Beim Abstieg nach Vent – die Ski mittlerweile am Rucksack – frage ich mich, ob die Wolle in meiner Jacke wohl von einem der Bergschafe stammt, die auf den im Talboden gelegenen Höfen zu sehen sind. Könnte sein, theoretisch. Denn die Südtiroler Bergsportmarke Salewa bezieht die Wolle für ihre Jacken der Alpine Wool-Linie unter anderem von Bergbauern aus dem hintersten Ötztal. Dort, wo es Schafen noch richtig gut geht. Passenderweise durfte ich während meiner Skitourenwoche in den Ötztalern genau eine dieser Jacken ausgiebig testen: das Pedroc Hybrid Alpine Wool Jacket für Damen.
Material: Wolle trifft Hi-Tech
Die Idee, Wolle anstelle von Daune oder Primaloft für Isolationsjacken einzusetzen, ist so neu nicht. Auch ist Salewa nicht der erste Hersteller, der das nachhaltige Naturprodukt zu nutzen weiß. Innovativ ist jedoch die verwendete Hybrid-Technologie, denn nur bei Wolle bleibt es nicht.
Das Tiroler Bergschaf liefert angeblich besonders robuste Wolle. Ein hoher Lanolin-Gehalt (Wollwachs) sorgt dafür, dass die Wolle auch noch wärmt, wenn sie nass ist – etwa vom Schwitzen oder nach einem Regenschauer. Bei Salewa wird die Wolle zusätzlich mit der thermo-regulierenden Funktionsfaser Celliant® veredelt. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus speziellen Mineralien, die mit recycelten Polyesterfasern kombiniert werden. Diese wiederum werden mit der Wolle verwoben. So entsteht ein Isolationsmaterial, das Bergsportaktivitäten bei unterschiedlichsten Witterungsverhältnissen und Bewegungsintensitäten gewachsen ist.
Laut Herstellerangaben wurden für das Innenfutter an den Armen und im Brustbereich 50 Gramm alpine Wolle verarbeitet. Das scheint erst einmal nicht so viel zu sein.
Die Pedroc Hybrid Alpine Wool im Test
Die Salewa-Jacke „raschelt“ erfreulich wenig, hat eine geschmeidig glatte Oberfläche und ist recht dünn. Zu dünn? Zum Glück nicht.
Während des Tests Ende April bewege ich mich zwischen 1.400 und 3.700 Metern über Null. Das Wetter dreht innerhalb weniger Tage von südlicher Wärme auf niederschlagsreiche Westströmung und schließlich auf zapfigen Nordwind. Alles ist geboten.
So habe ich die Jacke auch eingesetzt: Als Baustein im bewährten Zwiebelprinzip, mal nur mit T-Shirt auf der Hüttenterrasse, mal ein Softshell darüber, mal darunter. Meistens in der Kombination mit Merino-Shirt und/oder Merino-Hoody. Oft ist die Jacke auch im Rucksack, dem kleinen Packmaß sei Dank. Skihochtouren funktionieren nicht mit leichtem Gepäck und so stopfe ich die Pedroc Hybrid oft einfach nur in eine Lücke, was sie erfreulich unbeschadet übersteht.
Wie warm ist die Pedroc Hybrid Jacke?
Auf Tour hat es am kältesten Tag minus zehn Grad mit Nordwind. Die Jacke hält mich dabei angenehm warm, wobei ich mich auch immer bewege und weitere Schichten wie Softshell und Merino-Hoody trage. Wäre es noch kälter gewesen, im Hochwinter oder bei längeren Bewegungspausen, hätte ich mir eher eine dickere Daunenjacke gewünscht. So aber bin ich mit der Wärmeleistung der Celliant® Alpine Wool-Füllung mehr als zufrieden.
Das Außenmaterial, das auf meiner Tour immer wieder Kontakt mit Graupel, Schnee und leichtem Regen hat, konnte dem Wetter gut standhalten. Salewa verwendet hier ein windabweisendes, leichtes Nylon.
Spürt man die Atmungsaktivität?
Trotz der guten Wärmeleistung hatte ich nie das Gefühl, dass sich unter der Jacke die Wärme staut – auch nicht bei recht hohen Temperaturen und/oder in Bewegung. Das habe ich bei anderen Isolationsjacken (Daune, Primaloft) schon anders erlebt, deshalb bekommt diese Testjacke auch in Sachen Atmungsaktivität einen klaren Pluspunkt von mir.
Die Passform
Die Salewa Pedroc Hybrid Jacke ist angenehm feminin geschnitten, ohne einengend zu sein. Ich trage normalerweise Größe S oder 36 und habe mich auch diesmal für eine 36 (italienische Größe: 42) entschieden, was die richtige Wahl war. Beim Reinschlupfen mochte ich sofort die breiten, elastischen Abschlüsse an den Ärmeln. Hier geht wirklich keine Körperwärme verloren. Einen ebenso breiten Bund hat die Jacke am Saum, so dass sie nicht ungewollt nach oben rutscht. Daumen hoch!
- Positiv zu bewerten ist auch der leichtgängige Reißverschluss, der ziemlich filigran ist und dennoch auch mit (dünnen) Handschuhen gut zu bedienen ist.
- Die Kapuze schließt schön um den Kopf, außerdem kann sie noch mit einem Gummi angepasst werden, so dass keine Wärme verloren geht und nichts verrutscht. Keine Neuerung, aber einfach bewährt.
Wäsche und Pflege
Laut Herstellerangaben ist nach mehrmaliger Wäsche eventuell eine Neu-Imprägnierung nötig, hierzu kann ich noch nichts sagen, da die Jacke bisher nur eine Wäsche mitgemacht hat.
Ohne Weichspüler und bei 30 Grad gewaschen, kam die Jacke etwas zerknittert aus der Maschine, was sich aber wieder gegeben hat. Mir schien sie nun etwas „dünner“ zu sein, aber nach einem kurzen Aufschütteln im trockenen Zustand hat sich dieser Eindruck nicht bestätigt.
Kleiner Abzug: Es dringen immer wieder kleinere und größere Wollfasern durch die Nähte an die Außenmembran, besonders an den Ärmeln. Ich werde das weiter beobachten und hoffen, dass das irgendwann aufhört. Es wäre schade um die Wolle.
Testfazit: Das bietet die Salewa Pedroc Hybrid Alpine Wool Jacke
Das von Salewa vorgestellte Isolations-Konzept hat mich überzeugt. Sicher gibt es wärmere Jacken, aber dafür ist sie atmungsaktiv und vielseitig. Auf diese Weise kann im Zweifelsfall auch mal eine Jackenschicht zuhause bleiben, denn diese hier kann beides: Warm halten und Feuchtigkeit nach außen durchlassen. Die Pedroc Hybrid Alpine Wool Perform Jacke ist trotz ihrer Woll-Isolation sehr leicht und hat ein kleines Packmaß, so dass ich sie gerne und oft trage und mitnehme.
Für Skitouren im Hochwinter sollte man aus meiner Sicht eher zu einer anderen Isolationsjacke greifen. Im Frühjahr jedoch war sie für mich ideal, da ich nicht „zu viel Jacke“ mit mir herumtragen musste, ich es aber am Gipfel oder abends immer schön mollig warm hatte. Ebenso wird mich die Jacke gewiss beim sommerlichen Bergsteigen in höhere Lagen begleiten, da hier die Kombination aus kleinem Packmaß, Schutz durch Wärmeleistung und Atmungsaktivität besonders gelungen ist.
Ein wichtiger Pluspunkt ist für mich generell der Einsatz von einem nachwachsenden, natürlichen Rohstoff wie Wolle, aber auch deren lokale Herkunft. In Tirol – gerade im Ötztal – bin ich schon sehr lange und immer wieder unterwegs, da freut es mich einfach, wenn die Wolle aus dieser Gegend weiterverarbeitet wird.