Der Winter steht vor der Tür und meine alte Daune lässt schon seit einiger Zeit ganz schön viele Federn. Ziemlich begeistert war ich also als ich eine neue federlose Daunenjacke namens Annapurna von Sherpa Adventure Gear auspackte. Der Name selbst ließ mich in Erinnerung an die traumhaften und teils eiskalten Erlebnisse auf dem Annapurna Circuit in Nepal schwelgen, denn da braucht man so einen warmen Begleiter.
Eine Hommage an die wahren Everest-Helden
Sherpa Adventure Gear ist mir in letzter Zeit immer öfter in Schaufenstern aufgefallen. Gegründet wurde die Marke Anfang des Jahrhunderts von Tashi Sherpa, der damit ein Denkmal für die echten Helden des Everest, die Sherpas, setzen wollte. Ein Teil des Sortiments wird auch heute in Nepal gefertigt und Unternehmensprämisse sind vor allem faire Arbeitsbedingungen und die Verwendung von nachhaltigen Materialen, die zum Beispiel Bluesign- oder Oeko-Tex-zertifiziert sind. Mit jedem verkauftem Produkt werden außerdem Bildungsprogramme in Nepal unterstützt.
Isolationsjacke aus federloser Daune
Aber zurück zum Paradoxon der federlosen Daune, denn verlesen habe ich mich nicht. Die Isolation meiner Annapurna Jacke besteht nämlich nicht aus tierischer Daune, sondern aus Thinsulate-Fasern, einem sehr feinen wärmedämmenden PET-Vliesstoff. Das Material ist sogar zu drei Vierteln recycelt und altes Plastik findet nochmal eine sinnvolle Verwendung. Und: Für diese Jacke musste keine Gans oder Ente ihr Daunenkleid lassen. Somit entfallen die Gewissensbisse beim Tragen komplett.
Die Hightech-Fasern werden außerdem so entwickelt, dass sie mindestens genauso warmhalten, wie das Naturpendant aus Daune oder Wolle. Zudem bleibt die Isolationskraft beim künstlichen Wärmepaket auch bei Nässe bestehen. Ein weiterer Vorteil ist noch, dass man die federlose Jacke stark komprimieren kann, ohne Sorge haben zu müssen, dass die elastischen Fasern darunter leiden könnten. Der Beutel zur Komprimierung wird gleich mitgeliefert. So klein wie eine Daune wird das Ganze jedoch nicht und ich muss schon etwas kämpfen, um das federlose Gewand in seinem Beutel zu verstauen.
Die Annapurna Featherless Down Jacket
Nun zu den äußeren Werten der Annapurna Jacke: Die Kapuzenjacke ist fluffig gefüllt und hält bei eisigsten Außentemperaturen mollig warm. Je nachdem wie viel man sich bewegt, fast zu warm wie ich feststellen musste, wenn das Thermometer sich „nur“ um die Nullgradgrenze bewegt. Insgesamt gibt es bei Thinsulate-Produkten drei verschiedene Wärmestufen, wobei die Annapurna zum wärmsten Segment mit einer Fill-Power Warmth von 650-800 gehört.
Das Außenmaterial besteht vollständig aus recyceltem Polyester und ist mit einer DWR-Beschichtung (durable water-repellent) imprägniert. Das macht die Jacke zwar nicht wasserdicht, hält das Nass aber trotzdem fern, wie ich an einem eiskalten Brunnen feststellen konnte. Der imprägnierte Stoff saugt sich bei Regen oder Schneefall nicht mit Wasser voll, da die Tropfen wie auf einer Lotusblüte abperlen. Damit das dauerhaft so bleibt, sollte man hin und wieder die Imprägnierung auffrischen. Muff ist bei intensiver Nutzung bestimmt auch nicht vermeidbar, aber das Waschen der Jacke ist ohne weitere Bedenken in der eigenen Waschmaschine möglich.
Meine eigene Annapurna-Jacke ist grau und hat ein hellgraues Printmuster. Ganz im verschnörkelten Stil, wie er im Himalaya überall zu sehen ist. Die Innenseite ist dagegen leuchtend gelb und besteht aus einem weichen Taffeta-Nylon. Meinen Geschmack hat die Jacke damit auf jeden Fall getroffen und das Tragegefühl ist auch ziemlich angenehm. Die Kapuze geht bequem über den Kopf und sitzt auch mit Mütze gut, hat jedoch keinen Kordelzug. Die Hände können jederzeit in zwei Reißverschlusstaschen aufgewärmt werden. Die Taschen sind allerdings nicht die größten. Alternativ gibt es noch zwei tiefe Taschen im Inneren der Jacke, wo man auch noch so einiges verstauen kann. Der metallische YKK-Reißverschluss selbst ist hochwertig und durch einen Falz ist auch das Außenmaterial vor Einklemmen geschützt.
Alles in allem macht die Jacke einen sehr guten Eindruck und ist mit 431 Gramm in Größe M im guten Mittelfeld der Lightgear-Fraktion.
Die Jacke im Praxistest
Kaum habe ich die Jacke ausgepackt, schon kündigt sich der erste Wintersturm mit sehr viel Schneeregen an. Ich schwöre bei unserer Schneeschuhtour auf das Zwiebelprinzip und teste die Jacke als Outerlayer. Warm ist sie auf jeden Fall und Größe M ist großzügig geschnitten, so dass sich ein gutes Luftpolster ausbilden kann. Als reiner Isolationslayer hätte vermutlich die kleinere Größe S etwas besser gepasst. Ansonsten ist die Passform wunderbar und man kann die Arme heben ohne, dass man gleich einen kalten Zug in den Nieren spürt. Den Saum kann man dann noch mit einem Gummizug enger ziehen, um jeden unangenehmen Kältezug auszuschließen. Das Handy halte ich im Geheimfach auf der Innenseite der Jacke warm und bei unserer Tour komme ich dann doch schnell ins Schwitzen und muss die Jacke gleich mal aufmachen. Mit der Jacke kann man Frau Holle also getrost trotzen und ich fühle mich für die Saison bestens gewappnet, so dass wir die Vorfreude gleich mit einem Glühwein besiegeln.
Testfazit
Die Jacke ist wunderschön, fast zu schön, um sie unter einem Außenlayer zu verstecken. Die Verarbeitung und das strapazierfähige Material fühlen sich auch robust genug an, um längere Wintertouren mit dem Rucksack standzuhalten. Bei intensiven Sportarten kommt man bei der Wärmeeffizienz aber schon schnell ins Schwitzen, daher werde ich den Hingucker bevorzugt im Alltag tragen oder bei entspannten Wintertouren einsetzen, wenn es vor Kälte klirrt und die Intensität nicht zu hoch ist. Mich persönlich spricht zudem die Story hinter der Marke an und ich freue mich sehr, dass Sherpa vielleicht bald mit den ganz Großen mithalten kann.Weitere Beiträge zum Thema Isolation im Bergzeit Magazin