Inhalt
- Korsika vereint sanfte Natur und raue Berglandschaften
- Zum Gipfel des Monte Cinto: Korsikas Höchster ist kein Berg für Zauderer
- Wanderung auf den Monte Cinto: Anreise nach Lozzi & Zufahrt
- Der Aufstieg von Lozzi über die Südseite
- Abstieg: Über die Aufstiegsroute oder via Cintosee
- Tourdaten zum Monte Cinto: Anspruchsvolle Wanderung
Es mag verwunderlich klingen, wenn man von hochalpinen Besteigungen auf einer Mittelmeerinsel wie Korsika berichtet. Aber diese Insel hat es tatsächlich in sich und besteht, zumindest im nördlichen Bereich, beinahe nur aus Gebirge. Es ist phänomenal und beeindruckend welch variantenreiche Wanderrouten und faszinierende Landschaftskulissen sich zwischen Bergen und Meer dem Betrachter hier öffnen.
Oliver Lair
Oliver Lair
Korsika vereint sanfte Natur und raue Berglandschaften
Nur sehr selten wirst Du eine derart kompakte Gebirgsszenerie und unberührte, menschenleere Naturkulisse in unseren Breitengraden vorfinden können: von einfachen Wanderrouten entlang der Küsten, über sanfte Bergwege in den Mittelgebirgen, bis zu satten Bergtouren im Hochgebirge der Insel. Gipfel wie der Monte Rotondo, der Monte d’Oro oder auch der „König“ Korsikas, der Monte Cinto, verlangen selbst dem erfahrensten Alpinisten einiges ab.
Heute möchte ich Dir von meiner Wanderung auf den Monte Cinto (2.709 Höhenmeter) über die Südseite, von Lozzi aus, berichten.
Zum Gipfel des Monte Cinto: Korsikas Höchster ist kein Berg für Zauderer
Mit 2.709 Meter ist der Monte Cinto Korsikas höchster und wohl auch bekanntester Berg. Die Wanderung auf den Gipfel ist sowohl vom nördlichen Ascotal – von Haut-Asco aus – als auch von Süden her – über die Scala di Santa Regina und vom Bergdorf Lozzi aus – möglich. Wir haben uns für die südliche Variante, also von Lozzi aus entschieden. Trotz der im Verhältnis zu vielen Alpengipfeln gering anmutenden Höhe und eines vermeintlich nicht allzu schwierigen Aufstieges sollte man diesen Berg aber keinesfalls unterschätzen.
Die Höhe mag gering anmuten, dennoch sollte man diesen Berg keinesfalls unterschätzen.
Es handelt sich bei dieser Besteigung um eine absolut anspruchsvolle Hochgebirgstour, speziell ab etwa 2.200 Meter sind mit Erreichen des felsigen Geländes sowohl die Wegfindung als auch die technischen Herausforderungen nicht zu unterschätzen. Höchste Konzentration und Fokussierung auf die Schwierigkeiten sind anzuraten.
Oliver Lair
Auch abseits der technischen Herausforderungen bietet die Wanderung ein absolut beeindruckendes Gebirgserlebnis, welches man auf einer Mittelmeerinsel eigentlich gar nicht erwarten würde. Ein hochalpines Bergerlebnis vom Feinsten in absoluter Abgeschiedenheit und Menschenleere. Nur ab und zu ein paar Bartgeier, die über den Köpfen schweben. Natur pur und Erlebnis pur, eben!
Wanderung auf den Monte Cinto: Anreise nach Lozzi & Zufahrt
Bereits die Anreise über die schmale, sich an Felswänden entlang schlängelnde Gebirgsstrasse, durch die Scala di Santa Regina nach Lozzi ist abenteuerlich. Hier ist Geduld angesagt und keine Hast. Denn bei Gegenverkehr wird es knapp für zwei Fahrzeuge.
Zum Ausgangspunkt gelangt man von Lozzi aus der Asphaltstraße weiter folgend zum Campingplatz am Auffahrtsweg zum Refuge de l’Ercu. Hier gibt es eine Schranke, die Asphaltstraße endet. Für die weitere Auffahrt am Campingplatz um Erlaubnis fragen bzw. diese vorher vereinbaren. Eine ausgewaschene Piste führt nun etwa 500 Höhenmeter hinauf bis zum Parkplatz. Mit Allradfahrzeug kein Problem.
Der Aufstieg von Lozzi über die Südseite
Von Lozzi zum Refuge de l’Ercu
Beide Aufstiegswege auf den Monte Cinto, sowohl der von Norden über Haut-Asco als auch der von Süden über Lozzi, haben durchaus Ihre Reize. Unser Weg von Lozzi aus hat allerdings den Vorteil, dass man mit einem geländegängigen Fahrzeug die Möglichkeit hat bis zum Parkplatz an der Bergerie de Petra Pinzula, auf knapp 1.560 Meter aufzufahren, was auf dem Hin- und Rückweg doch etwa zwei Stunden Gehzeit erspart.
- Tipp: Vor der Auffahrt am Campingplatz um Erlaubnis fragen. Die Schranke wird vom Besitzer geöffnet, ist jedoch nicht immer geschlossen.
Vom Ausgangspunkt am Parkplatz der Beschilderung „Refuge de l’Ercu“ folgen. Der Weg bis zum Refuge de l‘ Ercu verläuft ähnlich einem Almsteig in den Alpen, gemütlich, einfach und flach in leichtem Bergauf und Bergab etwa eine Stunde bis zum Refuge de l’Ercu. Hier findet man sich in einem typischen Almgelände mit Kühen und Almwiesen wieder, das einen kurz nachdenken lässt, ob man sich hier wirklich auf Korsika befindet. Das Refuge ist wenig besucht, kann aber für Übernachtungen genutzt werden (Anmeldung erforderlich. Schlüsselaushändigung am Campingplatz).
Oliver Lair
Vom Refuge de l’Ercu bis zum Gipfel des Monte Cinto
Ab dem Refuge de l’Ercu beginnt nun der etwas steilere Aufstiegsweg in leichten Serpentinen über Rasen- und Geröllgelände bis zum Erreichen des felsigen Geländes auf etwa 2.200 Meter. Ab hier heißt es dann die Konzentration schärfen, damit der weitere Weg zwischen den Felsen und die Markierung der Steinmännchen auch richtig erkannt werden. Immer wieder sind auch Holzpfeile an Felswänden mit der Aufschrift „Monte Cinto“ angebracht, welche einem den aktuell richtigen Weg bestätigen.
Oliver Lair
- Aber Achtung: Es gibt mehrere Aufstiegswege und von daher solle man sich immer eher links halten und unterhalb der großen Felswände, entlang der Rinnen und Verschneidungen, über den Südostgrat orientieren.
Teilweise wird leichte Kletterei verlangt, meist jedoch führt das Gelände über mäßig steiles Fels- und Geröllgelände an den markanten Felswänden vorbei. Nach etwa drei Stunden Aufstieg über steiles Gelände (durchwegs 35 bis 45 Grad) erreicht man auf etwa 2.600 Meter eine kleine Terrasse . Über nun einfacheres Geröllgelände gelangt man flacher zum Gipfelplateau. Linkshaltend führt der Weg über Blockgelände zum Gipfel des Monte Cinto. Hurra, der höchste Punkt Korsikas ist erreicht!
Oliver Lair
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Abstieg: Über die Aufstiegsroute oder via Cintosee
Der Gipfel soll ausgiebig genossen werden, bevor es gestärkt durch eine „korsische Jause“ und ausreichend Flüssigkeitszufuhr wieder zurück auf den herausfordernden Abstieg geht. Etwa 1.300 Höhenmeter liegen vor uns.
Der Abstiegsweg verläuft auf gleicher Route wie der Aufstieg. Wer noch etwas Adrenalin und Abenteuerlust in den Knochen verspürt, der kann alternativ über den Lac du Cinto (Cintosee) auf absteigen. Diese Abstiegsalternative ist etwa eine Stunde länger und recht anspruchsvoll.
Aufgrund eines aufziehenden Gewitters haben wir uns beim Abstieg für die raschere Variante entschieden. Vollste Konzentration ist hier angesagt, denn auf Grund der seltenen Besteigung und Abgeschiedenheit des Berges ist ein Notfall am Monte Cinto nicht empfehlenswert!
Tourdaten zum Monte Cinto: Anspruchsvolle Wanderung
Anreise & Parken
- Anfahrt: Über die Schnellstraße N193 nach Francardo (etwa 13 Kilometer nördlich von Corte). Hier abzweigen und weiter in südwestlicher Richtung, über die teilweise recht abenteuerliche D84 (Scala di Santa Regina) bis nach Lozzi auf 1.040 Meter.
- Zufahrt Parkplatz: In Lozzi der Asphaltstaße in Richtung „Refuge de l’Ercu“ bis zum Campingplatz folgen (Schranke, alternativer Ausgangspunkt). Wer weiter auffahren möchte braucht ein geländegängiges Fahrzeug und sollte sich bereits vorher dazu erkundigen. Die Schranke kann versperrt sein, denn Schlüssel gibt’s beim Campingplatzbesitzer. Von hier über die Schotterpiste bis zum Parkplatz der Bergerie de Petra Pinzula (1.560 Meter). Parkplatz gebührenfrei.
Infos zur Tour
- Charakter: Bis auf die Felspassagen und etwas schwierige Wegfindung im oberen Bereich ab etwa 2.200 Meter mittelschwere Bergtour. Aufgrund der erwähnten Schwierigkeiten sollte die Tour jedoch insgesamt nicht unterschätzt werden. Eine Bergtour auf den Monte Cinto kann durch jahreszeitliche Gegebenheiten und Witterungseinflüsse rasch schwierig werden.
- Schwierigkeiten: Speziell im oberen felsigen Gelände sind immer wieder leichte Klettereien im I+ bis II. Schwierigkeitsgrad zu meistern, wobei entsprechende Aufmerksamkeit verlangt wird (keinerlei technische Hilfsmittel, Drahtseilsicherungen oder ähnliches vorhanden).
- Ausrüstung: Unbedingt ein Helm, ebenso je nach Jahreszeit und Witterung Steigeisen oder Leichtsteigeisen. Ansonsten Hochalpen-Bergausrüstung mit warmer Wechsel-Bekleidung, da bei Wetterumschwung rasch winterliche Verhältnisse eintreten können.
- Länge der Tour: Vom Parkplatz am Bergerie de Petra Pinzula bis zum Monte Cinto, etwa 1.300 Höhenmeter und vier Stunden Gehzeit (13 Kilometer), Abstieg bis zum Parkplatz etwa drei Stunden. Bei Start und Ende in Lozzi am Campingplatz kommen insgesamt zwei Stunden Gehzeit dazu (dann insgesamt neun Stunden, 18 Kilometer).
Übernachtung & beste Jahreszeit
- Übernachtung: Möglichkeit im Refugue de l´Ercu, 1.670 Meter (Schlüssel gegen Voranmeldung erhältlich, derzeit (Stand Juni 2022) nicht empfehlenswert da Schlafplatz relativ verwahrlost)
- Beste Jahreszeit: Ende Mai bis Ende September. Achtung, im Hochsommer vor starker Sonneneinstrahlung und Hitze schützen, Gewitterbildung beobachten. Im Frühsommer können Schneefelder relativ lange den Aufstiegsweg behindern.