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Wem gehört der Trail?

Mountainbiker und Wanderer: Warum ist ein Miteinander nicht immer möglich?

4 Minuten Lesezeit
Wanderer vs. Mountainbiker, das altbekannte Problem. Aber warum eigentlich? Wieso können sich Mountainbiker und Wanderer nicht einfach friedlich die Trails teilen? Und wer von beiden ist eigentlich schädlicher für die Umwelt?

„Ihr wisst schon, dass ihr hier nicht fahren dürft?“, erklärt mir eine Spaziergängerin auf einem Weg im Süden Münchens, als sie an mir vorbeiläuft. Auf dem Weg steht weit und breit kein Verbotsschild für Radfahrer und laut Bayerischem Gesetz ist auf allen geeigneten Wegen das Befahren mit dem Rad erlaubt, wenn es nicht anders gekennzeichnet ist. Dass „geeignet“ ein weit umfassender Begriff ist, will auch diese Passantin mir erklären. Als ich entgegne, dass der Weg für mich geeignet ist, kommt ein allzu oft und wenig kreatives Argument: „Ihr macht die Wege kaputt mit euren Mountainbikes.“

Kann nur ein Bergsportler oder -sportlerin schmale Pfade in den Bergen nutzen? Oder ist gemeinsames Nutzen der Wege von Wanderern und Mountainbikern möglich?

Lisa Amenda

Kann nur ein Bergsportler oder -sportlerin schmale Pfade in den Bergen nutzen? Oder ist gemeinsames Nutzen der Wege von Wanderern und Mountainbikern möglich?


Dieses Zusammentreffen im letzten Frühjahr macht das Zusammenleben von Mountainbikern und Wanderern im Großteil der bayerischen und österreichischen Alpen deutlich. Und hat mit der aktuellen Diskussion rund um die Vollzugshinweise des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz jetzt noch einmal Fahrt aufgenommen. Denn ich bin bisher nicht nur einmal Wanderern begegnet, die mich bepöbelt oder verbal angegriffen haben. Als ich noch in Innsbruck gewohnt habe, wurden sogar des Öfteren Nägel auf viel befahrenen Trails ausgestreut oder Drahtschnüre auf Kopfhöhe gespannt.

Warum muss es immer Wanderer vs. Mountainbiker sein?

Und ja, falls Du es bis hierhin noch nicht mitbekommen hast, ich bin Mountainbikerin. Persönlich angegriffen fühle ich mich durch solche Aktionen schon. Ich kann auch verstehen, dass Wanderer teilweise so reagieren. Ich hätte auch keine Lust, wenn rücksichtslose Mountainbiker ohne zu bremsen an mir vorbeijagen. Idioten gibt es schließlich in jeder Sportart. Ja, in jeder. Allerdings halte ich immer an, mache den Wanderern Platz und grüße freundlich. Immer auf der Hut vor dem nächsten Angriff. Und trotzdem bleiben sie nicht aus. Da frage ich mich immer wieder: Woher kommt diese gegenseitige Respektlosigkeit? Wieso sollte jemand mehr Recht auf einen Weg haben als eine andere Person? Greift da dieses allseits bekannte „Ich war schon immer da und Du mit Deinem neuen Sportgerät hast kein Recht darauf, den Weg, den ich schon immer gehe, auch zu nutzen“? Ist es die Angst vor dem Unbekanntem? Dem Neuen? Ist es fehlende Offenheit? Engstirnigkeit? Angst vor Andersdenkenden? Fragen, auf die es so einfach wohl keine schnelle Antwort gibt. Ich habe sie zumindest noch nicht gefunden.

Ist Mountainbiken umweltschädlicher als Wandern?

Aber um noch einmal auf das Thema Natur zu kommen: Sind Mountainbiker wirklich die Bösen, die die Grasnarbe abwetzen, Tiere in Angst und Schrecken versetzen und die Wege verbreitern? Es tut mir Leid, das jetzt sagen zu müssen: Wir Mountainbiker scheuchen nicht alleine Wild auf. Wir verbreitern nicht allein die Wege oder sorgen für Bodenerosion. Wanderer machen das genauso, wie eine Zusammenfassung des wissenschaftlichen Forschungsstands des Mountainbike Tourismusforum Deutschland bestätigt.

Machen Mountainbiker Wege und Natur kaputt?

Lisa Amenda

Machen Mountainbiker Wege und Natur kaputt?


Als Ergebnis kommt dabei heraus, dass sich Mountainbiker und Wanderer nicht wirklich in ihren Umweltauswirkungen voneinander unterscheiden, vor allem weil es dabei vor allem auf das Gewicht des Sportlers bzw. der Sportlerin ankommt. Denn Mountainbiker schrecken Tiere auf Nightrides ebenso auf wie Wanderer das bei Sonnenaufgangs- bzw. Sonnenuntergangstouren machen. Und durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten beeinflussen Wanderer die Tiere ganze zwölf Minuten, während Mountainbiker einen Einfluss von zwei Minuten auf die Wildtiere haben. Auch Wanderstöcke haben laut DAV die Wege in den letzten Jahren um bis zu 20 Zentimeter verbreitert. Bei Mountainbikern kommt es hingegen vor allem auf die Fahrweise an. Fahren sie mit angezogener Hinterradbremse erhöht sich ihr Einfluss auf die Umwelt erheblich.

Bitte mehr Peace, Love and Happiness

Jetzt ist es also so, dass sich die beiden Sportarten nicht viel nehmen und deswegen ist es mir ein absolutes Rätsel, warum wir nicht in der Lage sind, die Berge gemeinsam zu nutzen. Warum schaffen wir es nicht respektvoll miteinander umzugehen? Wie das zum Beispiel schon in Graubünden passiert. Hier ist es gesetzlich geregelt, dass Mountainbiker und Wanderer die Wege gleichermaßen nutzen dürfen. Hier grüßen Wanderer sogar freundlich zurück – unglaublich – und freuen sich sogar Mountainbiker zu sehen. Vielleicht weil man hier schon begriffen hat, dass wir alle nur aus einem Grund da sind: um die Berge zu genießen.

Also, was meinst Du? Brauchen wir wirklich gesetzliche Regelungen, um miteinander klar zu kommen oder können wir auch ohne Paragraphen unseren gesunden Menschenverstand einschalten und uns gegenseitig respektieren? Schaffen wir es zusammen ein bisschen mehr Peace, Love and Happiness zu kreieren, damit wir alle noch möglichst lange die Berge genießen können?

P.S.: Für alle Mountainbiker, die noch nicht vertraut sind mit umweltfreundlichem Fahren – hier habe ich ein paar Tipps für Euch:

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