Kannst Du Dich noch erinnern? Schwer liegt sie auf Dir. Ihr Gewicht drückt Dich ein Stück mehr in die alte Matratze. Sie kratzt ein bisschen am Hals. Die Pfeile verraten Dir, wo Dein Kopf hingehört und wo Deine Füße. Du machst die Augen zu und hoffst, dass Dein Vorgänger Dank der Pfeile seine Füße am gleichen Ende hatte wie Du. Die Wolldecke auf der DAV-Hütte. In Kombination mit meinem guten alten Leinen-Schlafsack – klein, leicht – ein unschlagbares Dream-Team.
Die Kriterien für einen „Corona-Hüttenschlafsack“
Mountain Equipment
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Dann kam Corona. Auf der Packliste für Hüttenübernachtungen steht ab jetzt: Eigenes Kissen, eigenes Laken und ein wärmender Schlafsack, da es keine Decken mehr gibt. Das Dream-Team hat also ausgedient. Welchen Schlafsack soll ich denn dann mitnehmen? Ratlosigkeit. Googlen. Überall das gleiche Problem: Entweder er ist zu groß und zu schwer, oder zu kalt. Jetzt liegt also der Transalp von Mountain Equipment vor mir. Aus den Problemen ergeben sich die Kriterien.
- Er muss leicht sein. Auf das Gewicht meines Leinenschlafsacks mit unschlagbaren 292 Gramm wird er es zwar nicht bringen, aber immerhin muss er auch wärmer sein.
- Er muss sich gut verstauen lassen. Egal ob Tagesrucksack, Trekkingrucksack oder Radtaschen.
- Er muss warm genug sein, um ohne zusätzliche Decken auf Hütten auszukommen. Auch die ein oder andere Sommernacht im Caddy oder Zelt will ich damit verbringen können.
Die Fakten zum Transalp Hüttenschlafsack
Der Transalp kommt mit Hülle auf exakt 456 Gramm und ist damit nur 164 Gramm schwerer als mein Leinen-Hüttenschlafsack. Das kann ich verkraften, denke ich. Wichtig ist mir das Packmaß. Denn gerade bei Touren mit einer Übernachtung, bei denen ich nur meinen 25 Liter Rucksack dabei habe, ist nicht mehr arg viel Platz. Es freut mich, dass zwischen dem Hüttenschlafsack und dem Transalp nicht viel Unterschied ist. Das geht sich aus im Rucksack, ich hab’s getestet und für gut befunden. Okay, der Hüttenschlafsack hat eine Kastenform und der Transalp ist ein Mumien-Schlafsack. Das stört mich aber nicht, da ich nicht so viel Beinfreiheit brauche. Daumen hoch für das Packmaß des Transalp!
Lena Starkl
Lena Starkl
Doch weil es keine zusätzlichen Decken mehr gibt, muss er ja auch wärmer sein als der Leinen-Schlafsack. Der Comfort-Bereich liegt hier bei 14 Grad. Comfort-Limit ist laut Mountain-Equipment bei 10 Grad erreicht wobei ich mich daran nie orientiere, da ich sehr schnell friere. Ich konnte ihn eine Nacht lang bei circa 15 Grad testen und das hat sehr gut gepasst. Wenn ich wüsste, dass es auf der Hütte viel kälter ist, würde ich eventuell noch einen dünnen Seidenschlafsack mitnehmen, mehr anziehen oder beides. Aber wärmer ist es mit den Wolldecken und dem Leinenschlafsack auf alle Fälle auch nicht. Daher ist der Transalp wirklich eine gute Lösung für dieses Problem.
Wärmeleistung und Füllkraft
Und für alle, die die Wärmeleistung gerne noch etwas technischer erklärt haben wollen: Die Angabe 600+ auf dem Schlafsack bezieht sich auf die Bauschkraft oder Füllkraft der Daune, die in cuin (Kubikzoll) angegeben wird. Je höher der cuin-Wert, desto besser ist die Wärmedämmung im Verhältnis zu Volumen und Gewicht. Aber natürlich auch desto teurer. Um diese Angabe etwas einschätzen zu können: Ab 800 cuin spricht man von einer Expeditions-Daune. Enorme Bauschkraft bei bestem Gewicht- Wärmeverhältnis. Die Angabe 80/20 auf dem Schlafsack sagt mir, dass 20 Prozent Kleinstfedern von Enten enthalten sind. 80 Prozent der Füllung besteht aus Daune. Je höher der Daunenanteil desto hochwertiger und teurer. Soweit der kurze Technik-Exkurs.
Ausstattung des Mountain Equipment Transalp
Mountain-Equipment hat den Transalp von der Ausstattung her tatsächlich an einen Hüttenschlafsack angepasst. Cool finde ich das „Kissenfach“. So kann ich mir auch den Kopfkissenbezug, der seit Corona auf manchen Hütten gefordert wird sparen. Die Kapuze ist außerdem per Kordelzug anpassbar.
Lena Starkl
Lena Starkl
Es gibt den Schlafsack aktuell in zwei Längen: Regular und Long. Ich bin 170 cm groß und habe ausreichen Platz in der Regular-Variante. Diese geht laut Hersteller bis 185 cm. Die Long-Variante geht bis 200 cm.
Den Reißverschluss (zwei Wege) gibt es aktuell nur auf der linken Seite, was für mich als Rechtshänderin gut passt. So kann ich ihn nämlich, wenn ich drinnen liege mit der rechten Hand bequem öffnen und schließen. Er geht gut von unten nach oben durch – ohne dass was zwickt. Entlang des Reißverschlusses ist innen eine Abdeckleiste, sodass die Wärme drinnen und die Kälte draußen bleibt. Das Kopfende umschließt eine kleine Stofflasche. Dann stört der kalte Reißverschluss nicht im Gesicht.
Transportiert wird der Transalp unterwegs im kleinen zugehörigen Beutel. Für das Aufbewahren zu Hause ist der luftige, rote Sack im Lieferumfang inbegriffen. Von der Ausstattung her gibt es nichts, was mir beim Transalp fehlt.
Das Material des Transalp
Als Outdoor-Sportlerin ist mir Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen. Daher finde ich es super, dass Obermaterial und Lining recycelt sind. Außerdem ist es dicht – bisher ist noch keine Feder entwichen. Apropos Federn. Die sind leider nicht recycelt. Schade, denn bei allen „Earthrise Produkten“ macht Mountain Equipment nämlich genau das: Daune aus alten Produkten entnehmen, aufbereiten und für neue Produkte verwenden. Aber da nur ein sehr geringer Teil der alten Daunen den hohen Anforderungen im Outdoor-Bereich entspricht, kann ich mir vorstellen, dass das für den Transalp vermutlich nicht möglich war. Trotzdem ist natürlich auch der Transalp Down-Codex zertifiziert. Das bedeutet, ich kann mir sicher sein, dass bei der Gewinnung der Dauen für meinen Schlafsack auf Tierschutz und artgerechte Tierhaltung geachtet wurde. Zum Beispiel wurden die Gänse nicht lebend gerupft. Wo die Daunen für den Schlafsack herkommen, kann ich mit der angegebenen Nummer nachprüfen.
Lena Starkl
Fazit zum Transalp
Dieser Sommer wird gut mit dem Transalp. Ich freu mich schon drauf. Der klassische Hüttenschlafsack hat in meinen Augen durch diese Alternative von Mountain Equipment ausgedient. Er macht einfach kaum einen Unterschied in Packmaß und Gewicht und ist trotzdem so viel wärmer. Natürlich ist der preisliche Unterschied zwischen Leinenschlafsack und Transalp, der knapp 150 Euro kostet, schon größer. Wer öfter mit kleinem Gepäck unterwegs ist, für den lohnt sich diese Investition aber auf alle Fälle.
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