Da ist das Ding! Voller Vorfreude packe ich die Suunto Vertical Titanium Solar in der Farbvariante Canyon aus. Als langjähriger Suunto-Fan hatte ich bereits in grauer Vorzeit eine X-Lander im Einsatz – wenn ich richtig rechne, ist das nun 27 Jahre her. Schon damals galt Suunto als innovativste Marke auf dem Höhenmesser-Markt, von GPS-Tracking am Handgelenk war hierzulande damals noch nicht viel zu sehen.
- Multifunktions-GPS-Uhr
- Mit Glasfaser verstärktes Gehäuse mit Edelstahllünette und Saphirglas
- Akkuleistung: 60h bei höchsten GPS- und Trekking-Einstellungen; 500h im Sparmodus
- integriertes Solarpanel im Display
- Über 90 vorinstallierte Sportmodi
- Gewicht: 74 Gramm
- Wasserdicht 100m
- Hergestellt in: Finnland
Es ist müßig aufzuzählen, was sich in der Zwischenzeit getan hat – und die Vertical mit der X-Lander zu vergleichen, kommt dem berühmten Apfel-Birnen-Experiment gleich. Viel interessanter wäre ein Praxisvergleich mit der neuesten Garmin Fenix 7 – vielleicht besteht künftig einmal die Möglichkeit dazu. Vom Preis her befinden sich die Uhren jedenfalls in etwa auf einem Niveau (Garmin Fenix 7 Sapphire Solar Edition mit Titangehäuse: 759 Euro; Suunto Vertical Titanium Solar: 799 Euro).
Arnold Zimprich
Eine Uhr für Langläufer
Das zentrale Kaufargument dürfte für die meisten Kaufinteressenten die lange Akkulaufzeit der Uhr sein – 60-80 Stunden im Performance-Modus gibt Suunto an, das heißt mit der höchsten GPS-Genauigkeit, Datenlogging im Sekundentakt, HR-Aufzeichnung, Kartenbetrachtung und aktiviertem Bluetooth (neben weiteren aktivierten Funktionen). Im Ultra-Modus (niedrigere GPS-Aufzeichnungsgenauigkeit, keine HR-Aufzeichnung, keine Kartenbetrachtung) hält sie immerhin noch 140 Stunden durch, ist man ganz sparsam, sind sogar 500 Stunden drin (allerdings wird dann nur alle zwei Minuten geloggt).
Arnold Zimprich
Meine erste Maßnahme besteht gleich einmal darin, via App in die Kartenbibliothek zu surfen und mir die Oberbayern-Karte auf die Uhr zu laden – eine Angelegenheit von knapp zwanzig Minuten (je nach Netz). Ein erster Kurzcheck am oberbayerischen Kochelsee beweist – es lässt sich ganz gut direkt per Karte navigieren, auch wenn natürlich ein wenig der Überblick fehlt. Die optimale Lösung: Zu Hause auf dem großen Bildschirm die Tour planen und dann per Uhr navigieren, dann kann nichts schief gehen.
Toll zu sehen – in der Suunto-Bibliothek findet sich eine große Auswahl an weltweiten (!) OSM-Karten in drei verschiedenen Qualitäten, von A wie Afghanistan bis Z wie Zimbabwe.
Je nach aktiviertem Akku-Modus lässt sich per Touchscreen in die Karte zoomen, was ganz gut funktioniert.
Arnold Zimprich
Ab ins Abenteuer – ohne Akku-Reue
“Entscheide dich, über deine Grenzen hinauszugehen” schreibt Suunto auf seiner Website zur Suunto Vertical. Diese Entscheidung fällt mir leicht, also nix wie los mit der Uhr auf eine kombinierte Gravelbike-Trailrunning-Runde im Riesengebirge zwischen Polen und Tschechien. Der Ladestand der Uhr beträgt zu Beginn “nur” 82 Prozent – mal sehen, ob ich sie „platt“ bekomme. Mit den Geräten, die sich bereits in meinem Besitz befinden und Zuhause bereitliegen, hätte ich da so meine Bedenken!
Von Komoot habe ich mir eine recht „heftige“ Strecke raussuchen lassen, auf 125 Kilometer kommen 2500 Höhenmeter, am Fuße der Schneekoppe sucht mir die App zum Teil Pfade und Wege aus, die mich an die Grenzen des Mach- bzw. Fahrbaren bringen. Am Ende brauche ich rund acht Stunden für die Strecke – und bin bedient. Die Uhr hat das aber nicht sonderlich interessiert, denn die Sonne hat durchgehend geschienen und das Batterielevel liegt noch bei über 60 Prozent.
Ergebnis des ersten Test-Tags:
Handyakku: leer. Akku des Fotoapparats: leer. Suunto Vertical: voll. Könnte ich doch nur mit der Vertical die anderen Geräte laden!
Am nächsten Morgen geht es noch im Dunkeln auf den Gipfel der Schneekoppe, die Vertical hat also keine Möglichkeit, etwas Sonnenenergie abzuzweigen, direkt danach steht nochmal eine 65 km-Etappe auf dem Gravelbike – erneut bei sonnigen Verhältnissen – an.
Arnold Zimprich
Ergebnis des ersten Ausdauer-Tests: wo meine (zugegebenermaßen in die Jahre gekommene) Garmin Fenix 3 schon längst platt gemacht, mein Wahoo Elmnt GPS-Radcomputer ebenfalls schon im 20%-Bereich herumgurken und mein Forerunner 225 schon die Grätsche gemacht hätte, werkelt die Suunto Vertical noch munter vor sich hin.
Wie dem auch sei – der erste Praxiseindruck könnte nicht besser sein. Vor allem die Tatsache, dass man nicht ständig den Akkustand der Uhr mitdenken muss, wirkt sich entspannend auf das Training aus. Die Vertical läuft im wahrsten Sinne des Wortes einfach mit!
Trailrunning: Display im Fokus
Besonders beim Trailrunning fällt das ausreichend scharfe und kontrastreiche Display auf. Es lässt sich – egal aus welchem Blickwinkel – sehr gut ablesen. Ich nehme die Uhr auf mehrere Trailruns mit – darunter auch anspruchsvolle, hochalpine Strecken bis 34 Kilometer und über 2000 Höhenmeter. Für die Uhr ist das noch keine Distanz, die sie herausfordert. Man kratzt gerade mal an ihrer “Grundkondition”.
Dann noch ein Punkt, der Geschmackssache ist – die drei physischen Knöpfe waren mir zu wenig. Anstatt des zum Teil recht langen Scrollens respektive Drückens würde ich einen weiteren Knopf, der mit der “Zurück”-Funktion belegt ist, favorisieren.
Speziell bei wechselhaftem Wetter in der zweiten Augusthälfte habe ich mich immer wieder über die exakten Wetter- und Höhendaten gefreut, die die Suunto liefert. Im Performance-Modus ist die Aufzeichnung angenehm exakt, was auch die Autostop-Funktion beweist. Selten dauert es mal länger als 3 Sekunden, bis die Uhr die Aufzeichnung fortsetzt.
Arnold Zimprich
Schwer zu überprüfen ist für den Laien natürlich die Genauigkeit der Herzfrequenz-Aufzeichnung. Allerdings habe ich das Gefühl, dass hier kaum eine Differenz zu meinen Garmin- bzw. Samsung-Referenz-Uhren besteht.
Datenbasis Suunto-App
Positiv hat mich auch die Suunto-App, die ich von Google Play Store auf mein Samsung-Smartphone heruntergeladen habe, überrascht – das helle, aufgeräumte Erscheinungsbild lädt zur Nutzung ein. Die App ist in meinen Augen etwas weniger kryptisch und überladen als die Konkurrenz. Natürlich gilt nach wie vor “if it’s not on Strava, it didn’t happen” – doch auch der Umgang mit der Suunto-App macht Spaß, die ermöglicht eine unkomplizierte, intuitive Konfiguration der Uhr.
Arnold Zimprich
Arnold Zimprich
Die Auswertung der eigenen Fitnessdaten dürfte dabei eines der spannendsten Features sein – die Suunto Vertical liefert dedizierte Daten zum Trainingsumfang und -fortschritt. So lässt sich effizienter auf bestimmte Ziele hin trainieren, ohne ins Übertraining zu geraten. Der Testzeitraum war zu kurz, um tiefer in die Materie einzusteigen bzw. die App mit ausreichend Daten zu füttern – entsprachen meine 15 Test-Trainings aus verschiedenen Disziplinen zu wenig einem repräsentativen Trainingsplan, der der Uhr ausreichend Infos für eine fundierte Auswertung geliefert hätte. So musste ich über die folgenden Worte, die mir die App nach dem Test liefert, etwas schmunzeln: “Du verbesserst deine Fitness nicht. Wenn die Zeit reif ist, versuche zu deinem normalen täglichen Trainingsplan zurückzukehren”. Um zu versuchen, der App etwas wohlwollendere Kommentare zu entlocken, werde ich in etwa drei Wochen eine kurze Zusammenfassung nachreichen.
Arnold Zimprich
Arnold Zimprich
Arnold Zimprich
Arnold Zimprich
Ebenfalls für Dich getestet: Die Suunto Race
Im selben Testzeitraum habe ich die Suunto Race getestet. Wenn Du wissen willst, wie diese GPS Uhr sich geschlagen hat – hier erfährst Du es!
Erfahre mehr über den Test
Suunto Race TestberichtTestfazit zur Suunto Vertical
Um es kurz und prägnant zu machen – die Suunto Vertical nimmt man gerne mit nach draußen. Ihr leichtes Gewicht, das nicht zu protzige Design, bei dem nordisches Understatement statt martialischer Optik vorherrscht sowie das schön aufbereitete User Interface machen die Uhr für mich zum aktuell heißesten Eisen auf dem GPS-Uhrenmarkt – von der legendären Akkulaufzeit ganz zu schweigen.
Leider war der Testzeitraum etwas zu kurz, um tiefer in den Suunto-App-Konfigurationskosmos abzutauchen, auch hierzu werde ich einen Eindruck nachliefern. Achja, nebenbei bemerkt: Einmal rauscht mir die Suunto Vertical “Gesicht voraus” ungebremst aus 1,20 Meter Höhe auf den Betonboden. Die attestierte „Military Toughness”, also die Tatsache, dass die Uhr nach MIL-STD-810H konstruiert wurde, hat sich bezahlt gemacht – die Uhr bekommt keinen einzigen Kratzer ab!
Wenn Dir die Akkuleistung auch ohne Solar-Unterstützung schon ausreicht, dann kannst Du auch die Suunto Vertical ohne Solarpanele im Display wählen.
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