Inhalt
- Wo kann man gut winterwandern?
- Gefahren beim Winterwandern
- Tipps zur Tourenplanung im Winter
- Sicherheit und Orientierung beim Wandern im Winter
- Wandern bei Kälte und Minusgraden
- Wie warm anziehen beim Winterwandern?
- Wandern im Schnee: Das musst Du beachten
- Welche Schuhe fürs Winterwandern?
- Welche Ausrüstung fürs Wandern im Winter?
Die Stille des verschneiten Waldes, knirschender Schnee unter den Füßen und klare, frische Luft – Wandern im Winter kann besonders reizvoll sein. Doch die kalte Jahreszeit birgt auch Herausforderungen: Kälte, frühe Dunkelheit und rutschige und vereiste Wege stellen andere Anforderungen an die Ausrüstung, Vorbereitung und Tourenplanung als im Sommer.
- Die Tage sind im Winter kürzer – starte früh und plane Deine Tour entsprechend.
- Informiere Dich vorab über Wetterbedingungen und Wegverhältnisse.
- Nutze das Zwiebelprinzip mit atmungsaktiven Schichten und zieh Dich beim Gehen nicht zu warm an, um Schwitzen zu vermeiden.
- Wasserdichte Wanderstiefel mit gutem Profil sind ein Muss. Bei Schnee und Glätte können Grödel oder Schneeschuhe sinnvoll sein.
- Bleibe auf markierten Wegen und beachte Lawinenwarnungen. Ohne spezielle Kenntnisse sollten Touren nur in sicheren Gebieten stattfinden.
- Nutze analoge und digitale Navigationshilfen, damit Du Dich auch bei schlechter Sicht orientieren kannst.
Wo kann man gut winterwandern?
Speziell ausgewiesene, präparierte Winterwanderwege oder Touren in niedrigeren Lagen sind für Einsteiger perfekt, um erste Erfahrungen zu sammeln. Für Fortgeschrittene bietet sich Schneeschuhwandern als spannende Alternative an.
Ausgewiesene Routen in den beliebten Winterwandergebieten der Alpen und der deutschen Mittelgebirge sowie im Flachland findest Du über die gängigen Tourenportale, meist unter dem Sportarten-Filter „Winterwandern“.
Bestimmte Waldabschnitte sind im Winter tabu. Respektiere Ruhezonen und Schutzgebiete für Tiere im Winter.
Bergzeit
Viele – gerade touristisch erschlossene Gebiete – bieten fest ausgeschriebene Winterwanderwege oder Schneeschuhtouren an. Hier kannst Du Dir sicher sein, dass diese im Einklang mit den winterlichen Ruhezonen und Schutzgebieten für Tiere verlaufen.
👉 Mehr Infos: Schutzzonen im Winter: Worauf sollte man achten?
Gefahren beim Winterwandern
Mit Nässe, Kälte, Eis und Schnee sowie früher Dunkelheit sind die Bedingungen beim Winterwandern deutlich anspruchsvoller. Das Gehen im Schnee und die Kälte erhöhen den Energieverbrauch – im Winter ist es deshalb anstrengender zu wandern. Aber auch ohne Schnee gilt: die Wege können rutschig und vereist sein und es besteht (Ab)Sturzgefahr.
Bergzeit
Der Deutsche Alpenverein (DAV) spricht von einem „erhöhten Gefahrenpotenzial“ in der kalten Jahreszeit und den Übergangsmonaten. Dabei sind sogenannte Blockierungen (definiert als eine für die Person „ausweglose Notsituation“) einer der häufigsten Gründe für Rettungseinsätze bei Winter-Bergwanderungen laut einer Untersuchung des DAV.
Zu diesen Blockierungen kommt es zum Beispiel durch:
- schwierige Sichtverhältnisse und fehlende Orientierung bei Nebel und Dunkelheit und in der Folge Abkommen vom Weg
- langsameres Vorankommen als geplant aufgrund von hohem Schnee und mangelnder Ausrüstung
- plötzliche Wetterumschwünge in Verbindung mit Schneefall und Kälte
- Erschöpfung aufgrund anstrengender Bedingungen
- Stürze auf vereisten oder verschneiten Wegen
- Unterkühlung
- Lawinengefahr (Gelände, in dem kein Weiterkommen mehr möglich ist)
Zurückzuführen seien diese bedrohlichen Situationen unter anderem auf eine „mangelhafte Tourenplanung, Unterschätzung der Verhältnisse oder Fehleinschätzung des eigenen Könnens“.
Mache Dir bewusst, dass eine Winterwanderung im Gebirge andere Anforderungen als das Bergwandern im Sommer mit sich bringt, und plane Deine Tour entsprechend. Die folgenden Tipps helfen Dir dabei.
Tipps zur Tourenplanung im Winter
Mit einer sorgfältigen Planung und Vorbereitung der Tour kannst Du potenzielle Risiken beim Winterwandern minimieren und gefährliche Situationen von Vornherein vermeiden.
- Wähle eine geeignete Winterwanderroute und entscheide Dich im Zweifel lieber für eine kürzere Tour mit weniger Höhenmetern, denn die Tage im Winter sind kurz.
- Informiere Dich über die Verhältnisse, zum Beispiel mithilfe von Webcams und vor Ort.
- Plane beim Wandern im Winter entsprechend längere Gehzeiten ein. Bei Schnee kommst Du auf der gleichen Strecke deutlich langsamer vorwärts.
- Starte rechtzeitig und plane genug Zeitpuffer für unerwartet eintretende Ereignisse ein, damit Du nicht bei Dunkelheit absteigen musst oder die letzte Seilbahn ins Tal verpasst.
- Lege einen Zeitpunkt fest, an dem Du umkehrst, wenn Du bis dahin nicht die geplante Strecke geschafft hast.
- Informiere Dich über die Öffnungszeiten von Hütten, Winterräumen und Seilbahnen.
- Hole vorab den Wetterbericht für die Höhenlage ein, in der Du unterwegs bist. Kälte kombiniert mit Wind oder Niederschlag kann schnell bedrohlich werden.
- Bei Wanderungen im Gebirge: Informiere Dich über den aktuellen Lawinenlagebericht.
Bergzeit
Sicherheit und Orientierung beim Wandern im Winter
Nebel, Schneefall oder eine schneebedeckte Landschaft – Stichwort Whiteout – können selbst tagsüber die Orientierung unmöglich machen. Wegmarkierungen sind im Winter oft schlecht erkennbar oder eingeschneit, und frischer Schnee kann vorhandene Wege oder Spuren vollständig verdecken.
Beschäftige Dich daher vorab mit (digitalen sowie analogen) Orientierungshilfen, damit Du Dich unterwegs immer sicher orientieren kannst. Wie das ohne GPS und Smartphone geht, dazu gibt Dir dieser Beitrag hilfreiche Tipps: Orientierung im Gelände: Karte, Höhenmesser & Kompass richtig lesen.
Kehre bei schlechtem Wetter, unerwartet schwierigen Verhältnissen oder zu langsamem Vorankommen rechtzeitig um.
Bei schlechtem Wetter oder unerwartet schwierigen Verhältnissen entscheide Dich rechtzeitig, umzukehren oder abzubrechen. Bist Du erst körperlich erschöpft, ist der Rückweg umso schwieriger. Auch wenn Du deutlich mehr Zeit als geplant für einen Wegabschnitt gebraucht hast und Deine Zeitreserve schwindet, ist Umkehren angesagt.
Bergzeit
- Nutze bei Orientierungslosigkeit die Trackback-Funktion Deiner GPS-Uhr, um Dich auf der gleichen Route zurück zum Ausgangspunkt navigieren zu lassen.
- Wenn ihr in der Gruppe unterwegs seid, bleibt bei schlechter Sicht eng zusammen.
- Behalte den Ladestand Deines Smartphones im Blick, um notfalls Hilfe rufen zu können.
- Lade Dir den Kartenausschnitt vorher aufs Handy und nutze es unterwegs im Flugmodus, um Akku zu sparen. Das GPS funktioniert trotzdem.
- Für den Fall, dass Du in Dunkelheit gerätst, gehört eine Stirnlampe ins Gepäck. Lade den Akku vorher auf und nimm Ersatzakkus mit.
- Notfallausrüstung: Ein Erste-Hilfe-Set inklusive Rettungsdecke und Biwaksack, die Dich im Ernstfall warmhalten, sollte selbstverständlich sein. Bei Touren in abgelegenen Gebieten ist auch ein Notfallmessenger wie das Garmin InReach empfehlenswert.
- So verhältst Du Dich im Notfall: Erste Hilfe bei Erfrierung, Unterkühlung, Ski- und Lawinenunfällen 🚁
Lawinensicherheit beim Winterwandern
Viele Schneeschuh- oder Winterwanderer wähnen sich im lawinensicheren Gelände. Doch auch auf markierten Pfaden bist Du davor nicht automatisch geschützt. Bei Wintertouren in den Bergen solltest Du Dich deshalb immer über die aktuelle Lawinenlage informieren.
Unternimm ohne spezielle Kenntnisse nur Wanderungen in sicheren Gebieten mit kaum Schnee und auf ausgewiesenen und geöffneten Winterwanderwegen. Beachte, dass auch flaches Gelände im Auslaufbereich von Lawinen liegen kann.
Bergzeit
Bei Schneeschuhwanderungen im alpinen Gelände, aber auch in Mittelgebirgen, ist ein LVS-Set (bestehend aus LVS-Gerät, Schaufel, Sonde) Bestandteil Deiner Ausrüstung. In LVS-Trainings lernst Du es richtig anzuwenden. Entsprechende Kurse findest Du zum Beispiel beim Alpenverein, etwa zum Schneeschuhgehen oder alpinen Winterwandern.
Wandern bei Kälte und Minusgraden
Die Kälte ist im Winter ein Faktor, auf den Du Dich besonders einstellen musst. Kälte kostet Deinen Körper zusätzlich Energie, deshalb ist es wichtig, dass Du genug Flüssigkeit zu Dir nimmst – ideal ist ein warmer Tee in der Isolierkanne – und Deinen Körper mit energiereicher Nahrung versorgst (zum Beispiel Nüsse oder Riegel). Die Energieriegel kannst Du auch selber machen.
👉 Tipp: Für Trinksysteme gibt es isolierte Schläuche, die verhindern, dass das Wasser im Schlauch gefriert.
Um bei Pausen und in einer potenziellen Notsituation, in der Du länger ausharren musst, nicht in eine Unterkühlung zu geraten, ist ausreichend funktionale und warme Bekleidung wichtig (mehr dazu im Abschnitt „Wie warm anziehen beim Winterwandern?“). Plane lieber mehrere kurze Pausen ein als eine lange – so bleibst Du in Bewegung und kühlst nicht aus.
Auch Kopf und Hände solltest Du beim Wandern in der kalten Jahreszeit warmhalten. Trage eine Mütze und leichte gefütterte Handschuhe. Die Handschuhe dienen nicht nur als Kälteschutz, sondern sind auch ein wichtiger Schutz vor Verletzungen, etwa wenn Du stürzt.
Nicht nur den Körper, auch das Handy und den Akku Deiner Stirnlampe musst Du vor Kälte schützen. Trage sie nah am Körper, damit sie sich weniger schnell entladen. Denke auch an Ersatzakkus und eine Powerbank.
Und trotz aller Kälte: Auch im Winter scheint die Sonne intensiv. Verwende deshalb Sonnenschutz für Gesicht und Augen.
👉 Warum Sonnenschutz in den Bergen besonders wichtig ist und was es mit Schneeblindheit auf sich hat, erfährst Du in unseren Beiträgen zum Thema.
Wie warm anziehen beim Winterwandern?
Sich besonders warm anzuziehen, ist beim Wandern im Winter keine gute Idee. Wenn Du zu den Menschen gehörst, die am liebsten in Skijacke und Skihose den Berg raufstapfen, gibt es hier den wichtigsten Tipp: Zieh Dich nur so warm an, dass Dir gerade noch warm genug ist und Du beim Gehen nicht schwitzt. Beim Losgehen darf es sogar ein wenig kühl sein – oder Du ziehst Dir nach ein paar Minuten Gehzeit die äußerste Bekleidungsschicht aus.
Wenn es kalt ist, ziehe ich mich extra warm an – dieses Motto ist, wenn Du Dich intensiv bewegst, nicht ratsam.
Warum? Wenn Du Deine warme Isolationsjacke anhast, während Du wanderst, wirst Du ziemlich schnell schwitzen. Deine Kleidung wird durchnässt. Und eine klamme, durchgeschwitzte Jacke isoliert nicht nur schlechter, sondern lässt Dich auch durch die Verdunstungskälte frieren – wenn dann noch Wind dazukommt oder es sehr kalt ist, kühlst Du spätestens bei der Gipfelrast schnell aus.
Bergzeit
Besser ist es also, beim Winterwandern nur die Schichten zu tragen, die Du gerade brauchst. Das funktioniert nach dem berühmten Zwiebelprinzip am besten. Die einzelnen Lagen sollten dabei aus Funktionsmaterial sein, das gut isoliert und schnell trocknet (keine Baumwolle!).
In unserer Packliste Winterwanderung findest Du übersichtlich alles aufgelistet, was Du zum Wandern im Winter anziehen kannst – und viele Beispiele für die einzelnen Bekleidungsschichten. Die Packliste kannst Du Dir auch als PDF-Checkliste zum Abhaken herunterladen.
Wandern im Schnee: Das musst Du beachten
Winterwanderungen im Schnee sind besonders reizvoll. Das Gehen ist im Schnee aber auch deutlich anstrengender als auf präparierten Wegen. Du kommst langsamer voran und ermüdest schneller. Hilfreich sind deshalb Wanderstöcke mit großen Schneetellern, die nicht nur stabilisieren, sondern Dir auch helfen, Kraft zu sparen.
Bergzeit
⚠️ Wichtig: Behalte Dir bei Schneewanderungen genügend Kraftreserven für den Abstieg beziehungsweise Rückweg und reize Dein konditionelles Limit nicht bereits im Aufstieg aus.
Liegt nur wenig Schnee und schwanken die Temperaturen, besteht die Gefahr von rutschigen oder vereisten Wegen. Um Stürze zu vermeiden, helfen auch hier Wanderstöcke sowie Grödel oder Spikes unter den Füßen.
Bergzeit
Bei hoher Schneelage sind Gamaschen sinnvoll, um ein Eindringen von Schnee zwischen Hose und Schuh zu verhindern.
Bei wenig Schnee, wenn es steil wird, oder auf vereisten Wegen brauchst Du Grödel bzw. Spikes. Sie fungieren als Schneeketten für die Wanderschuhe. Mehr erfahren: Was sind Grödel und wann werden sie verwendet?
Im Tiefschnee sind Schneeschuhe angebracht, die das Einsinken verhindern. Mehr erfahren: Was sind Schneeschuhe?
Welche Schuhe fürs Winterwandern?
Zum Wandern im Winter eignen sich knöchelhohe, wasserdichte Wanderstiefel mit gutem Profil. Diese können isoliert sein, das ist aber kein Muss. Wenn Du in Bewegung bist, reicht es im Winter auch aus, die Wanderschuhe mit dickeren Wandersocken (etwa aus Wolle) zu kombinieren. Die Schuhe sollten damit aber nicht zu eng sein, sonst sind kalte Füße vorprogrammiert.
👉Empfehlungen für Winterwanderschuhe findest Du in unseren Beiträgen:
Welche Ausrüstung fürs Wandern im Winter?
Fürs Winterwandern brauchst Du im Vergleich zu anderen Wintersportarten wenig spezielle Ausrüstung. Einfach losstarten ohne Vorbereitung solltest Du aber trotzdem nicht. In unserer ausführlichen Packliste Winterwanderung findest Du alle Ausrüstungsgegenstände, die Du beim Wandern im Winter brauchst.
Dir fehlt noch Ausrüstung oder Bekleidung für Deine Wintertour? Im Bergzeit Shop wirst Du rund ums Winterwandern fündig:
Zum ShopWinterwander-Tourentipps im Bergzeit Magazin
- Winterwandern im Harz
- Winterwandern auf der Schwäbischen Alb
- Winter- und Schneeschuhwandern in Ramsau bei Berchtesgaden
- Rodeln im Allgäu: Die Top 5 Rodelbahnen