Aufgeregt stürze ich mich auf den Karton mit dem Osprey-Logo und halte kurz danach unsere beiden Levity 60 in die Höhe. Erste Fragen stellen sich: „Da soll unsere gesamte Ausrüstung hinein? Wofür sind die ganzen Schnüre? Sind Schulter- und Hüftgurte bequem genug für etwa 15-16 Kilogramm Packlast? Das Material erscheint sehr dünn, hält das?“
Geräumiger, leichter Trekking-Rucksack
Wir schauen uns den Rucksack genauer an. Das Innenfach wirkt sehr geräumig. An beiden Seiten gibt es Taschen mit Eingriff von oben und von der Seite – man kann also auch unterwegs auf die Ausrüstung zugreifen. Die geräumige Fronttasche ist nicht wie bei anderen Osprey-Modellen aus Mesh, sondern ebenfalls aus Nylon gefertigt.
Der stabile Rahmen sorgt in Verbindung mit dem sogenannten „Ultralight AirSpeed ventilated trampoline suspended mesh backpanel“, einem trampolinartigen Mesh-Rücken, für ausreichend Abstand zum Rücken und somit für eine bessere Belüftung. Mit dem Levity 60 gibt es keine verschwitzten Shirts mehr wie bei anderen UltraLight-Rucksäcken!
Mit dem abnehmbaren Schnürsystem kann man die Last je nach Bedarf festzurren. Ein Fach für die Trinkblase mit einer Öffnung für den Schlauch und ein Deckelklappenfach runden die Ausstattung des Levity 60 ab.
Packen für die große Trekkingreise
Jetzt wird es ernst – der Rucksack wird gepackt. Isomatte, Quilt und Kochutensilien sind schnell verstaut, die Kleidung stopft die Lücken. Drohne, Kamera, Laptop, Erste-Hilfe-Kit…wir stellen fest: Platz ist genug! Trotz stopfen und zerren hält das Material. Wir sind begeistert!
Das Frontfach ist nicht für die Trinkblase geeignet, das merken wir nach einem Tag – aber dafür ist es ja auch gar nicht gedacht. Schwere Gegenstände und Ausrüstung sollte nah am Rücken gertragen werden. Wir verwenden daher das für Trinkblasen vorgesehene Fach innerhalb des Levity 60. Der Trinkschlauch verläuft durch den „Internal Hydration Sleeve“, ein Loch in der Hinterseite, nach außen und entlang des Schultergurtes zum Kopf. So ist es immer griffbereit!
Stattdessen kommt das Zelt in die eine und Regenkleidung in die andere Fronttasche. Dinge, die schnell trocknen sollen, wenn sie nass werden. Der leichte Zugang zu den Seitentaschen macht sie zu einem idealen Stauraum für Sachen, die man schnell zur Hand haben muss: Sonnencreme, Mückenspray, Erste-Hilfe-Kit, um nur einige wenige zu nennen. Wenn man keine Trinkblase hat, können hier auch die Wasserflaschen verstaut werden.
Zu klein sollten die Gegenstände allerdings nicht sein – eine Unachtsamkeit, und sie könnten herausfallen und am Rastplatz liegen bleiben. Dafür ist das Reißverschlussfach in der Deckelklappe eher geeignet: Krimskrams wie Wanderkarten, Tripod/Stativ, Lippenstift, Handsanitizer etc. finden hier problemlos Platz.
Der Levity 60 im Praxisinsatz – Aufbruch am Kap Emine
Bevor es losgeht, kommen die Rucksäcke erst einmal auf die Waage. Mit Nahrung und 3 Liter Wasser kommt mein Levity 60 auf 17-18 Kilogramm, der Levity meiner Freundin Eva auf 14-15 Kilogramm. Wir stellen schnell fest, weshalb der von Osprey angegebene Lastbereich bei 13 Kilogramm endet. Nach 3 Tagen verspüren wir Schmerzen am Schlüsselbein, Druckstellen an Schultern und an der Hüfte. Nach einer Woche hat jedoch zum einen die Last abgenommen, zum anderen Seite haben sich unsere Körper daran gewöhnt. Mit 15 Kilo Zuladung komme ich ideal mit dem Rucksack zurecht.
Wir beginnen unsere große Tour durch Europa am Kap Emine, Bulgarien. Zelten auf einem Plateau mit Ausblick über das Schwarze Meer – einfach traumhaft! Nachts wird der Levity 60 zwischen Innen- und Außenzelt verstaut. Eine kleine Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass er nicht selbststehend ist. Kein Problem für uns, wir positionieren ihn einfach so, dass er gegen die Außenplane drückt. Bei Pausen legen wir einen kleinen Stein oder Stock unter und verhindern so das Umfallen.
Imprägniertes Obermaterial
Morgens laufen wir zunächst durch hüfthohes Gras, danach durch ein enges Waldgebiet. Es ist alles noch feucht von der regnerischen Nacht. Doch dem Levity 60 macht das nichts aus, kleine Tropfen perlen am wasserresistenten Material einfach ab. Als unsere Powerbank mit Solarpanel leer ist, können wir es unter den Kordeln an der Außenseite perfekt verzurren. Die Kordeln können sehr flexibel gelöst, gespannt und befestigt werden – die perfekte Lösung für unser Problem!
- Lesetipp: Goalzero Test – Nomad 20 und Sherpa 100
Nach drei Wochen haben wir knapp 400 Kilometer zurückgelegt. Durch Wald und Wiese, hüfthohes Gras, Nadelbäume und Dornensträucher. Bis auf ein winziges Loch an der Deckelklappe meines Levity 60 gibt es keine Probleme mit dem Material – trotz „Überpackung“. Mit einer kleinen Ausnahme: Der Aluminiumrahmen hat sich leicht verzogen und meine Schultern damit unausgeglichen belastet. Das Problem dürfte aber an der Überbeladung liegen und sich durch ein paar Handgriffe beheben lassen.
Unser Fazit zum Osprey Levity 60
Möglichst leicht und dennoch robust und stabil soll ein Rucksack für Weitwanderungen und Ultraleicht-Trekkings sein. Eigenschaften, die auf den Osprey Levity 60 auf alle Fälle zutreffen! Er bietet eine ideale Belüftung am Rücken und bequemen Tragekomfort – vorausgesetzt die 13 Kilogramm Packgewicht werden eingehalten. Wer einen trainierten Rücken hat, kommt auch mit ein paar Kilogramm mehr Zuladung klar. Mit 280 Euro bewegt sich der Rucksack zwar im oberen Preissegment – er ist jedoch jeden Cent wert. Ein 60 Liter-Trekkingrucksack, der unter 1 Kilogramm wiegt, qualitativ hochwertig verarbeitet ist und dessen Taschen- und Schnursysteme flexibel einsetzbar sind – was will man mehr? Hut ab, Osprey!
Technische Daten zum Osprey Levity 60 – und ein paar Zusatzgedanken:
- Maße: 72 x 40 x 32 Zentimeter (H x B x T), das klingt erst einmal ordentlich. Bei 32 Zentimeter Tiefe wird schnell klar: Körpernah packen ist hier die Voraussetzung für eine komfortable Gewichtsverteilung!
- Das Gewicht liegt in der Größe M bei 890 Gramm und die empfohlene Packlast bei bis zu 13 Kilogramm
- Material: Aluminium-Rahmen, Hauptmaterial Nanofly Ripstop x 100D HT Nylon; für die Ventilation sorgt ein Mesh-Rücken