Wir haben uns mitten in der Nacht aus dem Zelt gequält und stehen jetzt auf dem Gletscher. Über uns die 800 Meter hohe Südostwand des Artensonraju. Einer der schönsten Sechstausender in den peruanischen Anden. Doch bevor wir überhaupt die Firnflanke erreichen, müssen wir über eine Spaltenzone zum Bergschrund und über diesen hinweg. Läuft alles gut, würde die Morgendämmerung einsetzen, wenn wir uns bereits in der Firnflanke befinden. Aber soweit ist es noch nicht. Wir sind keine hundert Meter vom Zelt entfernt und haben uns bereits im Labyrinth aus Spalten und Eisgraten verloren. Das ist ärgerlich, da uns jede Zeitverzögerung den Gipfel kosten könnte. Jetzt eine Stirnlampe zur Hand, die nicht nur die nächsten paar Meter erhellt! Uns würde das buchstäbliche Licht aufgehen. Unangenehmerweise hatten wir damals keine solche Lampe dabei …
Die Stirnlampe – Teil der „sicherheitskritischen Ausrüstung“
Eine helle Stirnlampe gehört bei mir zur sicherheitskritischen Ausrüstung. Das bedeutet, dass ich auf Hochtouren – wie ich das bei Handschuhen und der Gletscherbrille mache – eine zweite Notfallstirnlampe mit mir führe. Wenn die Tour einen nächtlichen Start in unbekanntem Gelände beinhaltet, rückt die Leistung der Stirnlampe in den Vordergrund. In solchen Situationen helfen meist keine Stirnlampen aus der 30-Euro-Klasse. Die LED Lenser XEO 19R ist sehr gut geeignet, den Weg auch in völliger Dunkelheit zu finden. Bis zu 300 Meter entfernte Objekte können sichtbar gemacht werden. Den Preis dafür bezahlt man in Form von Gewicht. Die Lampe wiegt zusammen mit dem Akku rund ein halbes Kilogramm. Für einen schlanken Hochtourenrucksack ist das recht viel.
Der Akku
Der Akku der XEO 19R verbucht den größten Teil des Gewichtes auf sich. Er betreibt die Lampe in der höchsten (wirklich sehr hellen) Stufe für fünf Stunden. Die höchste Stufe wird aber bei weitem nicht für normales Gehen benötigt. Zum Aufladen des Akkus braucht es ein Netzteil und drei Stunden Zeit. Erfreulich ist, dass sich der Akku auch als Akkupack für USB-Geräte verwenden lässt. Über ein USB-Kabel können alle damit kompatiblen Geräte wie z.B. Handys aufgeladen werden. Dieser Vorteil relativiert das Gewicht der Lampe etwas, da das Akkupack für das Handy zu Hause bleiben kann.
LED Lenser XEO 19R – Vorteile und Nachteile
Vorsicht ist geboten, wenn der Akku der Lampe zur Neige geht. Das Licht wird nicht allmählich schwächer, sondern erlischt schlagartig! Das kann beim nächtlichen Fahrradfahren oder anderen schnelleren Sportarten gefährlich werden, da die Augen an die Helligkeit der Lampe gewöhnt waren. Der Akku besitzt zwar eine Füllstandsanzeige, aber die hat man nicht ständig im Blick.
Dafür leuchtet die LED Lenser XEO 19R in der hellsten Stufe ganze fünf Stunden (und das ist nicht die Zeit aus der Hersteller-Werbung, sondern von mir nachgemessen). Bemerkenswert ist außerdem, dass die Stirnlampe in der hellsten Stufe zwar etwas warm, aber nicht heiß wird.
Die mitgelieferten Komponenten (Kabel unterschiedlicher Länge, Akku und Neoprenhülle, Lampe, Stirnband, Netzteil und Netzkabel) erlauben unterschiedlichste Kombinationen. Für den Stirnlampenfall lässt sich der Akku mit einem längeren Kabel in den Rucksack verlegen, was bei dem Gewicht des Akkus gut tut und auch bei Kälte von Vorteil ist. Der Akku und die Lampe können aber auch direkt verbunden werden, was dann eine Taschenlampe ergibt. Diese Taschenlampe kann zum Beispiel auf ein Stativ gestellt werden (Mountpoint existiert).
Was ich bei der XEO 19R vermisse, ist die Möglichkeit eines Notbetriebs mit normalen Batterien. Eine solche Option besteht leider nicht. Das Internet bietet hier zur Zeit auch keine Abhilfe. Als störend empfinde ich außerdem die Tatsache, dass die vorhandenen Mountpunkte der Lampe nicht GoPro-kompatibel sind. Wäre schön, wenn man den existierenden GoPro-Mountpunkt am Helm hätte nutzen können. So muss jetzt das Kopfband um den Helm gebastelt werden.
Mein Fazit zum LED Lenser XEO 19R-Test
Die LED Lenser XEO 19R ist eine gute Stirnlampe, wenn man sie nicht so weit tragen muss. Für Reisen, Trekking- und Hochtouren ist die Lampe recht schwer und ist daher gerade für Hochtouren nur bedingt geeignet. Perfekt ist sie dagegen für nächtliche Ski- und Radtouren am Hausberg. Die Helligkeit lässt sich auf die Bedürfnisse einstellen und regelt sich zusätzlich selbst. Allerdings sollte der Akkufüllstand stets im Auge behalten werden …
- Zu den LED Lenser Stirnlampen bei Bergzeit:
Was ist Dir bei einer Stirnlampe wichtiger – hohe Leuchtkraft oder niedriges Gewicht? Diskutiere mit!