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Das Ende eines Vorurteils

Kohla Vacuum Base 2.0: Skifell mit Vakuum-Technologie im Test

6 Minuten Lesezeit
Die Vacuum-Felle der Marke Kohla sind schon länger auf dem Markt und kleben bereits an vielen Tourenski. Doch wie funktioniert die Vakuum-Technologie? Haften die Felle wirklich genauso gut wie Felle mit Kleber? Oder sind sie gar viel besser? Rainer Berauer hat das Kohla Vacuum Base 2.0 getestet.

Felle sind eines der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände beim Skitour gehen – doch auch hier gibt es gewaltige Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen. Das Kohla Vacuum Base 2.0 ist mit der Vacuum Technologie ausgestattet und haftet so ohne jeglichen Kleber!

Ich konnte das Fell in verschiedenen Schneebedingungen testen, was mir einen guten Einblick in das Verhalten im Aufstieg, die Eigenschaften und der Anwendung verschafft hat. Doch zuerst die Eckdaten:

Daten und Fakten zum Vacuum Base 2.0

  • Breiten 110, 120, 135, 145 Millimeter
  • Längen zwischen 142 und 198 Zentimeter
  • Gewicht 220 Gramm (bei 135 Millimeter Breite und 170 Zentimeter Länge)

Die Felle kommen, wie meist üblich, nicht auf den Ski vorgeschnitten aus der Verpackung. Das bedeutet: Man muss sie selbst zuschneiden. Wenn man sich allerdings an eine Anleitung hält, funktioniert das recht einfach. Im Lieferumfang ist dafür ein Teppichmesser enthalten.

Am saubersten gerät der Zuschnitt mit der Dreischnitt-Methode. Dabei wird zuerst das Fell mittig zentral aufgelegt und an der linken Seite entlang des Flors, also von der Spitze her zum Ende geschnitten. Wichtig ist, dies möglichst in einem Zug zu erledigen, da Absetzen und neu Ansetzen die Gefahr von Ecken und Unregelmäßigkeiten birgt. Danach wird die frisch geschnittene Seite so angebracht, dass genau die Kante freiliegt und auf der gegenüberliegenden rechten Seite entlang geschnitten. Beim letzten Schnitt wird nun das Fell so angelegt, dass rechts genau zwei Kantenbreiten freiliegen. Wenn ich nun links entlang schneide, habe ich ein Fell, das genau die Stahlkanten freilässt und den Belag sauber abdeckt.

Wie wird das Kohla Vacuum Base am Ski fixiert?

Das Kohla Vacuum Base 2.0 wird mit einem Edelstahl-Bügel an der Skispitze eingehängt. Dieser ist von der Dimension her gut bemessen, er sitzt satt auf der Skispitze und die Gefahr, ihn beim Gehen abzustreifen ist sehr gering. Am Tail, dem Ende des Ski, wird das Skifell mit einem K-Klip aus hochwertigstem Kunststoff „gespannt“. Dieser hält laut Hersteller maximal zwölf Kilogramm und ist bei meinen Tesstouren nicht ein einziges Mal abgegangen. Schon beim handfesten Spannen ist das bei Fellen anderer Hersteller durchaus ein Manko.

Wie funktioniert der kleberlose Halt?

Ein Skitourengeher am Gipfel.
Das Trocknen der Ski für perfekten Halt der Vacuum Technologie ist unerlässlich. Dank Mikrofleece-Fellsackerl klappt dies hervorragend. | Foto: Rainer Berauer

Der Clou bei den Vacuum-Fellen von Kohla ist aber die formstabile Haftschicht, welche den herkömmlichen Kleber ersetzt. Völlig kleber-, lösungsmittel- und silikon-frei bietet diese Haftschicht ein feines Handling. Dadurch kann man das Fell nötigenfalls einfach einrollen und muss keinen lästigen Plastikstreifen aufbringen. Zudem sind die Skifelle leicht voneinander zu trennen, auch wenn ich Haftseite auf Haftseite lege -dieses Gezerre kennt glaube ich jeder.

Durch die Vakuum-Technologie hinterlässt das Fell auch keinerlei Rückstände auf dem Skibelag, was bei Klebeversionen gerne mal vorkommt. Sollte ich doch mal Schmutz oder Fichtennadeln auf der Haftschicht haben, kann ich diese mit dem von Kohla angebotenen Vacuum-Base-Cleaner einsprühen und nach kurzem Einwirken einfach unter dem Wasserhahn mit klarem Wasser abspülen. Danach das Fell bei Raumtemperatur trocknen – fertig und wieder sauber!

  • Tipp: Grundsätzlich ist bei der Vacuum-Technologie darauf zu achten, dass der Belag des Skis beim Auffellen wirklich trocken ist. So haftet das Fell am besten am Belag.

Damit das System bei Touren mit mehrfachem An- und Abfellen, bei Durchquerungen oder Reibentouren trotzdem optimal funktioniert, liefert der Hersteller Kohla eine praktische Lösung dazu: Das Säckchen für die Felle ist aus einem Mikrofleecestoff gefertigt, damit man unterwegs den Belag abtrocknen und reinigen kann. Bei meinen Tests hat das System jedes Mal problemlos funktioniert. Das hätte ich zunächst gar nicht gedacht!

Kohla gibt den Einsatzbereich des Fells bis  minus 25 Grad an. Was bei tieferen Temperaturen passiert, kann ich nicht sagen. Darüber gibt es auch vom Hersteller keine Angaben. Aber wie oft ist es wirklich so kalt? Für eine Tour zum Nordpol oder bei extrem kalten Bedingungen würde ich sicherheitshalber weiter auf Klebefelle setzen.

Gleit- und Steigfähigkeit der Kohla-Steigfelle

Generell kann bei Skifellen zwischen Synthetikfellen und reinen Mohairfellen unterschieden werden. Mit Synthetikfellen kann man nahezu senkrecht den Berg hochgehen, wohingegen man aber auch enormen Reibungswiderstand überwinden muss. Bei reinen Mohairfellen, bekommt man sehr gute Gleiteigenschaften. Bei glatter und eisiger Spur jedoch lassen sie jedoch vom Halt her zu wünschen übrig.

Mit dem 65/35 Verhältnis von Ziegenhaar (Mohair) zu Synthetik und einem vier-lagigen Aufbau, ist Kohla mit dem Vacuum Base 2.0 ein wirklich guter Kompromiss gelungen. Nicht umsonst ist Kohla für ansprechende Gleitperformance bekannt. Dafür ist auch der Halt des Baumwoll-Polyester Rückenstoffs ziemlich gut. Wirklich positiv überrascht war ich aber von der sehr geringen Gewichtszunahme bei nassen Verhältnissen. Durch den relativ dünnen Flor und die wasserabweisende Fluorcarbon-Imprägnierung nimmt das Fell auch bei Nassschnee lange nicht so viel an Gewicht zu, wie manche Produkte der Konkurrenz.

Ein Skitourengeher in einem Wald.
Das Kohla Vacuum Base 2.0 geht mit schwierigen Bedingung super um: es wird nicht zu nass und Stollschnee bleibt nicht kleben. | Foto: Rainer Berauer

Selbst bei extremen Stollschneetemperaturen bleibt kaum Schnee kleben, wo andere Tourengeher schon sehr mit dem Problem zu kämpfen haben.

Mein Test-Fazit zum Kohla Vacuum Base 2.0

Kurz zusammengefasst hat mich das Kohla Vacuum Base 2.0 Skifell wirklich überzeugt! Es ist gekennzeichnt durch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, gute Aufstiegsperformance, einfaches Handling, kaum Gewichtszunahme oder Stollen bei Nassschnee. In meinen Augen ist das kleberfreie Kohla Vakuum Base 2.0 durchaus empfehlenswerte Alternative zu herkömmlichen Klebefellen!

Mein Tipp zu Längenwahl

Es ist eine deutsche Unart zu glauben, das Fell müsse längentechnisch unbedingt den ganzen Ski abdecken. Gerade zum Ende hin ist etwas Belag für das Aufsetzen des Skis und das Gleiten bei langen Talhatschern eher von Vorteil. Die Amerikaner oder Kanadier schneiden das Fell gerne zwanzig Zentimeter hinter der Bindung einfach ab, da man von diesem Punkt aus ohnehin keinen Druck mehr auf den Ski bekommt. Man schleppt also nur Ballast mit, der sich unter Umständen vollsaugt und mehr Reibungswiderstand bietet. Im Zweifel kann man sich also durchaus für die kürzere Variante entscheiden und etwas Belag zum Ende des Ski hin zulassen.

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