Der Salewa Winter Train 26 im Praxiseinsatz
Im Spätherbst konnte ich mich bei einigen Wanderungen bereits an den Salewa Winter Train 26 gewöhnen. Beim ersten Schnee ging es Anfang Dezember gleich zum Spitzingsee auf eine schnelle Skitour mit mehreren Aufstiegen von insgesamt ca. 1.200 Höhenmetern. Bei moderaten Temperaturen um die 0 Grad Celsius kamen wir schon ein wenig ins Schwitzen und die Belüftung des Tragesystems durfte sich beweisen.
Auch die weiteren Einsätze beschränkten sich auf Halbtagestouren in den Voralpen. Größere Unternehmungen, die mehr Ausrüstung benötigen, konnte ich bisher leider noch nicht durchführen, habe das Packen dafür aber daheim im Trockenen simuliert.
Passform und Tragesystem
Der Hingucker am Winter Train 26 ist das patentierte Contact Flow Fit Tragesystem, das aus sehr breiten, mittig geteilten Tragegurten und aufwändig belüfteten Kontaktpunkten am Rückenteil besteht. Durch die große Auflagefläche am Körper trägt sich der Rucksack auch bei voller Last sehr angenehm, mit spartanischer Befüllung für Halbtagestouren sitzt er kaum spürbar am Rücken. Das Belüftungssystem funktioniert bei mir sehr gut: Als ich am Gipfel ankam, war mein T-Shirt am Rücken kaum feuchter als auf der Vorderseite.
Die Rückenlänge fällt kürzer aus als bei vielen anderen Rucksäcken dieses Packvolumens, was für mich keine Einschränkungen im Tragekomfort bedeutet aber vermutlich einen Vorteil für kleine Personen darstellt.
Stauraum
Die eher kurze Bauweise offenbart ihren Nachteil, sobald ich die Lawinensonde und den Stiel der Lawinenschaufel in die dafür vorgesehenen Fächer schiebe. Ich nutze die Schaufel Ortovox Kodiak mit dem etwas wuchtigeren „D-Griff“. Für deren Stiel ist der Rucksack rund zwei bis drei Zentimeter zu kurz. Der Reißverschluss lässt sich zwar mit Mühe schließen, aber der von innen dagegen drückende Schaufelstiel erschwert dann den Zugang ins separate Wertsachenfach. Bei zwei anderen getesteten Schaufelstielen gab es diese Probleme nicht. Ansonsten reichen die 26 Liter für Tagesskitouren, ein Raumwunder ist der Rucksack aber nicht. Das liegt vor allem daran, dass sich das Gesamtvolumen nicht über das Hauptfach hinaus ausdehnen lässt und der Platz in den Zusatzfächern eng wird, wenn das Hauptabteil voll ist.
Im Hauptfach haben Thermoskanne, Fäustlinge, leichte Hardshell-Jacke und Softshelljacke, Ersatzwäsche und eine kleine Brotzeitbox gerade so Platz. Ins separate RV-Schaufelfach packe ich noch ein Erste-Hilfe-Set und 2-Mann-Biwaksack dazu. Deutlich zu klein ist mir das von außen zugängliche Wertsachenfach. Mit Sonnenbrille, Sonnencreme, Geldbeutel, Schlüsselbund und Handy ist es mehr als voll. Mütze, Skibrille oder auch das LVS-Gerät (vor und nach der Tour) passen nicht mehr hinein.
Das wasserdichte Bodenfach ist vor allem für die Steigfelle gedacht, auch Leichtsteigeisen könnte man dort unterbringen. Meine Frühwinterskier haben eine Breite von 84 mm unter der Bindung. Die zugehörigen Black-Diamond-Steigfelle flutschen aber selbst bei leerem Hauptfach nicht so leicht in dieses Fellabteil. Ist der Rucksack voll, darf man ordentlich stopfen, am besten stellt man ihn dazu auf den Kopf. Bei Steigfellen für Skier mit Breiten jenseits der 100 mm kann ich mir nicht vorstellen, dass dieses Abteil noch vernünftig nutzbar ist.
An der Außenseite befinden sich Befestigungsmöglichkeiten für ein Eisgerät oder einen Pickel, zudem eine Helmbefestigung, hinter die man auch eine Jacke oder ein Halbseil klemmen könnte. Darüber hinaus gibt es eine Befestigungsschlaufe für Stöcke und die Skihalterung.
Das Handling
Der umlaufende Drei-Wege-Reißverschluss ermöglicht einen bequemen Zugang zum Hauptfach. Hat man eine Ahnung, wo sich der gewünschte Gegenstand befindet, kann man diesen sehr schnell und gezielt erreichen, ohne sich von oben nach unten durchwühlen zu müssen. Etwas störend ist die Helmbefestigung, deren Riemen über den Reißverschluss drübergeht. Besonders um gut in das ohnehin kleine und enge Wertsachenfach zu gelangen, muss man die Helmfixierung öffnen.
Allgemein wird das Handling schwierig, wenn der Rucksack sehr voll ist, besonders wenn man in die Zusatzfächer möchte. Stock- und Pickelbefestigung funktionieren nach bewährten System, die Skihalterung ist ebenfalls praktikabel. Mit Übung und Beweglichkeit im Schulterbereich kann man die Ski sogar verstauen, ohne den Rucksack abzusetzen und der Magnetverschluss lässt sich auch mit dicken Handschuhen gut bedienen.
Vor und Nachteile auf einen Blick
+ leicht (von mir gewogene 822 Gramm) bei recht robustem, abriebfestem Material
+ komfortables, sehr gut belüftetes Tragesystem
+ umlaufender Reißverschluss für schnellen und gezielten Zugang zum Hauptfach
+ von außen zugängliches Wertsachenfach
+ praktische Skibefestigung
– etwas kurz für manche Lawinenschaufeln
– generell knapp bemessener Platz, bei vollem Rucksack erschwerte Nutzung der Zusatzfächer
– Fellabteil für breite Felle sehr klein
– preislich eher im gehobenen Segment bei der gebotenen Ausstattung
Fazit zu getesteten Salewa Winter Train 26
Insgesamt ein wirklich guter Skitouren-Tagesrucksack für Leute die gerne „light and fast“ unterwegs sind und das Packvolumen nicht ausreizen. Wer vor allem Wert auf komfortables Handling legt und auch bei seiner sonstigen Skitourenausrüstung nicht in erster Linie am Gewicht spart (z. B. robuste Schaufel, breite und voluminöse Felle, auftragende Hardshell), kann aber mit dem Winter Train 26 schnell an Grenzen stoßen.
Aktuell ist der Salewa Winter Train 26 leider nicht verfügbar. Passende Alternativen findest Du bei uns im Shop: