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Ortovox 105 Merino Ultra Funktionsunterwäsche im Test

7 Minuten Lesezeit
Wenn es um Wäsche aus Merinowolle geht, lohnt es sich für Tourengeher, Bergfexe und Co. vor dem Winter wieder etwas genauer hinzuschauen: Aus dem Hause Ortovox gibt es ein neues Garn, das Merino noch funktionaler machen soll.

„Nuyarn“ aus Tasmanien

Ortovox setzt bei seinen neuen Produkten der Linie „105 Merino Ultra“ erstmalig ein bestimmtes Garn ein, das die Wolle tasmanischer Merinoschafe mit Polyamid kombiniert: Nuyarn. Dieses ist sehr fein und der Stoff mit Materialstärke 105 g/m² entsprechend dünn. Gleichzeitig soll er jedoch wärmer und abriebfester sein als Baselayer aus 100 Prozent Merinowolle. Nuyarn wird in einem neuartigen Fertigungsverfahren hergestellt, das das Garn und damit den Stoff so funktionell macht: Um einen leichten Kern aus Nylon im Inneren wird die feine Merinowolle außen herum gesponnen. Damit wird das Garn extrem elastisch, reißfest und auch sehr robust. Trocknen soll das Ganze dann auch schneller, so heißt es. Also die Funktion von Merino- und Kunstfasern vereinen. Soweit die Theorie.

Passform und erster Eindruck vom Ortovox Nuyarn

Mit hohen Erwartungen an den neuen Fasermix Nuyarn von Ortovox steige ich mit der dünnen 105 Merino Ultra Funktionsunterwäsche dem Riedberger Horn aufs Haupt. | Foto: Julia Gebauer
Mit hohen Erwartungen an den neuen Fasermix Nuyarn von Ortovox steige ich mit der dünnen 105 Merino Ultra Funktionsunterwäsche dem Riedberger Horn aufs Haupt. | Foto: Julia Gebauer

Meine Erwartungen sind dementsprechend hoch, als ich die Ortovox 105 Merino Ultra Short Pants, das Longsleeve und das Shortsleeve auspacke. Die Farbe („dark very berry“) ist schon einmal genau mein Ding. Beim ersten Anfühlen fällt mir sofort auf, wie weich und geschmeidig der dünne Stoff tatsächlich ist. Nichts davon erinnert mehr an kratzige Wolle. Der nächste Pluspunkt ist die Dehnbarkeit des Materials. Gerade bei dickeren Materialstärken hat mich in der Vergangenheit oft gestört, dass das Merino-Baselayer – besonders wenn man geschwitzt hat – ziemlich steif und ungemütlich wird. Diese Gefahr sehe ich hier nicht. Mal sehen, wie sich das Teil im Einsatz bewährt.

Ich trage bei Oberteilen von Ortovox eigentlich immer XS, so auch diesmal, obwohl ich normalerweise bei Shirts eher S wähle. Die 105 Merino Ultra Baselayer-Shirts fallen also relativ groß aus. Bei der Hose habe ich mich für Größe S entschieden (ich trage ansonsten Größe 36 bei einer Körpergröße von 1,65 Meter). Die Passform ist angenehm körpernah, die Ärmel ausreichend lang und die Beine nicht zu eng. Generell schmiegt sich der Nuyarn-Stoff sehr schön an den Körper an, ohne einengend oder auftragend zu sein.

Und jetzt die Praxis: Mit der Ortovox Merino Ultra Funktionsunterwäsche auf Bergtour

Erster Einsatz für die beiden Ortovox Shirts zum „Anfreunden“ ist eine Feierabendrunde im Allgäu, eine gemütliche Gratwanderung entlang des Riedberger Horns und seiner Nachbargipfel. Nichts Wildes, aber immer wieder kurze, steile Anstiege bei sommerabendlichen Temperaturen. Klar wird es dabei auch ordentlich warm, aber die Merinofasern des Merino Ultra Shortsleeves tun ihr Bestes und die Temperaturregulierung kann überzeugen – richtig schwitzig fühlt es sich nicht an. Als es dann dunkel wird und wir die letzten Gegenanstiege unter die Sohlen nehmen, kommt das Longsleeve zum Zug und ist damit gerade das richtige Teil zwischen T-Shirt und Pulli, für den es definitiv noch zu warm wäre.

Bei meinen nächsten Tagestouren sieht es etwas anders aus: Der August gibt mit Temperaturen um die 30 Grad am letzten Wochenende nochmal alles. Diesmal geht es ins Tannheimer Tal, über Alpen und Höhenwege auf die Sulzspitze. Schatten finde ich an dem Tag kaum, entsprechend schweißtreibend ist die Tour. Die Feuchtigkeit wird vom Stoff des kurzärmeligen Merino Ultra Shirts jedoch schnell nach außen transportiert, der Wind kühlt angenehm, ohne dass es zum Windchill-Effekt kommt. Am Gipfel lege ich das Nuyarn-Shirt kurz zum Trocknen in die Sonne und ruckzuck ist es wieder einsatzbereit.

Die Ortovox 105 Merino Ultra Funktionsunterwäsche überzeugt bei allen Test-Touren. Ein Garderobenwechsel am Gipfel ist nicht nötig, da der Merino-Nylon-Fasermix wirklich schnell wieder trocknet. | Foto: Julia Gebauer
Die Ortovox 105 Merino Ultra Funktionsunterwäsche überzeugt bei allen Test-Touren. Ein Garderobenwechsel am Gipfel ist nicht nötig, da der Merino-Nylon-Fasermix wirklich schnell wieder trocknet. | Foto: Julia Gebauer

Am nächsten Tag geht es auf den Entschenkopf in den Allgäuer Bergen – ebenfalls ein heißer Tag, kaum Wind und ein steiler, sonniger Aufstieg. Das Ortovox-Kurzarmshirt kann sich auch hier wieder bewähren, vor allem rutscht es nicht ständig am Rücken hoch, wenn man sich kurz einmal bückt oder den Rucksack öfters ab- und aufsetzt. Nachdem ich das 105 Merino Ultra Shirt nun zwei Tage getragen habe, entschließe ich mich doch zu einem schnellen Garderobenwechsel, bevor es zur abschließenden Einkehr auf der Alpe geht. Ich wechsle in ein Baselayer aus Kunstfaser und bemerke erst dann so richtig, wie schwer, steif und warm dieser Stoff im Vergleich doch ist.

Ab in die Waschmaschine

Nach zweieinhalb Tagen kommt das Ortovox Merino Ultra Shirt erstmals in die Wäsche. Die Größe bleibt erhalten, es trocknet wirklich superschnell – nur ganz so weich wie beim Auspacken ist es nun nach dem Trocknen an der Luft nicht mehr. Was aber zu verschmerzen ist, denn das Tragegefühl bleibt das gleiche, wie ich bei meiner letzten Test-Tour feststellen kann.

Merino Ultra 105 hält auch bei Kälte warm und trocken

Mit dem August verabschiedeten sich auch die hochsommerlichen Temperaturen. Das gibt mir die Gelegenheit, die Ortovox Merino Ultra Short Pants und das Longsleeve bei nun geradezu entgegengesetzten Wetterverhältnissen zu testen: Regen, Nebel, Wind und bei gerade mal knapp zwei Grad auf 2.000 Metern Höhe sogar der erste Schnee! Meine Sonntagstour geht dabei nicht irgendwo hin, sondern hat geradezu historischen Charakter: Es ist der letzte Tag des Waltenberger Hauses – der ältesten und kleinsten Alpenvereinshütte in den Allgäuer Bergen – bevor es abgerissen und neugebaut werden soll. Das Ortovox-Longsleeve trage ich diesmal unter einem Softshell und sowohl beim Auf- als auch beim Abstieg hält es mich angenehm warm und einigermaßen trocken.

Die robuste, schnelltrocknende 105er Merino Ultra-Baselayer-Kombi macht sich mit Sicherheit auch im Winter gut als Funktionsunterwäsche für schweißtreibende Aufstiege - zum Beispiel auf Skitour. | Foto: Julia Gebauer
Die robuste, schnelltrocknende 105er Merino Ultra-Baselayer-Kombi macht sich mit Sicherheit auch im Winter gut als Funktionsunterwäsche für schweißtreibende Aufstiege – zum Beispiel auf Skitour. | Foto: Julia Gebauer

Die 105 Merino Ultra Short Pants macht jeden Schritt mit, rutscht nicht, und auch als die Knie irgendwann nass sind, ist es beim Gehen nicht unangenehm. Der Bund der Ortovox Pant bleibt, wo er bleiben soll, dank des breiten Gummibandes. Kurzum: Die Funktionsunterwäsche Merino Ultra konnte mich auch bei etwas ungemütlicheren Bedingungen überzeugen.

Allzweckwaffe Baselayer: Das Test-Fazit zur Ortovox 105 Merino Ultra Funktionsunterwäsche

Gerade die beiden Ortovox Merino Ultra Shirts empfehle ich uneingeschränkt für Bergsport-Action das ganze Jahr über, im Sommer, Herbst, Winter je nach Temperatur und Aktivität als Baselayer oder als einzige Schicht auf der Haut. Bei kurzen Pausen oder Wind kühlt man trotz schweißtreibender Anstiege nicht aus, und wenn es eher heiß ist, punktet das Shortsleeve mit seiner angenehmen Leichtigkeit. Ebenfalls praktisch: Zusammengerollt nehmen die Merino Ultra Oberteile im Rucksack kaum Platz weg. Weitere Pluspunkte sind für mich das wirklich angenehme Tragegefühl auf der Haut und der körpernahe Schnitt. Temperaturregulierung und Feuchtigkeitstransport sind ebenfalls super, auch die Verarbeitung.

Für den zugegebenermaßen stolzen Preis bekommt man mit dem Nuyarn High-End-Qualität, das sollte einem bewusst sein. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, wären es höchstens noch flachere Nähte. Für das Tragegefühl der Merino Ultra Funktionswäsche als „echte“ Baselayer bei winterlichen Touren und Temperaturen kann ich freilich noch kein Urteil abgeben, aber es wird schätzungsweise ähnlich positiv ausfallen, wenn die ersten weißen Flocken endlich wieder fallen und die Bretter wieder unter die Füße geschnallt werden…

 

Tipp: Für kalte Tage gibt es aus dem neuen Nuyarn-Fasermix von Ortovox auch ein Longsleeve bzw. einen Hoody in 260er Stärke. Das 260 Merino Ultra Net Oberteil besitzt auf der Innenseite ein grobmaschiges Netz. Hier wird zusätzlich Luft eingeschlossen, wodurch mehr Wärme gespeichert wird und das Material super isoliert. Gleichzeitig ist der Stoff relativ dünn, atmungsaktiv und leicht wie ein Baselayer. Das 260 Merino Ultra Net übernimmt damit die Funktion und Isolation der ersten und zweiten Bekleidungsschicht, ist also Baselayer und Fleece in einem.

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