Inhalt
- Auf Tour mit Tiroler Bergschafen
- Schafbauer Markus Pirpamer erzählt
- Wolle von wahren Alpinisten
- Was passiert mit der Schafwolle bei Salewa?
- Was passiert mit der Schafwolle nach dem Scheren? Die Wolle wird direkt zu unserem Partner Imbotex in Cittadella (IT) geliefert, wo sie gekämmt wird. Imbotex lässt sie mit Oxywash, einer chlorfreien Waschung, ausrüsten und produziert dann nach unseren Konzeptionen die Wattierungen, die wir für unsere Textilien brauchen. Die leichteste Wattierung, die wir zum heutigen Entwicklungsstand verarbeiten können, wiegt 50 Gramm.
Auf Tour mit Tiroler Bergschafen
Mit jeder Minute wird es heller. Hinter den Bergen im Osten klettert die Sonne hervor und strahlt voller werdend über die Gipfel hinweg. Das Licht tut gut, es weckt neue Kräfte und die Vorfreude auf den bevorstehenden Tag wächst. Da wir sehr früh bei Dunkelheit gestartet sind und die Baumgrenze bereits hinter uns gelassen haben, fühlen wir uns dem großen Ganzen einen kleinen Schritt voraus. Ein tiefer Atemzug.
Welch schönes Gefühl – insbesondere dann, wenn man es mit Weitblick und im Einklang mit dieser kraftgebenden Natur genießen kann. Ein kurzer Stopp, unser Blick richtet sich Richtung Sattel. Was wohl dahinter liegt? Rechts und links von uns münden steile Bergwiesen in schroffe Felsen. So als gäbe der Weg nur eine Richtung vor: Bergauf. Das Gras ist noch feucht von der Nacht und es wird noch einige Zeit dauern, bis die Sonnenstrahlen bis zu den nassen Halmen reichen. Ganz plötzlich kommen Steine ins Rollen. Weiter oben im Steilhang springen einige kleine Brocken rasant schneller werdend hinab. Und dann sehen wir sie. Eine Herde Tiroler Bergschafe, die aufgeschreckt weiter aufwärts springt. Soweit oben habe ich selten Schafe gesehen. Gämse ja, aber Schafe selten.
Der Schafbauer, der uns heute begleitet, erkennt seine Tiere. Er verbringt viel Zeit mit ihnen. „Das kommt immer wieder vor. Hier oben knapp unter den Felsen liegt viel loses Gestein im nassen Gras der Steilhänge. Bitte gebt Acht. Hin und wieder setzt eines der Schafe einen Stein ins Rollen. Ganz ohne böse Absichten.“ Er lacht bei seinen letzten Worten. Wir fragen uns, ob die Schafe diese Höhenlage selbst wählen. Wir befinden uns auf etwa 2200 Metern und es kann ziemlich ungemütlich werden.
Schafbauer Markus Pirpamer erzählt
Markus Pirpamer, der Bergschafbauer ist sich sicher:
„Die Freude ist jedes Frühjahr groß – bei uns und bei den Tieren, wenn wir sie auf den Berg schicken. Wenn der Frühling anbricht, beginnen sie zu scharren, weil sie genau wissen, dass es bald auf die Weide geht. Und dann ist kein Halten mehr. Man weiß auch, dass die Schafe dorthin gehören, wenn man sieht, wie gut sie sich in diesem Gelände bewegen. Und ja, natürlich finden sie auch optimale Bedingungen vor. Es ist angenehm kühl und sie finden eiweißhaltiges, köstliches Gras.“
Merkt man das auch an der Wolle?
„Ja, absolut. Unsere Schafe haben stärkeres Haar als Merino Schafe und die Wollqualität ist dank des rauen Klimas sehr hoch. Von den vier Kilogramm Wolle, die das Schaf jährlich liefert, müssen wir nur wenige Gramm aussortieren, bevor es in die Waschung geht. Auch die Winterwolle der Schafe kann man beeinflussen. Je mehr Platz die Schafe haben, desto schöner ist die Wolle. Die Herbst-Wolle – nach der Sommerzeit hoch in den Bergen – ist wirklich am Schönsten.“
Artgerechte Haltung sei der einzige Weg, so Pirpamer:
„Die erste Einschränkung für die Tiere ist die Hofhaltung – die Schafe mögen ins Freie. Der Alpensommer ist ihr Terrain. Dank der Tiere können wir auch gezielt Flächen abweiden.“
Wolle von wahren Alpinisten
Geschoren werden diese robusten Tiere zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst. Die starke Wolle der Tiroler Bergschafe leistet den Menschen bereits seit mehr als tausend Jahren wärmende Dienste. Auch in den Dolomiten hat die Haltung von Bergschafen eine lange Tradition. Über der Baumgrenze auf etwa 2000 Metern leben sie unter rauen Bedingungen: Wind, Regen, Schnee, starke Temperaturschwankungen. Mit ihrer mitteldicken Wolle sind die Schafe bestens für das alpine Leben gerüstet. Was aus ihrer Wolle gewonnen wird, begleitet uns seit den frühen Morgenstunden.
Der Bergsport-Ausrüster Salewa setzt auf Isolationsmaterial von wahren „Alpinisten“ und verarbeitet den wertvollen Rohstoff zu TirolWool® Celliant®. Jetzt und in Zukunft wird ein Großteil der Bekleidungs-Kollektion des Südtiroler Bergsportunternehmens aus Wolle von Bergschafen bestehen. Die Idee dazu entstand in enger Kooperation mit der Tiroler Bergrettung vor einigen Jahren zu TirolWool®. Getreu dem Motto: Von Bergsteigern, für Bergsteiger.
„Wir wollten die Bergretter mit einer Naturfaser aus der Region ausstatten“, sagt Peter Veider, Geschäftsführer der Tiroler Bergrettung und unterstreicht damit nicht nur die Nachhaltigkeits-bestrebungen, sondern auch den hohen Anspruch an das Material. Denn in Extremsituationen muss die Ausrüstung die Retter kompromisslos auch während langer Einsätze warmhalten.
Um dieses Versprechen einzulösen und ein Isolationsmaterial zu entwickeln, das auch höchsten Ansprüchen gerecht wird, arbeitete Salewa an der Weiterentwicklung des über Generationen bewährten Rohstoffs. Nach der Reinigung der Wolle in Bergamo (IT) wird die Schafwolle anschließend in Cittadella (IT) gekämmt und gebürstet und – ganz entscheidend – mit einer Sauerstoffbehandlung veredelt. Dadurch wird die Wolle waschbar, weich, geruchlos und noch atmungsaktiver.
Im nächsten Schritt erhält die Schafwolle den entscheidenden Isolationshelfer aus dem Innovationslabor: Celliant®. Diese einzigartige Mischung aus thermoreaktiven Mineralien wird dauerhaft in recycelten Polyesterfasern gebunden und dann mit TirolWool ® Fasern gemischt. Die Technologie, die bislang vorwiegend in der Medizin genutzt wurde, besitzt die einzigartige Eigenschaft, die Körperwärme in Infrarot-Strahlung umzuwandeln – und sie wieder zum Körper zurück zu reflektieren. Das regt die Durchblutung der Gefäße an und fördert so die Regenerationsfähigkeit.
Interessante Informationen, die wir aufnehmen, während wir gemeinsam weiter aufsteigen. Dem Sattel entgegen, lassen wir die Tiroler Bergschafe hinter uns. Wir fühlen uns gut gerüstet für den bevorstehenden Tag, genießen die alpine Luft und saugen die Energie der Kraftorte ein, die uns mit ihrer Ruhe und Stärke Geborgenheit schenken. Manchmal möchte man Teil dieser Herde sein, die einen ganzen langen Sommer hier oben genießen darf.
Was passiert mit der Schafwolle bei Salewa?
Weitere Informationen zur Salewa TirolWool ® Celliant® Kollektion teilt Christine Ladstätter, Innovation & Special Projects Manager, mit uns als wir nach einem erfüllenden Tag zurück im Tal sind:
Was passiert mit der Schafwolle nach dem Scheren?
Die Wolle wird direkt zu unserem Partner Imbotex in Cittadella (IT) geliefert, wo sie gekämmt wird. Imbotex lässt sie mit Oxywash, einer chlorfreien Waschung, ausrüsten und produziert dann nach unseren Konzeptionen die Wattierungen, die wir für unsere Textilien brauchen. Die leichteste Wattierung, die wir zum heutigen Entwicklungsstand verarbeiten können, wiegt 50 Gramm.
Warum verarbeitet Ihr die Tiroler Schafwolle und wie veredelt Ihr die Naturfaser?
Der Grundgedanke ist alt, denn jeder weiß, dass Isolation aus Wolle das körperliche Wohlbefinden unterstützt und Feuchtigkeit reguliert durch die Aufnahme und langsame Wiederabgabe. Wolle vermeidet Auskühlung und Wärmestaus. Wir haben festgestellt, dass wir die Wärmeleistung und den Komfort der Wolle durch die Mischung mit Celliant® potenzieren können. Zudem wird der Griff der rauen Bergwolle durch diese Veredelung weicher und packbarer. Die Celliant® Technologie besteht aus thermoreaktiven Mineralien, die in recyceltem Polyester eingebettet sind. Sie arbeitet mit den Infrarot Strahlen des menschlichen Körpers und unterstützt so das Wohlbefinden und die Regeneration.
Was sind die Vorteile der Tiroler Schafwolle?
Die Wolle des Tiroler Bergschafs ist äußerst widerstandsfest und hat sich in unseren Breiten und Höhen über Jahrtausende entwickelt. Sie bewegen sich leichtgewichtig, grasen spezifisch und so, dass die alpine Pflanzenwelt nicht zerstört wird. Dass das Bergschaf in einem sehr gesunden Umfeld lebt, wirkt sich auch auf die Wolle aus, die keinen Belastungen ausgesetzt ist. Das ist entscheidend, denn diese Wolle ist sehr reaktiv und vor allem resilient, wenn sie immer wieder zusammengedrückt wird. Sie springt immer gut zurück und erlaubt so viel Raum für Luft in der Wattierung. Dieser Loft unterstützt wiederum die Qualität der Isolierung, auch nach vielen Wäschen. Gründe gibt es noch mehr: Die Bergschafe produzieren mehr Lanolin durch die Höhe, die Temperaturen und Witterung in den Bergen. Dieser natürliche Schutz für die Tiere wird zwar ausgewaschen, ein Teil bleibt aber in der Wolle. In den Bergen wurde die Schafwolle früher für Notfälle als „Wickel“ verwendet.
Warum ist Euch der Ursprung der Wolle wichtig?
Das Projekt und der Einsatz dieser Wolle will auch eine territoriale Zugehörigkeit zeigen und wir erarbeiten textile und funktionale Lösungen mit einer Faser, die hier in den Bergen, im Umkreis von 100 Kilometern zum Firmensitz, gewachsen ist. Die Wolle ist zwar weiterhin ein Nebenprodukt, aber durch diese Zusammenarbeit ist eine regionale Wertschöpfung möglich.
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