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Alles über PFAS und Alternativen

PFAS- und PFC-frei: Was bedeutet das bei Outdoor-Produkten? 

7 Minuten Lesezeit
PFAS und PFC machen Outdoor-Produkte wetterfest – gelten aber als schädlich für Umwelt und Gesundheit. Viele Hersteller setzen deshalb inzwischen auf PFC-freie Membranen und umweltfreundliche Imprägnierungen. Hier erfährst Du, warum diese Chemikalien so lange verwendet wurden, wie gefährlich sie sind und woran Du PFAS-freie Kleidung erkennst.

Ob Regenjacke, Wanderhose oder Rucksack – viele Outdoor-Produkte müssen wasser- und schmutzabweisend sein. Jahrelang setzten Hersteller dabei auf sogenannte per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), auch als PFC (per- und polyfluorierte Chemikalien) bekannt. Doch diese Chemikalien stehen zunehmend in der Kritik: Sie sind extrem beständig, belasten die Umwelt weltweit und können gesundheitliche Risiken mit sich bringen. 

ℹ️ Das Wichtigste zu PFAS und PFC in Kürze
  • PFAS und PFC: Diese synthetischen Chemikalien werden unter anderem in Outdoor-Textilien eingesetzt, um sie wasser-, schmutz- und fettabweisend zu machen. 
  • Gesundheitsrisiken und Umweltprobleme: PFAS sind extrem langlebig, können sich in der Umwelt sowie im menschlichen Körper anreichern und stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. 
  • Alternativen: Eine wachsende Zahl von Herstellern verzichtet auf PFAS und setzt stattdessen auf umweltfreundlichere, PFC-freie Materialien und Beschichtungen. 
  • Kennzeichnung: Begriffe wie „PFC-frei“ oder Umweltlabels helfen Dir, nachhaltige Produkte zu erkennen. 

Was sind PFAS und PFC?

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind eine umfangreiche Gruppe von über 10.000 synthetischen Chemikalien, die aufgrund ihrer wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften in vielen Industrien Anwendung finden.

Eine spezifische Untergruppe dieser Verbindungen sind die per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC), die besonders häufig in Outdoor-Bekleidung, Schuhen und Ausrüstungsgegenständen eingesetzt wurden.

Aufgrund ihrer extrem stabilen Kohlenstoff-Fluor-Bindungen sind diese Stoffe chemisch nahezu unzerstörbar und verbleiben über lange Zeiträume in der Umwelt. Deshalb werden sie auch als Ewigkeits-Chemikalien bezeichnet. 

Was bedeutet PFC-frei bzw. PFAS-frei?

Produkte, die als PFC-frei oder PFAS-frei gekennzeichnet sind, enthalten keine dieser umstrittenen Chemikalien. Stattdessen setzen Hersteller alternative wasserabweisende Technologien ein, darunter: 

  • Silikonbasierte Ausrüstungen, die eine hydrophobe Oberfläche schaffen und Wasser abweisen können. Gerade bei Oberstoffen, bei denen die Atmungsaktivität keine Rolle spielt, kommt diese Technologie zum Einsatz. Silikonbasierte Beschichtungen finden sich daher üblicherweise bei Zelten
  • Wachs- oder Harzbeschichtungen, die auf natürliche Inhaltsstoffe setzen und eine vergleichbare Funktionalität bieten. Darauf setzt beispielsweise Fjällräven mit seiner G-1000-Serie. Die Stoffe werden mit Grönlandwachs imprägniert, einer Mischung aus Bienenwachs und Paraffin, um wasser- und windabweisende Eigenschaften zu erzielen. 
  • DWR-Behandlungen ohne PFC (Durable Water Repellent) durch neue chemische Formulierungen, wie sie beispielsweise von Vaude mit der Eco Finish-Technologie oder von Patagonia mit pflanzenbasierten Imprägnierungen entwickelt wurden. Diese erreichen eine ähnliche Leistungsfähigkeit, ohne die Umwelt in gleichem Maße zu belasten. 
Die Outdoor-Marke Vaude gehört zu den Vorreitern bei der Entwicklung von PFAS-freier Bekleidung.

Vaude/Attenberger

Die Outdoor-Marke Vaude gehört zu den Vorreitern bei der Entwicklung von PFAS-freier Bekleidung.


Warum werden PFAS und PFC in Outdoor-Bekleidung verwendet?

PFAS finden in der Outdoor-Industrie in zwei Hauptbereichen Anwendung: 

  1. Als Bestandteil von wasserabweisenden Imprägnierungen (DWR-Beschichtungen), die die äußere Textilschicht von Jacken und Hosen behandeln.  
  2. In Membranen aus PTFE (Polytetrafluorethylen), die wasserdicht, aber atmungsaktiv sind. Diese Membranen kommen z. B. bei Wetterschutzjacken, Schuhen und Handschuhen zum Einsatz. Ein prominentes Beispiel ist die klassische Gore-Tex-Membran
PFAS und PFC besitzen wasser-, schmutz- und ölabweisende Eigenschaften, was sie auch für Outdoor-Produkte interessant gemacht hat.

Florian Glott

PFAS und PFC besitzen wasser-, schmutz- und ölabweisende Eigenschaften, was sie auch für Outdoor-Produkte interessant gemacht hat.


Die Eigenschaften von PFAS und PFC statten die Textilien dabei mit folgenden Merkmalen aus: 

  • Effektive Wasserabweisung: Regen perlt einfach von der Oberfläche ab, was die Funktionalität von beispielsweise Regenjacken erheblich verbessert. Aber auch an sich nicht wasserdichte Textilien wie Oberstoffe von Rucksäcken oder Softshell-Materialien erlangen damit eine gewisse Wetterfestigkeit. 
  • Schmutz- und Ölresistenz: Diese Materialien sind widerstandsfähig gegenüber Verschmutzungen und erleichtern die Pflege. 
  • Erhöhte Langlebigkeit: Durch die wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften bleibt die Kleidung und Ausrüstung länger funktional und haltbar. 

Diese Eigenschaften führten dazu, dass PFAS jahrzehntelang in Outdoor-Produkten wie Jacken, Hosen, Zelten und Rucksäcken weit verbreitet waren. 

💦 PFAS in Imprägniermitteln

PFAS wurden lange auch in Imprägniersprays und Waschimprägnierungen verwendet, um Textilien nachzubehandeln. Viele konventionelle Produkte enthalten noch heute fluorierte Verbindungen.

👉 Achte beim Kauf von Imprägniermitteln auf den Hinweis „PFC-frei“, „PFAS-frei“ oder „frei von Fluorcarbonen“. Bekannte PFC-freie Hersteller sind Nikwax und Grangers. Fibertec und Toko haben eine PFC-freie Eco-Linie.

Was macht PFAS und PFC gefährlich?

PFAS und PFC sind nicht selbständig abbaubar (persistent) und können sich in der Umwelt und in Lebewesen anreichern (akkumulieren). 

Gesundheitsrisiken durch langfristige Belastung des Körpers

PFAS können sich über die Nahrung, das Trinkwasser oder die Luft im menschlichen Körper anreichern. Studien haben gezeigt, dass eine Exposition gegenüber PFAS mit negativen Auswirkungen auf das Immunsystem, die Leberfunktion und die Fruchtbarkeit verbunden sein kann.

  • Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist beispielsweise darauf hin, dass in Tierversuchen erhöhte Inzidenzen von Lebertumoren bei Ratten nachgewiesen wurden.1
  • Zudem hat eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) gezeigt, dass PFAS die Aktivität menschlicher Immunzellen herabsetzen können.2
  • Darüber hinaus berichtet die Health and Environment Alliance (HEAL), dass PFAS die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und die reproduktive Gesundheit sowie die Entwicklung von Kindern negativ beeinflussen können.3 

Umweltprobleme durch Persistenz in der Umwelt

PFAS sind extrem beständig gegen natürliche Abbauprozesse, weshalb sie sich in Böden, Gewässern und Lebewesen anreichern können. Studien des Umweltbundesamts (UBA)4 und der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA)5 belegen, dass diese Stoffe weltweit nachweisbar sind und selbst in entlegenen Regionen wie der Arktis gefunden wurden. 

Welche PFAS sind in der EU verboten?

​Die Regulierung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) in der Europäischen Union hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht6:​ 

  • Seit 4. Juli 2020: Die Herstellung, Verwendung und das Inverkehrbringen von Perfluoroctansäure (PFOA), ihren Salzen und verwandten Verbindungen sind gemäß der EU-Verordnung 2019/1021 (POP-Verordnung) verboten.7  
  • Seit 12. Januar 2021: Die Neufassung der Trinkwasserrichtlinie (EU) 2020/2184 legt einen Grenzwert von 0,5 µg/l für die Summe aller PFAS im Trinkwasser fest.  
  • Ab 1. Januar 2026: Geplant ist ein Verbot der Herstellung, des Imports, Exports und des Inverkehrbringens von Produkten mit PFAS in bestimmten Bereichen wie Kleidung, Schuhen, Kosmetika und Skiwachs. Bis 2030 soll dieses Verbot auf alle Textilprodukte ausgeweitet werden, es sei denn, sie gelten als „notwendig für essentielle Verwendungen“.  
  • Laufende Entwicklungen: Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) arbeitet an einem umfassenden Beschränkungsvorschlag für rund 10.000 PFAS, um deren Verwendung weiter einzuschränken.8   
PFAS müssen per Gesetz nicht deklariert werden. PFC-freie Bekleidung ist dafür meist über Hängeetiketten als solche ausgezeichnet.

Judith Hackinger

PFAS müssen per Gesetz nicht deklariert werden. PFC-freie Bekleidung ist dafür meist über Hängeetiketten als solche ausgezeichnet.


Wie erkenne ich PFAS in Kleidung?

  • Kennzeichnungen und Produktinformationen prüfen: Achte auf Begriffe wie „PFC-frei“, „PFAS-frei“ oder „ohne Fluorcarbon“. Diese deuten darauf hin, dass alternative Materialien verwendet wurden. 
  • Herstellerangaben recherchieren: Viele nachhaltige Outdoor-Marken geben auf ihren Websites oder Produktlabels an, welche Art der wasserabweisenden Beschichtung verwendet wurde. 
  • Umweltzertifizierungen beachten: Labels wie Bluesign, OEKO-TEX Made in Green oder GOTS (Global Organic Textile Standard) zeigen, dass bei der Herstellung umweltfreundliche Methoden eingesetzt wurden. 
  • Materialzusammensetzung kontrollieren: In den technischen Datenblättern oder Pflegehinweisen findet sich oft ein Hinweis auf verwendete Materialien. Begriffe wie PTFE (Polytetrafluorethylen) oder fluorierte DWR-Beschichtung deuten auf PFAS hin. 
  • Vorsicht bei wasserabweisenden Produkten ohne Angabe: Falls keine explizite „PFC-frei“-Kennzeichnung vorhanden ist, kann dies darauf hindeuten, dass noch PFAS verwendet werden. Im Zweifel lohnt sich eine direkte Nachfrage beim Hersteller. 

👉 Im Bergzeit Onlineshop sind Produkte mit PFC-freier Imprägnierung gekennzeichnet. Du findest die Info im Nachhaltigkeitspass bei jedem Produkt. 

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PFAS-freie Alternativen für Outdoor-Produkte und Imprägniermittel 

Viele Unternehmen haben in Forschung und Entwicklung investiert, um PFC-freie Alternativen zu etablieren – sowohl bei Membranen als auch bei wasserabweisenden Ausrüstungen: 

  • Vaude: Nutzt PFC-freie Ceplex Active-Membran und fluorfreie Ausrüstung (Eco Finish). 
  • Dermizax (Toray): Japanischer Hersteller von PU-basierten Membranen ohne PTFE – z. B. verwendet bei Ortovox, Schöffel, Bergans, Crazy oder Martini
  • Sympatex: Membran aus Polyester – vollständig recycelbar und ohne Fluorverbindungen. Verwendet zum Beispiel von Maier Sports
  • Patagonia: Entwickelt pflanzenbasierte Imprägnierungen und investiert in Forschung für neue DWR-Technologien. 
  • Deuter: Stellt seit 2020 ausschließlich Rucksäcke mit PFC-freien Materialien her und setzt auf umweltfreundliche Produktionsmethoden. 
  • Jack Wolfskin: Mit der Texapore Ecosphere-Membran (recycelt & PFC-frei). 
  • Marmot: Mit EVOdry – wasserdicht und atmungsaktiv ohne PFAS. 
  • Nikwax und Grangers: Sind Vorreiter bei PFC-freien Imprägniermitteln. 
👉 Tipp: Richtige Pflege beachten

Umweltfreundliche Alternativen benötigen oft eine spezielle Pflege, darunter häufigeres Waschen und regelmäßige Nachimprägnierung. Dabei helfen Dir unsere Anleitungen:

Ist Gore-Tex inzwischen PFAS-frei? 

Gore-Tex hat angekündigt, bis 2025 alle nicht essenziellen PFAS aus seinen Membranen zu entfernen. Bereits heute bietet das Unternehmen PFAS-reduzierte Varianten an, doch einige Produkte enthalten noch fluorierte Materialien. 


Quellen:

1 Bundesinstitut für Risikobewertung, PFAS in Lebensmitteln: BfR bestätigt kritische Exposition gegenüber Industriechemikalien, Stellungnahme Nr. 020/2021 des BfR vom 28. Juni 2021 (Abschnitt 3.1.2.3.1 – Seite 15)

2 Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, PFAS verringern Aktivität von Immunzellen, Pressemitteilung vom 18. Juli 2023

3 Health and Environment Alliance (HEAL) u.a., Wie sich PFAS-Chemikalien auf Frauen, Schwangerschaft und menschliche Entwicklung auswirken, Fact Sheet 2021

4 Umweltbundesamt, PF-Was? Begriffserklärung, 30.11.2023

5 European Chemicals Agency (ECHA), ECHA’s committees recommend restricting a subgroup of PFAS, ECHA/NR/20/21

6 European Chemicals Agency (ECHA), Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS)

7 EU-Verordnung 2019/1021 vom 20. Juni 2019

8 European Chemicals Agency (ECHA), Zu prüfende eingereichte Beschränkungen

Weitere Quellen:

Alle Zugriffe vom 08.04.2025

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