In einem anderen Artikel haben wir ausführlich daüber informiert, wie wichtig Sonnenschutz in den Bergen ist. Die Auswirkungen von fehlendem Sonnenschutz auf die Augen sind dabei aber zu kurz gekommen. Daher wird sich dieser Artikel mit dem Thema Schneeblindheit auseinandersetzen und hierzu einige Fragen klären:
- Was ist Schneeblindheit überhaupt?
- Wie entsteht diese?
- Wie kann man ihr vorbeugen?
- Und wie kann man ihr im Notfall behandeln?
Was ist Schneeblindheit? Eine Definition
Um das Phänomen Schneeblindheit – im Fachjargon auch Photokeratitis, Keratoconjunctivitis photoelectrica oder Verblitzung genannt – zu verstehen, muss man zunächst Folgendes wissen: Das Auge besteht aus vielen verschiedenen Schichten. Betroffen von der Schneeblindheit sind vor allem zwei dieser Schichten. Eine ist die sogenannte Bindehaut. Sie befindet sich – vereinfacht ausgedrückt – auf der Rückseite der Augenlider. Hier sorgt sie bei jedem Lidschlag für eine Verteilung der Tränenflüssigkeit auf der zweiten wichtigen Schicht: der Hornhaut (äußerste Schicht des Auges selbst).
Bei Schneeblindheit wird nun die äußerste Schicht des Auges, die Hornhaut, durch übermäßige UV-Strahlung gereizt. Durch diese Reizung entsteht eine lokale Entzündungsreaktion, die die benachbarten Schichten (vor allem die Bindehaut) angreift. Daher ist umgangssprachlich auch oft die Rede von einer UV-Bindehautentzündung.
Symptome der Schneeblindheit
Die Symptome einer Photokeratitis werden als schmerzhafter Reizzustand der Augen (= Fremdkörpergefühl im Auge) beschrieben. Hinzu kommen Schmerzen, Rötung durch die Entzündungsreaktion oder gar Krämpfe der Augenlider. Auch erhöhter Tränenfluss als Ausgleichsreaktion des Auges, eine Sehschärfeminderung bis hin zur mehrtätigen Blindheit in Extremfällen werden beschrieben.
Daher rührt auch der Name Schneeblindheit. In früheren Zeiten, als es noch keinen guten Schutz gab (siehe hierzu Abschnitt zur Prophylaxe), war die Extremausprägung mit mehrtätiger oder zumindest kurzzeitiger Erblindung oder Verschlechterung der Sehleistung entsprechend häufiger.
Ursachen der UV-Bindehautentzündung
Wie oben angedeutet, ist eine erhöhte Strahleneinwirkung auf das Auge an der Schneeblindheit schuld – vor allem das UV-B-Licht. Das muss übrigens nicht zwingend in Form von Sonnenlicht geschehen, sondern kann in ähnlicher Form z.B. auch bei Arbeiten mit einem Schweißgerät auftreten. Daher wird diese Erscheinung in solchen Arbeitskreisen auch als Schweißerblende bezeichnet.
Die Hornhaut des Auges absorbiert – ähnlich wie die Haut am restlichen Körper – einen Großteil der Strahlung. Das schützt zum einen die empfindlichen inneren Strukturen des Auges, sorgt zum anderen bei zu großen Mengen aber auch für eine Schädigung der Hornhaut selbst. Vom Mechanismus her entspricht das im Prinzip einem Sonnenbrand. Die Zellen werden durch die Strahlung geschädigt und können absterben. In der Folge entstehen lokale Entzündungsreaktionen, die zu den oben genannten Symptomen führen. Meist tritt die Schneeblindheit daher nicht sofort – sondern ähnlich wie ein Sonnenbrand acht bis zwölf Stunden nach der Exposition auf.
Prophylaxe – Schutz vor Schneeblindheit
Die Prophylaxe von Schneeblindheit ist in diesem Fall relativ einfach. Gerade in Gebieten mit erhöhtem Expositionsrisiko (Hochgebirge, Gletscher, Skigebiete – aber auch im Sommer am Strand o.ä.) gilt es, die Sonneneinstrahlung auf das Auge so gut wie möglich zu reduzieren.
Wie schnell das Auge geschädigt wird, hängt sowohl von der Intensität der UV-Strahlung ab, als auch von der Umgebung (z.B. Reflexion durch hellen Untergrund, z.B. Schnee oder Eis) ab.
Wichtig sind im Hochgebirge spezielle „Gletscherbrillen„. Für das Hochgebirge oder den Gletscher sollten daher unbedingt Sonnenbrillen verwendet werden, die über Gläser der Kategorie 4 verfügen. Denn neben einem besonders starken Lichtschutz punkten gute Gletscherbrillen durch spezielle Schutzblenden an den Seiten sowie oben und unten an den Gläsern. Diese Abdeckungen sorgen dafür, dass keine sogenannte Streustrahlung eintreten kann. Dies ist vor allem auf dem Gletscher sehr wichtig, da das Sonnenlicht hier vom hellen Schnee reflektiert wird und dann von unten „an den Gläsern vorbei“ ins Auge eintreten und dieses schädigen kann.
Gläser werden entsprechend ihrer Lichtdurchlässigkeit in verschiedene Kategorien eingeteilt. Häufig wird statt der Lichtdurchlässigkeit auch angegeben, wie viel Licht absorbiert wird – entsprechend kehren sich die Werte um: Eine Lichtdurchlässigkeit von 3-8% entspricht also einer Lichtabsorptionsrate von 97-92%
- Alles zum Thema Gläser bei Ski- und Sonnenbrillen erfahrt ihr in einem eigenen Beitrag
Therapie der Photokeratitis
In den leichten Fällen heilt die Schneeblindheit von selbst aus. Dafür verantwortlich ist die Regenerationsfähigkeit der Hornhautzellen, die sich meist nach 24 bis 48 Stunden selbst reparieren – kaputte Zellen werden dabei abgestoßen. Behandelt wird in diesem Fall nur symptomatisch mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen und/oder beruhigenden Augentropfen/Augensalben.
In schweren Fällen können auch dauerhafte Schäden auftreten. Schuld daran ist eine Vernarbung der Hornhaut – und auch eine Schädigung der tieferen Schichten des Auges wie zum Beispiel der Netzhaut.
Doch welche Therapie gibt es ganz konkret?
- Kühlende Umschläge: Bei leichten Formen von Schneeblindheit können kühlende Verbände, die auf die geschlossenen Augen aufgelegt werden, helfen. Diese wirken, indem die lokale Entzündungsreaktion durch Kühlung gebremst wird. Außerdem sorgt das Verbinden dafür, dass kein zusätzliches Licht auf die Hornhaut treffen kann und so keine weitere Reizung stattfindet.
- Symptomatische, schmerzlindernde Therapie: zum Beispiel mit Ibuprofen 600 mg (bis 3 Mal/Tag), wenn keine Allergien bestehen. Hier wirkt vor allem die schmerzlindernde Komponente des Ibuprofens. Gleichzeitig wirkt das Medikament antiinflammatorisch. Das bedeutet, dass es lokale Entzündungsfaktoren hemmt und damit die Entzündungsreaktion reduziert.
- Augensalben: Auf dem Markt gibt es viele verschiedene Augentropfen und Augensalben. Für die Behandlung der Schneeblindheit wird im Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin sogenannte Vitaminsalbe empfohlen. Vor allem Vitamin-A-Salbe (z.B. Oleovit®) hat sich bewährt und wird mehrmals täglich aufgetragen. Diese beruhigt die Horn- und Bindehaut und reduziert dadurch ebenfalls die Entzündungssymptome.
Mögliche Dauerfolgen von Schneeblindheit
Neben einer kurzfristig auftretenden Schneeblindheit durch extreme Sonneneinstrahlung können bei wiederkehrender und langfristiger Strahlenbelastung auch chronische Schäden auftreten. Neben der oben genannten Vernarbung der Hornhaut mit Sehstörungen können – ähnlich wie bei der Haut am Körper – auch verschiedene Krebserkrankungen auftreten. Umso wichtiger ist daher ein konsequenter Schutz.
Fazit zur Schneeblindheit
Die Folgen der UV-Bindehautentzündung können fatal sein. Von leichten Reizungen, Rötungen und Schmerzen bis hin zu kurzfristiger Blindheit oder schwerwiegenden Dauerschäden ist alles möglich. Das Gute daran ist aber, dass man sich einfach davor schützen kann. Eine Sonnenbrille oder Gletscherbrille der Kategorie 4 mit entsprechenden Schutzelementen an den Seiten bietet bereits eine hohe Sicherheit. Mit minimalem Aufwand lässt sich also sehr viel erreichen. Wer sich also an einfache Grundregeln hält, spielt nicht mit der Gesundheit seiner Augen!
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