- Lyocell ist eine Kunstfaser auf Zellstoff-Basis, die aus nachwaschsenden Rohstoffen gewonnen wird
- Die Faser ist anschmiegsam weich, robust, atmungsaktiv, temperaturregulierend, abriebarm und haltbar
- Lyocell kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, wirkt kühlend und hat ein seidiges Hautgefühl
- Tencel ist ein Markenname für Lyocell-Fasern der Firma Lenzing AG
Lyocell ist eine Kunstfaser auf Basis natürlicher Rohstoffe, die industriell hergestellt wird. Vom österreichischen Hersteller Lenzing AG wird die glatte, seidige Faser unter dem Markennamen Tencel® vertrieben. Das Holz dafür stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Doch was genau steckt hinter dieser Faser und wo liegen die Vor- und wo die möglichen Nachteile?
Aus welchem Material besteht Lyocell?
Lyocell ist eine Regeneratfaser aus Zellulose. Der Rohstoff dafür ist Holz, unter anderem Eukalyptus- und Buchenholz, Kiefer, Birke und Fichte, das aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen wird.
Welche Vorteile hat Lyocell?
Lyocell-Fasern haben einige Vorteile. Die sogenannte Fibrillenstruktur (kleine Haare) zeichnet sich durch einen ausgezeichneten Feuchtigkeitstransport aus. Das bedeutet, dass die kleinen Härchen die Feuchtigkeit schnell von der Haut wegleiten. Dadurch wirken die Fasern bei kalten Temperaturen wärmend und bei Hitze kühlend. Das hat den Vorteil, dass die Körpertemperatur beim Sport annähernd konstant gehalten werden kann.
Stoffe aus oder mit Lyocell-Fasern sind sehr robust, abriebarm, weich und glatt und temperaturregulierend. Die Faser ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar.
Laut elektromikroskopischen Untersuchungen kann Tencel 50 Prozent mehr Feuchtigkeit bzw. Schweiß aufnehmen als Baumwolle und ist zudem atmungsaktiver. Lyocell ist außerdem für ein geringes Bakterienwachstum auf der Faser bekannt, was die Geruchsbildung mindert. Daher eignen sich die weichen, seidenartigen Fasern auch besonders gut für Allergiker.
Nachteile von Lyocell-Fasern
Die Produktion von Lyocell ist relativ aufwändig und teuer. Insbesondere der Wasserverbrauch gilt als hoch.
Wie wird Lyocell hergestellt?
Lyocell besteht aus Zellstoff, der zunächst aus dem Rohstoff Holz gelöst werden muss. Damit das gelingt, werden kleine Holz-Schnipsel eingeweicht. Der Zellstoff wird dann für die Tencel-Produktion mit dem für die Natur ungiftigen Lösehilfsstoff N-Methylomorpholin-N-osid-Monohydrat (NMMO) und mit Wasser vermischt.
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Copyright: Lenzing AG | Fotograf: Markus Renner / Electric Arts
Für die Herstellung von Tencel-Fasern wird unter anderem Buchenholz verwendet.
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Copyright: Lenzing AG | Fotograf: Franz Neumayr
Zerkleinert zu Hackschnitzel wird das Holz eingeweicht um den Zellstoff zu lösen.
Anschließend wird diese Masse luftdicht erhitzt, um das Wasser wieder zu entziehen. Es entsteht eine Spinnlösung, die dann durch feine Düsen zu Fasern gepresst wird. In einem Spinnbad werden die fertigen Lyocell-Fasern abschließend ausgehärtet. Bei diesem Herstellungsprozess kann das Lösungmittel zu über 99 Prozent in den Produktionskreislauf zurückgewonnen werden.
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Copyright: Lenzing AG | Fotograf: Franz Neumayr
Aus dem Holz gelöster Zellstoff in getrockneter Form.
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Copyright: Lenzing AG | Fotograf: Markus Renner
Lenzing-Fasern nach dem Spinnvorgang.
Für die weitere Verarbeitung werden die Fasern gewaschen, getrocknet und je nach Endprodukt zu einem Garn versponnen, aus dem letztlich die Stoffe hergestellt werden. Lyocell kann sortenrein oder in einem Fasermix verarbeitet werden.
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Lenzing AG
Herstellungskette von Lyocell-Fasern der Marke Tencel® von Lenzing AG.
Umweltverträgliche Produktion
Lyocell ist ein industriell aber ökologisch hergestellter Stoff, der aus Holz gewonnen wird. Dieses Holz stammt aus kontrolliert nachhaltiger Forstwirtschaft und wächst sehr schnell. Eine künstliche Bewässerung ist nicht nötig und auch auf Pestizide kann weitgehend verzichtet werden. Dadurch wird im Herstellungsprozess der Fasern wesentlich weniger Wasser verbraucht (nur ein Zwanzigstel) als bei konventioneller Baumwolle.
Darüber hinaus gilt die Herstellung der Lyocell-Fasern auch deshalb als sehr umweltverträglich, weil der für die künstliche Produktion verwendete Lösehilfsstoff biologisch abbaubar ist und nahezu gänzlich im Produktionskreislauf verbleibt.
Für diesen fast geschlossenen Produktionskreislauf wurde die Firma Lenzing AG mit dem „European Award for the Enviroment” der Europäischen Union ausgezeichnet.
Was hat Merinowolle mit Lyocell am Hut?
Tencel eignet sich besonders gut für Outdoorbekleidung. Die mikrofeine Faserstruktur der Lyocell-Faser kann Feuchtigkeit rasch und kontrolliert aufnehmen und nach außen abgeben. So bleibt die Oberfläche der Faser trocken und Stoffe mit Lyocell wirken kühlend, anstatt sich unangenehm nass anzufühlen.
Auch die natürliche Merinowolle kann dank ihrer kräuseligen und äußerst feinen Faserstruktur eine große Menge an Feuchtigkeit aufnehmen und sie sorgt ebenfalls für eine trockene Oberfläche. Beide Materialien, Tencel und Merino, bilden von Natur aus – vor allem wegen dieser feuchtigkeitsarmen Umgebung – keine Bakterien. Somit bleibt Sportwäsche auch nach langem Tragen weitgehend geruchslos.
Hersteller wie Ortovox oder Icebreaker kombinieren die tollen Eigenschaften von Merinowolle und Tencel, da sich durch den Fasermix sehr weiche, anschmiegsame Funktionsmaterialien ergeben.
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Icebreaker
Die ökologische Naturfaser Tencel® wird vor allem in Sport- und Lifestylekleidung verarbeitet.
Merino & Tencel: die Eigenschaften
Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass das Mischgewebe Merino und Lyocell bzw. Tencel um 20 Prozent kühlender wirken als T-Shirts aus reiner Merinowolle.
Bekleidung aus der Serie Icebreaker Cool-Lite oder Ortovox Merino Cool nutzen die natürliche Regulierung der Körpertemperatur durch die Verdunstungskälte. Das macht sich vor allem beim Sport bei hohen Temperaturen bemerkbar. Die Funktionskleidung aus dem natürlichen Mischmaterial sorgen für eine maximale Belüftung, eine optimale Bewegungsfreiheit und für eine weiche, seidige Passform.
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Bekleidung aus Lyocell (Tencel) richtig waschen
Für die Sportkleidung ist Lyocell bzw. Tencel – neben den oben genannten Eigenschaften – auch deswegen so beliebt, weil die Sporthosen und Trainingsshirts so robust, abriebarm und lange haltbar sind.
Die Funktionswäsche kann bis 60° Celsius in der Waschmaschine gewaschen und in den Trockner gesteckt werden. Es sei denn, es steht ausdrücklich auf der Waschanleitung, dass das nicht getan werden sollte.
Alle Produkte mit Tencel findest Du hier bei uns im Bergzeit Shop.
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