Klar: Wer bei Bergzeit arbeitet, hat auch eine persönliche Vorliebe für alles, was mit den Bergen zu tun hat. Und im Winter bedeutet das: Auffellen, aufsteigen und möglichst unverspurte Hänge hinuntersausen. Deshalb haben wir uns im Bergzeit Team umgehört und vier schöne Skitouren in Bayern für Dich zusammengetragen.
Eh klar, aber an dieser Stelle nochmal erwähnt: Wenn Du Dich jenseits der präparierten Pisten in winterliche Berge und Hänge begibst, musst Du Dich mit Lawinengefahren auseinandersetzen und entsprechend vorbereitet sein. Viel Spaß im Schnee!
Stefan Rehms Tipp: Skitour auf die Heißenplatte
Im Schatten von Aiplspitz und Jägerkamp liegt die wenig bekannte Heißenplatte auf 1.593 Metern. Der kleine, aber feine Berg bietet beste Voraussetzungen für eine Frühjahrskitour mit feinstem Firn im Gipfelhang – zumindest bei gefrorener Schneedecke und Sonnenschein! Und mit etwas Glück findet man auch noch den einen anderen schattigen Pulverhang. Das Schönste an der Tour: Sie ist verhältnismäßig einsam.
Bergzeit
Tourenbeschreibung
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Die Tour startet in Geitau in Bayrischzell. Wer mit der Bahn anreist, läuft etwa einen Kilometer bis zum Wanderparkplatz Geitau. Wie im Frühjahr oft üblich, beginnt die Skitour eventuell mit einer Tragepassage. Vom Parkplatz geht es erst einmal Richtung Geitauer Alm. Am Berggraben entlang geht es nach ca. einem Kilometer in den lichten Wald. Auf ca. 1.200 Metern Höhe wird aus Wald freies Gelände. Nun ist auch die Aiplspitz wieder zu sehen.
Hier kannst Du linkerhand auch bald die Dächer der Geitauer Alm sehen. Die Alm hat im Winter leider geschlossen. (Im Sommer gibt es hier Milch, Butter und Käse direkt von der Alm.) Die Alm lässt Du aber ohnehin links liegen.
Steige weiter geradeaus auf – bald schon erblickst Du den Firnhang, den es bei der Abfahrt zu genießen gilt. In Kehren arbeitet man sich bis zum Kamm hoch. Hier hast Du einen tollen Panoramablick auf Kleinmiesing, Aiplspitz, Benzingspitz und Jägerkamp.
Wer früh genug dran ist, kann hier noch den Weg zum Gipfel mit kleinem Holzkreuz auf sich nehmen.
Ggf. muss man die Ski irgendwann abschnallen und die letzten Meter zu Fuß weiter. Wer eher knapp dran ist, sollte lieber direkt umrüsten auf Abfahrt, um den Firn nicht zu verpassen – es wäre zu schade! Denn nun folgen knapp 350 Höhenmeter Firnabfahrt.
Mit etwas Glück findest Du eventuell auch noch ein paar Schattenflecken mit Pulverschnee vor. Dafür hältst Du Dich am besten nach den ersten 100 Höhenmetern weiter rechts Richtung Geitauer Alm. Tipp: Gönn‘ Dir nach der lohnenswerten Gipfelabfahrt noch ein Päuschen in der Sonne, bevor es wieder in den Wald geht. Ab der Waldgrenze geht es mehr oder weniger – dem Schnee folgend – die Aufstiegsroute wieder hinunter.
- Ausgangspunkt: Mit der Bahn: Bahnhof Geitau (47°41’37.6″N 11°58’01.1″E) | Mit dem PKW: Wanderparkplatz Geitau (47°41’13.5″N 11°57’32.2″E)
- Höhendifferenz: 800 Hm
- Länge: 9 km vom Bahnhof | 8 km vom Wanderparkplatz zum Gipfel
- Aufstiegsdauer: 1,5 bis 2 Stunden
- Schwierigkeit: leicht; recht kurze und nur auf den allerletzten Höhenmetern etwas steilere Tour (Hangneigung ~30° bei guter Routenwahl); Abfahrt durch den Wald erfordert angemessenes skifahrerisches Können; für etwas fortgeschrittenere Anfänger geeignet
- Wichtig: Beachtung der Lawinengefahren!
Franzi Uebersezigs Tipp: Bike & Ski auf die Hocheisspitze
Der Gipfel der Hocheisspitze liegt genau auf der deutsch-österreichischen Grenze und ist eher unbekannt. Das liegt vor allem am Ruhm seines Nachbarn, dem Gebirgsstock des Watzmann. Nichtsdestotrotz ist die Hocheisspitze ein imposanter Gipfel, der mit einem Wahnsinnausblick auf den König und die unglaublich schöne Berglandschaft im Nachbarland Österreich besticht.
Franziska Uebersezig
Franziska Uebersezig
Tourenbeschreibung
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Los geht’s am besten im Frühjahr, wenn die Straße im Nationalpark Berchtesgaden schon frei ist und man sich dank Radl ca. 6,5 Kilometer an einfacher Strecke zu Fuß spart. Und auch mit dem Rad solltest Du früh genug starten, denn der Weg ist lang.
Den Drahtesel kannst Du nach der entspannten Anfahrt mit ca. 300 Höhenmetern an der Bindalm stehen lassen und dann den Weg auf den Brettern fortführen. Kurz der Forststraße folgend, zweigt man dann an einer Lichtung links auf den Sommerweg ab und schlängelt sich durch den Wald und durch ein lichtes Latschenfeld hoch auf die nächste Talstufe Richtung Hintereiskar. Dort angekommen, wirst Du zum ersten Mal die beeindruckenden Wände des Bergmassivs links und rechts wahrnehmen. Ganz hinten lässt sich bereits das Tagesziel erkennen und macht Mut den Weg fortzusetzen.
Aber jetzt heißt es erst einmal ein bisschen verschnaufen, denn in diesem stolzen Bergpanorama führt die Tour durch flaches Gelände weiter Richtung Talschluss. Auf einer Höhe von 2.100 Metern wird es langsam etwas anspruchsvoller. Umgehe die steile Felsstufe direkt vor Deiner Nase, um danach im 40° steilen Gelände in die markante Scharte rechts unterhalb vom Gipfel zu queren.
Dort angekommen, wirst Du mit dem Blick zum berühmten Nachbarn belohnt. Fast geschafft! Hier bietet sich das Ski-Depot super an, um dann die letzten 30 Höhenmeter zu Fuß in sehr leichter, aber dennoch luftiger Kletterei zu erklimmen.
Oben wartet ein kleines Gipfelkreuz aber dafür ein gewaltiger Ausblick, der jeden noch so müden und kaputten Tourengeher staunen lässt.
Und auch wenn es noch so schön ist, muss irgendwann der Heimweg angetreten werden. Aber bei lässigen Firnverhältnissen, kannst Du Dich darauf besonders freuen! 1.500 Höhenmeter Abfahrt stehen bevor – es hat sich also richtig gelohnt!
- Ausgangspunkt: Parkplatz des Nationalparks Berchtesgaden am Hintersee
- Höhendifferenz: 1.700 Hm
- Länge: 12.5km vom Parkplatz zur Hocheisspitze
- Aufstiegsdauer: ca. 3,5 – 4 Stunden
- Schwierigkeit: anspruchsvoll – nur für geübte Tourengeher
- Hinweise: Aufgrund der Länge, der Steilheit im letzten Viertel und der Ausgesetztheit am Gipfel ist die Tour nur für geübte und erfahrene Skitourengeher geeignet. Bitte auch die Lawinensituation, gerade im oberen Teil der Tour, beachten!
Martin Bachmeiers Tipp: Skitour auf den Jägerkamp
Gerade für unerfahrenere Skitourengeher eignet sich das Gebiet rund um den Spitzingsee für erste Tourenausflüge abseits der Piste. Der Aufstieg zum Jägerkamp erfolgt anfangs über die ehemalige Piste der Taubensteinbahn. Ab der Schönfeldhütte kommst Du jedoch in den Genuss einer landschaftlich wunderschönen Aufstiegsroute.
Aufgrund der Einfachheit, des landschaftlichen Genusses und der bei guter Spurenwahl geringen Lawinengefahr zählt die Skitour zum Jägerkamp zu einer meiner Lieblingstouren, die sich auch mal schnell an einem Vor- oder Nachmittag machen lässt.
Thomas Kleinert
Martin Bachmeier
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Los geht’s am Parkplatz der Taubensteinbahn. Von dort aus orientierst Du Dich an der ehemaligen Skipiste der Taubensteinbahn. Die Taubensteinbahn hat seit geraumer Zeit den Winterbetrieb eingestellt, sodass das gesamte Gelände den Skitourengehern zur Verfügung steht. Gleich zu Beginn der Tour kannst Du zwischen zwei Aufstiegsvarianten entscheiden.
Entweder folgst Du der Aufstiegsspur links neben der Piste (Skibergsteigen umweltfreundlich) oder Du hältst Dich rechts und steigst über die ehemalige Piste auf. Nach etwa 20 Minuten treffen die beiden Aufstiegsrouten wieder aufeinander. Nun leicht links halten (nicht Richtung Taubenstein) – es geht von der Piste weg. Die Aufstiegspur verläuft entlang des Waldrandes bis zur Schönfeldalm. Geh‘ in einem leichten Linksbogen hinter der Schönfeldhütte vorbei und weiter Richtung Obere Schönfeldalm.
Achtung: Links von der Route befindet sich der oft überwechtete und lawinengefährdete Hang des Wilden Fräulein. Wenn möglich sollte man diesen Bereich mit dem größtmöglichen Abstand zügig umgehen! Bei guter Sicht kannst Du nun am oberen Rand des großen Kessels das Gipfelkreuz des Jägerkamp erkennen.
Ab jetzt links halten – zunächst auf einen markanten Felsaufbau zu, den Du anschließend rechts liegen lässt und in Spitzkehren durch die Bäume aufsteigst. Du passierst eine kurze Ebene, lässt Wald und Felsen hinter Dir und biegst nun links ab in Richtung Benzigspitz.
Im Winter ist der Gipfelbereich der Benzingspitze Wildschutzgebiet und es herrscht Betretungsverbot – halte so weit wie möglich Abstand zum Gipfel und quere zum Jägerkamp hinüber.
Kurz vor dem Gipfelkreuz wird es dann nochmal etwas steiler. Dafür wirst Du am Gipfel von einem einzigarten Rundumblick – unter anderem auf Wendelstein, Aiplspitz, Risserkogel und Guffert – entlohnt.
Für die Abfahrt folgst Du zunächst ein Stück der Aufstiegsroute, biegst dann allerdings nicht wieder rechts in den Wald ein sondern hältst Dich links an einem Sattel, von welchem Du die Schnittlauchmoosalm erkennen kannst. Über schöne freie Hänge geht’s nun hinunter zum See unterhalb der Schönfeldhütte. Hier links Richtung Rauhkopfhütte und der Forststraße folgen zurück zur ehemaligen Skipiste.
- Ausgangspunkt: Talstation Taubensteinbahn
- Höhendifferenz: 680 hm
- Länge: ca 4,5 km einfach
- Tipp: Wenn Du noch fit bist, kannst Du an der Schnittlauchmoosalm wieder auffellen und auf das Tanzeck steigen.
- Dauer: ca. 3 Std.
- Schwierigkeit: Leichte, schöne Tour für alle die sich das erste Mal ins freiere Gelände trauen.
Melanie Knollmanns Tipp: Skitour Risserkogel/Plankenstein-Reibn
Das Gipfelduo Plankenstein und Risserkogel liegt im Süden des Tegernsees und bietet im Winter eine sehr abwechslungsreiche Skitour in den Bayerischen Voralpen. Was diese Tour besonders charmant macht: Es ist eine Rundtour, bei der man anders aufsteigt als man abfährt und auf diese Weise mit sehr unterschiedlichen Ausblicken belohnt wird.
Melanie Ordnung
Melanie Ordnung
Tourenbeschreibung
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Vom Parkplatz folgst Du der noch recht flachen Forststraße durch den Wald. Wenn Du nach etwa 100 Höhenmetern ins Freie kommst, halte Dich links und steig‘ Richtung Sieblialm bzw. Riedereckalm auf. Weiter geht’s am Schreistein vorbei zum Riederecksattel, wo der erste beeindruckende Ausblick auf die beiden ungleichen Gipfel wartet. Hier solltest Du abfellen und eine erste kleine Abfahrt zum Riederecksee genießen. Halte Dich dabei links vom See und orientiere Dich in Richtung Kar, das von den beiden Gipfeln eingerahmt wird.
Nun geht’s hinauf zum Plankensteinsattel. Der steilste Abschnitt kostet Kraft, ist aber gleichzeitig der schönste, denn man hat eine beeindruckende Felslandschaft vor Augen: Auf der rechten Seite der Plankenstein mit seinen detailreichen Felsstrukturen – die steilen Zacken lassen vom Klettern im Sommer träumen! Auf der linken Seite der Risserkogel mit seinem imposanten Buckel. Der Plankensteinsattel bildet mit seinen 1.687 Metern den höchsten Punkt dieser Skitour.
Oben angekommen, solltest Du den Blick unbedingt nochmal zurück schweifen lassen, bevor Du Dich auf die andere Seite des Sattels begibst. Für die Abfahrt fährt man vom Sattel nach Westen ab, Richtung Röthenstein und dann auch an der Röthensteinalm vorbei. Im flacheren Teil so weit rechts wie möglich halten. Orientiere Dich anschließend am Schiffbach, bis Du wieder bei der Abzweigung ankommst, bei der Du am Anfang links abgebogen bist. Zum Schluss geht’s entlang der Forststraße und durch den Wald zurück zum Parkplatz.
- Ausgangspunkt: Vom Tegernsee nach Rottach-Egern und von dort der Mautstraße folgen Richtung Sutten, dort findet sich der Parkplatz Hufnagelstube (Achtung: Auf Google Maps heißt der Parkplatz „Kistenwinterstube„).
- Höhendifferenz: 750/800 Hm
- Länge: 5-6 km vom Parkplatz bis zum Plankensteinsattel
- Aufstiegsdauer: 2-2,5 Stunden
- Schwierigkeit: Leicht bis mittel: Die Tour ist für alle Skitourengeher geeignet, die bereits etwas Erfahrung im freien Gelände und guten Orientierungssinn haben. Die Abfahrt ist eher einfacheres Skigelände, das gut zu bewältigen ist.
- Tipp: Wer noch Zeit und Energie hat, kann der Tour auch noch weitere Abstecher beispielsweise zum Röthenstein, Grubereck oder auch dem Setzberg hinzufügen. Die Tour lässt sich übrigens in beide Richtungen begehen.
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