Inhalt
- Tipp 1: Müll mit nach Hause nehmen - auch organischen!
- Tipp 2: Proviant richtig verpacken
- Tipp 3: Mehrwegbehälter nutzen
- Tipp 4: Plastik beim Einkaufen vermeiden
- Tipp 5: lokal essen & einkehren
- Tipp 6: kaputte Ausrüstung retten
- Tipp 7: Geschäftliche Hinterlassenschaften
- Tipp 8: Bellos Business
- Tipp 9: Praktisches für Mehrtagestouren
- Tipp 10: Sondermüll vermeiden
- Tipp 11: Mikroplastik bei An- und Abreise vermeiden
- Biologische Abbaudauer: Was braucht wie lange?
- Zammrama: Lohnende Müllsammelaktionen in den Bergen
Was auf den Gipfel gebracht wird, kommt auch wieder mit herunter. Dabei sollte noch in den 60er Jahren „der ordentliche Bergsteiger“ laut Anleitung zum Umweltbewusstsein „seinen Müll tief vergraben.“ Gut, dass seit den 70ern die Regel Nummer eins heißt: Müll hat in der Natur nichts verloren. Hinterlasse jeden Platz so, wie du ihn vorgefunden hast – oder besser: Was auf den Gipfel gebracht wird, kommt auch wieder mit herunter.
- Müll mit nach Hause nehmen: auch organische Abfälle gehören ins Tal
- Plastik vermeiden: unverpackt einkaufen, Mehrwegbehälter nutzen
- Lokale Hütten unterstützen: regionale Küche statt Einwegverpackungen
- Kaputte Ausrüstung retten: Reparieren statt Liegenlassen
- Mikroplastik reduzieren: umweltfreundliches An- und Abreisen

Bergzeit
Wir lieben die Berge – darum sollte es auch selbstverständlich sein, dass wir versuchen, sie sauber und müllfrei zu bewahren.
Fakt ist: Ob im Park nebenan, auf dem Weg zur Almhütte oder im Everest Base Camp – noch immer betrachten manche Wanderer, Neueinsteiger im Outdoor- und Bergsport und Ausflugsgäste die Berge als Vergnügungspark. Sie missachten Verhaltensregeln, sind achtlos, oft auch unwissend und zerstören damit sensible Ökosysteme. Doch es geht nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Wer seine Umwelt respektvoll behandeln will, fängt bei sich selbst an.
Hier unsere zehn besten Tipps wie wir alle zur Müllreduktion im Bergsport beitragen können.
Tipp 1: Müll mit nach Hause nehmen – auch organischen!
Logisch: Verpackungen von Trekking-Mahlzeiten oder Schokoriegeln, aber auch Brozeitreste und Obstschalen landen nach Gebrauch im Müll. Der erste Schritt ist gemacht, wenn immer ein wieder-verwendbares Drecksackerl oder schlicht eine Mülltüte mit im Rucksack ist.

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Ins Drecksackerl – oder eine selbst mitgebrachte Tüte – packen und im Tal fachgerecht entsorgen: So beginnt Müllvermeidung am Berg.
🤔 Hintergrund: Die Schalen von Bananen, Kiwis & Co brauchen lange bis sie verrotten, besonders wenn sie keine Bio-Ware und mit Schadstoffen belastet sind. Das belastet die Umwelt und ist für die meisten Tiere ungenießbar bis giftig. Klebeetiketten daran sorgen dafür, dass sich Mikroplastik im Boden anreichert und es mehrere Menschenleben lang dauert, bis es gar nicht mehr nachweisbar ist. Wie jede Art von Plastikabfall stören sie das Gleichgewicht des Bodens rund um seine organischen Stoffe, die er abgibt und aufnimmt.
Tipp 2: Proviant richtig verpacken
Umweltbewusster Outdoorsport beginnt schon bei der Vorbereitung: Statt Brote, Obst, Gemüse und Snacks in Alu- oder Frischhaltefolie zu packen, bieten sich Stoffbeutel und Brotzeittüten aus Papier/Butterbrotpapier oder auch Bienenwachstücher an. Aber Obacht! Papier-Brotzeittüten haben erst nach mindestens dreimaliger Benutzung einen besseren ökologischen Fußabdruck als die Plastiktüte …

Primus
Mehrwegbehälter wie Trinkflaschen und Brotzeitdosen transportieren Deine Verpflegung sicher auf den Berg und produzieren keinen unnötigen Müll.
💚 Wer auf Frischhaltetüten schwört, bekommt auch wieder-verwendbare: Sie sind waschbar, mehrmalig zu gebrauchen oder sogar kompostierbar. Anbieter gibt es zahlreiche, sie nutzen dafür etwa Biokunststoffe, solche ohne Mikroplastik, etwa auf Basis von Kartoffelstärke. Klar ist: Nichts von alldem sollte nach Gebrauch in der Natur landen.
Tipp 3: Mehrwegbehälter nutzen
Ideal, wer zu Hause die Wanderung so vorbereitet, dass gleich gar keine Verpackung mitgeht. Die Einstoff-Verpackung aus Polypropylen (PP) des Schokoriegels, der Tüte mit den Snacks/Nüssen usw. verschwindet für den Recyclingkreislauf im gelben Sack. Sie sind derart reißfest, zudem beschichtet, dass die Zersetzung in Mikroplastik in der Natur mehrere Jahrzehnte braucht.
🥪 In Ordnung sind Vesperboxen aus Plastik, wenn sie ausreichend lange im Einsatz sind. Brotzeitboxen aus Edelstahl, Alu, Bambus, diversen Holz- und recycelten, teils auch kompostierbaren Materialien bekommt man sogar mit speziellen „Trennwänden“, damit sich innen nichts vermischt. Praktisch für unterwegs sind Mehrweg-Trinkbecher, Isolierflaschen aus Alu, Stahl, Glas und BPA-freie Mehrweg-Gefäße.
Tipp 4: Plastik beim Einkaufen vermeiden
Plastik verbraucht wertvolle Ressourcen und ist als Müll Umweltkiller. Daher macht es Sinn, schon beim Einkauf Plastik und Verpackungen zu meiden. Das geht, wenn Du Unverpackt-Läden bevorzugst, Gemüse/Obst lose einkaufst, Glas statt Plastik- und Folienverpackungen und Mehrwegverpackungen oder Vorratsbehälter statt Einwegverpackungen wählst.
Tipp 5: lokal essen & einkehren
Wer lokale Anbieter unterstützt, auf bewirtschafteten Almhütten, bei Sennern oder in Berggasthöfen einkehrt beziehungsweise nächtigt, genießt meist nicht nur hausgemachte und regionale Mahlzeiten von hoher Qualität. Du hilfst so auch, Müll zu vermeiden. Und klar: Eigener, mitgebrachter Müll wandert auch von der Hütte wieder mit Dir ins Tal hinab.

stockpics | Adobe Stock Fotos
Regional schmeckt’s sowieso besser: Hilf mit, Müll zu vermeiden und kehre in lokalen Hütten oder Berggasthöfen ein.
Tipp 6: kaputte Ausrüstung retten
Eigentlich selbstverständlich: Wenn Dir unterwegs Schuhe, Rucksack oder Sonnenbrille kaputt gehen sollten, nimmst Du sie natürlich trotzdem wieder mit. Dennoch scheinen das noch nicht alle Bergsportler zu wissen, denn immer wieder findet man auf Tour Sonnenbrillengläser, Stockteller oder vom Schuh abgelöste Sohlen. Der Vorteil beim Mitnehmen: Du kannst das Teil zuhause möglicherweise noch reparieren oder upcyclen.
Tipp 7: Geschäftliche Hinterlassenschaften
Wer hinterm Baum oder Fels in der Natur sein Geschäft hinterlässt – Taschentuch, Laub drüber, Stein drauf – produziert Müll allerunfeinster Art: Über ein Jahr lang verrotten Tempos. Feuchttücher brauchen noch länger, dünnes, einlagiges Klopapier weit kürzer.
🚮 Besser: Toiletten in Berggasthöfen, Almen und Hütten nutzen. Sind sie geschlossen und die Blase drückt dennoch, sollte die Notdurft ein gutes Stück abseits des Weges vergraben und mit Laub bedeckt werden. Besser noch, wenn Hinterlassenschaften wie auch Hygieneabfälle in einem verschließbaren Müllbeutel eingepackt, mitgenommen und später entsorgt werden.
Tipp 8: Bellos Business
Hinterlassenschaften des Hundes müssen bei Bergwanderungen von Weideflächen, Almwiesen und Co entfernt werden. Hundekot braucht etwa 46 Tage, um sich bis zur Hälfte zu zersetzen. Die bei der Verrottung entstehende Wärme reicht nicht aus, um Parasiten, Krankheitserreger und Bakterien im Kot abzutöten. Was überlebt, kann für Wald- oder Almtiere tödlich und für uns Menschen gefährlich werden.

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Auch die Hinterlassenschaften Deines Hundes solltest Du wieder mit ins Tal nehmen und dort im Restmüll entsorgen. Hundekot kann für Wald- und Almtiere gefährlich werden.
🤔 Übrigens werden auch Öko-Kotbeutel, etwa aus Mais, Zuckerrüben oder Kartoffeln, nicht vollständig abgebaut – obwohl damit geworben wird. Daher haben auch alle Hundekotbeutel absolut nichts in der Natur, sondern ausschließlich im Restmüll was zu suchen.
Tipp 9: Praktisches für Mehrtagestouren
Für weniger Müll und Gewicht sorgen biologisch abbaubare Kosmetika wie Zahnputz-Tabs, Puder für Haare und Body, das mit Wasser aufschäumt zur Seife wird, zudem Shampoos und Seifen in fester Form.
Konzentrate, Nachfüllpackungen und in Papier verpackte Kosmetika helfen, Plastikmüll zu reduzieren. Reisewaschmittel aus der Tube lässt sich durch fein geriebene Kernseife ersetzen.
💧 Übrigens: Egal wie biologisch korrekt alles ist, beim Anwenden von Seife und Co sollte zu der nächsten Wasserquelle mindestens 50 Meter Abstand gehalten werden. So kann das „Minimum Impact“-Ziel von uns Menschen – also quasi so gut wie keine Spuren in der Natur zu hinterlassen – erreicht werden.
Wer einen einfachen, wieder-verwertbaren Zuziehbeutel aus leichtem Stoff, alter Bekleidung, wasserdichten Materialien oder seinen Restbestand an Plastiktüten nützt, kann gebrauchtes Klopapier oder Damenhygieneprodukte – all das, was in den Restmüll oder recycelt gehört – duftdicht verpackt transportieren. So macht man seinen Rucksack nicht dreckig – was meist die größte Angst von Trashern ist.
Tipp 10: Sondermüll vermeiden
Pandemiebedingt waren FFP2-Einwegmasken sehr oft in der Natur zu finden – und man sieht sie zum Teil noch immer! Ihre schwer abbaubaren, synthetischen Materialen brauchen über 400 Jahre für ihren Zerfall. Fast ebenso lange brauchen Zigarettenstummel, die den lebendigen Boden, seine wichtige Artenvielfalt aus Organismen und Mikroorganismen, schwer gefährden. Im praktischen Doserl kommen auch die Kippen wieder sicher ins Tal.

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Lieber in die Dose mit den Stummeln und ab nach Hause in den Restmüll.
🤔 Hintergrund: Schon eine Kippe bringt giftiges Arsen, Blei, Kupfer, Chrom, Kadmium, Formaldehyd, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und das hoch toxische Alkaloid Nikotin in den Boden – insgesamt ein Mix aus bis zu 4.000 schädlichen Stoffen. Der im Filter enthaltene, schwer abbaubare Kunststoff Celluloseacetat liefert zudem Mikroplastik: Verseucht werden rund um die Kippe 40 bis 60 Liter Wasser.
Tipp 11: Mikroplastik bei An- und Abreise vermeiden
Minimum Impact ist auch bei der An- und Abreise zum beziehungsweise vom Wandergebiet möglich. Wusstest Du, das der weltweit größte Anteil an Mikroplastik in der Umwelt laut Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits-, und Energietechnik von Reifen- und Straßenabrieb stammt? Zur „müllfreien Wanderung“ gehört daher auch die Planung eines umweltfreundlichen Verkehrsmittels wie Bus oder Bahn. Oder, wenn es öffentlich nicht geht: Nutze Fahrgemeinschaften!

Markus Stadler
Umweltfreundlich mit dem Zug zur Skitour: Da bleibt auf der Anfahrt Zeit für Equipment-Check und Tourenplanung.
Biologische Abbaudauer: Was braucht wie lange?
So lange dauert es bis zum Zerfall in der Natur – abhängig von den Umweltbedingungen vor Ort wie Niederschlag, Hitze und Kälte, Wind und Reibung, Bodenbeschaffenheit und Mikroorganismen. Warum dauert in den Bergen die Verrottungszeit länger? Aufgrund Höhe, fehlender Humusschicht und eher niedrigen Temperaturen tummeln sich hier weniger Mikroorganismen, die den Zerfall fördern können.
Es dauert 1 bis 3 Jahre, bis eine Bananenschale in der Natur verrottet.
Hier kommt es natürlich stark darauf an, ob dünnes einlagiges oder mehrlagiges Papier verwendet wird. Der Verrottungsprozess kann aber bis zu 6 Monate dauern.
Tempos und Co brauchen 1 bis 5 Jahre, bis sie verrottet sind.
Erst nach etwa 5 Jahren ist ein Kaugummi vollständig verrottet.
10 bis 20 Jahre dauert es, bis eine dünne Plastiktüte verrottet ist.
25 Jahre benötigt Alufolie, bis sie in der Natur vollständig abgebaut wurde.

Bergzeit
Bananenschale, Glasflasche oder FFP2-Maske: Wie lange braucht dieser Abfall, bis er vollständig verrottet ist? | Quelle: Beate Hitzler
Weitere Infos zu Verrottungszeiten findet man z.B. bei Wanderwütig.
Zammrama: Lohnende Müllsammelaktionen in den Bergen
Als Hundebesitzerin bin ich täglich draußen, ausgerüstet mit Tüten für die Hinterlassenschaften des Vierbeiners. An fast jedem Gassitag sammle ich zusätzlich zehn Stück Müll auf – oft mehr. Denn offensichtlich funktioniert es:
Dort wo kein Müll ist, wird auch weniger Müll weggeworfen.
Außerdem stirbt die Hoffnung zuletzt, dass sich Menschen ändern wenn sie sehen, dass sich Müll easy aufsammeln lässt. Angesteckt habe ich schon viele. Auch Kinder sind mit Eifer dabei, freuen sich über Erfolgserlebnisse – lernen für ihre Zukunft.
Initiativen zum Müllsammeln
Hier haben wir Dir die wichtigsten „offiziellen“ Müllsammelaktionen zusammengestellt:
- Die Patron CleanUP Tour ist ein grenzüberschreitendes Projekt zum Erhalt der deutschen, schweizerischen und österreichischen Bergwelt. Regelmäßig werden auf der Website die neuesten Termine angekündigt.
- ValleyGreenUp – Der Naturpark Ammergauer Alpen sucht alljährlich im Herbst Freiwillige für ihre Wander- und Müllsammel-Aktion im Naturpark. In Kooperation mit der Firma Ziener und dem Traditionsverein König Ludwig Lauf e.V. werden Berge und Täler auf zahlreichen gemeinsamen Wanderungen von unliebsamen Hinterlassenschaften befreit.
- Österreichs Initiative #estutnichtweh handelt nach effektiver, einfacher Philosophie: Wer am Weg über Müll stolpert, hebt ihn auf und nimmt ihn mit. Prominente Unterstützer des Vereins sind unter anderem die zweimalige Weltmeisterin und Freeride Pro Eva Walkner und die Drogeriemarktkette dm. Starter-Kit für neue Vereinsmitglieder sind Drecksackerl, Mistzangerl und Tschickdoserl. Deuter, hyphen-sports, Edelrid, Hydro Flask und die Bergschule Wandererlebnis unterstützen die Initiative.
- Der World Cleanup Day findet alljährlich im September weltweit statt. Über die Webseite kann man Termine in seiner Nähe finden oder auch selbst eine Aktion anmelden.
- Plogging ist ein Mix aus Jogging und Plocka upp, das schwedische Wort für Aufsammeln. Wer bei seiner Trailrunning-, Walking-, Jogging-Runde Müll einsammelt und ihn anschließend fachgerecht entsorgt, wird zum Plogger. Aus dem umweltbewussten Sport nach einer Idee des schwedischen Umweltaktivisten Erik Ahlström, sind Plogging-Gruppen und –Events entstanden, immer mehr Gleichgesinnte und auch Jugendliche in Deutschland machen bei dieser Bewegung mit. Go Plogging gibt’s auch als App.
Räume nicht nur in den Bergen auf, sondern auch in Deinem Schrank!
Die Outdoor-Kleidung in Deinem Schrank, die Du kaum noch trägst ist eigentlich noch gut? Dann halte sie im Benutzungs-Kreislauf – und gib sie weiter! Denn mit jedem Kleidungsstück, dass Du in Gebrauch hältst, schonst Du Ressourcen und sparst CO2 ein, weil dieses Kleidungsstück nicht neu produziert werden muss. Wie das geht? Das ist einfach und dauert nicht länger als zwei Minuten:
Verkaufe Deine gebrauchte Bekleidung einfach und schnell bei Bergzeit RE-USE weiter! Einschicken, schätzen lassen, weiterverkaufen.
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