Die tragende Rolle bei einer Bergtour spielen die Schuhe. Sie sind für Gelingen oder brachiales Scheitern jedes alpinen Vorhabens mitverantwortlich. In den Bergen bin ich gerne oberhalb der Baumgrenze unterwegs. Also erwarte ich von meinen Schuhen, dass sie mir stabilen Halt auf jedem Untergrund geben. Beim Kraxeln sind Grip und Flexibilität gefragt. Und im verschneiten oder eisigen Gelände müssen die Steigeisen stabil an der Sohle bleiben.
Im Test hat sich gezeigt, ob der Ortles Edge Mid GTX Bergschuh von Salewa das alles bieten kann. Und, ob die Füße blasenfrei bleiben!
💡Die zentralen Fakten zum Salewa Ortles Edge Mid GTX
- Kombi-steigeisenfeste Sohle
- Ankle Protektor System und Drei-Zonen-Schnürung für stabilen Halt
- Zwei verschiedene Innensohlen für variable Passform
- Wasserdicht und atmungsaktiv dank Gore-Tex-Membran
- Bergzeit Performance-Tipp
Material und Verarbeitung: der erste Eindruck
Frisch aus dem Karton sehen die Ortles Edge Mid GTX von Salewa so aus, als wären sie den grundlegenden Anforderungen gewachsen. Neben der weichen Manschette am Knöchel wirkt das übrige Obermaterial äußerst robust aber nicht zu steif. Umso stabiler scheint die Außensohle zu sein. Nur das Schaummaterial bei Innensohle und Lasche macht auf den ersten Blick einen etwas windigen Eindruck. Doch insgesamt überzeugt die Verarbeitung schon mal, aber erst im Gelände soll sich zeigen, was der Schuh wirklich drauf hat.
Thomas Kleinert
Martin Bachmeier
Passform: flexibel und individuell regulierbar
Wenn ein neuer Bergschuh zum ersten Mal aus dem Karton an die Füße kommt und man damit ein paar Runden durch die Wohnung oder den Bergzeit Store dreht, dann reicht das noch lange nicht, um ihn als „passend“ einzuordnen. Aber ich hatte zumindest ein gutes Gefühl, dass mit dem Bergschuh die ein oder andere anspruchsvolle Tour drin ist. Denn meine Füße finden im Schuh ihren notwendigen Platz.
Bei einer Straßenschuhgröße von 43,5 haben mir die Kollegen in der Bergzeit Filiale empfohlen, die Alpinstiefel in der Größe 44 zu nehmen. Und sie haben absolut Recht: Meine Zehen haben vorne ausreichend Spielraum während die Ferse hinten stabil im Schuh sitzt.
Im Bergzeit Shop findest Du den Schuh in den Farben navy-blazer black – wie hier getestet – oder komplett in schwarz.
Martin Bachmeier
Um die Passform insgesamt flexibler zu gestalten, hat Salewa den Edge Mid GTX mit einem 3D-Lacing-System ausgestattet. Diese Drei-Zonen-Schnürung ermöglicht Dir, beim Binden der Schuhe Vorderfuß, Mittelfuß und Schaft jeweils unabhängig voneinander unterschiedlich fest oder locker zu schnüren. Das ist super praktisch, wenn Du – wie ich – einen eher kompliziert geformten Fuß im Schuh unterbringen möchtest. Meine Watscheln sind nämlich an der Ferse schmal, der Mittelfuß ist eher breiter und die Zehen laufen nach vorne hin wieder schmal zusammen. Ein absurder Mix, aber im Edge Mid GTX bringe ich ihn gut unter.
Martin Bachmeier
Die Lasche wird beim Salewa Edge Mid GTX durch eine Klettverschluss an Ort und Stelle gehalten. Das sorgt für einen stabilen Halt. Leider reiben die Schnürsenkel etwas an dem Klett und sind nach wenigen Touren stellenweise pelzig. Insgesamt sollten sie aber noch lange halten, denn der Kern besteht aus Aramid, das auch bei hoch belastungsfähigem Kletterequipment zum Einsatz kommt.
Darüber hinaus finde ich im Schuhkarton ein Paar der MFF+ Einlegesohlen. Das ist jedoch kein Ersatzpaar für die bereits im Schuh eingelegten Sohlen, sondern ein in der vorderen Zone etwas breiteres Exemplar. Es kann einfach per Klettverschluss mit der Hauptsohle verbunden werden, um damit schmäleren Füßen im Schuh mehr Halt zu geben. Es ist zwar etwas Gefriemel, die Sohle dann wieder korrekt ins Innere der Bergschuhe zu bringen, aber das sollte in der Regel nicht zu oft nötig sein, sobald Du Dich für eine Sohlenvariante entschieden hast.
Martin Bachmeier
Das Eingehen: Stabilität im Auf- und Abstieg
Auf der Premieren-Tour bestätigt sich der erste gute Eindruck. Der Ortles Edge Mid GTX gibt stabilen Halt in jedem Gelände und die Füße bleiben blasenfrei. Die Schnürung habe ich unterwegs immer wieder angepasst, um meine ideale Einstellung zu finden. Beim Aufstieg sind beide Schuhe am Schaft sehr locker gebunden, damit der Bewegungsspielraum auch bei besonders hohen Stufen erhalten bleibt.
Martin Bachmeier
Für den Abstieg wird der Knöchel enger eingeschnürt, damit die Manchette den Knöchel gut stabilisieren kann. Hier fällt mir jedoch auf, wie die etwas lockerer gebunden Zehenzone nach längerem Absteigen langsam enger wird. Das mag daran liegen, dass die Öse, die für das Stoppen des Schnürsenkels zuständig ist, ihre Bremswirkung nur in eine Richtung ausübt. Das lässt sich jedoch leicht lösen, indem im Bereich des Mittelfuß auch etwas lockerer eingeschnürt wird.
Die integrierte Gamasche sorgt dafür, dass Passagen im tieferen Schnee leicht durchstapft werden können, ohne gleich nasse Füße zu bekommen. Und auch die ein oder andere Geröllabfahrt mach richtig Spaß. Umknicken kannst Du dank des angenehm umschlossenen Knöchels kaum und Steine finden nur schwer einen Weg in Deinen Schuh.
C. Huber
Die Gore-Tex-Membran hält meine Füße trocken, egal ob es durch Matsch, kleine Bäche oder tiefen Schnee geht. Zugleich wird es auch recht warm im Schuh, besonders wenn die Außentemperatur etwas höher ist. Aber der Schuh ist eben auch für höhere Gefilde und niedrigere Temperaturen konzipiert. Hier bin ich sehr froh über warme und vor allem trockene Füße.
Kerniger Praxistest: die Sohle im Fokus
Nachdem sich der Salewa Ortles Edge Mid GTX im Eingeh-Test schon gut geschlagen hat, darf er auch mit auf anspruchsvollere Touren. Dabei kommt besonders die Sohle unter die Lupe, nachdem die Schnürung mittlerweile problemlos funktioniert.
Der Bergschuh ist mit einer Pomoca Alpine Dynamic Sohle ausgestattet, die eine Kletterzone an der Sohlenspitze hat. Sie ist relativ steif, aber noch ausreichend flexibel, um beim Gehen gut abzurollen. So macht auch Reibungskletterei im plattigen Gelände richtig Spaß!
C. Huber
C. Huber
Zusammen mit dem Fersensteg zeigt sich der Salewa Ortles Edge Mid GTX im Test tauglich für Kombi-Steigeisen und kann als Alpinschuh der Kategorie C eingeordnet werden. Ich hatte schon Schuhe dieser Kategorie an den Füßen, die deutlich steifere Sohlen haben. Die können aber mit dem Fliegengewicht von nachgewogenen 640 Gramm pro Schuh bei weitem nicht mithalten.
Unterwegs habe ich zwischen den Einlegesohlen für schmale und für mittelbreite Füße variiert und bin letztlich bei denen für schmale Füße verblieben. Das liegt daran, dass ich damit das Gefühl hatte, noch stabiler im Schuh zu stehen. Den „verlorenen“ Platz für den Mittelfuß habe ich durch die 3D-Schnürung wieder ausgeglichen. Außerdem war bei der Variante für normalbreite Füße eine Unebenheit durch den Verbindungsklettverschluss im mittleren Teil der Sohle, die auch nach dem Eingehen noch leicht zu spüren war.
Fazit zum Salewa Ortles Edge Mid GTX: Bergzeit Performance-Tipp
Die Gore-Tex-Membran hält zusammen mit der integrierten Gamasche das Innere trocken und steinfrei, wenn es durch tieferen Schnee oder Geröll geht. Die Sohle ist stabil genug für halbautomatische Steigeisen und zugleich flexibel und griffig für Schnee, Eis oder glatten Fels. Und zu guter Letzt unterstützen die Drei-Zonen-Schnürung und die verschiedene Einlegesohlen sowohl den Tragekomfort als auch den stabilen Halt im Schuh.
Insgesamt hat Salewa mit dem Ortles Edge Mid GTX einen Alpinschuh im Sortiment, mit dem der Spagat zwischen agilem Bergschuh und stabilem Hochtourenschuh gelingt. So hat er zu Recht das Prädikat „Bergzeit Performance-Tipp Sommer 2023“ verdient.
Er wird mich übers ganze Jahr auf viele weitere Grate und Gipfel oberhalb der Baumgrenze begleiten und sicher wieder ins Tal bringen. Wenn das auch Dein Anspruch in den Bergen ist, dann kann ich Dir nur empfehlen: Geh‘ Deine nächste Tour mit dem Ortles Edge Mid GTX von Salewa an!
Natürlich gibt es den Salewa Ortles Edge Mid GTX auch für Frauen!