Die einen schwören auf ihre alte, verbeulte Edelstahlflasche. Andere greifen lieber zum Schlauch und trinken direkt aus ihrer in den Rucksack integrierten Trinkblase. Beides hat seine Berechtigung: Hier verraten wir Dir die Vor- und Nachteile beider Systeme für den Outdoorsport.
1. Trinkflaschen
Flasche ist nicht gleich Flasche. Die alte Alu-Flasche hat ausgedient, mittlerweile sind Edelstahl und verschiedene Kunststoffe die bessere Wahl. Hier ein kurzer Überblick über verschiedene Trinkflaschen-Typen und wann welche Sinn machen.
Welches Trinkflaschen-Material?
- Edelstahl: Geschmacklich und in punkto Hygiene sind Edelstahlflaschen der Goldstandard. Sie dürfen in die Spülmaschine, sind komplett geschmacksneutral, dazu sehr robust und zu 100% frei von Mikroplastik. Es gibt sie einfach oder doppelwandig mit Vakuumisolierung, damit Warmes länger warm und Kühles länger kühl bleibt. Dafür sind sie einen Ticken schwerer und etwas unhandlicher.
- Kunststoff: Auf Flaschen aus Hartplastik (meist Tritan) trifft vieles von dem zu, was vorher zu Edelstahlflaschen gesagt wurde. Auch bei ihnen schmeckt man kein Plastik, sie sind sehr robust, können in den Spüler, dabei sind sie aber etwas leichte, als Edelstahlflaschen.
- Softflasks: Wenn du gerne klein und leicht unterwegs bist, sind Softflasks, also Flaschen aus weichem Plastik, eine gute Lösung. Leergetrunken nehmen sie kaum Volumen im Rucksack weg, dazu wiegen sie häufig nur wenige Gramm. Es gibt sie von 150 ml bis zu 3 Liter oder mehr. Wenn du mit mehreren kleinen (500 ml) Flaschen unterwegs bist, kannst du sie gut im und am Rucksack verteilen, wodurch du immer eine griffbereit hast und das Gewicht gleichmäßig verteilt ist. Softflasks neigen allerdings dazu, eher mal einen Plastikgeschmack zu haben.
Welche Trinkflasche für welchen Sport?
Bei gemütlichen Wanderungen bevorzuge ich nach wie vor die Edelstahlflasche. Ich mag die Haptik und das Trinkgefühl. Ich mag sogar die vielen Beulen, die meine Flasche von den vielen Touren mitgenommen hat und ihr einen besonderen Charakter verleihen. Im Winter oder an ganz heißen Tagen bin ich auch gerne mit den doppelwandisolierten Flaschen unterwegs.
Bergzeit
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Für schnelle und anstrengendere Touren, aber auch fürs Trailrunning bevorzuge ich die Softflasks. Ich habe gerne 2 bis 4 Flaschen mit 500 ml bei mir, denn die passen in die Schulterträgertasche meiner Laufweste und ich kann einzelne Flaschen mit Elektrolytgetränken vorbereiten.
Welche Trinkflasche hält Kohlensäure?
Wer auf Sportgetränke mit Kohlensäure steht, sollte zu einer Edelstahlflasche greifen – am besten mit Schraubverschluss. Kunststoff-Trinkflaschen oder Softflasks solltest Du nicht mit kohlensäurehaltigen Getränken befüllen – hier besteht „Explosionsgefahr“!
2. Trinksystem
Der Wassersack mit Schlauch – besser gesagt das Trinksystem – ist mittlerweile keine neue Innovation mehr. Die einen lieben es, andere können damit nichts anfangen. Wenn Du selbst noch nicht weißt, wo Du stehst, hier die wesentlichen Vor- und Nachteile.
Bergzeit
Rucksack mit Trinksystem: Die Vorteile
- Verschiedene Größen von 1 bis 3 Liter erhältlich: Damit hast du immer ein gutes Reservoire an Trinkbarem dabei.
- Lage im Rucksack: Wasser ist meist das Schwerste, das du trägst. Das Trinksystem liegt in der Regel in einem Fach direkt am Rucksackrücken, dadurch ist der Schwerpunkt dicht bei dir.
- Der schnelle Schluck zwischendurch: Du hast den Schlauch des Trinksystems direkt am Schulterträger deines Rucksacks fixiert, dadurch kannst du jederzeit und ohne großen Umstand einen Schluck nehmen.
- Leichte Reinigung von Trinksystemen: Anders, als du vielleicht annimmst, lassen sich moderne Trinksysteme sehr einfach reinigen. Durch die große Öffnung mit Schieberegler kommst du gut in die Trinkblase. Viele Trinkblasen kannst du sogar auf Links drehen.
Mehr zur Reinigung der Trinkblase und auf YouTube. - Einfaches Handling: Durch die große Öffnung und den abnehmbaren Schlauch mit sich selbst verriegelnder Trinkblase sind die Systeme einfach zu bedienen. Dazu gibt es praktische Accessoires, wie Magnetclips, um den Schlauch einfacher am Schulterträger zu befestigen, und Isolationsüberzüge für Schlauch und Blase.
Valentin Rapp
Valentin Rapp
Rucksack mit Trinksystem: Die Nachteile
- Wieviel habe ich denn noch? Bei einem Trinksystem verlierst du schnell den Überblick, wieviel Wasser du noch hast und ob es Zeit wird nachzufüllen.
- Das Nachfüllen: Trinkst du die Blase leer, sackt der Rucksackinhalt in sich zusammen und nimmt den Platz der Blase ein. Wenn du sie nun aus dem Rucksack nimmst, um sie aufzufüllen, ist es gerade bei vollgepacktem Rucksack schwer, sie wieder in ihr Fach zu bekommen.
- Geschmack: Okay, dieser Punkt ist … Geschmacksache. Wenn du sehr sensible Geschmacksknospen hast, kann es sein, dass du immer noch einen leichten Plastikgeschmack wahrnimmst. Obwohl aktuelle Trinksysteme hier schon deutliche Fortschritte gemacht haben und sehr neutral sind.
- Vorsicht mit dem Schlauch: Bei Hitze wird das Wasser im Schlauch schnell brühwarm, bei Kälte friert es dort gerne mal ein. Deshalb am besten immer nach dem Trinken, das Wasser im Schlauch zurück in die Blase pusten.
Trinksysteme bzw. Trinkblasen entdecken
Zum Shop3. Video: Trinkflasche oder Trinksystem?
Vor- und Nachteile im Überblick
4. Trinksystem oder Trinkflasche – was ist besser für Dich?
Die Antwort ist einfach: Beides. Gerade wenn Du eine längere Tour an einem heißen Tag unternimmst und nicht weißt, ob du unterwegs Wasser nachfüllen kannst, ist es durchaus sinnvoll, ein Trinksystem als Wasserreserve dabeizuhaben. Ich selbst packe mir gerne eine eher kleinere 1,5-Liter Trinkblase in den Rucksack. Mit ihr riskiere ich nicht, zu viel Wasser zu lange bergauf und bergab schleppen zu müssen, habe aber immer einen guten Grundstock bei mir. Gleichzeitig packe ich dann aber auch immer noch eine (oder mehrere) Trinkflaschen ein. Auf gemütlicheren Wanderungen sind das wie gesagt die Edelstahlflaschen, bei Trekkingtouren und beim langen, schnellen Hiking die Softflasks.
5. Fazit: Trinkflasche oder Trinksystem?
Anstatt Dich für das eine und gegen das andere zu entscheiden, ist es viel besser, Trinkflaschen und Trinksystemen eine friedliche Co-Existenz zu geben. Denn beide haben ihre Vorteile, die Du sehr gut miteinander verbinden kannst, um unterwegs immer bestens erfrischt zu bleiben.