Der italienische Schuhhersteller Scarpa besticht immer wieder durch hervorragende Qualität und innovative Ideen bei seinen Kletterschuhen. Scarpa stellt eine große Bandbreite an Schuhmodellen her – für Anfänger bis Profis. In diesem Testbericht möchte ich speziell auf die Instinct-Reihe eingehen. Dort hat sich in letzter Zeit sehr viel getan!
Allerdings kann der Instinct auch durchaus für Verwirrung sorgen. Denn es gibt gleich drei Kletterschuhe mit diesem Namen von Scarpa, jeweils mit Zusätzen wie VS, VSR und Lace. Dieser Test vergleicht die drei Modelle und erklärt, wo ihre Stärken, Schwächen und Einsatzbereiche liegen.
Klassiker: Der Scarpa Instinct VS im Test
Der klassische Instinct VS ist zumindest im Wettkampfbereich (Anm. d. Red.: … und im Bergzeit Kletterteam) einer der meistgetragenen Kletterschuhe überhaupt. Das kommt nicht von ungefähr: Durch ein ausgeprägtes Gummipatch im Zehenbereich und seine vollgummierte, geschlossene Ferse hat dieser Kletterschuh einen besonders breiten Einsatzbereich.
Um es kurz in Worte zu fassen: der Schuh ist aggressiv, präzise und sensibel und damit der Chirurg unter den Scarpa Kletterschuhen. Optimal zu tragen an löchrigen sowie kleinleistigen Felsen. Auch am Plastik ist der Instinct VS ein super Allrounder – solange es nicht zu volumenlastig wird.
- Größenwahl: getesteter Kletterschuh in Größe 39 bei Straßenschuhgröße 40 (für extreme Performance max. Größe 38)
- Sohle: Vibram XS Edge
- Stärken: gute Kantenstabilität, gute Passform, robust
- Schwäche: harte Sohle
- Einsatzbereich: Indoorklettern, Felsklettern, Leisten, Löcher
Chris Hanke
Chris Hanke
Als einer der am meisten getragenen Schuhmodelle im Wettkampfbereich muss sich auch dieser Schuh an die Bedingungen im Wettkampf und den Trend anpassen. Die zunehmende Affinität zu reibungslastigem Klettern (sprich volumenlastigem Klettern) im Hallensport ist auch an Scarpa nicht vorbeigegangen und hat zur Entwicklung des Instinct VSR geführt.
Mehr Gefühl: Der Scarpa Instinct VSR im Test
Der sensationelle Hook des Ursprungsmodells Instinct VS wurde beim VSR belassen, ebenso die spannungslastige Zehenbox. Einzige und geniale Veränderung, vor allem für die etwas leichteren Kletterer unter uns, ist die Gummimischung. Der Scarpa Instinct VSR „grippt“ mit der weichen Vibram XS Grip 2 Sohle einfach optimal. Das garantiert noch bessere Reibungseigenschaften. Allerdings verliert der Schuh damit ein wenig an Profilstärke im Mittelfußbereich.
In Sachen Tragekomfort kann der VSR im Vergleich zum VS ein wenig auftrumpfen, denn bei diesem Kletterschuh gestaltet sich das Eintragen weicher und angenehmer. Wer Probleme hatte, die Haftungseigenschaften des Instinct VS optimal auszunutzen, bekommt hier die „Lösung in Blau“.
- Größenwahl: getesteter Kletterschuh in Größe 39 bei Straßenschuhgröße 40 (für extreme Performance max. Größe 38)
- Sohle: Vibram XS Grip2
- Stärke: gute Kantenstabilität, robuster Schuh, guter Tragekomfort
- Schwäche: rutschige Toehook-Box
- Einsatzbereich: Fels in moderater Steilheit, Kletter- bzw. Boulderhalle
Chris Hanke
Chris Hanke
Der Schnürer: Der Scarpa Instinct Lace im Test
Die dritte Variante für alle Instinct-Fans ist die Schnürer-Variante. Der Scarpa Instinct Lace wurde weiterentwickelt und ist nicht nur optisch eine Neuheit. Ähnlichkeiten zu seinem roten und relativ harten Vorgänger finden sich nurmehr wenige.
Optisch zieht sich wie beim Instinct VS das Fersenband in einem leuchtenden Orange durch das ansonsten schwarze Obermaterial. Lediglich ein kleiner, lederner Durchzug sowie ein paar atmungsaktive Löcher finden sich im Bereich der Spitze. Die TPU-Verstärkung des Microfiber-Obermaterials leistet beim Toehook einen guten Halt und gibt dem an sich sehr leichten Schuh eine solide Stabilität. Die Kletterschuhe haben eine gute Kantenstabilität und sorgen auch auf kleinsten Tritten für eine extreme Präzision.
Die Klettersohle besteht aus Vibram XS Edge-Gummi und bestimmt damit den sehr weichen Charakter des Instinct Lace. Zudem findet sich die deutliche Vorspannung mit einem asymmetrischen Schnitt im Sohlencharakter wieder. Die Schnürung ist auffallend robust verarbeitet und natürlich auch in einem orangen Farbton gehalten.
Ein für große Performance gemachter, aber angenehm komfortabler Schuh. Eignet sich aufgrund ebendieser Eigenschaften hervorragend für Mehrseillängen-Routen, aber auch für das Sportklettern. Wem der Instinct VS zu hart und die Furia bzw. Drago-Modelle zu weich sind, der hat hier seinen Kletterschuh gefunden.
- Größenwahl: getesteter Kletterschuh in Größe 39 bei Straßenschuhgröße 40 (für extreme Performance max. Größe 38)
- Gummi: Vibram XS Edge, allerdings etwas sensiblere Sohlenkonstruktion als der VS
- Stärke: gute Kantenstabilität, sensible Zehenbox, sehr hoher Tragekomfort
- Schwäche: Anpassung der Schnürung
- Einsatzbereich: Probleme mit sensiblen Tritten, technische Kletterei
Chris Hanke
Chris Hanke
Fazit zum Test der Scarpa Instinct-Reihe
Die Instinct-Reihe deckt einen breiten Einsatzbereich ab. Jedes der drei Modelle hat sein Spezialgebiet und man kann sich – ganz nach seinen persönlichen Vorlieben und Anforderungen – den passenden Schuh aussuchen.
- Der Instinct VS ist der perfekte Kletterschuh für kleine Löcher und Leisten. Er ist insbesondere in langen Routen und leistigen Bouldern perfekt.
- Der Instinct VSR bietet dank XS Grip 2-Sohle mehr Gefühl. Damit kann man auch auf runderen Strukturen gut treten.
- Die Schnürer-Variante des Instinct, der Lace, ist dank Vibram XS Edge-Sohle weicher als sein roter Vorgänger. Die Wahl für alle Schnürer-Liebhaber.