Erster Eindruck
Als ich gefragt wurde, ob ich den Ortovox Trace 20 Tourenrucksack testen möchte, war ich zunächst sehr skeptisch: „Aha, schon wieder so ein minimalistisches Teil, das den schnellen Tourengeher begleiten soll.“ Der allerdings zu windig ist, um auf ausgewachsenen Skitouren im Gelände darauf vertrauen zu können und wiederum zu schwer, um mit Race-Equipment Rekorde zu brechen.
Daraufhin drückte mir die Kollegin aus dem Marketing den Rucksack das erste Mal in die Hand und schon da merkte ich, dass ich dieser Neuentwicklung aus dem Hause Ortovox mit meinem Schubladendenken wohl Unrecht getan habe.
💡Die wichtigsten Produktmerkmale
- Mit 440 Gramm ultraleicht
- Solide Rückenplatte
- Durchdachte Fächer-Aufteilung
Das Nylon 200D Ripstop Obermaterial fühlt sich sehr robust an, ohne jedoch zu steif zu sein. Ansonsten würde der Rucksack wohl auch eher wie ein kleiner Schildkrötenpanzer am Rücken liegen und nicht in dieser schnittigen Tropfenform, wie es nun der Fall ist. Zusätzlich zu dem vertrauenserweckenden Obermaterial machen auch die Air-Flow Schulterträger sowie Hüftflossen einen sehr strapazierfähigen ersten Eindruck.
Passform und Größe
Auch wenn der Skirucksack minimalistisch konstruiert ist, verzichtet Ortovox dennoch nicht auf eine solide Rückenplatte. Diese ist auf der dem Rücken zugewandten Seite sehr weich und somit angenehm zu tragen, auf der dem Rucksack zugewandten Seite etwas fester und somit auch robuster gegenüber Einstichen etwa durch den Schaufelstiel oder die Sonde. Die clevere aber reduzierte Konstruktion hat auch bei den Schulterträgern und Hüftflossen einen deutlichen Vorteil, da sich die Träger der Körperform einfach anpassen ohne unnötige Falten zu bilden.
Ortovox
Der Einsatzbereich des Trace 20 zielt tendenziell eher auf zügige Tagestouren ab und deswegen reicht der Stauraum meiner Meinung nach vollkommen aus. Notfallausrüstung (Schaufel, Sonde, Notfall-Biwaksack), Überhose, Isolationsjacke und Fäustlinge für die Abfahrt, sowie Brotzeit und eine Trinkblase finden auf alle Fälle ausreichend Platz.
Wenn man jedoch den Rucksack soweit vollpackt, dass der Reißverschluss kaum noch geschlossen werden kann, leidet die Passform spürbar darunter. Das ist aber fairer Weise der Kompromiss, den man bei diesen gewichtsreduzierten Konstruktionen immer eingehen muss.
Ausstattung und Features
Auch wenn der Rucksack in seinem Auftreten sehr einfach wirkt, muss man auf keine Must-haves verzichten und bekommt sogar noch das ein oder andere Feature on-top: Besonders wichtig ist für mich eine höhenverstellbare Brustschnalle sowie ein Helmnetz und eine Skihalterung für Anstiege, die man ohne Ski bewältigen muss. Darüber hinaus hat man beim Trace 20L die Möglichkeit eine Trinkblase am Rückenteil zu fixieren.
Fabian von Schalscha-Ehrenfeld
Besonders gefallen mir die Vorrichtungen zum Verpacken von Schaufelblatt und Stiel sowie Sonde. Alle Teile sind im Rucksack aufgeräumt und es bleibt noch Platz, um Kleidung oder Brotzeit optimal zu verstauen.
Zusätzlich hat der Rucksack auf der rechten Seite eine geräumige Netztasche, in der man ohne Probleme eine Isolationsweste oder eine Trinkflasche verstauen kann. Man hat dabei immer direkten und leichten Zugriff darauf, ohne den Rucksack abnehmen zu müssen.
Der Ortovox Trace 20 im Praxistest
Den Ortovox Trace 20 hatte ich das erste Mal im Kühtai dabei. Die Tour war mit ca. 1.000 Höhenmetern im Gelände veranschlagt und ohne besonders technischen Charakter, sodass Steigeisen oder Pickel nicht notwendig waren. Als ich mein Equipment für die Tour gepackt hatte, war ich zunächst sehr skeptisch, ob das alles in diesen kleinen Rucksack passt. Letztendlich war aber nach Verpacken der Notfallausrüstung noch ausreichend Stauraum für Überhose, Isolationsjacke-/ weste sowie ein zweites Paar Fäustlinge für die Abfahrt und genügend Brotzeit vorhanden.
Während der Tour hat mich vor allem die seitliche Netztasche überzeugt (ggf. auch deswegen, weil ich sie erst während der Tour entdeckt hatte), da man somit ohne großen Aufwand eine Bekleidungsschicht zu- oder ablegen und verstauen kann, ohne den Rucksack immer öffnen zu müssen.
Fabian von Schalscha-Ehrenfeld
Als wir nach knapp zweieinhalb Stunden den Gipfel erreichten und ich dann anstelle der Isolationsjacke-/Hose meine nassen Felle im Rucksack untergebracht hatte, war ich kurzzeitig verwundert. Warum sind meine mitgebrachten Müsliriegel und Mini-Smoothie nicht mehr in der außenliegenden Reißverschlusstasche zu sehen? Da fiel mir allerdings auf, dass die Tasche über das komplette Rückenteil des Rucksacks reicht und mein Mittagessen somit nur der Schwerkraft gefolgt war. Tatsächlich war das somit Tasche Nummer zwei des Tages, die ich beim Ortovox Trace unterschätzt hatte.
Auch auf der Abfahrt hat der Rucksack ohne zu wackeln eine solide Figur gemacht – im Gegensatz zu mir. Das lag aber wohl eher an dem fiesen Harschdeckel… Dass der Rucksack nichts an den schlechten Schneebedingungen ändern konnte, kann man ihm wohl echt nicht zurechnen. Wobei ein Rucksack mit der Lösung für dieses Problem ein deutliches Verkaufsargument wäre.
Testfazit zum Ortovox Trace 20
Der Trace 20 ist für mich eine sinnvolle Ergänzung des aktuellen Ortovox-Rucksacksortiments. Allerdings wird der Begriff Ergänzung dem Rucksack meiner Meinung nach nicht gerecht.
Für mich ist er fast der einzige minimalistische Rucksack, der dieses Level an Robustheit und cleveren Features sowie ausreichend Packvolumen vereint.
Tatsächlich muss ich nun nicht mehr überlegen, welchen Rucksack ich auf Tagesskitouren mitnehme. Denn mein Griff geht seit meiner ersten Tour stets zum Trace 20.