Der Gedanke hinter dem Ultraleichtwandern ist einfach. Das reduzierte Gewicht belastet den Körperapparat wesentlich geringer. Dadurch ist es möglich bequemer, schneller und weiter zu wandern als mit „normalem“ Gewicht. Unter bestimmten Voraussetzungen ist man sogar sicherer unterwegs.
Bergzeit
Die meisten Wanderer sind mit einem Basisgewicht von ca. 10 – 15 Kilogramm und mehr unterwegs. Zum Basisgewicht zählt man dabei im Allgemeinen das gesamte Rucksackgewicht, abzüglich Verbrauchsgüter wie Nahrung, Brennstoff und Wasser. Laut Definition beginnt Ultraleicht (UL) Trekking unterhalb einem Basisgewicht von ca. 5 Kilogramm. Unterhalb von einem Basisgewicht von 2,5 kg spricht man von Super-Ultralight (SUL) Trekking. Allerdings bleibt dieser Bereich nur absoluten Freaks und Spezialisten vorbehalten.
So näherst Du Dich dem Ultraleicht Trekking
Viele UL-Trekker haben „normal“ begonnen und erst nach und nach ihre Trekking Ausrüstung mit steigender Erfahrung reduziert. Dabei reicht es bei weitem nicht, sich blindlings die leichteste Ausrüstung zu besorgen, die der Markt anbietet. Eigene Erkenntnisse, das Wissen um die persönlichen Fähigkeiten, gewinnen immens an Bedeutung. Du solltest Deinen Körper gut kennen und wissen, was Du ihm zumuten kannst. UL Trekking bewegt sich am Rande des technisch Machbaren, darüber solltest Du Dir im klaren sein. Den Willen die eigene Ausrüstung immer weiter zu reduzieren, kommt dann meist automatisch nach Jahren der Plackerei mit einem schweren Rucksack.
Wie Du beim Ultraleichtwandern Gewicht sparst
Das Absägen des Zahnbürstenstiels oder das Abschneiden der Etiketten von Deiner Bekleidung steht ganz am Ende, nicht am Anfang. Am einfachsten sparst Du Gewicht durch Weglassen! Jeder Gegenstand, der mit auf Tour kommt, wird unter die Lupe genommen. Wann habe ich den Artikel das letzte Mal benutzt? Ist er wirklich nötig, oder kommt er nur mit weil noch Platz im Rucksack ist? Ist es sinnvoll, zwei Paar Hosen und Pullis mitzunehmen? Meist reicht eine Wechselgarnitur aus, unterwegs waschen ist so oft leichter. Oft hilft schon ein kleinerer Rucksack, welcher einen wegen seines geringeren Volumens zum Überlegen beim Packen zwingt.
„Multiuse“ bekommt eine Bedeutung. So wird schon mal die Regenhose am Tage getragen, wenn die Trekkinghose auf der Leine trocknet. Nicht dem Sparzwang zum Opfer fallen, darf sicherheitsrelevante Ausrüstung wie z.B. das Medi-Kit, auch wenn dieses in den seltensten Fällen zum Einsatz kommt.
Eine genaue Tourenplanung kann ebenfalls dazu beitragen, Gewicht zu sparen. Oftmals ist es nicht nötig drei bis vier Liter Wasser den ganzen Tag zu tragen. Ein leichter Filter oder ein Steripen zur Wasserdesinfektion mittels UV-Licht wiegt wesentlich weniger und lässt einen unterwegs gefundenes Wasser trinkbar machen. Aber auch das Beobachten des Wetterberichts oder die Beschaffenheit der Wege gehören zur Planung dazu, ebenso wie die Unterkunfts- und Verpflegungsplanung.
Hast Du all diese Möglichkeiten ausgereizt, musst Du Dich damit auseinandersetzen, Teile der Ausrüstung gegen leichtere zu tauschen. Am effektivsten Gewicht sparen, kannst Du bei den großen Vier. Sie bieten die schnellste Möglichkeit sein Packgewicht zu reduzieren:
- Rucksack
- Zelt
- Schlafsack
- Isomatte
Bergzeit
Gute Planung ist das A und O!
Wetterbericht
Ob Tages- oder Mehrtagestour, ein Blick in den Wetterbericht lohnt immer. Vertraust Du den Meteorologen, brauchst Du nicht für jede Eventualität Klamotten einpacken. Warum eine Hardshelljacke und eine dicke Isolationsschicht mitnehmen, wenn für das Wochenende, an dem Du unterwegs bist, sonnige 25° C vorausgesagt sind?
Wegbeschaffenheit
In ähnlichem Maße gilt das für die Wegbeschaffenheit. Wenn Deine Tour Dich meist über sanfte Waldwege und einfache Steige führt, dann lohnt sich der Griff zu einem leichten Multifunktions– oder Trailrunningschuh. Du glaubst nicht, was ein paar hundert Gramm, die Du an den Füßen einsparst, für einen Komfortzuwachs bedeuten. Apropos Komfort, der Wunsch nach einem langen Tag in ein Paar Hüttenschuhe zu steigen, ist mit so einem sportlichen Schuh viel geringer, weshalb Du die Hüttenschuhe auch gleich zuhause lassen kannst.
Übernachtungsmöglichkeit
Gerade bei mehrtägigen Abenteuern kommt der Planung noch eine größere Rolle zu. Wetterbericht und Infrastruktur haben einen großen Einfluss darauf, wo Du schläfst. Gerade bei Hüttenübernachtungen fällt viel Equipment weg. Wenn Du dagegen planst, draußen zu übernachten, reicht Dir in einer milden, trockenen Woche auch super ein Tarp oder Du verzichtest ganz auf eine Überdachung und schläfst in einer Hängematte mit Moskitonetz. Wichtig dabei nur: Erkundige Dich vorher, wo das Übernachten erlaubt ist.
Verpflegung
Ähnlich verhält es sich bei der Verpflegung und gerade hier hast Du eines der größten Einsparpotenziale. Wenn Du Essen und Wasser für mehrere Tage schleppen musst, kommt schnell ganz schön was zusammen. Deshalb macht es Sinn, vorher zu planen, wann Du wo Nahrung nachkaufen kannst (Öffnungszeiten und Feiertage nicht vergessen). Das gilt in gleichem Maße für Dein Trinken: Schau Dir an, wo Du unterwegs auf Bäche, Brunnen etc. triffst und wie zuverlässig sie zu Trockenzeiten sind. Für das Wasser empfehle ich außerdem immer einen Filter dabeizuhaben. So kannst Du auch unbedenklich Dein Trinken aus wenig vertrauenerweckenden Quellen holen.
Rucksack richtig packen
Eine einfache Packregel lautet: Räume alles zusammen, was Du glaubst zu brauchen, lasse die Hälfte weg und Du hast immer noch zu viel dabei. Auch wenn es kleinkariert klingt, lege jedes Teil, das Du einpacken willst auf die Waage und trage das in eine Excelliste ein – dadurch findest Du schnell heraus, was wirklich an Gewicht auf Dich zukommt. Wiege wirklich jedes Teil, auch die Kosmetika, den Geldbeutel, Handy, Ladekabel usw., denn gerade das vermeintlich vernachlässigbare Zeug vergisst man gerne mit einzuberechnen.
Kleidung
Das kommt jetzt eigentlich alles in den Rucksack? Neben dem Gewicht achte ich bei allem, was ich einpacke, auf möglichst multifunktionelle Lösungen und kleines Packmaß. Statt zwei T-Shirts und eines Longsleeves packe ich lieber nur die zwei T-Shirts und Armlinge ein. Das erfüllt den gleichen Zweck, ich kann schneller auf Temperaturänderungen reagieren und spare sogar noch einige Gramm. Je nach Tour und Jahreszeit funktioniert das auch mit kurzen Hosen und Beinlingen.
Insgesamt vertraue ich durchweg auf schnell trocknende Kleidung, die idealerweise geruchsneutralisierende Eigenschaften mitbringt. So kann ich immer einen Satz Klamotten am Abend durchwaschen, während ich den frischen Satz Klamotten trage. Mit spezieller Outdoorseife kann ich nicht nur meine Kleidung, sondern auch mich und mein Geschirr waschen – und biologisch abbaubar ist sie noch dazu.
Bergzeit
Je nach Wetterbericht, Region und Jahreszeit lasse ich die Hardshelljacke häufig weg und nehme lieber einen wasserabweisenden Windbreaker mit. Der ist leichter, kleiner packbar und reicht meist komplett aus. Statt einer Fleecejacke packe ich eine Isolationsjacke ein, die ist meist sogar leichter, auf jeden Fall kleiner komprimierbar und bietet einen besseren Allwetterschutz.