Eigentlich mit seinen hochtechnischen Rucksäcken bekannt geworden, steht der französische Bergsportspezialist Millet seit 60 Jahren für Alpinismus. Heutzutage entwickelt er aber auch Schuhe und hat bereits letzten Sommer einen neuen Kletterschuh auf den Markt gebracht, der als bequemer Allrounder Modellen wie Mythos und Co. Konkurrenz machen soll. Nicht ganz neu also, allerdings bei einem jetzt schon als langlebigen Klassiker bezeichneten Modell auch nicht das wichtigste Kriterium.
Ich habe das Damenmodell des Rock Up mal etwas genauer unter die Lupe genommen und ihn auf der griechischen Kletterinsel Kalymnos bei sommerlichen Temperaturen ausgiebig getestet.
Der erste Eindruck des Millet Rock Up
Beim ersten Eindruck kann der Schuh bei mir schon mal punkten: relativ schlichter aber doch auffälliger, sportlicher Look mit kleinen Details und einer hochwertigen Optik.
Allerdings hatte ich bis jetzt noch nie einen Schnürschuh zum Klettern und bin etwas skeptisch, ob er mit einem Klettverschluss-Schuh mithalten kann. Die Materialien setzen sich zusammen aus Veloursspaltleder und Mikrofaser, einer Zunge aus luftigem 3D-Mesh und einer 4,5 Millimeter dicken Gummisohle mit dem sogenannten 4 Points Grip-Gummi, der sowohl für Griffigkeit und trotzdem für Abriebfestigkeit sorgen soll. Das relativ weiche Obermaterial passt sich super an den Fuß an, egal ob man viel Halt braucht oder nach einem langen Klettertag lieber etwas mehr Platz. Zur Größe und Passform ist zu sagen, dass er eher schmal und etwas kleiner ausfällt. Daher lieber eine Nummer größer wählen. Falls man die Schuhe säubern muss, bitte nur mit einer weichen Bürste oder Schwamm und Wasser, nicht in der Waschmaschine waschen.
Der Millet Rock Up ist für Anfänger entwickelt, die einen soliden, bequemen Einsteigerschuh suchen, ist aber auch für ambitionierte Kletterer geeignet, die sowohl in der Halle als auch am Fels ihre persönlichen Herausforderungen suchen. Dank mittlerer Vorspannung, wenig Asymmetrie und keinem Downturn ist der Rock Up außerdem perfekt für lange Routen wie Mehrseilklettertouren geeignet.
Der hochgezogene Gummirand bietet auf der Innenseite mehr Verstärkung und Schutz am großen Zeh. Kleine Features wie die Schlaufen an der Ferse dienen zur Befestigung am Rucksack beim Abstieg.
Das Damenmodell im Test
Am ersten Tag starten wir zum Eingewöhnen am Sektor Kastelli mit einfachen Routen direkt am Meer. Ein Traum! Nach einigem Einklettern habe ich mich schnell an die Schuhe gewöhnt und spüre sie kaum noch am Fuß. Ein Zeichen, dass nichts drückt und sie sich perfekt anpassen.
Im Sektor Summertime konnte ich sie auch bei einigen kleintrittigen, plattigen und teilweise auch sehr abgespeckten Routen ausprobieren und nach ausgiebigem Austesten mehr Vertrauen beim Antreten gewinnen. Selbst beim relativ flexiblen Aufbau mit wenig Vorspannung ist ein präzises Antreten möglich, man ist flexibel, dennoch bekommt man genug Feedback vom Untergrund. Natürlich alles in Relation zum bequemen Tragegefühl und der relativ weichen Sohle. Aber erstmal Feierabend für heute, auf geht’s zum Meer!
Am nächsten Tag brechen wir etwas früher auf zu einer Mehrseiltour im Sektor School – einer abwechslungsreichen Plaisirroute mit Blick auf Telendos, der kleinen Schwester von Kalymnos. Auch hier macht sich der Millet Rock Up recht gut. Nach stundenlangem Klettern bei heißen Temperaturen habe ich keine schmerzenden Füße und ich bekomme trotzdem die Performance, die nötig ist.
Am letzten Klettertag fahren wir zur Traumlocation „The Beach“. Diese liegt direkt neben einer türkisfarbenen, fast einsamen Bucht, an der uns einige Ziegen besuchen (und unsere Banane wegfuttern). Wir versuchen uns an der als „outstanding“ bewerteten Route Karpouzi (=Wassermelone). Das ist eine abwechslungsreiche Genusstour an einem sehr schönen Riss, die nach oben hin allerdings immer anspruchsvoller wird. Nicht mein bester Klettertag, dafür aber dank Rock Up keine schmerzenden Füße.
Mein Testfazit zum Millet Rock Up
Für den Sommer würde ich mir persönlich einen etwas luftigeren Kletterschuh mit Klettverschluss wünschen, dafür ist der Rock Up allerdings sehr robust und macht einiges mit. Er ist auf langen Touren bequem und die Schnürung ist leichtgängig und flexibel anpassbar, sodass ich mich relativ schnell daran gewöhnt habe. Dazu ist das Preis-Leistungs-Verhältnis des Millets unschlagbar und man kann mit diesem stylischen Allrounder einfach nichts falsch machen.