Wer auf Hochtouren und beim anspruchsvollen Bergsteigen einschätzen möchte, ob die geplante Tour machbar ist, wirft einen Blick auf die Schwierigkeitsgrade. Doch Schwierigkeitsgrad ist nicht gleich Schwierigkeitsgrad. Wir geben Dir den Durchblick im Bewertungs- und Skala-Dschungel.
Die UIAA-Skala
Die UIAA ist die Union Internationale des Associations d’Alpinisme, also ein internationaler Verein von Bergsteiger- bzw. Alpinismusverbünden (wie dem DAV in Deutschland und dem ÖAV in Österreich). Nach der Organisation wurde auch eine Schwierigkeitsskala für das Felsklettern benannt, die UIAA-Skala.
Diese Skala bewertet die Schwierigkeit von Kletterrouten im Fels und wird in römischen Buchstaben und angestelltem Minus und Plus formuliert – also beispielsweise VI-, VI und VI+.
- Wichtig zu beachten: Die UIAA-Skala bewertet nur die Passagen am Berg, an denen geklettert werden muss und keine Gehpassagen.
Salewa
Die französische Skala
Diese Skala wird in arabischen Ziffern angegeben und kann durch die Buchstaben von a bis c sowie durch ein Plus ergänzt werden, also beispielsweise 6c und 6c+. Verwendung findet die französische Skala vor allem in Sportkletterrouten.
- Gut zu wissen: Auch im alpinen Gelände wird die französische Skala angewendet, um Auskunft über die schwierigste frei zu kletternde Stelle zu geben – dann jedoch in Kombination mit anderen Skalen.
Die sächsische Skala
Die wohl älteste Schwierigkeitsskala weist aufgrund ihrer Schreibweise mit römischen Buchstaben Ähnlichkeiten mit der UIAA-Skala auf. Die sächsische Skala unterteilt jedoch erst Schwierigkeiten ab dem siebten Grad in römische Buchstaben von a bis c – beispielsweise VIIa, VIIb und VIIc.
Übrigens: Verwendung findet die Skala vorwiegend in Sandsteinklettergebieten wie der sächsischen Schweiz aber auch in Meteora, wo sächsische Erschließer die ihnen vertraute Skala anwendeten.
Bergzeit Team
Die SAC-Hochtourenskala
Die SAC-Berg- und Hochtourenskala ist auch als französische Skala bzw. als Schweizer Skala bekannt. Sie findet im Bereich von Hochtouren und alpinen Unternehmungen Anwendung. Dabei werden die Schwierigkeiten mit französischen bzw. deutschen Abkürzungen angegeben.
Grad (französisch) | Grad (deutsch) | Fels | Firn und Gletscher | entspricht UIAA-Grad |
---|---|---|---|---|
F (facile) | L (leicht) | Einfaches Gehgelände (Geröll, einfacher Blockgrat) | Einfache Firnhänge, kaum Spalten | ab I |
PD (peu dificile) | WS (wenig schwierig) | Meistens noch Gehgelände, erhöhte Trittsicherheit nötig, Kletterstellen übersichtlich und problemlos | In der Regel wenig steile Hänge, kurze steilere Passagen, wenig Spalten | ab II |
AD (assez difficile) | ZS (ziemlich schwierig) | Wiederholte Sicherung notwendig, länger und exponierte Kletterstellen) | Steilere Hänge, gelegentlich Standplatzsicherung, viele Spalten, kleiner Bergschrund | ab III |
D (difficile) | S (schwierig) | Guter Routensinn und effiziente Seilhandhabung erforderlich, lange Kletterstellen, erfordern meist Standplatzsicherung | Sehr steile Hänge, meistens Standplatzsicherung notwendig, viele Spalten, großer Bergschrund | ab IV |
TD (tres dificile) | SS (sehr schwierig) | In den schwierigen Abschnitten durchgehend Standplatzsicherung nötig, anhaltend anspruchsvolle Kletterei | Anhaltendes Steilgelände, durchgehende Standplatzsicherung | ab V |
ED (extrement dificile) | AS (äußerst schwierig) | Wanddurchstiege, die großes Engagement fordern | Sehr steile und senkrechte Stellen, erfordern Eiskletterei | ab VI |
ABO (abominablement dificile) | EX (extrem schwierig) | Extrem steile, teilweise überhängende Wanddurchstiege | Eiskletterei extremer Richtung | ab VII |
HINWEIS: Da bei alpinen Routen oft unterschiedlichstes Gelände bewältigt werden muss und dem Begeher die unterschiedlichsten Fähigkeiten abverlangt werden, werden die Schwierigkeitsangaben ggf. auch mit spezielleren Skalen aus dieser Auflistung sowie mit der Angabe der steilsten Stelle in Grad ergänzt. Beispielsweise TD; 6b+; WI5; 90°
Bergzeit
Bergzeit
Die Skala fürs Eisklettern: WI-Skala
Die WI-Skala
Die Wassereis-Skala (auch WI-Skala von Water Ice) findet beim Eisklettern Verwendung. Die Skala ist nach oben geschlossen, da reines Wassereis nicht wirklich überhängen kann. Die Unterteilung erfolgt in arabischen Ziffen von 1 bis 7, wobei noch mit Plus und Minus eine Tendenz angefügt werden kann. Hervorzuheben ist, dass in dieser Skala nicht allein die schwierigste Kletterstelle bewertet wird, sondern auch die Sicherungsmöglichkeiten.
Beim Eisklettern wirken sich die Bedingungen stark auf die Bewertung der Kletterei aus. Ein Eisfall kann durch besonders guten Eisaufbau leichter werden. So unterscheiden sich die tatsächlich abverlangten Anforderungen abhängig von den aktuellen Bedingungen in der Route wie Temperatur, Sonneneinstrahlung u.v.m.
Petzl
Die PO-Skala
In den letzten Jahren wurde in Kanada zudem damit begonnen, die WI-Skala mit einer PO-Skala zu ergänzen. PO steht dabei für „Picked Out,“ was so viel wie „ausgepickelt“ bedeutet. Dabei wird der Zustand des Eisfalls zum Zeitpunkt der Begehung bewertet.
PO-0 steht für einen frischen Eisfall, in dem keinerlei Spuren einer vorherigen Begehung festzustellen sind. PO-5 (wo die Skala endet) bedeutet, dass die Schwierigkeit beim Klettern darin besteht, sich für eines von hunderten geschlagenen Löcher zu entscheiden.
Diese Skala hat wohl die geringste Halbwertszeit unter den hier aufgeführten und ist derzeit eher am Verschwinden. .
- Wichtig: Die Angaben in Eiskletterführern sind als Richtwerte zu interpretieren und können durchaus um bis zu eineinhalb Grad von der Realität abweichen!
Skala fürs Mixed-Klettern: Die M-Skala
Bei Routen, in denen sich Passagen zwischen Fels und Eis abwechseln, wird die in 12 Stufen unterteilte Mixed-Bewertung vorgenommen. Sie wird in römischen Ziffern angegeben, reicht also von I bis XII. Zur feineren Unterteilung finden auch hier + und – Verwendung: Eine XI- ist also eine leichte XI.
Die technische Skala
Das technische Klettern wird mit einer eigenen Skala bedacht und mit dem Buchstaben „A“ (für Aid = künstlich) gekennzeichnet.
Die technische Skala wird mit den Ziffern von 0 bis 5 angegeben. Beispielsweise bedeutet A0, sich an einem Haken hinaufzuziehen und A5, sich fast ausschließlich an künstlichen Haltepunkten hinaufzubewegen deren Qualität zudem als zweifelhaft einzuschätzen ist.
Selten findet sich diese Einteilung auch für „Clean Aid“-Klettereien, die auf Hammer und felsverändernde Sicherungspunkte verzichtet. Beispielsweise könnte das Greifen in einen Klemmkeil oder Friend mit C0 bewertet werden.
Vorsicht bei der Umrechnung zwischen Freikletterskalen
Jeder kennt wohl die Umrechnungstabelle von Wikipedia oder deren Kopien am Anfang oder Ende der Kletterführer. Doch bei der Umrechnung der Fels-Skalen ist mitunter Vorsicht geboten!
Da mir als Anwohner die sächsische Skala besonders vertraut ist, fällt mir dazu ein Beispiel ein: In Meteora ist die Schwierigkeit der Route TODO mit dem sächsischen Grad V bewertet. In einem Auswahlführer zu Meteora fand ich diese Route im französischen Grad 6a bewertet. Laut Tabelle entspräche eine sächsische V jedoch einer französischen 4a.
Fallen Dir weitere Beispiele ein, bei der euch die Umrechnung von Schwierigkeitsskalen ein besonderes „Erlebnis“ beschert hat? Dann postet das unten in den Kommentaren!
Video: Erste Hochtouren – das ist wichtig!
Quellen zu diesem Beitrag:
- Kletterregeln Sächsische Schweiz
- SAC-Berg- und Hochtourenskala
- Schwierigkeitsgrade beim Eisklettern (DAV)
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