Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät), Lawinenairbag, Sonde und Schaufel: Die Notfallausrüstung muss auf einer Tour in freiem Gelände immer in deinem Rucksack sein.
Darauf kommt es bei der Wahl der Notfallausrüstung an
UIAA-zertifizierte Lawinenschaufeln und Sonden helfen Leben retten
Ob Skitourengeher oder Freerider abseits gesicherter Pisten: Im freien Gelände besteht immer die Gefahr, eine Lawine auszulösen oder von ihr überrascht zu werden. Gründliche Planung, Studium des tagesaktuellen Lawinenwarnberichts und bestmögliche Vorbereitung auf ein Lawinenunglück sind daher die unverzichtbare Voraussetzung für Touren und Abfahrten in freiem Gelände. Lerne in speziellen Kursen theoretisches Wissen zu Lawinenkunde und Prävention sowie die praktische Anwendung der Notfallausrüstung – LVS-Gerät, Lawinenairbag, Sonde und Schaufel. Frische dein Wissen regelmässig auf, um die Handgriffe zu verinnerlichen
Die UIAA (International Mountaineering and Climbing Federation) hat für Lawinenschaufeln einen Standard erlassen. Die UIAA-Normen sind zwar nicht bindend, doch Mammut lässt als eine der ersten Marken alle Lawinenschaufeln nach dem UIAA-Standard prüfen und zertifizieren. Auf der Tour transportierst du die Notfallausrüstung in deinem Rucksack. Achte beim Kauf des Skirucksacks darauf, ein Modell mit speziell für die Ausrüstung vorgesehenen Fächern zu wählen. Nur das LVS-Gerät trägst du möglichst nah am Oberkörper, da dir eine Lawine den Rucksack und sogar die Jacke wegreissen kann.
Was Du alles dabei haben solltest
Diese Notfallausrüstung gehört mit auf die Tour: |
Weitere wichtige Ausrüstungsteile:
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Mit der Lawinenausrüstung Leben retten
Wird ein Gruppenmitglied verschüttet, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Auch wenn du die Bergrettung sofort informierst, kann sie nicht so schnell vor Ort sein, wie es nötig wäre. Daher gilt: Bewahre Ruhe, schalte dein LVS-Gerät auf Suche, orte den Verschütteten so schnell du kannst. Laut Deutschem Skiverband, der sich auf Lehrbücher beruft, sterben zehn Prozent der Verschütteten sofort an tödlichen Verletzungen. 90 Prozent überleben die ersten 15 Minuten. Danach sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit, da Verschüttete ersticken, erfrieren oder ihren Verletzungen erliegen. Nach etwa 15 bis 35 Minuten liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit bei 30 Prozent. Bis zu 90 Minuten überleben nur die Personen, die unter der Schneedecke eine grosse Atemhöhle haben.
Ungefähre Bergungsdauer abhängig von der mitgeführten Notfallausrüstung
11 Minuten – mit LVS-Gerät, Sonde und Schaufel.
25 Minuten – mit LVS-Gerät und Schaufel.
1 Stunde – nur mit einem LVS-Gerät.
(https://www.alpenverein.at/portal/bergsport/sicheramberg/skitouren/vollstaendige-ausruestung-auf-skitour-lvs-schaufel-sonde.php)
Lawinensonde: Darauf kommt es an
Als Anhaltspunkt für die Suche gilt es, sich den Verschwindepunkt des Verschütteten in der Lawine zu merken. Von dort aus ist der Hang systematisch abzusuchen. Hast du die Lage des Verschütteten mit dem LVS-Gerät bestimmt, nutzt du deine Lawinensonde dazu, um ihn unter der Schneedecke zu lokalisieren. Die Sonden lassen sich zusammenklappen und bestehen aus einzelnen Rohren, die du erst durch Auswerfen und gleichzeitiges Ziehen an einer Kordel zur vollen Länge spannst. Die einzelnen Rohre greifen ineinander und bilden eine feste Stange. Sondiert wird im 90-Grad-Winkel zum Hang, um je nach Verschüttungslage nicht an der Person vorbei zu stechen oder irreführende Tiefenangaben zu erhalten. Die Sonde sollte eine hohe Steifigkeit besitzen, damit sie sich nicht verbiegt, wenn sie in den hart gepressten Schnee eindringt.
Teleskopverschluss und Speed-Lock-System
Für Lawinensonden gibt es zwei unterschiedliche Spannsysteme: Teleskopverschluss und Speed-Lock-System. Im Notfall muss es schnell gehen. Daher sollte der Spannmechanismus intuitiv funktionieren und auch mit Handschuhen zu bedienen sein. Der Teleskopverschluss kann nur eine vordefinierte Spannung aufbauen. Bei dem individuell einstellbaren Speed-Lock-System fixiert ein Klemmmechanismus das Seil. So kann der Nutzer die Sonde mit maximaler Kraft wesentlich stärker aufspannen.
Länge und Material einer Lawinensonde
Die meisten Sonden sind im Schnitt 2,40 Meter lang, da die durchschnittliche Verschüttungstiefe 1,20 Meter beträgt. So ragt ein ausreichend langer Teil beim Sondieren aus dem Schnee. Je länger die Sonde, desto tiefer kannst du im Schnee nach einem Verschütteten suchen.
Darauf solltest du beim Kauf einer Lawinensonde achten
Du wählst beim Kauf einer Sonde neben dem Spannsystem und der Länge auch zwischen Carbon und Aluminium. Aluminiumsonden haben ein optimales Gewichts-Steifigkeit-Verhältnis. Carbonsonden sind deutlich steifer und vereisen durch die geringe Wärmeleitfähigkeit des Materials nicht so schnell. Mammut bietet Sonden aus Aluminium oder Carbon in verschiedenen Längen an. Eine tropfenförmige Spitze mit einem etwas grösserem Durchmesser als das darauffolgende Rohr lässt die Sonde leichter durch hart gepressten Schnee dringen.
Die Lawinenschaufel im Einsatz
Ausgraben: Scheinbar einfach und dennoch die Rettungsphase, die dich am meisten Zeit kostet. Das Ausgraben eines Verschütteten dauert mit Schaufel lange und ist ohne dieses Hilfsmittel quasi unmöglich. Sobald eine verschüttete Person lokalisiert ist, gilt es, sie schnellstmöglich zu bergen. Konzentriere dich darauf, den Kopf als Erstes freizulegen. Beginne mit dem Schaufeln von der Position der Lawinensonde aus gesehen hangabwärts. Wird eine Atemhöhle sichtbar, solltest du aufpassen, diese beim Ausgraben nicht zu zerstören. Wähle beim Kauf eine Schaufelblattgrösse, die zu deiner körperlichen Leistungsfähigkeit passt. Als zierliche Person brauchst du weniger Erholungspausen, wenn du ein kleineres Schaufelblatt nutzt. Du kannst stattdessen ausdauernder Schnee abtragen.
UIAA-Norm für Lawinenschaufeln
Die UIAA definiert regelmässig strenge Sicherheitsnormen für sicherheitsrelevante Bergsportausrüstung. Sie gewährleisten, dass die Produkte den realen Belastungen standhalten. 2017 hat die UIAA eine neue Norm für Lawinenschaufeln entwickelt. Ein unabhängiges Prüfinstitut testet die Schaufeln unter praxisnahen Belastungen.
Die Mindestanforderungen der UIAA-Norm 156 Avalanche Rescue Shovels:
- Eine Schaufelblattgrösse von mindestens 500 Quadratzentimetern für zuverlässigen Einsatz bei verdichtetem Schnee.
- Eine Gesamtschaufellänge von mindestens 75 Zentimetern für ein besseres ergonomisches Handling.
- Das Bestehen von Belastungstests unter praxisnahen Bedingungen.