Mit Wolkenkratzern aus Glas und Beton bietet „Mainhattan“ einen großstädtischen Reiz, doch die Skyline lässt sich von fern meist besser betrachten. In der Umgebung Frankfurts gibt es zahlreiche Naturschutzgebiete und hügelige Berge, sodass man als Wanderer die Qual der Wahl zwischen Rheinromantik, imposanten Burgen, pittoresken Fachwerkstädtchen und vielem mehr hat. Um die Entscheidung zu erleichtern, stellen wir hier fünf abwechslungsreiche Wanderungen rund um Frankfurt für die nächste Auszeit im Grünen vor.
Die folgenden Touren stammen aus dem Rother Wanderführer „Rund um Frankfurt“ von Gerhard Heimler und Thorsten Lensing. Der komplette Guide ist erhältlich in der Rother Touren App für Android und iPhone.
1. Wandern zum höchsten Punkt Frankfurts
Auf dem Quellen-Wanderweg über den Berger Rücken
Am Südhang des Berger Rückens im Frankfurter Nordosten gelangen bedingt durch den geologischen Aufbau des Berghanges zahlreiche Quellen an die Erdoberfläche. Manche von ihnen wurden als Mühlenantrieb genutzt, andere als Brunnen für die Trinkwasserversorgung, wieder andere bilden die Grundlage für die Entstehung von Feuchtbiotopen.
Der Quellen-Wanderweg folgt ihren Spuren vom Alteborn in Seckbach über den Lohrberg bis zum Schelmengraben in Bergen. Unsere Wanderung orientiert sich weitgehend an seiner Wegführung, macht aber noch, sozusagen als Zugabe, einen Bogen zur Berger Warte, dem höchsten topographischen Punkt des Frankfurter Stadtgebietes.
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Tourensteckbrief
Rother Bergverlag
Tourenbeschreibung
Von der Bushaltestelle „Budge-Heim“ folgen wir der Wilhelmshöher Straße einige Meter nach Osten und biegen bei erster Gelegenheit nach links in den Klingenweg ein. An der Kreuzung mit der Kirchgasse taucht sogleich die Markierung des Quellenweges auf – ein „wasserspeiendes GrünGürtel-Tier“ – und weist uns nach rechts in Richtung Bergen.
Kurz nach Erreichen der Ortsgrenze von Bergen lernen wir mit dem Judenborn die erste Quelle auf unserem Weg kennen. Danach überqueren wir die vielbefahrene Vilbeler Landstraße und halten uns auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig links. Bei der Straße »Am Rebenborn« rechts abbiegen und einfach immer dem „wasserspeienden GrünGürtel-Tier“ folgen.
Der Weg führt nun stetig den Berger Hang hinunter durch Gartenanlagen und Wiesengrundstücke, bis wir zum Naturschutzgebiet Enkheimer Mühlbach gelangen. Weiter hangabwärts passieren wir die sehenswerte Enkheimer Wassermühle und biegen danach in die Eselsgasse ein, die uns schließlich mitten hinein in den alten Ortskern von Enkheim mit vielen pittoresken Fachwerkhäusern und alten Gehöften leitet.
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
2. Wanderung in den Königsteiner Taunusbergen
Mittelalterliche Burgen und Ringwälle
Diese ausgedehnte, anspruchsvolle Wanderung in der Nähe Frankfurts führt entlang der stellenweise steil emporstrebenden Südosthänge des Taunus zu einem seiner höchsten und mit zwei keltischen Ringwällen umgebenen Berge – dem Altkönig! Den langen Anlauf dorthin säumen eine schön gelegene Burgruine, schroffe Felsformationen und stimmungsvolle Aussichtsplätze. Auf dem Rückweg lohnt eine Einkehr am Fuchstanz.
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Tourensteckbrief
Tourenbeschreibung
Heimler, Lensing
Vom Busbahnhof in der Stadtmitte von Königstein folgen wir der Markierung „schwarzes X“ zum Kurbad, hinter dem sich im Wald ein schmaler Pfad zu einem grandiosen Aussichtsplatz emporwindet. Die nächste Burgruine, die wir („schwarzem X“ durch den Wald folgend) nach einem knappen Kilometer erreichen, erweist sich zwar als deutlich überschaubarer als die Burg Königstein, ist jedoch nicht weniger eindrucksvoll – bietet sich von hier aus doch auch ein prächtiger Blick in die Ebene Richtung Frankfurt. Im Vordergrund ist die Burg Kronberg zu sehen.
Auf dem schroff abfallenden Felssporn befinden sich neben der Burgruine Falkenstein auch Reste der Burg Nürings aus dem 11. Jahrhundert. Im Ort Falkenstein halten wir uns zunächst zweimal rechts, bevor uns linker Hand die Markierung „schwarzer Punkt“ in den Debusweg leitet und anschließend im Wald bergan führt. Vorbei am Friedhof führt uns dieselbe Wegmarkierung nun auf immer schmaler werdenden Pfaden zum Viktoria-Tempel.
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Auf der anderen Seite führt der Weg nun weniger beschwerlich und viel aussichtsreicher talwärts und trifft in einer Spitzkehre auf die Markierung „gelber Balken“, der wir linker Hand zum Fuchstanz – Einkehrmöglichkeit – folgen. Mit „schwarzer Punkt“ geht es nun durch den lichten Mischwald zur unscheinbaren Schutzhütte Teno am Fuße des Glaskopfs.
Hier folgen wir der Widder-Markierung und knicken gleich am Anfang des Parkplatzes links ab (also nicht an der Hütte geradeaus weitergehen!). Nach etwa 800 m übernimmt am Kohlweg links die Markierung »schwarzer Balken«. Die wunderschöne Waldkulisse bildet einen angemessenen Rahmen für den Abstieg nach Königstein.
3. Wanderung rund um Rüdesheim
Zu Besuch bei Hildegard und Germania
Stilvolle Weinberg- und lauschige Waldwege verbinden herausragende Sehenswürdigkeiten in direkter Nähe zum trubeligen Rüdesheim nicht weit von Frankfurt. Während die Abtei St. Hildegard, kolossal und ehrwürdig zugleich, das Andenken ihrer Namenspatronin pflegt, überblickt die walkürische „Germania“ von ihrem Sockel zumeist eine Vielzahl von Seilbahntouristen. Beschaulicher wird es am Jagdschloss und im verwinkelten Assmannshausen, während die Ruine Ehrenfels den Geist der Rheinromantik belebt.
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Tourensteckbrief
Tourenbeschreibung
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
„Schräg gegenüber dem Bahnhof Rüdesheim zweigen wir in die Oberstraße Richtung Weinberge ab und beschreiben, den Brömserhof und die schmalen Gassen passierend, einen weiten Bogen um die Altstadt. Nach etwa 800 m ändert sich beim Überqueren der Grabenstraße das Ortsbild. Der Markierung „gelber Balken“ folgend verlassen wir über Eibinger, Marienthaler und Angerstraße Rüdesheim und erblicken oberhalb der ausgedehnten Weinberge die Abtei St. Hildegard, zu der uns auf halber Höhe links abknickend der Rheinsteig („blau-weißes R“) leitet.
Das Benediktinerinnenkloster, welches irrtümlicherweise leicht für ein romanisches Bauwerk gehalten werden könnte, wurde erst zu Beginn des 20. Jh. erbaut. Es steht in unmittelbarer Tradition des alten Klosters Eibingen, das als Gründung der hl. Hildegard gilt. Trotz des regen Besucheransturms gestattet ein Aufenthalt in der Kirche einen Augenblick der Besinnung.
Zur Überwindung des Ehrfurcht einflößenden Gigantismus kommt der anschließende Spaziergang durch den lichten Niederwald wie gerufen. Mäßige Höhendifferenzen ausgleichend reiht der Weg zwei herausragende Aussichtspunkte auf, von denen sich insbesondere der „Rittersaal“ des kurzen Abstechers als würdig erweist, gewährt er doch einen weiten Blick Richtung Mittelrheintal. Der optimale Ort für eine Einkehr mit Ambiente ist am Jagdschloss erreicht, bevor wir (weiterhin vom Rheinsteig geführt) teilweise steil nach Assmannshausen absteigen. Der traditionelle Rotweinort weiß mit schattigen Gassen, stilvollem Fachwerk und guten Weinlokalen zu imponieren. Neben der Heilig-Kreuz-Kirche übernimmt die Markierung „gelber Kelch“ des Rheingauer Rieslingpfades unsere Wegführung und leitet uns südöstlich durch Weinberge steil aufwärts, bevor niederer Hangwald die Szenerie bestimmt. Schroffes Gestein sowie Ausblicke auf Bingen und den Mäuseturm dominieren, dann kommt an der Ruine Ehrenfels echte Rheinromantik auf. Die Anfang des 13. Jh. erbaute Burg war lange Zeit eine wichtige Zollstation, bevor sie 1689 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges zerstört wurde.
Entlang des Rheins wandern wir schließlich wieder nach Rüdesheim.
4. Wanderung durch die nördliche Bergstraße
Vorbei an Burgen und Blüten
Beim Wandern rund um Frankfurt wird man überrascht, wie viele Facetten die Umgebung hat: Diese Tour durch die nördlichen Bergstraße spiegelt dies geradezu idealtypisch. Der Burgensteig führt uns in stetem Auf und Ab über weitläufige Kammlagen zu zwei Höhenburgen und einem Schloss; nach der Kehrtwende in Jugenheim durchstreifen wir auf dem Blütenweg beschauliche Orte, Streuobstwiesen und Auenwälder.
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Tourensteckbrief
Tourenbeschreibung
„Unsere Wanderung beginnt südlich des Ortskerns von Darmstadt-Eberstadt, wo vor dem Friedhof die Palisadenstraße von der Seeheimer Straße abzweigt. In gerader Linie leitet uns der Burgensteig („blaues B“) in den Wald, quert mit einem Schlenker an der Fußgängerbrücke die Bundesstraße und steigt gleich dahinter kräftig an.
Gut 2 km weiter taucht zwischen den Bäumen Burg Frankenstein auf, die mit einem Bergfried, einen Torturm und einer Burgkapelle zu imponieren weiß. Obwohl es zu Mary Shelleys Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ keine über den Namen hinausreichende Verbindung gibt, finden auf der erstmals 1252 urkundlich erwähnten Wehranlage Halloweenpartys und Gruseldinner statt.
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Auf dem Weg über der Bergkuppe passieren wir die sogenannten Magnetsteine, deren Gabbro-Anteil Kompassnadeln zum Tanzen bringt. Glücklicherweise ist der Weg gut markiert (weiterhin „blaues B“), wo er sich hinter der Schutzhütte in den querliegenden Taleinschnitt senkt, in dem wir die Landstraße nach Ober-Beerbach kreuzen.
Der Gegenanstieg führt uns zur Ruine Tannenberg, der nächsten einstigen Höhenburg im spannungsreichen nordwestlichen Odenwald. Mächtige Gebäudefundamente und Mauerreste zeugen von der Wehrhaftigkeit der Anlage, die 1230 erbaut wurde. Eine übermächtige Belagerung 1399 brachte die Mauern zum Einsturz, als ein „Frankfurter Geschütz“ 170 kg schwere Kugeln mit einem Durchmesser von 50 cm abfeuerte. Die Burg Tannenberg war damit eine der ersten deutschen Burgen, die nachweislich durch Feuerwaffen zerstört wurden.
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
5. Auf die höchsten Gipfel des Vogelsberges
Großartige Fernsichten und Bergwiesen mit alpinem Touch
Großartige Fernsichten, bei gutem Wetter sogar bis zur Frankfurter Skyline, sind bei dieser Wanderung vorprogrammiert. Ihre Höhepunkte sind im wahrsten Sinne des Wortes die Gipfel von vier Bergen im Naturpark Hoher Vogelsberg, dazu gesellen sich als weitere Natur-Attraktionen ein Hochmoor, die Niddaquelle und Bergwiesen mit alpinem Touch.
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Tourensteckbrief
Rother Bergverlag
Tourenbeschreibung
Wir starten am Parkplatz auf dem Hoherodskopf. Bei der Minigolfanlage folgen wir dem Wegweiser zum Taufstein nach rechts und lassen uns von der Markierung »grünes H« durch den Wald leiten. Nach etwa 30 Min. stehen wir am Fuß eines gewaltigen Blockmeeres aus Basaltblöcken. Eine Treppe führt uns dazwischen hindurch zum Gipfel des Taufsteins, mit 773 m der höchste Berg des Vulkangebirges. Es geht aber noch 28 m oder 101 Stufen höher, wenn man die Fernsicht vom Bismarckturm genießen will.
Zurück am Fuß des Blockmeeres folgen wir weiter dem »grünen H« zum Parkplatz „Heide“ und umrunden auf langer Schleife das NSG Breungeshainer Heide, ein Hochmoor. Bei einer Schutzhütte bestaunen wir ein kleines Rinnsal, das sich einige Kilometer bergabwärts zur Nidda auswachsen wird. Nach Überqueren der L 3291 beim Parkplatz „Niddaquelle“ führt uns das »grüne H« zu den Forellenteichen. Hier verlassen wir das „grüne H“ (das geradeaus zum Hoherodskopf zurückführt) und folgen stattdessen der Markierung „grün-weiß-roter Vulkan“ (Vogelsberg-Extratour) nach rechts (Wegweiser »Gackerstein 2,3 km, Bilstein 9 km«).
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Gerhard Heimler, Thorsten Lensing
Der Wegverlauf dieser Gipfeltour genannten Route führt uns zunächst durch lichten Wald und zeitweise über Wiesenmatten zum Plateau des Gackersteins, immerhin 663 m hoch, mit herrlichem Ausblick auf den Hoherodskopf. Weiter geht es durch Wald und dann leicht abwärts über die Wiesenflur, bis ein Wegweiser uns nach links den Hang hinab weist. Nach Überquerung der K 103 muss mit der Kuppe der Platte, 530 m, ein letztes Hindernis überwunden werden, bevor wir in Busenborn im Gasthaus »Zum Bilstein« einkehren können.
Uns stehen jetzt noch zwei steile Anstiege bevor. Der erste auf den Bilstein, 665 m, geht auf den letzten Metern gewaltig in die Knochen, dafür versöhnt der herrliche Blick ins westliche Vorland, bei gutem Wetter bis zur Frankfurter Skyline. Wir verlassen den Gipfel (weiterhin „grün-weiß-roter Vulkan“) und halten uns beim nächsten Wegkreuz links und dann immer halbwegs ebenerdig am Rand eines Waldes entlang. Mit der L 3338 überqueren wir zum letzten Mal eine Landstraße und laufen danach über die Wiesenmatten am Hang des Hoherodskopfes. Mit Erreichen des Skiliftes gilt es, den zweiten Anstieg zu bewältigen. Ab hier geht es steil hoch zum Gipfelplateau des Hoherodskopfes, 764 m, wo mehrere Gaststätten Speis und Trank für den müden Wanderer bereithalten.
Lust auf weitere Wanderungen rund um Frankfurt? Mehr Touren gibt’s im Rother Wanderführer „Rund um Frankfurt“ von Gerhard Heimler und Thorsten Lensing.