Die stille Bergidylle ist nicht das erste Bild, das einem durch den Kopf schießt, wenn man an den Türkei-Urlaub denkt. Im Wochentakt wird die touristische Monokultur an der Mittelmeerküste bei Alanya mit ewig sonnenhungrigen Urlauberströmen genährt. An der Türkischen Riviera ist Otto-Normal-Pauschaltourist stets präsent, nicht zuletzt dank All-Inclusive-Angeboten und von den Veranstaltern gecharterten Billigfliegern.
Zumindest über letztere freuen sich auch naturbewusste Wanderer und Kulturreisende. Denn – und das ist immer noch weithin unbekannt – im Schatten von Bettenburgen und Strandurlaub sind exzellente Angebote für Naturliebhaber, individualistische Entdecker und sportbegeisterte Trekker und Mountainbiker entstanden – oft nur einen Steinwurf entfernt.
Den Grundstein zur Trekkingdestination Türkei wurde mit dem Lyrischen Weg gelegt. Der etwa 500 Kilometer lange Kulturwanderweg nimmt seinen Anfang nahe des Touristenzentrums Antalya und führt entlang von feinsandigen Stränden, himmelhoch aufragenden Klippen und pittoresken Bergdörfern stets in Meeresnähe bis zum sympathischen Städtchen Fettige. Der Weg wurde 1996 von Kate Clow ins Leben gerufen, einer mittlerweile 65 Jahre alten Dame, die man getrost als Mutter des Trekking in der Türkei bezeichnen darf. Immer noch ist Kate höchst aktiv beim Erschließen neuer Routen und begleitet eine Vielzahl von Projekten, die in den Folgejahren von Individualwanderern und Reiseveranstaltern mit Leben gefüllt werden – zum Beispiel auch im Pontischen Gebirge an der Schwarzmeerküste.
Trekking auf alten Pfaden: Kulturrouten in der Türkei
Das Leitmotiv von Kates Arbeit sind stets die Wege an sich. Alte Wege wohlgemerkt. Alle der mittlerweile 17 Routen, die vom Sultans Trail in Thrakien bis zum Ararat-Trek im Osten reichen, folgen traditionsreichen – ja oft uralten – Pfaden. Ob Pilger, Missionare, Händler oder Armeen – die Wanderer sind beileibe nicht die ersten, die sich durch die türkische Bergwelt, durch anatolische Weiten, einsame Steppen und wilde Täler schlagen.
Jedem der Wege liegt ein Motiv, ein den Routenverlauf bestimmendes Leitthema zu Grunde. So zeichnet der Evliya-Celebi-Weg die Pilgerreise des osmanischen Gelehrten Evliya auf seinem Weg nach Mekka nach. Der Paulusweg orientiert sich am historischen Weg des Apostel Paulus, der auf seinem Weg nach Antiochia das gewaltige Taurusgebirge von Süd nach Nord durchquert hat. Der Sultans Trail wiederum thematisiert den Heeresweg des osmanischen Sultans nach Westen, der schließlich mit der Belagerung Wiens endete.
Trekkingrouten im Überblick
Kein Wunder also, dass Kate Clow und ihre zahlreichen Mitstreiter ihre Wege Kulturrouten nennen. 2012 haben sich mehrere Begründer von Wanderwegen, Reiseveranstalter und Pensionsbetreiber zum Verband der Kulturrouten zusammengeschlossen. Die Website des Verbands ist erste Anlaufstelle für Trekker in der Türkei. Der Verband berät Individualwanderer, vermittelt aber auch geführte Touren und Reisen von lokalen und ausgewiesen fachkundigen Veranstaltern. Weitere Infos auf www.cultureroutesinturkey.com.
Alles für die Trekking-Tour gibt’s natürlich bei Bergzeit: