Wer an einem sonnigen Wochenende im Frühsommer schon mal mit seinem Rennrad auf Münchner Radwegen Richtung Isar unterwegs war, weiß wovon ich spreche: Beim Slalomfahren zwischen Hipstern auf Hollandrädern mit Kühltasche und Campinggrill auf dem Gepäckträger, rüstigen Rentnern auf Klapprädern und Kinder-Fahrradanhängern fährst Du sicherlich keine neue Bestzeit ein. Vielmehr bist Du froh, wenn Du und Dein Bike ohne großen Schaden diesem Gewühl entkommen bist. Wäre da die Straße nicht die bessere Wahl?
Bärbel Voigtländer
Bärbel Voigtländer
Was sagt die StVO?
Laut Straßenverkehrsordnung ist das Fahren auf dem Radweg aber verpflichtend – sofern es einen gibt und dieser als solcher gekennzeichnet ist. Das gilt für Rennräder genauso wie für Mountainbikes, Klappräder oder Hollandräder. Und das gilt übrigens auch für E-Bikes – zumindest, wenn es sich um Pedelecs handelt, deren Motorunterstützung erst mit Tritt in die Pedale startet.
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Fest steht: Die versprochene Freiheit auf zwei Rädern stellt sich auf Radwegen in der Stadt irgendwie nicht ein.
Kapitulation im Biergarten
Viele Rennradfahrer kapitulieren spätestens im nächsten Biergarten und sind mit der verlorenen Bestzeit versöhnt, wenn sie einen freien Sitzplatz mit Blick auf ihr 5.000-Euro teures Velo ergattern konnten.
Ambitioniertere Rennradfahrer versuchen solch neuralgische Punkte natürlich zu vermeiden – sowohl die Fahrradwege in der Innenstadt als auch die Verlockungen der Biergärten.
Doch wohin mit seinem Rennrad, wenn man in der Stadt wohnt und nicht die Flexibilität eines Freiberuflers hat, der auch werktags vormittags sein Rennrad ausfahren kann?
Klar, man könnte sehr (!) früh aufstehen und weg sein, bevor alle anderen Freizeitfahrer herauskommen. Schlecht, wenn man so wie ich zum Schlaftyp Eule gehört.
Man könnte natürlich auch das schöne Wetter ignorieren und auf den nächsten Regen warten. (Ich kenne da so einen Shop, der hat wasserdichte Radhosen…) Allerdings könnte mit fortschreitendem Klimawandel und zunehmender Trockenheit die Wartezeit zum Teil recht lang werden.
Oder man greift zu Mountain- oder Gravelbike und fährt abseits der vielbefahrener Asphaltpisten schöne einsame Trails entlang – okay, auch hier sollte man die Isartrails im Großraum München besser meiden und auch hier kann – zumindest für all diejenigen, die noch kein solch geländetaugliches Zweirad besitzen – die Wartezeit recht lang werden.
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Bleibt doch nur der Fahrbahnrand?
Wenn das alles keine Optionen sind, bleibt doch eigentlich nur die Straße, oder? Immerhin muss man sich hier nicht über langsame Hollandräder mit ausladenden Holzkisten auf dem Gepäckträger aufregen, die einem die Bestzeit rauben.
Auf der Straße spürt man endlich wieder Fahrtwind – und auch ein bisschen Freiheit.
Okay, ich vergaß eine Kleinigkeit: Auf der Straße fahren natürlich auch Autos und die sind uns Rennradfahrern und -fahrerinnen nicht immer wohlgesonnen.
Dabei spreche ich noch nicht einmal von irgendwelchen SUV-Fahrern, die ihre Karosseriemaße heillos überschätzen und sich nicht trauen, an Dir vorbeizufahren. Nein, meine letzte wütende „Autohupen-Attacke“ kam von einem Twingo-Fahrer, der sich unglaublich aufregte, dass ich und mein Rennrad an diesem Sonntagmorgen ebenfalls diese Straße benutzen wollten. Kleine Randnotiz: Es gab an dieser Straße übrigens keinen Radweg, auf den ich hätte ausweichen können. Laut StVo war ich also völlig im Recht.
Bärbel Voigtländer
Aber selbst wenn es einen Radweg gegeben hätte: Ist es nicht sicherer, mit einem Rennrad (genauso wie mit einem E-Bike), mit dem man schnell 25 km/h und mehr erreicht, am Straßenrand zu fahren? Schließlich steht auch in der Straßenverkehrsordnung, dass das Ausweichen auf die Fahrbahn erlaubt ist, wenn die Benutzung des Radwegs unzumutbar ist. Nun ja, was „unzumutbar“ ist, darüber lässt sich trefflich streiten.
Welche Erlebnisse auf zwei (oder vier) Rädern hast Du gemacht? Wir freuen uns über Deinen Kommentar.