejci
Komfortable Kindertrage für Klein und Groß
Die Kraxe gibt es wie üblich bei Osprey nur in einer Größe. Dabei ist die Rückenlänge mittels Klett sehr schnell an den Träger anpassbar – und das um bis zu 15 Zentimeter. Auch unterwegs war das Verstellen im Handumdrehen erledigt.
Die Größenanpassung für den Nachwuchs erfolgt durch ein Absenken der Sitzfläche. Diese ist ebenfalls nur mit Klett fixiert und kann schnell verändert werden. Wir haben mit der kleinsten Einstellung im Alter von ca. 9-10 Monaten begonnen und benutzen diese auch nach 13 Monaten immer noch.
Absolut unerlässlich für die Sicherheit ist der Brust-Sicherheitsgurt. Die zwei flexiblen Ringe werden von vorne über die Schultern gezogen, und anders wie sonst üblich hinter dem Rücken mit zwei Schnallen fixiert. Dennoch sind sie durch Gummielemente flexibel genug, um die Kleinen nicht zu sehr einzuengen.
Sieht man die Trage zusammengeklappt, wird man nicht vermuten welchen Stauraum die Kraxe sonst noch bietet. Osprey gibt das Stauvolumen mit 25 Litern an, was durchaus realistisch ist. Für uns war es jedenfalls kein Problem neben einer vollen Zwei-Liter-Trinkblase, noch die nötigen Ersatzwindeln, warme Kleidung für Groß und Klein sowie Verpflegung unterzubringen. Limitierend war hier eher das Tragegewicht.
Als maximales Tragegewicht sieht Osprey dabei eine Obergrenze von 22 kg vor. Ich halte das schon für sportlich, da das weiche Tragesystem damit sicher deutlich an die Grenzen kommen dürfte.
Sebastian Krejci
Sebastian Krejci
Sonnenschutz und Regenschutz der Osprey Poco LT
Standardmäßig liefert Osprey auch den Sonnenschutz mit. Dieser hat einen 50+ Lichtschutzfaktor und lässt sich komfortabel und schnell aus dem Rückenteil ziehen. Mehrere Klettflächen halten diesen in der ausgefahrenen Position. Durch zwei Knebel auf der gegenüberliegenden Seite spannt man das Dach über den Kopf vom Nachwuchs.
Auch um den Regenschutz zu verwenden brauchst Du den Sonnenschutz. Bei windigem Wetter hat uns dieser gute Dienste geleistet, um den Kleinen nicht zu schnell auskühlen zu lassen.
Zusätzlich verfügt die Kindertrage über vier stabile Griffe an allen vier Seiten. In beladenem Zustand kannst Du damit die Trage gut umsetzen, bewegen und sicher auf- und absetzen. Aufgesetzte Mesh-Taschen auf den Hüftflossen sorgen für schnellen Zugriff auf Kleinzeug, wie z.B. Energieriegel.
Sebastian Krejci
Sebastian Krejci
Sebastian Krejci
Ausstattungen, die wir vermisst haben
Wir haben etwas die Steigbügel vermisst, über welche viele andere Tragen verfügen. Diese würden die Beine und die Hüfte etwas entlasten. Hängen die Beine einfach so herunter, kann das auf Dauer mehr als nur unangenehm sein. Unter Umständen kann es auch zu einer Quetschung der Nerven und Gefäße im Beinbereich führen – ein schnelleres Auskühlen oder Einschlafen der Beine wäre die Folge. Glücklicherweise schien unser Kleiner auch bei längeren Touren keine Probleme damit zu haben.
Viele andere Tragen verfügen über einen seitlichen Einstieg, um dem Kind den Zugang und das Herausnehmen des Kindes zu erleichtern. Die Poco LT verzichtet darauf, sicher auch aus Gewichtsgründen. Man muss das Kind also immer von oben in die Trage setzen und entnehmen. Dummerweise geht das Herausnehmen auf diese Art nicht immer so flüssig, da sich ab und zu die Schuhe verhaken. Die Reaktion des Nachwuchses kann man sich dann vorstellen.
Ab einer gewissen Tourlänge und entsprechendem Beladungszustand kommt das Tragesystem an die Grenzen. Mit der Poco LT muss man Abstriche beim Komfort machen. Trotzdem waren Touren mit Gehzeiten um die drei Stunden gut für Träger und Nachwuchs machbar, und das bei einem Komplettgewicht von bis zu 17 kg. Danach spürt man das Tragesystem, welches bauartbedingt das Gewicht nicht so komfortabel auf die Hüfte übertragen kann.
Leider fehlte uns eine Möglichkeit den Kopf besser zu fixieren, sollte der Nachwuchs ein Nickerchen machen. Das Problem haben aber auch Tragen anderer Hersteller. Meist haben wir uns dann mit zusätzlichen Kleidungsstücken beholfen, um ein Pendeln des Kopfes zu verhindern.
Sebastian Krejci
Sebastian Krejci
Testfazit zur Poco LT Kindertrage von Osprey
Besonders angenehm empfanden wir das kleine Packmaß in zusammengeklapptem Zustand. Alles ist super aufgeräumt. Nichts hängt rum, bleibt hängen oder stört. Wenn man mit viel Gepäck unterwegs ist, ein echter Segen. Aufgeklappt bietet die Kraxe fast alles was man sich von einer hochwertigen Kindertrage erwartet.
Trotz des leichten Gewichtes wurde nicht an der Verarbeitung oder den Materialien gespart. Alles ist robust und wertig und zeigt auch nach zwei Monaten Dauergebrauch keinen Verschleiß.
Der Kleine hat sich immer super wohlgefühlt und die Aussicht genossen. Er war nie genervt oder quengelig in der Kraxe. Auch ein Nickerchen ging mit etwas Improvisation recht gut. Touren von bis zu drei Stunden waren absolut gut machbar.
Letztendlich ist es für uns die perfekte Reisetrage, um sie immer dabeizuhaben, egal ob für den Spontantrip am Wochenende oder den Langzeiturlaub.