• Seit 1999 online
  • Powered by 350 Bergsportler
  • Am Puls der Berge
Vielseitiger Freerider

Lange XT Freetour 130 Freeridestiefel im Test

7 Minuten Lesezeit
Der Lange XT Freetour 130 bringt zwei skifahrerische Disziplinen zusammen - Freeriden und Tourengehen. Bergzeit-Produktmanager und Ski-Enthusiast Christian Hofstetter hat sich den Schuh genauer angesehen und erläutert die Vor- und Nachteile.

Lange XT Freetour 130 – Skischuh mit Geschichte

Lange baut seit knapp 70 Jahren Skischuhe. Am Anfang waren es noch Skischuhe, die ausschließlich für Riemenbindungen gemacht worden sind. In den 1970er-Jahren wurden schließlich die ersten Skischuhe für Rahmenbindungen konstruiert.

Die Schnallen sind leichtgängig, der Ultralon-Innenschuh passt auf Anhieb. | Foto: Christian Hofstetter
Die Schnallen sind leichtgängig, der Ultralon-Innenschuh passt auf Anhieb. | Foto: Christian Hofstetter

Nun bringt Lange zum ersten Mal einen Skistiefel auf den Markt, der sowohl mit einer Pin-Bindung als auch mit einer Rahmenbindung benutzt werden kann: Der XT Freetour 130. Der Freetour kommt in zwei Varianten auf den Markt. Die LV-Variante hat eine 97 Millimeter Leistenbreite, der „normale“ XT Freetour 130 hat 100 Millimeter.

Ein Freerideschuh mit Tech-Einsätzen?!

Ich habe schon seit Längerem darauf gewartet, dass Lange einen Schuh mit Tech Inserts auf den Markt bringt. Denn Lange-Skischuhe sind in der Szene für ihre sehr gute Passform und Performance bekannt. Bisher konnten die Langes aber leider nicht mit einer Pin-Bindung gefahren werden.

Meine primäre Anforderung an den Schuh: er sollte eine ähnliche Abfahrtsperformance wie ein sportlicher Pistenskischuh zu haben. Trotzdem will ich im Aufstieg einen komfortablen Schuh am Fuß haben. Wenn der dann noch in eine Pin-Bindung passt – bingo!

Lange XT Freetour 130 – der erste Eindruck

Als ich den Schuh aus dem Karton nehme, sticht mir als erstes die neongrüne Farbe ins Auge. In der Wohnung macht der Schuh schon Eindruck – aber im Schnee ist die Farbe erst recht krass! Um also eines gleichmal vorweg klarzustellen –  der Stylefaktor ist sehr hoch zu bewerten.

Bei der ersten Anprobe komme ich relativ leicht in die Schale des XT Freetour 130 hinein und finde die Schnallen sehr leichtgängig. Der „Ultralon“-Innenschuh passt auf Anhieb sehr gut!

Die Ski&Hike-Verstellung funktioniert nach ein wenig Zuschleifen problemlos. | Foto: Christian Hofstetter
Die Ski&Hike-Verstellung funktioniert nach ein wenig Zuschleifen problemlos. | Foto: Christian Hofstetter

Was mich allerdings etwas verwundert ist die Tatsache, dass die Ski&Hike-Verstellung nicht funktionieren will. Man kann zwar zwischen den beiden Modi umstellen – leider ändert das aber nichts am Rotationswinkel bzw. am Flex. Erst als ich mehrmals mit sehr viel Kraftaufwand den Schuh nach vorne durchdrücke, springt die Verriegelung um und der Schuh ist im Hike-Modus.

Handhabung und Passform des Freeridestiefels

Anfang der Wintersaison 2016/17 zieht es mich gleich auf den Gletscher um den Freerideschuh ausgiebig zu testen. Ich halte den Schuh zu Beginn nur leicht geschlossen, um Halt und Kraftübertragung auf den Ski bewerten zu können. Ohne dass ich die Schnallen zuknallen muss, habe ich sofort einen sehr guten Halt. Daneben sitzt die Ferse auch bei leicht geschlossenem Schuh sehr gut.

Der erste Eindruck ist also hervorragend! Ich merke ehrlich gesagt gar nicht, dass ich einen Freetouring-Skischuh am Fuß habe und nicht meinen normalen Skischuh, einen Fischer Vacuum 130. Ich habe bereits verschiedene Schuhe getestet, die alle in der gleichen Kategorie rangieren. Diese waren aber deutlich weicher – obwohl die Flexangabe auch bei 130 liegt (zum Beispiel bei K2, Fischer und Atomic).

Was mir auch positiv aufgefallen ist – der Schuh hat eine sehr homogene Biegelinie nach vorne. Trotzdem ist er nicht zu hart und fällt bei größerem Druck auch nicht komplett nach vorne durch. Nach mehrstündigem Fahren bei ordentlich Kälte kommt er mir zwar etwas weniger warm vor als vergleichbare Modelle. Dies ist vielleicht auch auf das Schalenmaterial – Grilamid – zurückzuführen.

Im Aufstieg wünscht sich unser Tester zwar einen etwas größeren Rotationswinkel - ist sonst aber überaus zufrieden. | Foto: Christian Hofstetter
Im Aufstieg wünscht sich unser Tester zwar einen etwas größeren Rotationswinkel – ist sonst aber überaus zufrieden. | Foto: Christian Hofstetter

Ich kann den Schuh jedenfalls den ganzen Tag fahren, ohne die Schnallen ein einziges Mal nachzustellen. Ich habe nur ein einziges Mal das Klettband am Schaft nachgezogen.

Der Aufstiegskomfort des XT Freetour 130

Zwei Wochen nach meinem ersten Test hat es das erste Mal ausreichend geschneit. So kann ich mit meinem K2 Pinnacle 118 und der Marker Kingpin die erste kleine Skitour gehen.

Auch hier weiß der Lange XT Freetour 130 zu punkten. Der Einstieg in die Kingpin klappt wunderbar. In der Zwischenzeit habe ich den Ski&Hike-Mechanismus auch ein wenig eingeschliffen – somit funktioniert dieser jetzt deutlich besser.

Für die Tour habe die unteren Schnallen leicht geschlossen – und lasse die oberen zwei offen. Schon nach den ersten Höhenmetern fühle ich mich sehr wohl im Schuh. Weder zeigen sich Druckstellen noch stört ein zu hohes Gewicht – der Schuh fühlt sich keineswegs zu schwer an. Natürlich kann man mein Set nicht mit einem leichten Skitourenset vergleichen – aber für ein Freerideset ist es echt leicht und super angenehm zu gehen.

Ein kleines Manko zeigt sich jedoch: Ich hätte mir einen etwas großzügigeren Rotationswinkel gewünscht. Allerdings spürt man das hauptsächlich im flachen Gelände. Als es ein bisschen steiler wird, spüre ich diesen vermeintlichen Nachteil nicht mehr – abgesehen davon macht man hier ja sowieso kleinere Schritte. Auch nach gut eineinhalb Stunden Aufstieg spüre ich keine Druckstellen.

Abgesehen vom (im Vergleich zu aufstiegsorientierten Tourenskistiefeln) etwas höheren Gewicht und dem etwas geringeren Rotationswinkel merkt man also gar nicht, dass es sich um einen astreinen Freerideschuh handelt!

Die Abfahrtsperformance des Lange Skistiefels

Als ich schließlich die ersten Schwünge im Pulverschnee ziehe, bin ich begeistert wie reaktionsschnell der Ski ist. Grund dafür ist die optimale Kraftübertragung auf den Ski aufgrund der geringen Standhöhe.

Die Abfahrtsperformance ist also ausgezeichnet – obwohl der Schuh so bequem ist. Auch bei der Abfahrt schließe ich den Schuh nur leicht – und habe trotzdem das Gefühl, dass ich keinen unnötigen Spielraum habe. Am Parkplatz muss ich mich zwar wieder ganz schön plagen, um aus dem Schuh rauszukommen. Auf der anderen Seite merkt man ganz einfach, dass Passform und direkte Kraftübertragung die Prämissen bei der Konstruktion des Schuhs waren!

Fazit zum Lange XT Freetour 130

Was soll ich sagen – trotz der kleinen „Mätzchen“ bin ich absolut zufrieden mit diesem Skischuh. Der Lange XT Freetour 130 hat meine Erwartungen komplett erfüllt. Er bietet beste Abfahrtseigenschaften – und eine ausgezeichnete Passform.

Der Lange XT Freetour 130 ist eine ausgezeichnete Kombination aus Freeriding- und Skitourenstiefel. | Foto: Christian Hofstetter
Der Lange XT Freetour 130 ist eine ausgezeichnete Kombination aus Freeriding- und Skitourenstiefel. | Foto: Christian Hofstetter

Auch beim Aufstieg machte der Lange XT Freetour 130 einen ausgezeichneten Eindruck. Lediglich der Rotationswinkel ist – wie bereits erwähnt – etwas begrenzt. Dies ist allerdings meines Erachtens bei dieser Art von Freerideschuh zu vernachlässigen. Der etwas schwierige Ausstieg aus und der zu Beginn hakelnde Ski&Walk-Mechanismus trüben den positiven Gesamteindruck jedenfalls nicht ein.

Zugegeben: Der Preis für den Lange XT Freetour 130 ist vergleichsweise hoch. Allerdings deckt der Schuh auch ein enorm breites Einsatzspektrum ab.Damit spart sich unter Umständen den Kauf eines zweiten Schuhmodells. Außerdem bewegen sich vergleichbare Modelle auf einem ähnlich hohen Preisniveau.

Kurzum: Jeder, der einen Freerideschuh sucht, mit dem man ohne Probleme kleine bis mittellange Skitouren gehen kann, sollte den Lange XT Freetour 130 in die engere Auswahl nehmen!

Der Lange XT Freetour 130 ist der optimale Schuh für Freeride-orientiert Tourengeher, die einen besonders komfortablen Schuh suchen. | Foto: Lange
Der Lange XT Freetour 130 ist der optimale Schuh für Freeride-orientiert Tourengeher, die einen besonders komfortablen Schuh suchen. | Foto: Lange

Eckdaten zum Lange XT Freetour 130

  • Leistenbreite: 100 Millimeter (bei 26,5 Mondopoint) / LV-Variante 97 Millimeter (bei 26,5 MP)
  • Flex-Index: 130
  • Gewicht: 3.580 Gramm (bei Größe 26,5 MP)
  • Hike&Ski-Mechanismus
  • Thermisch anpassbarer Ultralon Lightweight-Innenschuh mit Schnürmöglichkeit
  • Schale aus Grilamid
  • 5 Zentimeter breiter Powerstrap
  • Vier Lightweight Alu-Schnallen mit Microeinstellung
  • Asymmetrisches, stufenloses Canting
  • Arch Pad Gummierung für maximale Trittsicherheit auf Fels oder Eis
  • Wechselbare Sohlenblöcke mit Pin-Einsätzen im Chassis des Schuhs

Hinweis: Der Skischuh hat eine „WTR“-Sohle montiert, mit der man alle Pinbindungen und Rahmenbindungen mit höhenanpassbarem Vorderbacken fahren kann.

Der Lange XT Freetour 130 ist derzeit leider nicht verfügbar. Alternativen findest Du im Bergzeit Shop:

Weitere Freerideskischuhe von Lange findest Du hier

Jetzt entdecken

Weitere Artikel zum Thema Skitouren im Bergzeit Magazin

0 0 votes
Deine Bewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments

Unsere Top Outdoor Kategorien


Bergzeit Magazin - Dein Blog für Bergsport & Outdoor

Willkommen im Bergzeit Magazin! Hier findest Du Produkttests, Tourentipps, Pflegeanleitungen und Tipps aus der Outdoor-Szene. Von A wie Alpspitze bis Z wie Zwischensicherung. Das Redaktionsteam des Bergzeit Magazins liefert zusammen mit vielen externen Autoren und Bergsport-Experten kompetente Beiträge zu allen wichtigen Berg- und Outdoorthemen sowie aktuelles Branchen- und Hintergrundwissen.