Für Skitourengeher zählt gerade bei längeren Unternehmungen oftmals jedes Gramm. Ein Zelt, das fast immer mit ein bis zwei Kilo pro Person zu Buche schlägt, passt da nicht immer perfekt ins Konzept. Doch im Schnee gibt es erfreulicherweise Abhilfe. Mit ein bis zwei Stunden Arbeit kann man sich ein nettes „Haus im Schnee“ bauen. Das geht ganz einfach!
Der perfekte Bauplatz
Schnee hat die wunderbaren Eigenschaft, dass er hervorragend isoliert, stabil und doch gut formbar ist. Diese Eigenschaften kann man sich bei einer Übernachtung im Schnee oder auch in einer Notsituation zunutze machen. Statt einem Zelt, das nicht nur Gewicht sondern auch Platz in Anspruch nimmt, kann man sich so auch schnell seine eigenen vier Outdoor-Wände bauen.
Ob Iglu oder Schneehöhle besser geeignet ist, hängt von der Art des Schnees und der Mächtigkeit der Schneedecke ab. Fluffiger Pulverschnee oder schmieriger Nassschnee sind denkbar ungeeignet für ein Iglu und erfordern größeren Aufwand, um an die tiefer liegenden Schneeschichten zu kommen.
Eine Schneehöhle dagegen gräbt man am besten an einer geeigneten Geländekante oder einer Schneewechte. Die Schneehöhe sollte mindestens zwei Meter betragen. Optimal ist ein nicht zu nasser und trotzdem zumindest an der Oberfläche verfestigter Schnee. Im Zweifel sollte man die Schneefestigkeit an ein paar Stellen testen. Messen kann man sie recht einfach mit einer Lawinensonde, die man im freien Tourengelände sowieso immer mit sich führen sollte.
Hat man einen geeigneten Platz gefunden, gräbt man mit der mitgeführten Lawinenschaufel an der windabgewandten Seite der Wechte einen Eingang. Dieser sollte soweit unter dem obersten Punkt der Schneewechte liegen, dass man später von innen nach oben graben kann, bis man eine bequeme Sitzhöhe erreicht hat. Außerdem sollte noch mindestens zwei Meter Raum sein, in die man sprichwörtlich hineingraben kann.
Den Eingang legt man leicht nach unten versetzt an und gräbt nach etwa einem halben Meter nach oben. In der entstehenden Mulde soll sich später die kalte Luft sammeln. Außerdem verhindert sie, dass Wind direkt in die Höhle ziehen kann und hält die Temperaturen im Innenraum bei vergleichsweise angenehmen Temperaturen. Ein warmer Schlafsack mit einer isolierenden Matte macht die Nacht dann erst richtig kuschelig.
Arbeitsaufteilung ist Alles
Ist man zu zweit oder in einer größeren Gruppe unterwegs, empfiehlt es sich in Reihe zu schaufeln. Eine Person macht die eigentliche Grabarbeit an der Schneefront, der oder die andere(n) Person(en) tragen den Schnee ab. Da die Schaufelarbeit sehr anstrengend ist, sollte man sich alle paar Minuten abwechseln, wenn man zügig fertig werden möchte.
Schließlich gräbt man leicht nach oben und legt eine eiförmige Decke an. Je höher man gräbt, desto bequemer wird die Höhle. Gerade beim morgendlichen Einsteigen in die eiskalten Skischuhe ist man um jeden Zentimeter Luft nach oben froh. Eine geeignete Höhle für zwei Personen misst etwa 2,5 Meter Länge, 1,8 Meter Breite und 1,5 Meter Höhe. So lässt sich das Gepäck bequem verstauen, und ein nässeempfindlicher Schlafsack stößt kaum mehr an die Schneewand.
Nach der Grobarbeit feilt man noch an der Einrichtung der Höhle. Einige „Regalfächer“ an den Wänden erleichtern das Verstauen vom mitgebrachtem Material. Man sollte auch Decke und Wände von „Schneenasen“ befreien, da sich hier schnell Kondenswasser sammelt und tropfen kann. Eine ebene Liegefläche erhöht den Schlafkomfort. Vor dem Schlafen kann man noch den Eingang mit großen Schneebrocken und den mitgebrachten Rucksäcken verbarrikadieren, damit der Wind den Höhleneingang nicht zuweht. Für ausreichend Frischluftzufuhr sollte man jedoch auf Luftlöcher achten!
Für eine durchschnittlich bequeme Höhle benötigt man etwa eine bis zwei Stunden. Eine Nothöhle ist auch in einer halben Stunde gegraben. Wer es richtig bequem haben und Stehhöhe genießen will, kann schon auch drei Stunden brauchen. Für eine größere Gruppe von vier Leuten oder mehr ist es ratsam, gleichzeitig an zwei Höhlen nebeneinander mit zwei Eingängen zu graben, da man so doppelt so schnell vorankommt. Einen Eingang schüttet man danach mit größeren Schneebrocken wieder zu.
Sind Schneehöhlen sicher?
Wichtig für eine Schneehöhle ist eine stabile und gut gesetzte Schneedecke. Nasser Faulschnee ist ungeeignet, da er in sich zusammensacken kann. Beim Graben sollte man auch berücksichtigen, dass mit einer größeren Höhlenbreite die Decke dazu tendiert, nachts etwas abzusacken.
Um nicht am eigenen ausgestoßenen CO² zu ersticken, aber auch um Wasserdampf entweichen zu lassen, empfiehlt es sich von oben mit der Lawinensonde mehrere Lüftungslöcher zu stechen. Die Höhle sollte von außen mit aufgestellten Ski markiert sein. Nach dem Verlassen der Höhle sollte diese zerstört werden, um keine unangenehme Falle für andere Tourengeher zu hinterlassen!
Natürlich sollte der gewählte Ort vor alpinen Gefahren und insbesondere Lawinen sicher sein. Hier sollte man besondere Sorgfalt walten lassen!
Tipps für den Bau einer Schneehöhle
- Beim Schneehöhlenbau merkt man meist nach wenigen Minuten, ob die eigene Lawinenschaufel wirklich tauglich ist. Verwindungssteif sollte sie in jedem Fall sein!
- Wasserdichte Kleidungsstücke mit Membran wie z.B. Gore-Tex spielen beim Graben mit stundenlangem Sitzen und Liegen im Schnee ihren Vorteil voll aus
- Als Liegeunterlage der mitgebrachten Matratze empfiehlt sich ein Biwaksack oder eine Rettungsdecke. Eines von beidem sollte man beim Skitourengehen sowieso immer mitführen
- Bei nassen Ski-Innenschuhen kann man diese mit in den Schlafsack stopfen, damit sie etwas trocknen und morgens beim Anziehen warm anstatt gefroren sind
- Für weitere Ordnung im Innenraum kann man auch die Lawinensonde horizontal in die Wand stecken und als Wäscheleine umfunktionieren!
- Je besser die Mulde am Eingang angelegt ist, desto eher erreicht man selbst bei einer klirrend kalten Nacht angenehme Temperaturen
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