Der Kletterschuh Miura VS von La Sportiva ist ein altehrwürdiger Kletterschuh und hat neben Klassikern wie dem Anasazi oder Mythos einen festen Platz in der Geschichte des Kletterns. Auch in meiner. In der Schnürer-Version dieses Schuhs kletterte ich meine erste Route im neunten Schwierigkeitsgrad.
Aber genug der Sentimentalitäten – Fakten, Fakten, Fakten:
- Klettverschluss-Design für einfaches An- und Ausziehen.
- Mittlere Vorspannung und leichter Downturn für anspruchsvolles Klettern.
- Hochwertige Gummimischung für exzellenten Grip.
- Geeignet für Sportklettern und anspruchsvolles Bouldern.
- Erhältlich als Damen-Kletterschuh (Gr. 35-42) und Herren-Kletterschuh (Gr. 38-46)
Bergzeit
Stefan Rehm
Als „leistungsstark und aggressiv“ beschreibt Sportiva den Miura VS, als Einsatzbereiche werden „Wettkämpfe und anspruchsvolles Klettern“ genannt. Bedingt hilfreich.
Deswegen hier meine Einschätzung, weiter unten dann der ausführliche Test.
Für mich ist der Miura VS (wie auch die Schnürervariante) ein Kletterschuh insbesondere fürs Routenklettern. Fürs Bouldern ist er mir persönlich zu steif.
Er ist perfekt für Dich, wenn Du einen relativ steifen, stabilen Schuh suchst, mit dem Du viel Kraft auf wenig Kante bekommst. Stark ist er für mich insbesondere auf kleinen, scharfen Leisten und kleinen, deutlichen Strukturen. Etwa im Granit oder in manchen Kalk-Gebieten. Oder in langen Routen, wenn man sich wenig in runde, kleine Strukturen „reinschmieren“ muss.
Er gehört nicht zu den „Sensiblen“, wie etwa der Skwama (im gut eingekletterten Zustand) oder der Theory, oder auch noch ein wenig der Solution. Die XS-Sohle ist recht steif und vermittelt wenig direktes Gefühl bei runden Tritten oder großen Formen.
Die Schuhe funktionieren eher nach dem 1/0 Prinzip: Tritte mit klaren Formen – check. Runde kleine Tritte – schwieriger.
Stefan Rehm
Wohin nehme ich den Miura entsprechend mit? Ich nutze den Miura sehr gerne in der Kletterhalle. Hier gibt es normalerweise eher positive Tritte. Für die Boulderhalle ist er mir zu steif. Gerade in längeren Routen kann er seine Stärke voll ausspielen. Draußen verwende ich ihn immer dann, wenn mir der Skwama zu weich ist. Lange Routen, kleine Tritte mit klaren Konturen.
Größenwahl und Passform beim Miura VS
La Sportiva und die Größenwahl bei Kletterschuhen. Ich weiß bis heute nicht, wie die Ur-Größe bei La-Sportiva-Kletterschuhen zustande kam, ich tippe auf Würfeln oder die italienische Version des Glücksrads. Immerhin sind die Schuhe in sich halbwegs konsistent.
Für den Miura VS empfehle ich 1,5 bis eher 2 Nummern kleiner als die Straßenschuhgröße.
Wollte man eine Skala dazu eröffnen, würde die in etwa so aussehen (im Bezug zu Straßenschuhgröße):
- (zu) bequemer Sitz: – 1 Größe
- Normale Passform: -1,5 Größen
- Performance Passform: -2 Größen
- High End (je nach Fußform): -2,5 bis -3 Größen zur normalen Schuhgröße
Diese Einordnung ist noch etwas erklärungsbedürftig. Ich habe den Miura in 41,5 (also -1 zu meiner normalen Schuhgröße) getestet. Heute würde ich – auch für einen bequemen Sitz (mit etwas Geduld) immer die normale Passform empfehlen, also mindestens 1,5 Größen kleiner. Warum?
Stefan Rehm
Der Miura gewinnt seine Performance und seinen „Zug“ durch die Asymmetrie. Nur wenn der Schuh eng genug ist, dass die Zehen – vor allem die große Zehe – etwas nach unten und innen gezogen wird, kommt richtig Druck auf die Tritte.
Der Miura wird noch immer aus Leder gefertigt. Das hat den Vorteil, dass sich das Material perfekt an den Fuß anpasst – aber dass es sich beim Tragen auch noch ziemlich weitet.
Übrigens: Mit -2 zur Straßenschuhgröße würde ich wieder bei meiner Größenwahl landen, die ich beim Skwama oder beim Theory habe, dort wähle ich jeweils -2 bzw. -2,5.
Der Miura VS im Praxistest
Mein ausgiebiger Praxistest hat da angefangen, wo alle meine Kletterschuhe ihre Karriere beginnen: Auf dem Sofa (Eintragen) und im heimischen Boulderkeller (Kennenlernen). Danach war er jahreszeitbedingt viel in der Boulderhalle mit dabei. Dann ging es ab nach draußen an den Fels.
In der Boulderhalle bin ich für höhere Schwierigkeiten oft auf einen weicheren Schuh gewechselt. Für Reibungsvolumen und große GFKs war mir der Schuh in schwereren Bouldern dann oft zu steif.
In der Kletterhalle hingegen habe ich den Schuh dagegen eigentlich fast durchgehend benutzt; dafür ist der Miura eine sehr gute und sehr robuste Wahl. Seine XS Edge Sohle ist deutlich robuster als die weichere XS Grip-Sohlen beim Theory und Skwama – es ist hier schlicht Abwägungssache, was Du brauchst!
Stefan Rehm
Am Fels gefällt mit der Mira sehr gut. Ich testete ihn beim Bouldern über den Winter verteilt an fünf Tagen in Routen, die an meinem persönlichen Limit liegen. Hier ein ähnliches Bild: Diffizile, senkrechte Kletterei – naja. Eher ausdauerndes Leistengeballere – top! Hier – also beim Leistengeballere am Limit – merke ich dann übrigens deutlich, dass ich hier auf jeden Fall von der Straßenschuhgröße eher zwei Nummern hätte abziehen müssen – für die Kletterhalle eher eineinhalb.
Testfazit zum Miura VS
Ein eher steifer, etwas vorgespannter Schuh für fortgeschrittene Kletterer mit stabilem Halt auf kleinen Tritten – das ist der Miura VS.
Der Kletterschuh Miura VS eignet sich besonders gut für routinierte Kletterer, die Wert auf präzisen Halt auf kleinen Tritten beim Routenklettern legen, draußen wie in der Halle. Der Miura ist eine robuste Wahl für anspruchsvolles Klettern.
Allerdings ist er mir fürs Bouldern, insbesondere in schwereren oder technischen Bouldern, zu steif und wenig sensibel. Die Passform erfordert eine Größenwahl von 1,5 bis 2 Nummern kleiner als die Straßenschuhgröße, um die volle Performance des Schuhs zu nutzen.
Insgesamt ist der Miura VS eine solide Wahl für erfahrene Kletterer, die Wert auf Stabilität und Präzision legen.