Inhalt
- Radfahren mit Anhänger: Tipps für Touren und Radreisen
- Tipp 1: Fahrradanhänger = Kinderzimmer + Gepäcktransporter
- Tipp 2: Sicher Radfahren mit Anhänger
- Tipp 3: Bequemes Reisen für Kinder
- Tipp 4: Gut gesichert im Anhänger
- Tipp 5: Auf kleine Bedürfnisse achten
- Tipp 6: Weniger Strecke, mehr erleben
- Tipp 7: Zeit zum Spielen und Toben
- Tipp 8: Routinen schaffen
- Tipp 9: Auf kindgerechte Unterkünfte wert legen
- Tipp 10: Radreise ohne Stress und Zeitdruck
- Tipp 11: Erwarte das Unerwartete (aber sei vorbereitet)
- Tipp 12: Die Welt mit Kinderaugen sehen
Kinder in den Fahrradanhänger setzen, Windschutz befestigen und los geht’s! Radfahren mit Babys und Kleinkindern ist nicht schwer, weder für die kurze Fahrt zum Spielplatz, noch für eine längere Radwanderung in der Umgebung. Aber so ein richtig ausgedehnter Fahrradurlaub oder gar eine ausgewachsene Radreise ist schon eine ganz andere Herausforderung.
Radfahren mit Anhänger: Tipps für Touren und Radreisen
Lässt sich eine mehrwöchige Radtour mit einem oder sogar zwei Kleinkindern umsetzen?
Familie Reinsch hat sich im Sommer 2015 der Herausforderung „Abenteuer Deutschland“ gestellt. Vom nördlichsten Punkt auf Sylt bis zum Haldenwanger Eck an der Grenze zu Österreich führte ihre Radtour durch ganz Deutschland. Über 1.600 Kilometer, 39 Tage im Sattel – beziehungsweise im Fahrradanhänger. Zwei Monate Zeit hatten die Reinschs, um mit dem zweijährigen Sohn und der acht Monate alten Tochter weitestgehend auf Radwegen die Heimat zu erkunden – und zu genießen.
Ihre Erfahrungen haben die Reinschs hier in zwölf handfesten Tipps für radreisende Familien zusammengestellt. Gültig sind diese natürlich auch für kürzere Radtouren und Bikeausflüge.
Tipp 1: Fahrradanhänger = Kinderzimmer + Gepäcktransporter
Es gibt verschiedene Arten, seine Kinder auf einer Fahrradtour mitzunehmen. Für kleine Kinder und längere Radreisen bietet sich in jedem Fall ein Fahrradanhänger an.
Je nach Modell bzw. Familiengröße passen bis zu zwei Kinder in einen Anhänger, hinzu kommt zusätzlicher Platz für Gepäck, Proviant und Spielzeug. Beachten sollte man dabei, dass das zulässige Gesamtgewicht nicht überschritten wird. Das passiert leicht, da in die ausladenden Hecktaschen in der Regel sehr viel hineinpasst.
Tipp 2: Sicher Radfahren mit Anhänger
Wer seinen Nachwuchs in einen Kinderanhänger setzt, muss das eigene Fahrrad mit guten Bremsen ausstatten. Ein Kindertransporter selbst hat keine Bremsen, daher muss die Bremse am Rad gewährleisten, dass das Gefährt abrupt anhalten kann. Auch wenn die Straße nass und steil ist oder ein Hindernis plötzlich und unvorhergesehen auftritt. Für bessere Sichtbarkeit sollte der Hänger über Rücklichter und einen Wimpel verfügen.
Tipp 3: Bequemes Reisen für Kinder
Im Fahrradanhänger sitzen die Kinder bequem und entspannt. Die meisten Babys und Kleinkinder können während der Fahrt gut schlafen. Mindestens bis zum Sitzalter (besser so lange wie möglich) ist die Verwendung einer Babyhängematte empfehlenswert, da diese den Rücken schont und für zusätzliche Dämpfung sorgt. Wichtig: Reifen nicht zu fest aufpumpen und bei der Wahl des Kindertransporters in ein gut gefedertes Modell investieren!
Tipp 4: Gut gesichert im Anhänger
Im Gegensatz zum Fahrrad-Kindersitz ist im Kindertransporter dank des Überrollbügels das Verletzungsrisiko geringer und die Kinder sind gut gegen Regen und Wind geschützt. Viele Hersteller empfehlen auch im Fahrradanhänger die Verwendung eines Radhelms für Kinder, wobei dieser – insbesondere in der Babyhängematte – wiederum die Sitz- und Schlafposition beeinflusst. Manche Kinder zeigen sich diesbezüglich wenig begeistert. Letztlich ist die Frage, ob mit oder ohne Helm, eine sehr individuelle Entscheidung, über die sich Eltern vor einer Radreise Gedanken machen können. Unerlässlich ist, dass die Kinder gut angegurtet sind. Der Sitz der Gurte sollte vor jeder Fahrt kontrolliert werden. Denn sehr leicht kommen die Kleinen auf „gute“ Ideen: Ich kann doch im Stehen viel besser sehen – und wie geht eigentlich der Windschutz von innen auf?!
Tipp 5: Auf kleine Bedürfnisse achten
Um ständiges Anhalten zur Schnullersuche zu vermeiden, sollte dieser an einem Schnullerband befestigt sein. Bei größeren Kindern empfiehlt es sich, die Wasserflasche, das Lieblingskuscheltier oder sonstige Notwendigkeiten stets griffbereit zu halten.
Tipp 6: Weniger Strecke, mehr erleben
Wer mit Kindern reist, sollte die Etappen seiner Radreise nicht mit ehrgeizigen Zielen vollstopfen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass 35 bis 50 Kilometer je nach Streckenbeschaffenheit als Tagesetappe völlig ausreichend sind. Wir haben immer die erste aufkommende Müdigkeit der Kinder genutzt und sind am späten Vormittag gestartet. Die Kinder haben meist eineinhalb bis zwei Stunden geschlafen, so dass wir in dieser Zeit die meisten Tageskilometer abreißen konnten. Spätestens nach zwei Stunden am Radweg musste eine Pause eingelegt werden.
Tipp 7: Zeit zum Spielen und Toben
Die Mittagspause war für die Kids Zeit zum Toben und Spielen. Wenn es das Wetter auch nur im geringsten zuließ, hielten wir uns an Spielplätzen, Wiesen, Burgruinen und Flüssen auf. Dort kann Langeweile gar nicht erst aufkommen und die Kinder können ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen. Viel Spielzeug brauchten wir unterwegs nicht. Die Natur und die Phantasie der Kinder ergeben sowieso das allergrößte Spielparadies!
Tipp 8: Routinen schaffen
„Fahren wir heute zur nächsten Jugendherberge?“, fragte unser Sohn jeden Morgen beim Frühstück. Der Fahrradalltag war für ihn nach wenigen Etappen unserer Radreise zur Routine geworden. Morgens half er die Taschen zu packen und diese auf den Fahrrädern zu verstauen. Dann kletterte er wie selbstverständlich in den Fahrradanhänger und passte auf, dass er und seine Schwester auch gut angeschnallt waren. „Dann suche ich mir wieder ein Bett aus und wir bauen mir eine Höhle“ gab er kund, bevor ihm durch die Ruckelei im Anhänger die Augen zufielen. Am Ziel angekommen war es dann für ihn enorm wichtig, seinen Rausfallschutz am Bett mit zu befestigen und sich so im unteren Etagenbett eine Höhle zu bauen.
Tipp 9: Auf kindgerechte Unterkünfte wert legen
Neben den Pausen auf den Spielplätzen waren auch die Etappenziele auf unserer Reise immer kindgerecht ausgesucht. Jugendherbergen mit Kinderspielzimmern und Bauernhöfe waren die Highlights unter den Übernachtungsplätzen.
Tipp 10: Radreise ohne Stress und Zeitdruck
Immer wieder blieben wir an besonders schönen Orten mehrere Tage. Wenn sich die Gelegenheit ergab, verbrachten wir ganze Nachmittage im Schwimmbad. So konnte sich die ganze Familie vom Radfahren erholen.
Tipp 11: Erwarte das Unerwartete (aber sei vorbereitet)
Eine Radreise mit Kindern läuft anders, das muss schon bei der Planung klar sein. Aus diesem Grund haben wir gar nicht so viel geplant, sondern uns von Tag zu Tag treiben lassen. Natürlich bleiben auf diese Art ein paar interessante Sehenswürdigkeiten auf der Strecke. Auf unserer Deutschland-Tour waren die Touristenattraktionen nebensächlich, dafür kennen wir jetzt vermutlich die meisten Kinderspielplätze in der Bundesrepublik. Wenn das Radfahren gar zu langweilig für die Kinder wurde und null Motivation zur Weiterfahrt da war, musste auch mal eine kleine Tüte Gummibärchen als Anreiz herhalten.
Tipp 12: Die Welt mit Kinderaugen sehen
„Wer so eine Tour mit Kindern plant, muss doch verrückt sein!“ Wie oft haben wir diesen Satz vor, während und auch noch nach unserer Radreise gehört. Ein bisschen verrückt war die Idee vielleicht schon, die Radtour an sich aber ein tolles Abenteuer. Auf unserer Familien-Radreise wurde jeder einzelne Tag nach den Kindern ausgerichtet. War kurz vor Erreichen des Etappenziels die Luft raus, musste eben noch eine Pause eingelegt werden. So wie in Rothenburg ob der Tauber: Fünf Kilometer vor dem Ziel machten wir Pause auf eine kleinen Wiese, da die Kinder partout keine Lust mehr zur Weiterfahrt hatten. Aber genau dieses Reisen mit Kindern, die die Welt mit anderen Augen sehen, macht den Reiz einer solchen Fahrradtour aus.
Mehr zum Thema Kinder in den Bergen
- Mit Kindern in die Berge: Outdoor-Sport für die ganze Familie
- Fahrradfahren in der Schwangerschaft: Darf man das?
- Big Bauch am Berg: Wandern in der Schwangerschaft
- Kindertragen: Experteninterview mit Dr. Micha Bahr
- Hüttenwanderung mit Kindern: Die fünf schönsten Hütten
- Wandern mit Baby: 9 Antworten für bergbegeisterte Eltern